211 Fackel trage; auch andere, die er herbeirief, glaubten dasselbe zu erkennen. Man befand sich in der Tat in der Nähe des Landes. Wenige Stunden später, am 12. Oktober, morgens 2 Uhr, sah ein Matrose auf der Pinta einen flachen, sandigen Strand im Mondschein leuchten; denn man hatte sich dem Lande bereits bis auf zwei Seemeilen genähert. Ein Ka¬ nonenschuß verkündigte die glückliche Entdeckung den beiden nachfolgenden Schiffen, und als es Tag wurde, sahen sie eine anmutig grüne Insel vor sich liegen. Die Überfahrt von den Kanarischen Inseln hatte zwei unddreißig Tage gedauert. Leider gönnte der glückliche Entdecker dem Matrosen, der das Land zuerst erblickt hatte, den verheißenen könig¬ lichen Lohn nicht; er erhob selbst Anspruch auf die aus¬ gesetzte Jahresrente, weil in der Nacht zuvor das Licht in der Ferne von ihm bemerkt worden war. Die Befehlshaber der Schiffe landeten nun mit ihrer bewaffneten Mannschaft. Unter fliegenden Fahnen stiegen sie ans Land und warfen sich nieder, um den Boden zu küssen. Die braunen Insulaner scharten sich harmlos um die fremden, dem Meere entstiegenen Männer. Den ersten Ver¬ kehr mit den Indianern schildert uns Kolumbus mit folgenden Worten: „Da ich sah, daß die Leute eher durch Güte als durch Zwang für unsern heiligen Glauben zu gewinnen waren, auch um ihr Vertrauen zu erwerben, gab ich einigen von ihnen Perlenschnüre, die sie um den Hals legten, und andere wertlose Gegenstände, die ihnen Vergnügen machten. Einige kamen später an die Boote geschwommen und brachten Papageien, Speere und viele andere Dinge, und wir schenkten ihnen dafür kleine Perlenschnüre und Glöckchen. Kurz, sie gaben gutwillig her, was sie hatten. Sie schienen recht arm zu sein. Alle gingen vollständig nackt. Es waren fast lauter junge Leute, keiner schien über zwanzig Jahr alt zu sein. Sie waren wohlgebaut, von sehr schöner Gestalt und angenehmem Äußern. Das Haar war so grob wie eine Pferdemähne. Nach vorn trugen sie es kurz, bis zu den Augenbrauen; dagegen blieb es im Nacken lang und unge¬ schoren.