w
Ferdinand Hirt
N
in Breslau.
Allerlei Wegeln.
(Nachdruck verboten.)
J. Frische, reine Luft und Sonnenlicht sind dem Menschen so
notwendig wie Speise und Trank.
2. Halte Kleider und Schuhe, Gesicht und Hände stets sauber und
rein!
3. Reinige jeden Morgen Mund und Zähne; gurgle früh und
nach jeder Mahlzeit mit frischem Wasser!
Dulde in deiner Umgebung keine Unreinlichkeit: der Fuß-
boden, die Wände, Fenster und Fensterbrett, der Tisch, die
Bücher und Hefte — alles muß rein und sauber sein!
£>. Bewege dich bei der Arbeit und beim Spiel, soviel du kannst,
im Freien! Turnen, Laufen, Schwimmen, Schlittschuhlaufen
und Arbeiten im Garten sind dem Körper sehr zuträglich.
6. Kleide dich nicht zu warm! Den ^opf halte kühl, den Hals
frei, die Füße warm! Enge Kleidung ist nachteilig.
7. Feucht gewordene Kleider (Strümpfe und Schuhe) ersetze mög-
lichst bald durch trockene!
8. Schone die Kleider, die Bücher und alles, was dir gehört!
y. Beschädige nicht fremdes Eigentum!
lO. Sei mäßig im Essen und Trinken! Gut gekaut ist halb verdaut.
U- Trinke nicht während -es Essens! Iß kein rohes Fleisch!
\2. Vermeide scharfe Gewürze! Verabscheue alkoholhaltige Ge-
tränke !
J3. Iß nicht heiße Speisen! Trinke nicht heiße oder eiskalte
Getränke!
fä. Geh zeitig ins Bett und steh früh auf! Das macht den
Menschen gesund, weise und reich.
J5. Atme nur durch die Nase bei geschlossenem Munde! Ge-
schlossener Mund erhält gesund.
(Fortsetzung auf der andern Innenseite des Einbands.)
Rheinisch-westfälisches
Hilfsfchullesebuch
Herausgegeben von den Verbänden der Hilfsschulen
Rheinlands und Westfalens
In zwei Teilen
Erster Teil: Mittelstufe
Ausgabe für evangelische Schulen
Zweite, unveränderte Auflage
Ferdinand Hirt
königliche Universität«»- und Verlagsbuchhandlung
Breslau, Hönigsplatz 1,1918
Inhaltsübersicht
Die mit * versehenen Nummern sind Gedichte; Stücke mit Abbildungen sind
mit f bezeichnet.
I. Religiöses Leben.
Nr. Seite
1. *Das walte Gott! (Johannes Beti-
chius.)............................. 1
2. Vom lieben Gott. (Fix' Fibel.). 1
3. *Gott sieht alles. (Wilhelm Hey.) 2
4. *Vertrauen. (Heinrich Bone.) . 2
5. *Gott der Herr. (Wilhelm Hey.) 2
6. *Des Kindes Engel. (Theodor
Lieth.)............................ 3
7. Die Kirche und ihr Turm. (Nach
„Lesebuch der Kleinen" vonStöwe-
sand. II. Teil.)............... 4
8. Sonntagmorgen. (Gekürzt.)(Nach
Ilse Frapan.) ........ 4
9. *Gebete............................. 5
10. *Abendgebet. (Luise Hensel.) . . 6
11. Das betende Kind. (Christoph
von Schmid.)....................... 6
12. In der Kirche. (Gustav Wieder-
kehr.) ............................. 7
Nr. Scite
13. *Die Kinder bei der Krippe. (Ge-
kürzt.) (Christoph von Schmid.) 7
14. *Weihnachtslied. (Wilhelm Hey.) 8
lö.*Die Christbescherung. (Adel-
bert von Chamisso.)............... 8
16. *Gebet an den heiligen Christ.
(Ernst Moritz Arndt.) .... 9
17. *Neujahr. (Wilhelm Hey.) ... 9
18. *Den Eltern zum neuen Jahre.
(In Schreibschrift.) (Link.) ... 10
19a.Klein Eschen in Sorge. (Nach
Helene Stökl und Frau Juliane.) 11
19b.Eschen sagt es dem Papa. (Nach
Helene Stökl und Frau Juliane.) 11
20. Luther als Yater. (Hermann
Ferdinand Bäßler.)................12
21. Sprüche...........................12
22. Das vierte Gebot. (Evangelischer
Katechismus.).....................12
II. Elternhaus und Schule.
23. -I-Die Familie. (Emil Martin.) . 13
24. Wie die Leute grüßen. (Fibel:
Guck in die Welt.)..............14
25. Die gute Mutter. (Ernst Lorenzen.) 14
26. *So lieb! (Julius Sturm.) ... 16
27. Wie die Sonnenstrahlen das
kranke Mütterchen wieder ge-
sund machen. (Sophie Rein-
heimer.). ............................16
28. *-i-Znm Festtage der Mutter. (Dort-
munder Fibel.) . -....................18
29. Der Festtag des Vaters. (Friedrich
Adolf Krummacher.)....................19
30*Der Vater kann alles. (Heinrich
Seidel.)..............................19
31. *Unglück. (In Schreibschrift.) (Maria
Wein and.)............................20
32. Feierabend. (Maria Weinand.) . 20
33. Das kranke Schwesterchen.
(Ada Linden.)................21
34. Lenchen wird wieder gesund.
(Ada Linden.)................22
35. -fDas Luftschiff. (Aus „Des Kin-
des Heimat".)................22
36. *fDie kleinen Mädchen. (W.
Henck-Traudt.)...............23
37. -l-Wir haben heute große Wäsche.
(Heinrich Scharrelmann.).... 24
38. DieKinderalsHeinzelmännchen.
(Diez u. Müller nach Fritz Gans-
berg.) .....................24
39. *Wenn ich erst groß bin. (Julius
Sturm.)......................25
40. *Lied vom feinen Mädchen. (Fried-
rich Güll.)..................25
41. *Rüstigkeit. (Friedrich Rückert.) . 26
IV
Nr.
Scite
42. *Versuchung. (Robert Reinick.)
43. Sei ordentlich! (Nach Emil Martin.)
44. *Sei versöhnlich! (In Schreib-
schrift.) (Friedrich Möller.). . .
45. Ich mag nicht lügen. (Johann
Ferdinand Schlez.)...............
46. Meine Blumen. (Aus: Murtfeld
u. Seebaum, Lesebuch für Hilfs-
schulen, I. Teil.)...............
47- I-Am Vogelkäfig. (Alice Osterheld)
48. Unser Kätzchen. (Alfred Kodantke)
49. Riekchen und die Hühner. (Lorenz
Kellner.)........................
50. Rätsel. (In Schreibschrift.) (Ernst
Quietmeyer.) ....................
51-lDer große Hund. (Hans Christian
Andersen.)............................
52. Die freigelassene Schwalbe. (Nach
Andreas Löhr.)...................
53. *ig-rau Schwalbe. (Georg Chri-
stian Dieffenbach.)..............
54. *+Der Kettenhund. (Friedrich
Güll.)...........................
55. Gespensterfurcht. (Lorenz Kell-
ner.) ................................
56. -I-Der Schornsteinfeger. (Deutsche
Jugend.) ........................
57. |$er Brief. <D. Alfken.) ....
58. Wir sind eingeladen. (K.Pantwich.)
59. Von Handwerksburschen, die nicht
zählen konnten. (MaximilianBern.)
60. *Scherz und Ernst. (Friedrich
Güll.)...........................
61. *Scherzfrage. (Volksmund.) . . .
62. *Rätsel. (InSchreibschrift.) (Volks-
mund.) ..........................
63. -I-Der süße Brei (Brüder Grimm.)
64. -j-Rotkäppchen. (Brüder Grininr.).
65. -fDer Wolf und die sieben jungen
Geißlein. (Brüder Grimm.) . .
66. -s-Frau Holle. (Brüder Grimm.) .
67. Sprichwörter und Sprüche. (In
Schreibschrift.).................
68. *Nikolauslied. (Volkstümlich.) . .
69. 'I-Knecht Rupprecht. (Alfred Ko-
dantke.).........................
26
27
27
28
28
29
29
30
31
32
33
34
35
36
36
37
38
38
39
39
39
40
41
44
48
52
53
54
Nr. Seite
70. Ein Guckloch in der Scheibe.
(Heinrich Scharrelmann.) .... 55
71. Wie die Kinder Weihnachten spie-
len. (Heinrich Scharrelmann.) . 56
72?'i-Weihnack)tsfreuden. (K. Splitte-
garb.)..............................57
73. |Mutter bäckt Kuchen. (Arno
Fuchs.).............................59
74. *Rätsel. (In Schreibschrift.) (Georg
Sck)erer.).....................'. 60
75. Was man in unserm Hanse am
31. Dezember sagt. (Mercator.) . 60
76. Silvester. (I. Kindervaters Fibel.) 61
77. *-lNeujahrswunsch..................61
78. *Die Uhr. (Georg Lang.). ... 61
79. *-I-Zur Schule. (Friedrich Güll.) . 62
80. *Rälsel. (In Schreibschrift.) (Hein-
rich Papenheim.)....................63
81. *-f-Hans und die Gans. (Johannes
Trojan.) ...........................64
82. *Kommt ein Vogel geflogen. (Volks-
lied.) .............................64
83. *Wenn ich ein Vöglein wär'. (In
Schreibsck)rift.) (Volkslied.) ... 65
84. Eine Spielpause. (ThereseWolff.) 65
85. *-lBlindekuh. (Emil Weber.) . 66
86. *Abzählreime. (Aus: Alte deutsche
Kinderlieder, herausgegeben von
Maria Kühn.)...................67
87. Vom Spätzchen. (Helene Binder.) 67
88. Zugezogen. (Maria Weinand.) 68
89. *Sprüche. (In Schreibschrift.)
(Heinrich Papenheim.)...............69
90. Das umgeworfene Tintenfaß. (A.
Fisler.) ...........................69
91. *Was ein Kind wissen kann. (Aus
Ed. Schulze’sLesebuch für Hilfs-
schulen.) .....................70
92. *Was das Kind nicht wissen kann.
(Aus Ed. Schulze’s Lesebuch für
Hilfsschulen.).................71
93. *Die traurige Geschichte vom dum-
men Hänschen. (Rudolf Löwen-
stein.) . . . .................71
94. *Spruch. (In Schreibschrift.) . . 72
95. Sprichwörter und Sprüche ... 72
96. *Vor den Ferien. (Albert Sergel.) 72
III. Heimat und Heimatflur im Wechsel der Jahreszeiten.
Frühling.
97. Die ersten Schneeglöckchen. (Nach
Johannes Trojan.)............73
98. -lFrühling. (K. Pantwich.)... 73
99. *Lenzes Ankunft. (Christian
August Vulpius.).............75
100.*Frühlingsvergnügen. (Heinrich
Hoffmann von Fallersleben.). . 75
101. *-j-Tanzliedchen. (Volksreim.) . .
102. *Spieltied. (Volkslied.) . . . .
103. *Glückliche Reise. (Volksreim.)
104. Früher und heute. (Fritz Gans-
berg.)................................
105. *-I-Der kleine Gernegroß. (Julius
Kell.)..........................
76
76
77
77
78
V
Nr. Seite
106. * April. (Heinrich Seidel.) ... 78
107. Oer Wind. (Ilse Frapan.) . . 79
108. *Frühlingslied. (Ludwig Hölty.) 80
109. Das Bienchen im Frühling.
(Wilhelm Curtman.)..................80
110. -fGäste im Garten. (Rehs und
Witt.)..............................81
111. Mein Blumenbeet. (Gustav
Quade.).............................82
112. *Das Veilchen als Vorbild. (In
Schreibschrift.) (Gustav Fried-
rich Dinier.).................82
113. *Des Kirschbaums Gäste. (Ernst
Lausch.)............................82
114. *Mailied. (Gekürzt.) (Hermann
Adam von Kamp.).....................83
115. Der Maikäfer. (DeutscheJugend.) 83
116. Die Lerche. (Nach Rudolf Diet-
lein.) .............................84
117. *-! Frühlings Ankunft. (Heinrich
Hoffmann von Fallersleben.) . 84
118. *Wanderlied. (Gekürzt.) (Hein-
rich Hoffmann v. Fallersleben.) 85
119.f$ie Wiese. (Gekürzt.) (Ilse
Frapan.)............................86
120. *Pustblumen. (Heinrich Seidel.) 87
121. Vergißmeinnichts Name. (Nach
Alexander Cosmar.)..................88
122. Der kleine Arbeiter in der Erde.
(Arno Fuchs.).......................88
123. *Rätsel. (In Schreibschrift.) (Hein-
rich Papenheim.)....................89
124. *-I-Das Dorf. (Robert Reinick.) 89
143. -iDer Sommer. (Lorenz Kellner.) 101
144. *DerSommer winkr. (Aiaximilian
Bern.).........................101
145. Die Sonnenstrahlen. (Nach
Wilhelm Curtman.)..............102
146. *Kirschenfest. (JohannesTrojan.) 102
147. -j-Marienwürmchen. (Aus: Des
Knaben Wunderhorn.) .... 103
148. Der Schmetterling. (Rüegg.) . 103
149. *Spruch. (In Schreibschrift.)
