Brüder Grimm: Die Bremer Stadtmusikanien. 147 Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: ,,Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen,“ und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hinter¬ tür hinaus; aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein, und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinter¬ fuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlafe geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikeriki!“ Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: ,,Ach, in dem Hause sitzt eine greuliche Hexe; die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt. Und vor der Tür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen. Und oben auf dem Dache sitzt der Richter, der rief: Bringt mir den Schelm her! Da machte ich, daß ich fort¬ kam.“ Von nun an getrauten sich die Räuber nicht wieder in das Haus. Den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Brüder Grimm. io*