188 wieder mit der Erde, und der Leib, welcher lange durch ihre Erzeugnisse genährt wurde, wird selbst zu Staub und befruchtet das Land. Es ist aber ein grosser Unterschied zwischen den vernünf¬ tigen Menschen und der vernunftlosen Natur. Die Bäume, die Steine, die Metalle gehorchen in ihren Umwandlungen einer äussem Macht, der auch unser Körper nicht entzogen werden kann. Aber das, was in uns denkt und will, ist dieser Macht nicht unter¬ worfen. Ob wir gesund sein, ob wir leben wollen, hängt nicht " von uns ab; aber uns zu veredeln, unser Wesen zu läutern und besser und zufriedener zu machen, steht ganz in unserer Gewalt. Wenn wir diese Gewalt nie aus den Händen lassen, so er¬ heben wir uns über die Natur, und jene Gewalt ist es, um derent¬ willen der Mensch der Herr der Schöpfung heisst." 153. Die Forelle. Wilhelm Müller. Gedichte. 1. Teil. Berlin, 1874. 1. Jn der Hellen Felsenwelle Schwimmt die muntere Forelle, Und in wildem Übermut Guckt sie aus der kühlen Flut, Sucht, gelockt von lichten Scheinen, Nach den weißen Kieselsteinen, Die das seichte Bächlein kaum Überspritzt mitStaub undSchaum. 2. Sieh doch, sieh, wie kann sie hüpsen Und so unverlegen schlüpfen Durch den höchsten Klippensteg, Grad' als wäre das ihr Weg! Und schon will sie nicht mehr eilen, Will ein wenig sich verweilen, Zu erproben, wie es thut, Sich zu sonnen aus der Flut. 3. Über einem blanken Steine Wälzt sie sich im Sonnenscheine, Und die Strahlen kitzeln sie In der Haut, sie weiß nicht wie; Weiß in wähligem Behagen Nicht, ob sie es soll ertragen, Oder vor der fremden Glut Retten sich in ihre Flut. 4. Kleine muntere Forelle, Weile noch an dieser Stelle Und sei meine Lehrerin! Lehre mir den leichten Sinn, Über Klippen wegzuhüpfen, DurchdesLebensDrangzuschlüpfen Und zu gehn, ob' s kühlt, ob's brennt. Frisch in jedes Element. 154. Rübezahl. Nach Musäus, Volksmärchen der Deutschen. Eines Tages stand Rübezahl an der Hecke seines Gartens. Da kam eine Frau des Wegs daher, die durch ihren sonderbaren Aufzug seine Aufmerksamkeit erregte. Sie trug ein Kind an der Brust, eines auf dem Rücken, und ein drittes leitete sie an der Hand. Ein etwas größerer