(Friedrich Güll.)..............104
150. Die Katze und das Vogelnest.
(Köhler und Kruse.)............104
151. * fDer Knabe am Vogelneste. (Wil-
helm Hey.).....................105
152. *f®ie Katze und das Spätzlein.
(Augustin Wibbelt.)............106
153. *Q,uäle nie ein Tier. (Wilhelm
Hey.)..........................107
154. -iDas geschorene Schäfchen. (Jo-
hannes Staub.).................107
155. Platzregen. (Ilse Frapan) . . 108
156. Der schwarze Mann. (Pasiö.) . 108
Nr. Seite
125. *In der Schmiede. (Maria Wei-
nand.).............................90
126. Der kluge Landmann und sein
Pferd. (Christoph von Schmid.) 90
127. Die Sperlinge unter dem Hute.
(Wilhelm Curtman.).................91
128. *Sei höflich! (In Schreibschrift.)
(Friedrich Güll.)..................92
129. -fDie Gans. (Nach F. Stöwesand.) 92
130. *-fDas Entchen. (Johannes Tro-
jan.) .............................93
131. *Die Wassermühle. (Ernst An-
schütz.) ..........................93
132. fDie beiden Ziegen. (Albert
Ludwig Grimm.).................94
133. -fDer Teich. (Rehs und Witt.) . 95
134. *Der beste Wein. (Franz von
Pocci.)........................96
135.1-Der Frosch. (August Lüben.) . 96
136. Eine lustige Geschichte. (Brüder
Grimm.)........................97
137. Ein Spaziergang. (August
Bücker.).......................98
138. *Waldvögelein. (I.Strophe: Volks-
lied. 2. u. 3. Strophe von Her-
mann Klette.)................98
139. *Frühlingsbotschaft. (Heinrich
Hoffmann von Fallersleben.) . 99
140. -fDer unzufriedene Kuckuck. (L.
Heinemann.)...................99
141. *Rätsel. (Heinrich Papenheim.) 100
142. *Rätsel. (Volkstümlich.) . . . 100
157.iDer Hausbau. (Arno Fuchs.) 109
158. Der kluge Max. (K. Pantwich.) 110
159. Das Pferd. (Ritter.) . . . . HO
160. Der ehrliche Fritz. (Heinemann
und Schröder, Erstes Lesebuch.) 111
161. Das Gewitter. (Nach Kahnmeyer
und Schulze.)................111
162. -fDie Feuerwehr. (Rehs u. Witt.) 112
163. Necke die Hunde nicht. (Franz
Wiedemann.)..................113
164. Der Schutzmann. (Arno Fuchs.) 113
165. -I-Der Heuwagen in der Stadt.
(Ilse Frapan.) ...................114
166. *Der gute Mäher. (Hermann
Adam von Kamp.)..............115
167. -fDas Kornfeld. (K. Pantwich.) 116
168. *Das Korn. (In Schreibschrift.)
(Aus „Taufendschön".) .... 117
169. Die Maus und die Eule.
(Gustav Quade.)..............117
170. fEin Sommerabend auf dem Lande.
(Nach Wilhelnt Curtman.) . . 118
VI
Nr. Seite
171.*Die Abendsonne. (Strophe 1 von
Barbara Urner, Strophe 2 u. 3
von Christian Gottlob Barth.) . 119
172. Bube und Bock. (Hermann
Wagner.).......................119
173. *Die kleinen Müßiggänger. (Franz
von Pocci.)....................120
174. Der Wald im Sommer. (Nach
Heinrich Stahl.)...............122
17ö.*t$m Walde möcht' ich leben.
(Heinrich Hoffmann von Fallers-
leben.) .......................122
Nr. Seite
176.-KDer traurige Wald. (Maria
Weinand.)......................124
177. +S)er Fuchs. (Rehs und Witt.) 125
178. *Der Gänsedieb. (Ernst Anschütz.) 125
179. Giftige Beeren. (Clippers.) . . 126
180. Das Kind unter den Wölfen.
(Nach Friedr.Christ.Wilh.Jakobs.) 126
181. *Wie uns die Here nützen.
(Franz Wiedemann.) .... 127
182. *+Was die Tiere alles lernen.
(Rudolf Löwenstein.) .... 127
Herbst.
183. j-$er Herbst. (Lorenz Kellner.) . 129
184. *Herbstlied. (In Schreibschrift.)
(Johann von Salis-Seewis.) . 130
185. Nebel. (Ilse Frapan.) .... 130
186. Hin Rätsel. (Karl Hessel.) . . 130
187. Rätsel. (Heinrich Papenheim.) 131
188. *Ncitfel. (In Schreibschrift.)
(Karl Simrock.).............. . 132
189. *Vom schlafenden Apfel. (Robert
Reinick.).........................132
190. Der Apfeldieb. (Christoph von
Schmid.)..........................133
191. -j-Die Obsternte. (Joseph Schei-
deler.)...........................133
192. *i2luf dem Markte. (Heinrich
Seidel.)..........................135
193. *Anf dem Jahrmarkt. (Johann
Wolfgang von Goethe.) .... 136
194. fDer Radfahrer. (Ilse Frapan.) 136
195. Ein Leichenzug. (Maria Wei-
nand.) ............................137
196. Der Laternenanzünder. (Ilse
Frapan.) ,......................138
197. -|-Die Elektrische. (Heinrich
Scharrelmann.)....................139
198. Im Uhrmacherladen. (Arno
Fuchs.).......................140
199. Wie der Städter Kartoffeln be-
kommt. (Joseph Scheideler.) . 141
200. Die Zugvögel. (Joseph Schei-
deler.) .........................141
201. *j-Ach, wer doch das könnte.
(Viktor Blüthgen.)............142
202. Der Hase. (Nach Gottlob
Schurig.) .......................143
203. *Jäger und Hase. (Strophe 1 u.
2 Volkslied, Strophe 3 v. Adolf
Schievenbusch.)............143
204. -j-®ie Jagd. (Fix' Fibel.). ... 144
205. Der Geldbeutel. (Christoph von
Schmid.)......................145
206. Wie Springehoch nicht warten
konnte. (Helene Binder.) . . .146
207. *Rätsel. (Heinrich Hoffmann v.
Fallersleben.)................146
208.i®te Kinder und der Mond. (Nach
209. *Das Lied vom Monde. (Heinrich
Hoffinann von Fallersleben.) . 148
210. -i-Die Sterntaler. (BrüderGrimm.) 148
Winter.
211.1- Der Winter. (Hugo Nowack.) . 150
212. *Rätsel. (In Schreibschrift.)
(Volkstümlich.).....................151
213. *Der erste Schnee. (Friedrich
Güll.)..............................151
214.1- Was ein Schneeflöckchen erlebte.
(Nach Luise Thalheim.) .... 152
215. *Jm Winter. (Johannes Trojan.) 152
216. -I-Kinderfreuden im Winter. (Ro-
bert Reinick.)......................153
217. Die Schlittenfahrt. (Georg Chri-
stian Dieffenbach.).................154
218. Der Schneemann. (Cl. Ernst.) 155
219. Die wunderbare Brücke.
(Gottlob Schurig.).............155
220. *Das Büblein auf dem Eise.
(Friedrich Güll.)..............156
221. Wärum denn nicht? (Franz
Wiedemann.)....................157
222. Glatteis. (Düsseldorfer Fibel.) 157
223. Nur eine Schale. (Maria Wei-
nand.) ........................158
224. Der Sperling im Winter. (Jo-
hannes Trojan.)................158
225. *Bübchen, Mägdlein. Spatz und
Amsel. (Augustin Wibbelt.) . . 159
VII
Nr. Seite
226. *->-Der Rabe. (Wilhelm Hey.) . 160
227. ->-Wozu die Brotkrümchen im Win-
ter gut sind. (Ferdinand Groß.) 161
228. *Die Blumen im Winter. (In
Schreibschrift.) (Wilhelm Hey.) 162
229. Tanne und Birke. (Johannes
Staub.)........................162
9h:. Seite
230. *Der Tannenbaum. (1. Strophe o.
August Zarnack, 2. u. 3. von
Ernst Anschütz.)............163
231. Die Sonne im Winter. (Arno
Fuchs.) ..........................163
232. *Sehnsucht nach dem Frühling.
(Gekürzt.) (Heinrich Hoffmann
von Fallersleben.)..........164
IV. Vom Kaiserhause und vom Vaterlands,
233. ^-Kaiser Wilhelm und seine Ge-
mahlin. (Hirts Lesebuch.). . . 165
234. *Der Geburtstag des Kaisers.
(Ernst Lausch.)...................166
23b.*Was ich dem Kaiser bringen
möchte. (Verfasser unbekannt.) . 166
236. Unser Kaiser und die zwei Kna-
ben. (Nach 0. Grimm.) . . . 167
237. Der Kaiser und der Leiermann.
(L. Cyranka.).....................167
238. *Der Kaiser ist ein lieber Mann.
(Karl Trog.)......................167
239. *Gruß an die Kaiserin. (Georg
von Fischer.).....................168
240. Kaiserin Auguste Viktoria als
Prinzessin. (Nach A. Ernst und
I. Lews.).........................168
241. *Gebet aus der großen Kriegszeit.
(Aus einem Zeitungsbericht.). . 169
242. *Wiegenlied zur Kriegszeit. (Dora
Polligkeit.)......................169
243. +Abmarsch. (K. Pantwich.) . 170
244. Ein mutiger Junge. (Nach
Zeitungsberichten.)...............170
245. Prinz Joachim. (NachZeitungs-
berichten.).......................171
246. Der Kaiser und der verwun-
dete Soldat. (Nach Zeitungs-
berichten.) ................171
247. *Die kleinen Deutschen. (Aus dem
Kindergarten.)....................171
248. *Lieb Vaterland, magst ruhig sein.
(Aus dem Kindergarten.) ... 172
V. Übungen zum Lesen der lateinischen
Druckschrift.
S. 173—188.
Alphabetisches Verzeichnis nach den Namen der Verfasser.
Die Gedichte sind mit * bezeichnet.
Seite l
Alfken, D. (Eduard Schulze: Deutsches
Lesebuch für Hilfsschulen, 1. Bd.,
Mittelstufe.)
Nr. 57. Der Brief...............37
Andersen, Hans Christian. (Bilder-
buch ohne Bilder.)
Nr. 61. Der große Hund .... 32
Anschuß, Ernst.
Nr. 131. *Die Wassermühle ... 93
Nr. 178. *Der Gänsedieb .... 125
Nr. 230. *Der Tannenbaum (Str. 2
und 3)............................163
Arndt, Ernst Moritz.
Nr. 16. *Gebet an den heiligen
Christ......................... . 9
Barth, Christian Gottlob.
Nr. 171. *Die Abendsonne (Str. 2
und 3)........................119
Bäßler, Hermann Ferdinand. (Keck
und Johannsen, Vaterländisches Lese-
buch.)
Nr. 20. Luther als Vater............12
Bern, Maximilian. (Lustige Stunden.)
Nr. 59. Von Handwerksburschen,
die nicht zählen konnten.... 38
Nr. 144. *Der Sommer winkt. .. 101
Betichins, Johannes.
Nr. 1. *Das walte Gott! .... 1
Binder, Helene. (Schmid und Speyer,
Lesebuch. — Fürs kleine Volk.)
Nr. 87. Vom Spätzchen..............67
Nr. 206. Wie Springehoch nicht
warten konnte.................146
Blüthgcn, Viktor.
Nr. 201. *Ach, wer doch das könnte 142
Bone, Heinrich.
Nr. 4. * Vertrauen................. 2
Bücker, August. (Handschrift!. Beitrag.)
Nr. 137. Lin Spaziergang.... 98
Chamisso, Adelbert von.
Nr. 15. *Oie Christhesehernng . 8
Cosmar, Alexander. (Nach diesem be-
arbeitet von Therese Wolfs.)
Nr. 121. Vergißmeinnichts Name. 88
Seite
Cnppers. (Leipziger Lesebuch für Hilfs-
schulen. I. Teil.)
Nr. 179. Giftige Beeren.............126
Curtman, Wilhelm. (Geschichten für
Kinder.)
