12 — hinfuhr, da brachen Tränen aus seinen Augen, und heftiges Schluch¬ zen hob seine Brust. Plötzlich schlang er die Arme um ihren Hals und sagte: „Ich will das Nest wieder hintragen, vielleicht sind die Vögelchen noch dort. Meinst du, sie sind noch dort, liebe Mutter?" — „Ich hoffe es, mein Kind; ja, ich glaube, die armen Vögel flattern noch jammernd über der Stelle, wo sie vor kurzem noch so glücklich waren." — Eilig lief nun der Knabe fort, um das geraubte Nest der: Vögelchen zurückzubringen. 3. Er blieb wohl eine Viertelstunde aus, dann kaut er mit dem Jubelruf zurück: „Mutter, die Vögleiu sind gleich in ihr Nest ge¬ kommen, und wie haben sie vor Freude geschrien! Niemals wieder will ich ein Nest wegnehmen!" Und er hat sein Versprechen gehalten. Nach dem Lesebüchlein des Berliner Tierschutz Vereins. 15. Der Kuckuck. 1. Horch! Was für ein lauter Ruf schallt dort aus dem Walde hervor? „Kuckuck" ruft es und immer wieder „Kuckuck". Wer mag da nur so unablässig rufen? — Sieh, da sitzt der Schreier auf einem Bnchenast. Ein Vogel ist es, nur eine Spanne lang, und doch hat er eine Stimme, die den ganzen Wald durchdringt. Er trägt nur ein einfaches, graues Gewand, das am Bauch und an der Brust weißlich ist und dunkle Querstreifen hat. Sein Schlvanz ist an den Seiten weiß gefleckt, seine Beine sind gelb. Aber trotz feineg geringen Kleides dünkt er sich, ein vornehmer Mann zu sein, und weil er gern be¬ achtet sein will, ruft er fortlvährend seinen eigenen Namen und reißt dabei bett krummen Schnabel bis unter die Augen ans. Weiter hat er auch nichts gelernt. Zwitschern wie die Stare tttib Schwalben oder gar singen wie Lerche und Nachtigall kann er nicht; nur „Kuckuck" kann er rufen und schreit es oft über fünfzigmal, daß einem die Ohren gellen. Aber doch mag jeder ihn gern hören; denn wenn der Kuckuck ruft, ist es Frühling, und das ist die schönste Zeit im Jahre. 2. Nützlich ist der Kuckuck auch. Er fängt im Walde die schäd¬ lichen Käfer intb Raupen, die sonst die schönen, grünen Blätter zer¬ stören würden, und weil er ein rechter Nimmersatt ist, so frißt er den ganzen Tag in einem fort. Darum lebt er auch nie in Gesell¬ schaft; denn für mehrere Kuckucke gäbe es nirgend ausreichendes