— 12 — 20. Himmelsfreude. Wie schön mag er im Fimmel sein, das kann kein Mensch dir sagen. Ls könnte auch das Herz so klein die Himmelsfreud' nicht tragen. Doch freu' dich, Rind, recht inniglich, all diese Freud' erwartet dich. Karl Nauracher. 21. Allerseelen. Wie wandern doch heute so viele Menschen zum stillen Fried- hof hinaus! Fast alle tragen Blumensträuße und Kränze in den Händen, und sie sehen ernst und traurig aus. Es ist ja Allerseelen¬ tag! Dort auf dem Gottesacker ruhen die lieben Verstorbenen; an die denken wir heute ganz besonders. Mit den Blumen schmücken wir ihre Gräber. Aber wir beten auch an den Gräbern, und wenn es dunkel wird, flimmern viel hundert kleine Lichter auf dem weiten Gottesacker. Die Kerzen bringen wir dem lieben Gott zum Opfer für die armen Seelen im Fegefeuer. — Und vom Himmel her grüßen die blinkenden Sternlein. Sie wollen uns trösten und rufen uns zu: „Weinet nicht, im Himmel sehet ihr euch wieder!“ Therese Wolfs. 22. Der heilige Martin. Der heilige Martin war ein Soldat. Einst ritt er über Land. Es war Winter. Dichter Schnee fiel zur Erde, und ein scharfer Wind wehte. Da saß ein armer Greis in zerrissenen Kleidern am Wege. Er zitterte vor Frost. Der heilige Martin hatte Mitleid mit ihm. Er nahm seinen Mantel ab und teilte ihn mit dem Schwerte in zwei Teile. Das eine Stück gab er dem alten Manne, das andere behielt er für sich. Als er des Nachts schlief, hatte er einen schönen Traum. Jesus stand vor ihm. Er war mit der Hälfte seines Mantels bekleidet und sprach freundlich zu Martin: „Was du den Armen tust aus Liebe zu mir, das hast du mir getan." Therese Wolff.