Nr. 109. Das Bienchen im Früh-
ling ...........................80
Nr. 127. Die Sperlinge unter dem
Hute...............................91
Nr. 145. Oie Sonnenstrahlen . . 102
Nr. 170. Ein Sommerabend auf dem
Laude.............................118
Nr. 208. Die Kinder und der Mond 147
Cyranka, Or. L. (Bilder aus der
brandenburgisch-preuß. Geschichte.)
Nr. 237. Der Kaiser und der Leier-
niann...........................167
Dieffenbach, Georg Christian. (Hirts
Lesebuch für Pommern. Ausa. B,
I. Teil.)
Nr. 53. *Frau Schwalbe .... 34
Nr. 217. Die Schlittenfahrt . . . 154
Dietlein, Rudolf. (Nach diesem be-
arbeitet aus dem Leipziger Lesebuch
für Hilfsschulen, I. Teil.)
Nr. 116. Die Lerche...............84
Diez und Müller. (Eckhardt und
Lüllwitz, Fröhlicher Anfang. Eine
neue deutsche Fibel.)
Nr. 38. Oie Linder als Heinzel-
xnännchen..........................24
Dinier, Gustav Friedrich.
Nr. 112. *Das Veilchen als Vor-
bild (Schreibschrift)...............
Ernst, El. (Helmrich, Vaterländisches
Lesebuch.)
Nr. 218. Der Schneemann . . .
Ernst, A., und I. Tews. (Nach diesen
bearb. aus „Arno Fuchs, Deutsches
Lesebuch für Hilfsschulen, I. Teil".)
Nr. 240. Kaiserin Auguste Viktoria
als Prinzessin................. . .
Fibel, Dortmunder.
Nr. 28. Zum Festtage der Mutter-
Fibel, Düsseldorfer.
Nr. 222. Glatteis..................
82
155
168
18
157
IX
Seite I
Fibel: Guck in die Welt.
Nr. 24. Wie die Leute grüßen . . 14
Fischer, Georg von.
Nr. 239. *Grruß an die Kaiserin 168
Fisler, A. (Mein Lesebüchlein.)
Nr. 90. Das umgeworfene Tinten-
saß ... 69
Fix' Fibel.
Nr. 2. Vom lieben Gott . ... 1
Nr. 104. Die Jagd. . . . ... 144
Frapan, Ilse. (Hamburger Bilder
für Kinder.)
Nr. 8. ¡Sonntagmorgen . . ... 4
Nr. 107. Der Wind . . . ... 79
Nr. 119. Die Wiese. . . . ... 86
Nr. 155. Platzregen. . . . . . . 108
Nr. 165. Der Heuwagen in der
Stadt ... 114
Nr. 185. Nebel . . . 130
Nr. 194. Der Radfahrer . ... 136
Nr. 196. Der Laternenanzünder . 138
Fuchs, Arno. (Deutsches Lesebuch für
Hilfsschulen.)
Nr. 73. Nutter bäckt Kuchen . 59
Nr. 122. Der kleine Arbeiter in der
Erde...........................88 j
Nr. 157. Der Hausbau............109
Nr. 164. Der Schutzmann.... 113
Nr. 198. Im Uhrmacherladen . . 140
Nr. 231. Die Sonne im Winter . 163
Gansberg, Fritz. (Fibel.)
Nr. 104. Früher und heute ... 77
Goethe, Johann Wolfgang von.
Nr. 193. *Auf dem Jahrmarkt. . 136
Grimm, Albert Ludwig. (Hirts Lese-
buch für Brandeitburg. Ausgabe B,
I. Teil.)
Nr. 132. Die beiden Ziegen . . 94
Grimm, Brüder. iKinder- und Haus-
märchen.)
Nr. 63. Der süße Brei............40
Nr. 64. Rotkäppchen..............41
Nr. 65. Der Wolf und die sieben
jungen Geißlein.................44
Nr. 66. Frau Holle...............48
Nr. 136. Eine lustige Geschichte . 97
Nr. 210. Die Lterntaler .... 148
Grimm, O. (Nach diesem bearbeitet
aus der „Dortmunder Fibel".)
Nr. 236. Dnser Kaiser und die
zwei Knaben...................167
Groß, Ferdinand. (Handschr. Beitrag.)
Nr. 227. Wozu die Brotkrümchen
im Winter gut sind............161
Gull, Friedrich.
Nr. 40. *Lied vom seinen Mädchen 25
Nr. 64. *Der Kettenhund ... 35
Gull, Friedrich (ferner:)
Nr. 60. *8cberz und Ernst. . .
Nr. 79. *Zur Schule...............
Nr. 128. "Sei höflich! (Schreibschr.)
Nr. 149. *Spruch (Schreibschrift) .
Nr. 213. *Der erste Schnee . . .
Nr. 220. *Das Büblein auf dem
Eise...........................
Heinemann, L. (E. Rehs u. E. Witt:
Fibel auf phonetischer Grundlage,
Teil III: Lesebuch.)
Nr. 140. Der unzufriedene Kuckuck
Heinemann und Schröder (Erstes
Lesebuch).
Nr. 160. Der ehrliche Fritz . . .
Henck-Traudt, W. (Fröhliches Lernen.)
Nr. 36. *Die kleinen Mädchen .
Hensel, Luise.
Nr. 10. * Abendgebet..............
Hessel, Karl. (Musterprosa.)
Nr. 186. Ein Rätsel...............
Hey, Wilhelm.
Nr. 3. *Gott sieht alles..........
Nr. 5. *Grott der Herr............
Nr. 14. *Weihuachtslied...........
Nr. 17. *Neujahr..................
Nr. 151. *DerKnabe am Vogelneste
Nr. 153. *Quäle nie ein Tier. .
Nr. 226. *Der Rabe................
Nr. 228. *Die Blumen im Winter
(Schreibschrift)...............
Hoffman» von Fallersleben, Heinrich.
Nr. 100. *Frühlingsvergnügen. .
Nr. 117. ^Frühlings Ankunft . .
Nr. 118. *Wanderlied..............
Nr. 139. *Frühlingsbotschaft. . .
Nr. 175. *Jm Walde möcht'ich leben
Nr. 207. * Rätsel.................
Nr. 209. *Das Lied vom Monde.
Nr. 232. ^Sehnsucht nach dem Früh-
ling .............................
Hölty, Ludwig.
Nr. 108. *Frühlingslied...........
Jakobs, Friedrich Christian Wilhelm.
(CrüwellschesLesebuch für dieMittel-
stufe.)
Nr. 180. Das Kind unter den
Wölfen.........................
Jugend, Deutsche. Ein Lesebuch für
Bürgerschulen, herausgegeben vom
Braunschweiger Pestalozzi-Verein.
Nr. 56. Der Schornsteinfeger . .
Nr. 115. Der Maikäfer...............
Kahnmeyer und Schulze. (Nach diesen
bearbeitet aus dem Leipziger Lese-
buch für Hilfsschulen, I. Teil.)
Nr. 161. Das Gewitter.............
•tite
39
62
92
104
151
156
99
111
23
6
130
2
2
8
9
105
107
160
162
75
84
85
99
122
146
148
164
80
126
36
83
111
X
Kamp, von, Hermann Adam.
Nr. 114. *Mailied...............
Nr. 166. *Der gute Mäher . . .
Katechismus, Evangelischer.
Nr. 22. Das vierte Gebot....
Kell, Julius.
Nr. 105. *Der kleine Gernegroß .
Kellner, Lorenz. (Prakt. Lehrgang für
den gesamten deutschen Sprachunter-
richt.)
Nr. 49. Rickchen und die Hühner.
Nr. 55. Gespensterfurcht. (Aus
Ernst Lausch: „Kinderstube."). .
Nr. 143. Der Sommer.............
Nr. 183. Der Herbst.............
Kindergarten. (Zeitschrift.)
Nr. 247. *Die kleinen Deutschen .
Nr. 248. *Lieb Vaterland, magst
ruhig sein....................
Kindervaters Fibel.
Nr. 76. Silvester...............
Kindes Heimat, Des. (Eine Fibel für
unsre Kleinen, 1. Teil.)
Nr. 35. Das Luftschiff..........
Kletke, Hermann.
Nr. 138. ^Waldvögelein (Str.2u.3)
Knaben Wund erhörn, Des.
Nr. 147. "Marienwürmchen . . .
Kodantke, Alfred. (Handschriftliche
Beitrüge.)
Nr. 48. Unser Kätzchen..........
Nr. 69. Knecht Rupprecht ....
Köhler und Krnse. (Leipziger Lese-
buch für Hilfsschulen, I. Teil.)
Nr. 150. Die Katze und das Vogel-
nest ...........................
Krnmmacher, Friedrich Adolf. (Dort-
munder Fibel, Teil 2.)
Nr. 29. Der Festtag des Vaters .
Kühn, Maria. (Alte deutsche Kinder-
lieber.)
Nr. 86. "Abzählreime............*
Lang, Georg.
Nr. 78. *Die Uhr................
Lansch, Ernst.
Nr. 113. *Des Kirschbaums Gäste
Nr. 234. *Der Geburtstag des
Kaisers.......................
Licth, Theodor.
Nr. 6. Des Kindes Engel ....
Linden, Ada. (Göbelbecker, Das Kind
in Haus, Schule und Welt.)
Nr. 33. Das kranke Schwesterchen
Nr. 34. Lenchen wird wieder ge-
sund .......................
Seite
Link.
Nr. 18. *Den Eltern zum neuen
Jahre (Schreibschrift)...............10
Löhr, Andreas. (Nach diesem bearb.
aus Hirts Lesebuch für Branden-
burg. Ausg. ö, I. Teil.)
Nr. 52. Tie freigelassene Schwalbe 33
Lorenzen, Ernst. (Murtfeld und See-
bailm, Lesebuch für Hilfsschulen,
I. Teil.)
Nr. 25. Die gute Mutter .... 14
Löwenstein, Rudolf.
Nr. 93. *Die traurige Geschichte
vom dummen Hänschen.... 71
Nr. 182. *Was die Tiere alles
lernen . . ....................127
Lüben, August. (Lüben und Nacke,
Lesebuch für Bürgerschulen, I. Teil.)
Nr. 135. Der Frosch..................96
Martin, Emil. (Erstes Lesebuch.)
Nr. 23. Die Familie..................13
Nr. 43. Sei ordentlich!..............27
Mercator. „Für unsere Kleinen."
Illustrierte Monatsschrift f. Kinder.
Nr. 75. Was man in unserm Hause
am 31. Dezember sagt.............60
Möller, Friedrich.
Nr. 44. *Sei versöhnlich! (Schreib-
schrift.) .......................27
Murtfeld und Seebanm, Lesebuch
für Hilfsschulen, I. Teil.
Nr. 46. Meine Blumen.................28
Nowack, Hugo. (Hirts Schreib- und
Lesefibell Bearbeitung nach Phonet.
Grundsätzen. Ausg. B.)
Nr. 211. Der Winter.................150
Nr. 233. Kaiser Wilhelm und seine
Gemahlin . . . . l..............165
Osterheld, Alice. (Frankfurter Fibel.)
Nr. 47. Am Vogelkäfig................29
Pantwich, K. (Handschriftl. Beiträge.)
Nr. 58. Wir sind eingeladen ... 38
Nr. 98. Frühling...............73
Nr. 158. Der klage Max .... 110
Nr. 167. Das Kornfeld ..... 116
Nr. 243. Abmarsch..............170
Papenheim, Heinrich.
Nr. 80. *Rätsel (Schreibschrift) . . 63
Nr. 89. ^Sprüche (Schreibschrift) . 69
Nr. 123. *Rätsel (Schreibschrift) . 89
Nr. 141. *Rätsel................100
Nr. 187. * .Rätsel.............131
Paste, Grete. (Handschriftl. Beitrag.)
Nr. 156. Der schwarze Mann . . 108
Seite
83
115
12
78
30
36
101
129
171
172
61
22
98
103
29
54
104
19
67
61
82
166
3
21
22
Seite
Pocci, Franz von.
Nr. 134. -Der doste Wein ... 96
Nr. 173. -Die kleinen Müßiggänger 120
Polligkeit, Dora.
Nr. 242. -Wiegenlied zur Kriegszeit 169
Quade, Gustav. lHandschriftl. Beiträge,
bcarb. nach Crüwells Lesebuch für
die Unterklassen.!
Nr. 111. Mein Blumenbeet ... 82
Nr. 169. Die Maus und die Eule 117
Quietmeycr, Ernst.
Nr. 50. Rätsel . . 31
Rehs und Witt: Fibel aus phone-
tischer Grundlage, Teil III.
Nr. 110. Gäste im Garten. ... 81
Nr. 133. Der Teich.............95
Nr. 162. Die Feuerwehr . . . .112
Nr. 177. Der Fuchs ...... 125
Reinheimer, Sophie. lVon Sonne,
' Regen, Schnee und Wind.)
Nr. 27. Wie die Sonnenstrahlen
das kranke Mütterchen wieder
gesund machen..................16
Reinick, Robert.
