157 sie abhauen. Die umherstehenden Heiden glaubten sicherlich, der Gott, der in dem Baume sei, werde alsbald mit Feuer herausfahren und den Frevler mit allen seinen Gefährten verzehren; aber der Baum fiel, ohne daß das Feuer erschien, und mit ihm fiel ihre alte Zuversicht zu ihrem Gotte. Noch mehr als über die Roheit der Heiden klagt aber Bonifacius über die schlechten christlichen Priester, die er bei den Franken fand. Sie lebten in allen Lastern und machten sich kein Gewissen daraus, zugleich den Götzen zu opfern und auch zu taufen, wie es jemand für Geld von ihnen verlangte. Und selbst die Bessern unter ihnen hatten ebensoviel Lust an den Waffen und an der Jagd als an der Sorge für ihr geist— liches Amt. „Die Religion liegt seit sechzig bis siebzig Jahren ganz zu Boden,“ sagt er in einem Schreiben an den Papst Zacharias. „Die Franken haben mehr als achtzig Jahre lang weder eine Kirchenversamm— lung gehalten, noch einen Erzbischof gehabt; die Bistümer sind meistens in den Händen geldbegieriger Laien oder verbrecherischer Geistlichen, die auf nichts als den zeitlichen Gewinn sehen.“ — Daher war eine seiner Hauptsorgen, daß von neuem Kirchenversammlungen der fränkischen Geist⸗ lchkeit gehalten wurden, um gute Sitten und die alte Kirchenzucht her— zustellen, und daß die Geistlichen an den Versammlungen des Märzfeldes leilnahmen, damit auch das Wohl der Kirche daselbst beraten würde; und vieles ist ihm rühmlichst gelungen. Im Jahre 748 wurde Bonifacius zum Erzbischof von Mainz er— nannt und stand als solcher an der Spitze der ganzen ostfränkischen Geist⸗ lichkeit, welche er zum unbedingten Gehorsam gegen den römischen Bischof, der nun schon unbestritten als Papst an der Spitze der abendländischen Kirche stand, gewöhnte. Wie er selbst der erste fremde Bischof gewesen war, welcher (723) dem Papste den Eid des Gehorsams schwur, den bis dahin nur die Bischöfe des römischen Sprengels leisteten, so hatte er es auch bewirkt, daß 743 auf einem großen Konzil die fränkische Kirche sich förmlich dem römischen Stuhle nterwarf. Er war der Wiederhersteller der Synoden und ein Hauptbeförderer der Mönchsklöster, sowie ebenfalls des Glibats. Er selbst gehörte dem Orden des heiligen Benedikt an. Obwohl nun Erzbischof, wollte er doch nicht in Ruhe bleiben und sein Alter genießen, sondern die Bekehrung der Heiden blieb nach wie vor seines Lebens Arbeit und Ziel, und darüber starb er endlich den Märtyrertod. Denn als er wiederum zu den Friesen gezogen war, um einige Neugetaufte feierlich einzusegnen, wurde er von einem bewaffneten Barbarenhaufen angefallen, welcher an ihm Beute zu machen glaubte. Seine Diener ergriffen die Waffen; er aber verbot ihnen, Blut zu ver— gießen, und so wurde er mit 53 Gefährten von dem wütenden Haufen erschlagen.