Nr. 42. -Versuchung..................26
Nr. 124. -Das Dorf..................89
Nr. 189. -Vom schlafenden Apfel. 132
Nr. 216. Kinderfreuden im Winter 153
Ritter. (Brinkmanns Fibel.)
Nr. 159. Das Pferd.................110
Rückcrt, Friedrich.
Nr. 41. -Rüstigkeit........: . 26
Rüegg. (Leipziger Lesebuch für Hilfs-
schulen, 1. Teil.)
Nr. 148. Der Schmetterling . . . 103
Salis-Scewis, Johann von.
Nr. 184. -Herbstlied (Schreibschrift) 130
Scharrelmann, Heinrich. (Im Nahmen
des Alltags. — Weg zur Kraft. —
Goldene Heimat.)
Nr. 37. Wir haben heute große
Wäsche . ................ 24
Nr. 70. Ein Guckloch in der Scheibe 55
Nr. 71. Wie die Kinder Weihnachten
spielen......................56
Nr. 197. Die Elektrische.... 139
Schcideler, Joseph. (Handschriftliche
Beiträge.)
Nr. 191. Die Obsternte............
Nr. 199. Wie der Städter Kartoffeln
bekommt........................
Nr. 200. Die Zugvögel.............
133
141
141
Scherer, Georg.
Nr. 74. -Rätsel (Schreibschrift) . . 60
Schievenbnsch, A.
Nr. 203. -Jäger und Hase (Str. 3) 143
Seite
Schlez, Johann Ferdinand. (Der
Tenkfreünd.)
Nr. 45. Ich mag nicht lügen... 28
Schmid, Christoph von. (100 kleine
Erzüblungen.)
Nr. 11. Das betende Kind. ... 6
Nr. 13. -Die Kinder bei der Krippe 7
Nr. 126. Der kluge Landmann
und sein Pferd...................90
Nr. 190. Der Apfeldieb..........133
Nr. 205. Der Geldbeutel .... 145
Schulze, Eduard: Lesebuch für Hilfs-
schulen. 1. Bd. Mittelstufe.
Nr. 91. -Was ein Lind wissen
kann.............................70
Nr. 92. -Was das Kind nicht wis-
sen kann......................71
Schurig, Gottlob. (Bocks Deutsches
Lesebuch.)
Nr. 202. Der Hase.................143
Nr. 219. Die wunderbare Drücke 155
Seidel, Heinrich.
Nr. 30. -Der Vater kann alles. . 19
Nr. 106. -April....................78
Nr. 120. -Pustblumen...............87
Nr. 192. -Auf dem Markte ... 135
Serge!, Albert.
Nr. 96. -Vor den Perien . ... 72
Simrock, Karl.
Nr. 188. -Rätsel (Schreibschrift) . 132
Spiegel, Otto. (Ein Griff ins Leben!)
Leseübungen in Abschnitt V . . . 185
Splittegarb, K.
Nr. 72. -Weihnachtsfreuden ... 57
Stahl, Heinrich. (Nach diesem bearb.
aus Rehs und Witt, Fibel anfphonet.
Grundlage, Teil III: Lesebuch.)
Nr. 174. Der Wald im Sommer. 122
Staub, Johannes. lKinderbüchlein.)
Nr. 154. Das geschorene Schäfchen 107
Nr. 229. Tanne und Birke . . . 162
Stökl, Helene, und Frau Juliaue.
iAns „Göbelbecker, Das Kind in
Haus und Schule".)
Nr. 19 a. Klein Ilschen in Sorge 11
Nr. 19 b. Ilschen sagt es dem Papa 11
Stöwcsaud, F. (Lesebuch der Kleinen.)
Nr. 7. Die Kirche und ihr Turnt 4
Nr. 129. Die Gans...................92
Sturm, Julius.
Nr. 26. -So lieb!...................16
Nr. 39. -Wenn ich erst groß bin . 25
Tauscudschön. (Kinderlieder u. Reime.)
Nr. 168. -Das Korn (Schreibschrift) 117
XII
Seite
Thalheim,Luise. (Hirts DeutschesLese-
buch. Ausg. E f. Oberschl., 1. Teil.)
Nr. 214. Was ein Schneeflöckchen
erlebte.........................152
Trog, Karl.
Nr. 238. »Der Kaiser ist ein lieber
Mann............................167
Trojan, Johannes. (Durch Feld und
Wald. — Für gewöhnliche Leute.)
Nr. 81. »Hans und die Gans . . 64
Nr. 97. Die erstell Schneeglöckchen 73
Nr. 130. »Das Entchen.........93
Nr. 146. *Kirschenfest.......102
Nr. 215. *J,n Winter.........152 !
Nr. 224. Der Sperling im Winter 158 :
Unbekannte Verfasser.
Nr. 9. »Gebete..................... 5
Nr. 77. »Neujahrswunsch .... 61
Nr. 235. »Was ich dem Kaiser
bringen möchte. ................166
Urner, Barbara.
Nr. 171. »Die Abendsonne (Str. 1) 119
Volkslieder.
Nr. 82. *Kommt ein Vogel geflogen 64
Nr. 83. »Wenn ich ein Vöglein wär'
(Schreibschrift)...................65
Nr. 102. *Spiellied...........76
Nr. 138. »Waldvögelein (Str. 1) . 98
Nr. 203. »Jäger und Hase (Str. 1
und 2)............................143
Bolksmnnd.
Nr. 61. »Scherzfrage.................39
Nr. 62. »Rätsel (Schreibschrift) . . 39
Volksreime.
Nr. 101. »Tanzliedchen........76
Nr. 103. »Glückliche Reise. . . 77
Volkstümlich.
Nr. 21. Sprüche......................12
Nr. 67. Sprichwörter und Sprüche
(Schreibschrift)...................52
Nr. 68. »Nikolauslicd................53
Nr. 94. »Spruch lSchreibschrift). . 72
Nr. 95. Sprichwörter und Sprüche 72
Sritt
Volkstümlich (ferner:)
Nr. 142. »Rätsel...................100
Nr. 212. »Rätsel (Schreibschrift) . 151
; Vulpins, Christian August.
Nr. 99. »Lenzes Ankunft .... 75
{ Wagner, Hermann. (Herzblättchens
Naturgeschichte, 2. Bd.)
Nr. 172. Rübe nncl Bock. . . . 119
Weber, Emil.
Nr. 85. »Blinckekuh...............66
Weiuand, Maria. (Handschr. Beiträge.)
Nr. 31. »Unglück (Schreibschrift) . 20
Nr. 32. Feierabend..................20
Nr. 88. Zugezogen...................68
Nr. 125. »In der Schmiede . . 90
1 Nr. 176. Der traurige Wald . . 124
Nr. 195. Ein Leichenzug.... 137
Nr. 223. Nur eine Schale.... 158
Wibbelt, Augustin.
Nr. 152. »Die Katze und das Spätz-
lein.............................106
Nr. 225. »Bübchen, Mägdlein,
Spatz und Amsel................159
Wiedemann, Franz. (Hundert Ge-
schichten.)
Nr. 163. Necke die Hunde nicht 113
Nr. 181. »Wie uns die Tiere nützen 127
Nr. 221. Warum denn nicht?. . 157
Wiederkehr, Gustav. (Unter uns Kin-
dern. Fibel für Stadt und Land.)
Nr. 12. In der Kirche............. 7
j Wolfs, Therese.
| Nr. 84. Eine Spielpause .... 65
Zarnack, August.
Nr. 230. »Der Tannenbaum (Str. 1) 163
Zeitungsberichte.
Nr. 241. »Gebet aus der großen
Kriegszeit......................169
Nr. 244. Ein mutiger Junge . . 170
Nr. 245. Brinz Joachim . . . .171
Nr. 246. Der Kaiser und der ver-
wundete Soldat....................171
I. Religiöses Leben.
1. Das walte Gott!
Das walte Gott, der helfen kann!
Mit Gott fang' ich die Arbeit an;
mit Gott nur geht es glücklich fort;
drum ist auch dies mein erstes Wort:
Das walte Gott! Johannes Betichius.
2. Vom lieben Gott.
Meinem Vater und meiner Mutter bin ich recht gut.
Sie haben mich lieb. Sie geben mir alle Tage zu essen und
zu trinken. Sie machen mir viel Freude. Ich weiß aber
auch schon, daß jemand da ist, der mich noch lieber hat als
Vater und Mutter. Er hat meine Eltern lieb und gibt ihnen
alles, was sie gebrauchen. Das ist der gute Vater im Him-
mel. Er läßt am Morgen die Sonne ausgehen, daß es Tag
wird. Am Abend läßt er den Mond und die Sterne leuchten.
Er gibt allen Tieren ihr Futter. Im Sommer schmückt er
die Wiesen und Gärten mit schönen Blumen. Äpfel und
Birnen läßt er gedeihen und noch viele andere Früchte. Der
Vater im Himmel schenkt uns Menschen die tägliche Nahrung.
Er läßt Bäume und Sträucher wachsen, damit wir Holz haben,
um die Speisen zu kochen und uns im Winter zu wärmen.
Ohne den Vater im Himmel hätten wir auch nicht die Kleider
mit denen wir unsern Leib bedecken und uns vor Kälte
schützen. Regen und Schnee läßt er aus den Wolken fallen.
Wenn ich in meinem Bette schlafe, so wacht er über mir. Er
schläft und schlummert nicht. Wenn ich gesund erwache, so
hat Gott mich beschützt. Fix' Fibel.
Rheinisch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil. 1 E
2
3. Gott sieht alles.
\. Tu nichts Böses, tu es nicht!
weißt du, Gottes Angesicht
schaut vom Fimmel auf die Seinen,
auf die Großen, auf die Rleinen,
und die Nacht ist vor ihm Licht.
2. Sind auch Vater, Mutter weit,
er ist bei dir allezeit;
daß du ja kein Unrecht übest
und sein Vaterherz betrübest!
Ach, das wär' dir künftig leid!
Wilhelm Hey.
4. Vertrauen.
1. Mein Vater, der im Himmel wohnt,
als König aller Engel thront,
der ist mir nah bei Tag und Nacht
und gibt auf meine Schritte acht.
2. Er nährt den Sperling auf dem Dach
und macht zur Früh' die Vögel wach;
er schmückt mit Blumen Wald und Flur
und pflegt die Zierde der Natur.
3. „0 Vater mein, wie gut bist du!
Gib, daß ich niemals Böses tu’!
Mach’ mich den lieben Engeln gleich
in deinem großen Himmelreich!“
Heinrich Bone.
5. Gott der Herr.
I. AVeißt du, wieviel Sterne stehen
an dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wieviel Wolken gehen
weithin über alle Welt?
Gott, der Herr, hat sie gezählet,
daß ihm auch nicht eines fehlet
an der ganzen großen Zahl.
3
2. Weißt du, wieviel Mücklein spielen
in der hellen Sonnenglut?
Wieviel Fischlein auch sich kühlen
in der hellen Wasserflut?
Gott, der Herr, rief sie mit Namen,
daß sie all' ins Leben kamen,
daß sie nun so fröhlich sind.
3. Weißt du, wieviel Kinder frühe
stehn aus ihrem Bettlein auf,
daß sie ohne Sorg' und Mühe
fröhlich sind im Tageslauf?
Gott im Himmel hat an allen
seine Lust, sein Wohlgefallen,
kennt auch dich und hat dich lieb.
Wilhelm Hey.
6. Des Rindes Engel.
(Es geht durch alle Lande
ein Lngel still umher;
kein Auge kann ihn sehen,
doch alles siehet er.
Der Himmel ist sein Vaterland,
vom lieben Gott ist er gesandt.
2. Er geht von Haus zu Hause;
und wo ein gutes Rind
bei Vater oder Mutter
im Rämmerlein sich find't,
da wohnt er gern und bleibet da
und ist dem Rindlein immer nah.
3. Er spielet mit dem Rinde
so traulich und so fein;
er hilft ihm fleißig lernen
und stets gehorsam sein.
Das Rind befolgtes mit frohem Mut,
drum bleibt es auch so lieb und gut.
Theodor Lieth.
1*
4
7. Die Kirche und ihr Turm.
Unser Wohnort hat eine Kirche. Sie steht nicht weit von der
Schule. Die Kirche ist ein hohes Haus. Noch höher ist ihr Turm.
Am Turme ist eine Uhr. Sie ist weithin sichtbar. Warum? Der
Turm zeigt zum Himmel hinan. Das soll heißen: „Mensch, schaue
nach oben! Im Himmel wohnt der liebe Gott." Des Sonntags
läutet es zur Kirche. Dann kommen von fern und nah Leute herbei
und gehen in die Kirche hinein. Auch Georg und Kurt nehmen ihr
Gesangbuch unter den Arm. Sie gehen mit den Eltern ins Gottes-
haus. Da wird gesungen und gebetet. Der Herr Pastor geht vor
den Altar. Nachher besteigt er die Kanzel. Er lehrt Gottes Wort.
Die Leute hören andächtig zu. Der Sonntag ist der Tag des Herrn.
Nach „Lesebuch der kleinen" von Stöwesand. II. Teil.
8. Soants^morZen.
l ■ Mutter kocht oben. Vater ist mit Fritz ausgegangen. Ich muß
auf klein Doris aufpassen. Ich sitze mit ihr auf der Treppe. Klein
Doris schläft auf meinem Schoß. Auf der Straße und in den Häusern
ist es heute so still. Die Läden sind alle geschlossen, und wenig Leute
gehen vorüber. Die Straße sieht so weiß und rein aus heute, als
wäre sie zum Sonntag gescheuert worden. Der Wind, der heute
nacht im Schornstein geheult hat, hat ordentlich aufgetrocknet.
Sogar die Mauern der Kirche da gerade vor mir sehen heute nicht
so dunkel aus wie gewöhnlich. Was für schöne rote Blumen da in
dem Hause gegenüber am Fenster stehen! Es müssen Geranien sein.
2. Da! die Glocken ertönen. Sie dröhnen und schallen. Es
klingt so tief und so stark. Ich höre es gern. Sie rufen die Leute
in die Kirche. Schade, daß ich nicht sehen kann, wie die Glocken
sich im Turme bewegen. Aber klein Doris schläft so schön auf
meinem Schoß, und Mutter hat gesagt, ich solle nicht aufstehen.
3. Jetzt kommen von allen Seiten Leute, Männer und Frauen;
ich sehe auch einige Knaben und Mädchen. Alle tragen Gesang-
bücher in den Händen. Die Bücher sind schwarz, einige haben
Goldschnitt. Die große Kirchentür ist auf der anderen Seite; ich
kann nicht sehen, wie die Leute in die Kirche gehen. Schade! Ein
paar alte Frauen laufen schnell um die Kirche. Sie möchten nicht
gern zu spät kommen.
5
Die Glocken dröhnen nicht mehr. Aber nun schallt aus der
Kirche wunderschöne Musik, so laut und stark und doch so weich!
Manchmal klingt sie näher, manchmal ferner. Wenn die Kirchen-
tür aufgeht, höre ich die Orgel jedesmal stärker. Und nun höre ich
plötzlich alle da drinnen singen. Und zwischen den vielen, vielen
Stimmen braust die Orgel immer fort. Es ist so schön, so feierlich.
Die Straße ist noch stiller als vorher. Und immer schöner klingt
der Gesang und die große, mächtige Orgel. Nächsten Sonntag darf
auch ich ZUl Kirche gehen. Nach Ilse Frapan. (Gekürzt.)
9. Gebete.
Morgengebet.
2)ie fröhlich bin ich aufgewacht!
Wie hab' ich geschlafen sanft die Nacht!
Hab' Dank im Fimmel, du Vater mein,
daß du hast wollen bei mir sein!
Behüte mich auch diesen Tag,
daß mir kein Leid geschehen mag! Amen! —
Tischgebete.
U Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne alles, was du be-
scheret hast! Amen! —
2. Segne, Vater, diese Speise uns zur Kraft und dir zum preise!
Amen! —
3. Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet
ewiglich! Amen! —
Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre
Speise zu seiner Zeit. Du tust deine Hand auf und erfüllest alles,
was lebt, mit Wohlgefallen. Amen!
Abendgebet.
Lieber Vater im Himmel du,
meine Augen fallen zu:
will mich in mein Bettchen legen.
Gib nun du mir deinen Segen! '
Lieber Gott, das bitt' ich dich:
Bleib' bei mir, hab' acht auf mich! Amen!
6
10. Abendgebet.
Alüde bin ich, geh' zur Ruh',
schließe meine Äuglein zu.
Vater, laß die Augen dein
über meinem Bette sein!
2. Hab' ich Unrecht heut' getan,
sieh es, lieber Gott, nicht an!
Deine Gnad' und Christi Blut
macht ja allen Schaden gut!
3. Alle, die mir sind verwandt,
Herr, laß ruh'n in deiner Hand.
Alle Menschen, groß und klein,
sollen dir befohlen sein. Amen!
Luise Mensel.
11. Das betende Kind.
1. Eine arme Witwe sprach eines Morgens zu ihren Kinder»:
„Meine lieben Kinder, ich kann euch diesen Morgen nichts zu essen
geben. Ich habe kein Brot, kein Mehl, keine Kartoffeln mehr irrt
Hause und auch kein Geld, etwas zu kaufen. Ich habe immer so viel
zu schaffen mit euch, daß ich fast nichts verdienen kann. Bittet doch
den lieben Gott, daß er uns helfe; denn er ist ja reich und mächtig
und sagt selbst: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und
du sollst mich preisen."
2. Der kleine Christian, der kaum sechs Jahre alt war, machte
sich nüchtern und sehr betrübt auf den Weg in die Schule. Cr kam
an der offenen Kirchentür vorbei, ging hinein und kniete vor dem
Altare nieder. Da er niemand in der Kirche sah, so betete er mit
lauter Stimme: „Lieber Vater im Himmel! Wir Kinder haben
nichts mehr zu essen. Unsere Mutter hat kein Brot, kein Mehl und
keine Kartoffeln mehr. Gib uns doch etwas zu essen, damit wir
nicht mit unserer Mutter verhungern müssen. Ach ja, hilf uns; du
bist ja reich und mächtig und kannst uns leicht helfen."
3. So betete Christian und ging dann in die Schule. Als er
nach Hause kam, sah er auf dem Tische ein großes Brot, eine Schüssel
voll Mehl und einen Korb mit Kartoffeln. „Nun Gott sei Dank!"
rief er voll Freude, „Gott hat mein Gebet erhört. Mutter, hat ein
7
Englein dies alles zum Fenster hereingebracht?" — „Nein," sagte die
Mutter; „aber Gott hat dein Gebet dennoch erhört. Als du am Altare
betetest, kniete eine vornehme Frau in ihrem Kirchenfiuhle. Du
konntest sie nicht sehen, aber sie hat dich gesehen; deswegen hat sie
uns dies alles geschickt. Sie war der Engel, durch den Gott uns
geholfen hat. Nun, Binder, so lasset uns miteinander dem lieben
Gott recht herzlich danken und nie den schönen Spruch vergessen:
Vertrau' auf Gott und laß ihn walten;
er wird dich wunderbar erhalten."
Christoph von Schmid.
12. In der Kirche.
Christ ist geboren!
Freue, freue dich,
o Christenheit!
Die Weihnachtsglocken haben geläutet vom Turme herab,
und die Mutter hat gerufen: „Kommt, Binder, zum heiligen
Christ!" Da haben sie alle die schönen Sachen: die kugeln
und Kerzen, die Tassen und Teller, Küche und buchen und
alles stehen lassen und sind mit Vater und Mutter zur Kirche
gegangen. Dort sitzen sie jetzt unter der Kanzel still und an-
dächtig und lauschen dem lieblichen Chor und sehen das Kind-
lein in der Grippe und stimmen mit in den Jubel ein: O
du fröhliche, selige Weihnachtszeit! Gustav Wiederkehr.
13. Die Kinder bei der Krippe.
1. Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all'!
Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall
und seht, was in dieser hochheiligen Nacht
der Vater im Himmel für Freude uns macht!
2. O seht in der Krippe, im nächtlichen Stall,
seht hier bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl
in reinlichen Windeln das himmlische Kind,
viel schöner und holder als Engel es sind.
8
3. Da liegt es — ach Kinder! auf Heu und auf Stroh;
Maria und Joseph betrachten es froh,
die redlichen Hirten knien betend davor,
hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.
Christoph von Schmid. (Gekürzt.)
14. Weihnachtslied.
H 2lllc Jahre wieder
kommt das Lhristuskind
auf die Erde nieder,
wo wir Menschen sind.
2. Kehrt mit seinem Segen
ein in jedes Haus,
geht auf allen wegen
mit uns ein und aus.
3. )st auch mir zur Seite
still und unerkannt,
daß es treu mich leite
an der lieben Hand. Wilhelm Hey.
15. Oie Christbescherung.
Was klingelt im Hause so laut? Bst, bst!
Ich glaube, daß es das Christkind ist. ftii
Das Christkind war’s. Seid, Kinder, nur still
und hört, was ich jetzt euch erzählen will!
5 Es hat euch gebracht einen Tannenbaum
voll goldener Äpfel und Püppchen mit Schaum,
voll Zuckerwerk. Doch, Kinderchen, denkt!
hoch oben eine Rute hängt.
Das Christkind hat an alles gedacht
10 und Schönes und Nützliches mitgebracht.
Da seht ihr Trommeln, Soldaten von Blei.
Auch eine Fahne hängt nebenbei.
Seht Häuser von Pappe mit rotem Dach
und drin ein zierliches, kleines Gemach!
15 Seht Schuhe und Kleider und Tücher und Hut!
Gewiß, das steht zu dem Feste gut.
Auch Teller und Töpfe von blankem Zinn
und Pfefferkuchen und Mandeln darin!
Hier Peitschen und Wagen, ein Pferdchen gar wild,
20 dort zum Zusammensetzen ein Bild.
9
Hier Schreibhefte! Ein Püppchen ganz klein
wird dort gewiß in der Wiege sein.
Auch herrliche Bücher sind aufgestellt.
Von tausend Lichtern ist alles erhellt.
25 Doch nur von den schönen Sachen bekomm’,
wer artig war, verträglich und fromm.
Wer folgsam den lieben Eltern war
und fleißig gelernt hat in diesem Jahr,
wer oft an den lieben Gott gedacht,
30 dem hat das Christkind viel Schönes gebracht.
Unartige Kinder dürfen nicht ’rein. —
Drum wollt ihr am heiligen Abend euch freu’n,
so rat’ ich euch, Kinder, stets artig zu sein.
Adelbert von Chamisso.
16. Gebet an den heiligen Christ.
1. Du lieber, heil’ger, frommer Christ,
der für uns Kinder kommen ist,
damit wir sollen weiß und rein
und rechte Kinder Gottes sein.
2. Du lieber, heil’ger, frommer Christ,
weil heute dein Geburtstag ist,
drum ist auf Erden weit und breit
bei allen Kindern frohe Zeit.
3. Daß ich wie Engel Gottes sei
in Demut und in Liebe treu,
daß ich dein bleibe für und für,
du heil’ger Christ, das schenke mir!
Ernst Moritz Arndt.
17. Neujahr.
Ein neues Jahr hat angefangen,
der liebe Gott hat's uns geschenkt,
viel hundert Jahr' sind hingegangen,
seit er an seine Menschen denkt,
10
5 und hört nicht auf, für uns zu sorgen,
und wird nicht müde, was er tut,
und weckt und stärkt uns alle Morgen
und gibt so viel und ist so gut;
und sieht auch heut' vom Fimmel nieder
ko auf mich und jedes kleine Rind,
und hilft auch dieses Jahr uns wieder,
solang' wir gut und folgsam sind.
Du, lieber Gott, kannst alles machen;
willst du mich machen treu und gut,
w willst du mich dieses Jahr bewachen,
daß nie dein Rind 'was Böses tut?
Wilhelm Hey.
■SSW?
11
19a. Klein Ilschen in Sorge.
1. Es war ein lustiger Neujahrsmorgen. Jedes der Kinder hatte
einen schönen Wunsch für den lieben Papa. Zuletzt sagte klein
Ilschen ihr Sprüchlein auf. Dann kletterte sie dem Papa auf den
Schoß, schlang ihre beiden Arme um seinen Hals und sagte kläglich:
„Ich habe gar nichts dir zu bringen. Und ich hatte doch etwas so
Schönes für dich, lieber Papa!
2. Weil ich doch nicht schreiben und zeichnen kann, wollte ich
dir das große Stück Kuchen schenken, das Mama mir gestern gegeben
hat. Nicht ein Bißchen habe ich davon abgebissen. Die ganze
Nacht hat es auf meiner Decke gelegen. Und in der Frühe habe ich
es immer in der Hand gehalten und — und —“
19 b. Ilschen sagt es dem Papa.
1. „Nun, und wo ist das schöne Stück Kuchen hingekommen?“
fragte der Vater.
Die Kleine neigte sich dicht zu seinem Ohr. „Das darfst
nur du ganz allein hören! — Du weißt doch, Papa, heute morgen
kamen so viele arme Kinder und wünschten uns Glück. Und da
war ein kleiner Junge darunter, nicht größer als ich. Und der war
so dünn angezogen und sah so hungrig aus. Und als die anderen
ihren Wunsch sagten, sah er immer auf das Stück Kuchen in meiner
Hand.------
2. Und da — habe ich es ihm gegeben. Und du hättest nur
sehen sollen, wie froh er war! Aber nun habe ich gar nichts mehr
für dich!“
Sie hielt ihm betrübt die leeren Hände hin. Der Vater aber
küßte sein Töchterchen zärtlich und sagte: „Du hast mir dein kleines,
gutes Herz gebracht. Damit hast du mir die allergrößte Freude
gemacht.“
Nach Helene Stökl und Frau Juliane.
12
20. Luther als Vater.
Luther war ein lieber Vater. Als er einmal sehr krank war,
brachte man ihm sein Söhnchen ans Krankenbett. Das Kind lächelte
den kranken Vater an und streckte die Ärmchen nach ihm aus.
Da wurde der Vater traurig, aber doch auch fröhlich. Er segnete das
Kindlein und sprach: ,,Gehe hin und sei fromm! Geld kann ich dir
nicht lassen, aber einen reichen Gott, der dich nicht verlassen wird.
Sei nur fromm! Da helfe dir Gott zu! Amen.“
Hermann Ferdinand Bäßler.
21. Sprüche.
1. Kindlein, liebet euch untereinander!
2. Selig sind, die reines Herzens sind.
3. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz!
4. Leget die Lügen ab und redet die Wahrheit!
5. Unser Gott ist im Himmel, er kann schaffen, was er will.
22. Das vierte Gebot.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß
dir's wohlgehe und du lange lebest auf Erden.
Evangelischer Katechismus.
II. Elternhaus und Schule.
23. Die Familie.
1. Ich bin ein Kind. Ich habe Vater und Mutter.
Vater und Mutter sind ineine Eltern. Sie geben mir zu
essen und zu trinken. Sie schenken mir Kleider und Schuhe.
Sie lassen mich in der warmen Stube wohnen und in einem
weichen Bette schlafen. Meine Eltern haben noch mehr Kinder.
Das sind meine Brüder und Schwestern.
2. Der Vater arbeitet für uns in seinem Geschäfte. Die
Mutter sorgt für die Wirtschaft. Sie kocht, näht und strickt.
Auch pflegt sie uns Kinder. Wie gut sind doch Vater und
Mutter!
Emil Martin.
24. Wie die Leute grüßen.
Sie sagen:
(ñuten Morgen! Guten Tag!
Guten Abend! Gute Nacht!
wie geht's? Lebe wohl!
Auf Wiedersehn!
Anna und Marie geben sich die Hand.
Die kleine Trna gibt der Tante einen Ruß.
Paul macht einen Diener.
Der Vater zieht den Hut.
Der Soldat legt die rechte Hand an die Ropfbedeckung.
Fibel: Guck in die Welt.
25. Die gute Mutter.
1. Nun seid ihr alle in der Schule. Wißt ihr auch, was eure
Mutter jetzt macht?
Sie ist in der Wohnstube. Alle Stühle hat sie auf den Tisch gestellt
oder auf das Sofa gelegt. Sie wischt die Stube auf.
Immer wieder läuft sie in die Küche und holt frisches Wasser. Nun
stellt sie alles wieder auf seinen Platz. Die Stühle stehen um den Tisch.
Am Ofen steht der große Sessel.
2. Jetzt koinmt sie mit einer kleinen Kanne und gibt den Blltmen
reines Wasser. Aber nicht zuviel, sonst läuft es über den Untersatz, und
dann gibt es einen weißen Ring auf der Fensterbank. Hier bricht sie
ein vertrocknetes Blatt ab. Dort dreht sie den Blumentopf um, damit
die Blume nicht schief wächst.
3. Nun holt sie das Staubtuch. Alle Stühle werden abgewischt.
Mit einem kleinen Pinsel bürstet sie die Ecken aus. Nun wird das
Tischtuch noch gerade gezogen. Ein Blumenstrauß wird darauf gestellt.
So, die Stube ist fertig.
4. Jetzt guckt sie nach der Uhr. O, es ist schon neun. Da muß
sie sich aber sputen. Nun läuft sie in die Kammer. Die Bettdecken legt
sie über einen Stuhl und schiebt ihn ans Fenster. Da kann die Sonne
ordentlich darauf scheinen.
— 15 —
Mutier eilt in den Keller. Hörst du, wie sie das Feuerholz entzwei-
macht? Siehst du es, wie sie in der einen Hand den schweren Eimer
mit Kohlen trägt und in der anderen das Holz hält?
5. Nun schreit Brüderchen und will seine Milch haben. Wieder
guckt Mutter auf die Uhr. Es ist halb elf. Da muß Mutter ans Mittag-
essen denken. Schnell werden die Kartoffeln geschält. Sie werden auf
den Ofen gesetzt. Das Fleisch wird geklopft. Nun muß sie noch Reis
kochen und das Fleisch braten. Die ganze Küche ist voll Dampf. Sie
macht das Fenster auf.
6. Und wenn du aus der Schule kommst, da steht das Essen fertig
auf dem Tisch. Teller, Löffel und Gabeln sind auch da. Du brauchst
dir nur einen Stuhl zu holen. Der Vater spricht das Tischgebet, und
nun darfst du essen.
7. Und konnnst du am Nachmittag um 4 Uhr nach Hause, da ist
der Kaffee fertig. Und dann gibt's nachher auch noch Abendbrot. Wie
schnell die Mutter Brot schneiden kann, und wie schnell sie die Butter
darüber streicht. Jeder von euch erhält sein Butterbrot. Und wenn der
letzte seins hat, dann hat es der erste schon wieder auf. Und die Mutter
kann von vorne anfangen.
8. Und wenn du dann im Bett liegst, da hörst du noch, wie sie in
der Küche mit den Tellern und Tassen klappert, wie sie diese wäscht und
dann in den Schrank stellt.
9. Ist Mutter nun fertig? Ach nein! Wenn du schläfst, sitzt sie
bei der Lampe. Da näht sie noch an dem Ärmel, den du entzweigerissen
hast. Und dann stopft sie noch deine Strümpfe.
10. Ja, Mutter hat viel zu tun. Sie geht zuletzt ins Bett und
steht morgens zuerst wieder auf, wenn's noch gar nicht hell ist.
11. Und weißt du noch, als du einmal krank warst? Dein Hals
tat so weh. Da legte sie dir ein nasses Tuch darum und band einen
Strumpf darüber. Du konntest den Kopf gar nicht drehen. Dann packte
sie dich ins Bett. Sie holte den Doktor. Sie lief zur Apotheke. Sie
saß an deinem Bett und gab dir Medizin. Und abends, als es dunkel
war, erzählte sie dir feine Geschichten.
12. Wie würde es dir wohl gehen, wenn du keine Mutter hättest!
Ernst Lorenzen.
26. So lieb!
1. Ich habe nichts so lieb, so lieb
wie dich, mein Mütterlein,
es müßte denn der liebe Gott
im Himmel droben sein.
2. Den lieb’ ich, weil er dich mir gab,
und weil er mir erhält
das allerbeste Mütterlein
auf weiter, weiter Welt. Julius Sturm>
27. Wie die Sonnenstrahlen
das kranke Mütterchen wieder gesund machen.
1. „Heute wird es wohl nichts werden mit dem Scheinen,“ sagte
Mutter Sonne eines Morgens zu den Sonnenstrahlen; „heute werdet
ihr wohl nicht auf die Erde hinunter können; denn ihr seht es ja, wie
die Regenwolken sich wieder vorschieben und uns nicht durchlassen.“
2. Das war den Sonnenstrahlen aber nun gar nicht recht. Zu
Hause bleiben, hinter den dicken Wolken, die einem auch noch alle
Aussicht auf die Erde versperrten — das war ihnen immer sehr
langweilig.
3. „Ich habe es aber doch dem Einehen versprochen, heute zu
scheinen; ich muß doch seine Mutter wieder gesund machen“, jammert
einer von den Strahlen. „Der Doktor hat es doch gestern gesagt:
Einehen, sagte er, nun bitte die liebe Sonne, daß sie morgen scheint,
und dann führe dein Mütterlein in den Garten hinaus, dann wird
es bald wieder gesund werden.
4. „Ach — die dummen, alten Regenwolken, könnt’ ich sie
bloß wegschieben!“
5. Das konnte der kleine Sonnenstrahl nun freilich nicht. Aber
seine Brüder, .die die Sache mit angehört hatten, halfen ihm gern
dabei. Schieben konnten sie die Wolken zwar nicht, aber sie stachen
und brannten so lange auf die Wolken, bis es denen ganz heiß wurde
und sie brummend ein Stück weiter rückten. Kaum aber war ein
kleiner Spalt entstanden, — husch — da schlüpfte unser kleiner
Sonnenstrahl hindurch.
6. „Kommt! Kommt — flink!“ rief er seinen Brüdern zu. Da
kamen noch viele Sonnenstrahlen zwischen den Wolken durch,
17
glitten zur Erde hinunter, zu dem kleinen Garten vor dem Hause,
in welchem das Einehen wohnte.
7. Das Einehen, das stand mit recht betrübtem Gesicht an der
Haustür und guckte ganz vorwurfsvoll zum Himmel hinauf. Als es
aber die Sonnenstrahlen kommen sah, da verklärte sich sein Gesicht,
und es lief spornstreichs zur Mutter in die Stube.
8. ,,0 Mutti — guck’ ’mal,“ rief es, ,,nun kommt die Sonne doch
noch. Der ganze Garten ist voll Sonne — ja wirklich! Nun komm
’mal!“
9. Und nun nahm sie ihr Mütterchen, das noch recht schmal
und blaß aussah und auch nur ganz langsam gehen konnte, bei der
Hand und führte es behutsam in den Garten hinaus. Da draußen,
mitten in der Sonne, gerade unter einem herrlich blühenden Apfel-
baum, stand ein schöner grüner Sessel, ganz mit weichen Kissen
ausgelegt, den hatte das Einehen schon vorher für sein krankes
Mütterchen zurechtgemacht.
10. In diesem Sessel saß es nun, das Mütterlein, so recht bequem
und behaglich. Der Apfelbaum ließ zum Gruß ein paar seiner schönen
rosa Blüten in ihren Schoß fallen, im Garten blühten die Blumen,
sangen die Vöglein, und nun kam auch noch ein prächtiger gelber
Zitronenfalter und setzte sich auf ihre Hand.
11. Und das kranke Mütterlein saß ganz still und glücklich da,
ließ sich von der warmen Sonne bescheinen und sah nur immer in
all’ die Blumen- und die Sonnenherrlichkeit hinaus, denn sie hatte
das ja alles gar lange nicht mehr gesehen.
12. „Ach, mein liebes Lineli, wie schön ist das!“ sagte sie.
„Wie gut mir doch die warme Sonne tut — ich glaube, nun werde
ich bald wieder ganz gesund.“
„Ja“, nickte Einehen und küßte sie auf die Backe.
13. „Ach, Mutti — deine Backen sind schon ein ganz kleines
bißchen rot geworden — aber ganz, ganz wirklich, Mutti!“ rief
sie dann voll Staunen.
14. „Das glaube ich schon“, sagte die Mutter. „Wenn die
Sonne nur alle Tage käme und ich immer im Garten sitzen könnte,
dann würden meine Backen wohl auch wieder ganz rot werden.“
15. „Wir wollen die Sonne recht schön bitten darum“ — meinte
Einehen. Und dann nach einem Weilchen: „Weißt du, Mutti —
ich habe sie doch sehr, sehr lieb, die Sonne!“ —
Sophie Reinheimer.
2
RHcmisch.westfiilisches Hilfsschullesebuch. I. Teil.
18
28. Zum Festtage der Mutter.
X^on des Lebens erstem Morgen
hast du, Mutier, mich gepflegt
und mit mütterlichen borgen
mich ernähret und gehegt.
2. (D, mit welcher Muttertreue
nahmst du mich an deine Brust!
Sorgtest täglich wohl aufs neue
für des Rindes Freud' und Lust.
3. Wenn vor Schmerz dein Rindlein weinte,
hast du wohl die ganze Nacht
an dem kleinen Wiegenbettchen
schwer besorgt bei mir gewacht.
4. Habe Dank für deine Liebe!
Gute Mutter, habe Dank!
Und ich will mit treuem Herzen
lieben dich mein Leben lang.
Dortmunder M'el.
19
29. Der Festtag des Vaters.
1. Äls der Festtag des Vaters herbeikam, da sammelten die Kinder
die allerschönsten Blumen und flochten sie ganz heimlich, daß es der Vater
nicht sah, zum schönsten Kranze und konnten die ganze Nacht kaum ein
Auge zutun.
2. Und als der Tag erwachte, gingen sie alle drei in des Vaters
Kämmerlein mit bloßen Füßchen, daß es der Vater nicht höre, und trugen
den Blumenkranz alle drei und legten ihn auf des Vaters Bett, gattz
leise, daß es der Vater nicht merkte.
3. Als nun Morgen ward, da kam der Vater und hatte den schönen
Blumenkranz und sagte: „Wo sind die Englein, die mich bekränzt haben
in der Nacht, da ich schlief?" Und die Kinder kamen herbei und hingen
an ihm und küßten den Vater und waren voll Freude.
Friedrich Adolf Krummachcr.
30. Der Vater kann alles.
Liebes keuchen, hör' nur an,
was mein Vater alles kann.
Alles, alles kann er machen!
Und er schnitzt die schönsten Aachen:
s Auf dem Dach die Rlappermühle,
unsre kleinen Rinderstühle,
Vogelbauer, Weisenkisten,
Rörbe, drin die Hühner nisten,
einen Hreßtrog für das Gänschen
w und ein hölzern Schwert für Gänschen.
Rleine wagen kann er machen,
Hüte von Papier und Drachen,
Rörbchen aus Rastanien schneiden,
flöten auch aus Rohr und weiden,
w Alles kann er und so gut,
wie es wohl kein andrer tut.
Abends bei der Lampe Schimmer
spielt er auf der Zither immer
2*
20
oder macht mit seiner Hand
20 Schattenspiele an der Wand —
ja, es ist beinah zum Grau'n,
so natürlich anzuschau'n:
einen Hahn mit Ramm und Sporen,
Wäschen auch mit langen Ohren,
25 einen Vogel, der da fliegt,
und ein dickes Schwein, das liegt,
eine Gemse mit der Gabel,
einen Schwan mit Hals und Schnabel.
Gar nichts gibt es, denk' nur an,
so was er dir nicht machen kann!
Lenchen, ja, ich glaube sehr:
nur der liebe Gott kann mehr.
Heinrich Seidel.
32. Feierabend.
1. Tumult! — Tuuuut! — Es ist sechs Uhr. Die Fabrik geht
aus. Nun wird es lebendig auf den Straßen. Viele Männer kommen
daher, erst einzeln, dann dichter und immer dichter. Zuletzt ist die
Straße schwarz von lauter Menschen. Die meisten sehen gesund und
kräftig aus, manche gehen müde und gebeugt. Das kommt von der
harten Arbeit und den vielen Sorgen.
21
2. Nun ist Feierabend. Sie eilen alle nach Hause. Auch der
Vater ist dabei. Wir hören ihn schon auf der Treppe; denn wir
kennen seinen Schritt. Wir eilen ihm entgegen. Dann freut er sich
jedesmal. Er nimmt uns bei der Hand und geht mit uns hinein
zur Mutter.
3. Die Mutter hat den Sessel schon für ihn zurecht gesetzt. Darin
sitzt er gerne. Gertrud holt ihm die Pantoffel, Fritz bringt ihm die
Pfeife, ich reiche ihm die Zeitung dar. So! — Nun hat er es bequem!
4. Er schallt tu der Stube umher und fragt nach unserem Karl.
Der steht in einer Ecke und macht kein fröhliches Gesicht. Die Mutter
möchte gern verschweigen, wie ungehorsaul luld trotzig er heute gegen
sie gewesen ist, aber nein, sie darf es nicht. Der Vater mutz es
wissen.
5. Sie sagt es ihm. Da wird der Vater ernst und traurig. Er
schweigt und sieht den Knaben lange an. Dann sagt er: „Mutzt tut
iitti so meinen Feierabend verderben?"
6. Das tut dem Knaben weh, viel weher als Schläge. Er deilkt
deil ganzen Abend und nocí) die halbe Nacht darail: „Mutzt du mir
so meinen Feierabend verderben?" — Nein! Morgen wird er es
besser machen. Maria Weinand.
33. Das kranke Schwesterchen.
1. Am Doktorhause schellte es. Da stand Werner und sagte
ganz traurig: ,,Der Herr Doktor möge doch gleich mitkommen zu
keuchen. Gestern hat sie wieder so froh mit uns gespielt, und heute
ist sie sehr krank.“
Der Doktor zog seinen Pelzrock an, setzte seinen Hut auf und
ging mit.
2. Da lag lieb keuchen im Bett, hatte glutrote Backen und
ganz heiße Händchen. Vater und Mutter waren bei ihr, auch die
anderen Geschwister. Alle sahen sehr betrübt aus. Der Doktor
untersuchte das Kind, zählte den Puls und schrieb ein Rezept.
Werner lief gleich damit zur Apotheke, und kiebhold sollte Eis holen.
Frieda durfte auf keuchen achtgeben, wenn die Mutter in die Küche
gehen mußte. Alle freuten sich, daß sie etwas für ihr Schwesterchen
tun konnten. In der Nacht wachte die Mutter bei ihm.
Ada Linden.
22
34. Lenchen wird wieder gesund.
1. Frieda lag in ihrem Bett. Aber sie schlief noch nicht. Sie
sah immer durchs Fenster an den Himmel. Dort stand ein großer,
schöner Stern. Da faltete Frieda die Hände und betete: ,,Lieber
Gott, schicke doch die Engelein, daß sie kommen und Lenchen
wieder gut machen.“
2. Dann wurde sie müde. Aber im Einschlafen war’s ihr, als
schreite etwas durchs Zimmer, licht und schön, im glänzenden Kleid.
Am Morgen lachte Lenchen sie wieder fröhlich an, und der
Doktor sagte: ,,Das Fieber ist vorbei, das Kind gerettet.“
Da wurden alle sehr froh und dankten dem lieben Gott.
Ada Linden.
35. X)ö$
1. SBalter hatte
zwei Wochen lang zu
Bett gelegen. Er war
schlimm krank gewesen,
und dreimal war der
Doktor gekommen.
Aber heute war es
besser mit ihm. Er lag
da mit offenen Augen
und dachte immer an
den Zeppelin. Heute
sollte er kommen.
Ganz still war es im
Schlafzimmer und nur
ein wenig hell, die
Vorhänge am Fenster
waren zugezogen. Da
ging die Tür auf. Die
Mutter wollte 'mal
sehen, ob Walter noch schlief. Aber er drehte gleich den Kopf ihr
zu und fragte: „Mutter, darf ich heute nachmittag aufstehen, wenn
der Zeppelin kommt?" — „Aber der Doktor will es ja nicht haben",
BDIWUIBH»
— 23 —
sagte die Mutter und legte die Hand auf seine Stirn. Die war nicht
inehr so heiß wie gestern. Aber die Wangen waren noch sehr blas;
unb die Hände so schmal. „Wenn der Vater nach Hause kommt,
setzen wir betn Bett an das Fenster, dann kannst du ihn so gut sehen
wie auf der Wiese."
2. Nun war alles gut; nun bekam er den Zeppelin doch zu sehen.
Gerade vor seinem Fenster flog er her. O wie lang das Luftschiff
war! Wie es in der Sonne glänzte! Und wie die Räder surrten!
Und die Leute auf der Straße riefen: „Hurra!" Walter konnte alles
gut sehen und hören. Und als er bald danach aufstehen durfte und
zu seinen Freunden kam, konnte er auch etwas vom Zeppelin er-
zählen. Mg „Des Kindes Heimat".
36. Die kleinen Mädclien.
1. 8ie spielen mit ihrer Puppe
und kochen ihr Suppe
und ziehen sie an und ziehen sie aus
und gehen spazieren mit ihr vor dem Haus.
2. Ist’s Püppchen dann müde, dann legen sie nett
das Kindchen mit Kleidern ein Stündchen zu Bett.
Ich glaube, die Mädchen auf Erden
wollen am liebsten Mütterchen werden.
W. Henck-Traudt.
24
37. Wir haben heute große Wäsche.
Die ganze Waschküche ist voll Qualm. Mitten darin steht die
Mutter und wäscht. Sie hat schneeweiße Hände, die sind vom Seifen-
wasser ganz kraus geworden. Unter dem großen Waschkessel brennt
das Feuer, und die Wäsche kocht. In einem Faß liegt das bunte
Zeug, in einem anderen die weiße Wäsche. Wollzeug darf nicht
mitgekocht werden. Ja, da gibt es viel zu bedenken.
Heinrich Scharrelinann.
38. Oie Kinder als Heinzelmännchen.
I. Minna und Dora kamen um elf aus der Schule. Wie wunder-
teil sie sich, als sie die Küche leer fanden! Da fiel ihnen ein, daß die
Mutter Wäsche hatte. Da gab es viel zu tun, denn die Mutter hielt
sich keine Waschfrau, sondern besorgte die Wäsche selbst. Und
richtig, die Stube war noch nicht sauber gemacht. Na, nun schnell,
ehe die Mutter heraufkommt! Fenster auf, Besen und Schippe geholt,
Tisch und Stühle abgewischt, die Blumen begossen, Futter und
Wasser dem Kanarienvogel gegeben! Eins, zwei, drei ist alles fertig.
H—Willfll
— 25 —
2. „Die Mutter kommt! Schnell in die Ecke!“ ,*0, da sind ja
die Heinzelmännchen gewesen. Richtig! da sitzen sie hinterm Sofa!
Schönen Dank, ihr kleinen Heinzelmännchen!“ sagte die Mutter und
gab jedem der beiden Mädchen einen Kuß.
Diaz und Müller nach Fritz Gansberg.
39. Wenn ich erst groß bin.
1. „Hais treibst du doch für Faxen,
du wirst ganz naß, mein Kind!" —
„Lieb Mütterlein, ich will wachsen,
will wachsen in Regen und Wind.
2. Und wuchs ich in Wind und Regen,
und bin ich stark und groß,
so sollst du die Hände legen
ganz still in deinen Schoß.
3. Ich schaff in Kückf und Keller,
und alles ist mir kund;
es klirren Schüsseln und Teller,
es klingelt der Schlüsselbund.
So will ich dir beschicken
das ganze Haus allein,
will waschen, kochen und flicken.
Das soll eine Lust mir sein!"
Julius Sturm.
40. Lied vom feinen Mädchen.
)ch bin ein fein’s Mädchen,
kann drehen das Rädchen,
kann stricken die Maschen
und flicken die Taschen,
kann nadeln und fädeln,
kann singen mtd springen
und braten und kochen
das Fleisch und die Knochen.
Friedrich Grill.
26
41. Rüstigkeit.
Arisch getan und nicht gesäumt!
Mas im Meg liegt, weggeräumt!
Mas dir fehlet, such' geschwind!
Ordnung lerne früh, inein Rind!
2. Aus den: Bett und nicht gesäumt!
Nicht bei Hellem Tag geträumt!
Trst die Arbeit, dann das Spiel!
Nach der Reise kommt das Ziel.
z. Schnell besonnen, nicht geträumt!
Nichts vergessen, nichts versäumt!
Nichts bloß obenhin gemacht!
Mas du tust, darauf gib acht! Friedrich Rückert.
42. Versuchung.
1. Gar emsig bei den Büchern
ein Knabe sitzt im Kämmerlein.
Da lacht herein durchs Fenster
der lust’ge, blanke Sonnenschein
und spricht: „Lieb Kind! du sitzest hier?
Komm doch heraus und spiel’ bei mir!“
Den Knaben stört es nicht;
zum Sonnenschein er spricht:
„Erst laß mich fertig sein!“
2. Der Knabe schreibet weiter.
Da kommt ein lustig Vögelein;
das picket an die Scheiben
und schaut so schlau zu ihm herein.
Es ruft: „Komm mit! Der Wald ist grün;
der Himmel blau; die Blumen blüh’n!“
Den Knaben stört es nicht;
zum Vogel kurz er spricht:
„Erst laß mich fertig sein!“
3. Der Knabe schreibt und schreibet.
Da guckt der Apfelbaum herein
und rauscht mit seinen Blättern
und spricht: „Wer wird so fleißig sein?
27
Schau’ meine Äpfel! Diese Nacht
hab’ ich für dich sie reif gemacht!“
Den Knaben stört es nicht;
zum Apfelbaum er spricht:
,,Erst laß mich fertig sein!“
4. Da endlich ist er fertig;
schnell packt er seine Bücher ein
und läuft hinaus zum Garten.
Juchhe! Wie lacht der Sonnenschein!
Das Bäumchen wirft ihm Äpfel zu;
der Vogel singt und nickt ihm zu.
Der Knabe springt vor Lust
und jauchzt aus voller Brust.
Jetzt kann er lustig sein! Robert Reinick.
war, Uetz er seine Schulsachen auf dem Tische liegen. Er ging hinaus,
um zu spielen. Da kam der kleine Mar in die Stube. Er spielte mit
Gustavs Tafel und löschte die Schrift aus.
2. Als Gustav kam und dies sah, weinte er. Er lief zur Mutter
und klagte es ihr. Aber die Mutter sagte: „Mar versteht es noch nicht
besser. Du selbst bist schuld daran. Lege deine Sachen ein andermal
an den rechten Ort!"
Nach Emil Martin.
45. Ich mag nicht lügen.
1. Eüt Knabe hatte ein kleines Beil zum Spielet! bekommen. Daran
hatte er seine große Freude und hieb damit, wie es eben traf; und es
traf manchmal dahin, wo es nicht gut war. Wie der Kleine mit dein
Beile ans der Schulter auch in den Garten kam, sagte er: „Nun will ich
ein tüchtiger Holzharter sein!" Und er hieb das schönste Kirschbäumchen
seiites Vaters ab.
2. Den andern Tag kam der Vater in den Garten. Als er das
schöne Bäumchen welk am Boden liegen sah, wurde er betrübt und zornig.
„Wer mir das getan hat," rief er ans, „der soll es schwer büßen!" —
Aber wer es getan hatte, das wußte kein Mensch, außer einem; der stand
gerade hinter der Hecke, hörte, wie der Vater so zürnte, und wurde feuer-
rot. Es ist schlimm, dachte er; aber wenn ich's verschweige, so wär's eine
Lüge, und lügen mag ich nicht!
3. So trat er denn schnell in den Garten zum Vater und sagte: „Vater,
ich habe das Bäumchen umgehauen. Es war häßlich von mir!" Da
sah der Vater den Knaben an und machte wohl ein ernsthaftes Gesicht,
aber er ziirnte nicht mehr.
Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein braver
Mensch und dazu ein gewaltiger General. Er hieß Georg Washington.
Johann Ferdinand Schlcz.
46. Meine Blumen.
1. 3ch habe von der Mutter drei Blumen bekommen. Sie
gehören mir ganz allein. Ich mutz sie pflegen und behüten. Ich
habe ihnen den besten Platz in unserer Wohnung gegeben. Sie steheit
vor dem Fenster, wo sie die Morgensonne bescheint. Jeden Abend
gebe ich meinen Blumen zu trinken, und wenn es recht heitz ist, be-
kommen sie in der Frühe auch noch etwas Wasser. Ich sorge dafür,
datz der Blumentopf immer recht sauber ist, und datz die Erde iin
Topf locker bleibt.
2. Für die gute Pflege sind meine Pflanzen aber auch dankbar.
Sie tragen den ganzen Sommer schöne Blüten. Meine Fuchsie
macht mir besonders viel Freude. Sie hängt von oben bis unten
voll kleiner Glocken.
3. Wenn es regnet, stelle ich meine Blumen in den Hof, dainit
sie hübsch sauber und frisch werden. Die Rose will ich Grotzinüttercheit
zum Geburtstag schenken. Darüber wird sie sich gewitz recht freuen.
Aus Murtfeld und Seebaum, Lesebuch für Hilfsschulen.
29
47. Am Vogelkäfig.
1. scheint die Mor-
gensonne in die Stube. Anl
Fenster steht ein Vogelkäfig.
Ein niedliches Kanarienvögel-
chen sitzt darin. Eng ist sein
Häuschen; aber Gelbröckchen
fühlt sich sehr wohl. Würde es
sonst so fröhlich in den Morgen
hinein singen?
2. Seht euch nur einmal
seiir Häuschen an! Blitzblank
ist es geputzt. Weiß und glatt sind die Stangen,
auf denen das Tierchen sitzt. Auch die Näpfchen
sind sauber gehalten. Das Futter darin ist gilt und
reichlich, und das Trinkwasser ist frisch und klar. Auf
dem Boden liegt feiner Sand. Da kann das Vögel-
chen nach Herzenslust herumtrippeln und die Sand-
körnchen aufpicken.
3. Jeden Morgen wird ein Schüsselchen mit
Wasser zum Baden in den Käfig gestellt. Baden
ist Hänschens größtes Vergnügen. Wie spritzen da
die Tropfen nach allen Seiten! Ganz zerzaust sitzt
er nachher auf der Stange. Aber das Schnäbelchen
glättet bald die Federn, unb die Sonne trocknet sie.
Wie Gold glänzt nun das Federkleid.
4. Gelt, Hänschen, bei einer so guten Pflege
kann man fröhlich sein! Singe nur recht fleißig, damit die Menschen sehen,
wie dankbar du kleines Tierchen bist! Alice Ostcrheld.
48. Unser Kätzchen.
Äls ich eines Morgens ans der Schlafstube in die Küche kam,
hörte ich etwas miauen. „Was ist das, Mutter?" fragte ich. „Guck'
einmal unter den Küchentisch!" Ei, da lag in einem Körbchen ein aller-
liebstes weißes Kätzchen. Ich nahm es gleich auf meinen Schoß uub
streichelte es. Was für ein WeichesFell es hatte! Doch das kleine Ding
schrie immer miau! „Es hat gewiß Hunger, Mutter", sagte ich. Da goß
30
die Mutter etwas laue Milch in eine Untertasse, und ich setzte mein Kätz-
chen daran. Mit seinem roten Züngelchen leckte es die Milch. Dann
schrie es nicht mehr.
2. Als ich aus der Schule kam, nahm ich mir gleich mein Kätzchen
wieder vor und spielte mit ihm. Ich band einen Korken an ein Band
und ließ ihn über den Fußboden rollen. Gleich sprang das Kätzchen
herbei und wollte den Pfropfen mit den Vorderfüßen greifen. Da zog
ich am Bande. Mit niedlichen Sprüngen war das Kätzchen wieder hinter
dem Korken her. Zog ich ihn in die Höhe, so machte es Luftsprünge.
Das bereitete mir so viel Freude, daß ich ganz das Essen vergaß und
Mutter mich dreimal rufen mußte.
Einmal kletterte mein Kätzchen auf die Nähmaschine. Da lag ein
Wollknäuel. Gleich schlug die kleine Spielkatze mit der Pfote daran, daß
er auf die Erde rollte. Zuerst war sie etwas erschrocken. Dann sprang
sie nach und war wie toll immer hinter dem Knäuel her. Dabei wurde
der Faden immer länger. Als Mutter hereinkam, hatte er sich bereits
um Tisch und Stühle gewickelt. „Du kleine Spielkatze!" sagte sie und
klatschte in die Hände. Da rannte Weißfellchen erschrocken unter das Sofa.
3. Ein andermal hat die Katze meinem kleinen Bruder einen großen
Schrecken eingejagt. Sie schlich sich in die Schlafstube. Als wir alle
schliefen, kroch sie in das Bett meines Bruders, weil es dort warm und
weich war. In der Nacht mußte Helmut wohl mit seinem Beine ihr zu
nahe gekommen sein. Sie fing auf einmal an zu pusten und kratzen.
Da schrie mein Bruder taut auf. Die Mutter kam, nahm das Kätzchen
und warf es aus dem Zimmer.
4. Nun ist aus unserm Kätzchen eine große Katze geworden. Am
liebsten liegt sie in der Sonne oder am warmen Ofen und schnurrt. Doch
fängt sie auch fleißig Mäuse und macht sich so recht nützlich.
Alfred Kodantke.
49. Riekchen und die Hühner.
Wenn Riekchen aus den Hof kam, flatterten alle Hühner angst-
lich umher, einige flogen aufs Dach, andere in ihren Stall. Anders
war es aber, wenn die Mutter kam. Da freuten sich die Hühner,
flogen herbei, umflatterten sie und gaben ihr Vergnügen laut zu
erkennen. „Woher kommt es doch nur, daß sich die törichten Vögel
so vor mir fürchten, dich aber so lieb haben?" fragte einst Riekchen.
„Das will ich dir sagen," antwortete die Mutter; „du, mein Kind,
31
neckst die armen Tierchen immer, scheuchst sie umher und willst sie
fangen. Das merken sich die Hühnchen und fliehen deshalb vor dir.
Ich aber füttere sie, und da kommen sie gern. Wenn du es mit den
Tieren auch gut meinst, sie nicht mehr ängstigst und ihnen bisweilen
Futter gibst, so werden sie auch gegen dich zutraulich sein." Das
merkte sich Riekchen und tat, wie die Mutter gesagt hatte. Da flogen
die Hühner nicht mehr fort, wenn das Mädchen kam, sondern freuten
sich ebenfalls. Lorenz Kellner.
32
51. Der große Hund.
1. Unten in der Stube des Gasthauses saß der Bärenführer und
verzehrte sein Abendbrot. Der Petz stand draußen hinter dem Holzstoß
angebunden, der arme Petz, der keiner Seele etwas zuleide tat, wenn er
auch grimmig genug aussah. Oben im Erkerzimmer spielten beim Mond-
schein drei kleine Kinder, das älteste war wohl sechs Jahre alt, das jüngste
nicht mehr denn zwei. — Klatsch, klatsch! kommt es die Treppe herauf:
wer mochte das sein? Die Tür sprang auf, — es war der Petz, der zottige
Bär. Er hatte sich unten im Hofe gelangweilt und war die Treppe
hinaufgestiegen. Die Kinder waren über das große zottige Tier sehr er-
schrocken. Jedes kroch in seinen Winkel; er fand sie jedoch alle drei, be-
rührte sie mit seiner Schnauze, tat ihnen aber nichts.
2. „Das ist sicher ein großer Hund", dachten sie, und dann streichelten
sie ihn. Er legte sich auf den Fußboden; der fseiufte Knabe wälzte sich
oben drauf und spielte Verstecken mit seinem goldgelockten Köpfchen in
dem dicken, schwarzen Pelze. Nun nahm der älteste Knabe seine Trommel,
schlug, daß es nur so donnerte, und der Bär erhob sich aus seine beiden
Hinterfüße und begann zu tanzen. Das war allerliebst! Jeder Knabe
— 33 —
nahm sein-'Gewehr, der Bär mußte auch eins haben, und er hielt es
ordentlich fest; das war ein prächtiger Kamerad, den sie erhalten hatten,
und nun gingen sie: „Eins, zwei, eins, zwei!"
cvf ®atTstJ*tc an die Tür; sie ging auf; es war die Mutter der Kinder,
^hr hättet sie sehen sollen, das kreideweiße Antlitz, den halbgeöffneten Mund,
die stieren Augen! Aber der älteste Knabe rief ganz laut: '„Wir spielen nur
Soldaten!" ^n diesem Augenblick kam der Bärenführer und legte den
gutniütigen Petz wieder an die Kette.
Hans Christian Andersen.
52. Die freigelassene Schwalbe.
»SWuttet, ich habe etwas; etwas sehr Schönes habe ich in meiner
Schürze", rief die kleine Emma und hüpfte vor Freude dazu. — „Nun,"
jstflte die Mutter, „darf man denn nicht wissen, was du hast?" — „O ja,
Mutter, du darfst es wohl wissen; eine Schwalbe habe ich, ein aller-
liebstes Tierchen. Nachbars Christel hat sie mir geschenkt; er hat sie auf
seinem Flur gefangen."
2- Mutter: „Ach so, und da hat er dir das Vögelchen gegeben, daß
mi es besehen und dann wieder fortfliegen lassen sollst?"
Rheinisch.westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil. 3
34
Emma: „Nein, Mutter, nicht fortfliegen lassen; ich will es behalten.
Ich habe einen Käfig auf dem Boden; dahinein will ich das Vögelchen
setzen und will ihm Brot und Semmel geben."
3. Mutter: „Die wird es schwerlich fresseil. Die Vögelchen fangen
sich Fliegen und Mücken lind andere kleine Tierchen. Und wenn du ihm
auch diese geben wolltest, so lvird es sie doch nicht fressen wollen. Es wird
traurig sein, tveil es eingesperrt ist. Und nun denke eininal, liebe Emma,
vielleicht hat das Vögelchen seine Kinder int Neste; wie werden die ans
die Mutter warten — und nun kann sie ihnen nichts bringen; da müssen
sie verhungern." — „Ach, Mutter!" sagte Emma, „das hatte ich nicht be-
dacht. Nein, die armen Kleinen sollen nicht hungern. Ich will gleich
das Fenster aufmachen und dem Tierchen die Freiheit geben." — „Da —
flieg!" rief sie, indein sie das Vögelchen hinansließ, „nun suche Futter-
für deine Kinder!"
bestes) Andreas Lohr.
53. Frau Schwalbe.
^rau Schwalbe ist 'ne Schwätzerin,
sie schwatzt den ganzen Tag;
sie plaudert mit der Nachbarin,
soviel sie plaudern mag.
Das zwitschert, das zwatschert den lieben langen Tag.
— 35 —
2. Sic schwatzt von ihren Eiern viel,
von ihren Kindern klein;
und wenn sie niemand hören will,
schwatzt sie für sich allein.
Das zwitschert, das zwatschert, sie kann nicht stille sein.
3. Hält sie im gerbst Gesellschaft gar
auf jenem Dache dort,
so schwatzen die Frau Schwalben all'
erst recht in einem fort.
Das zwitschert, das zwatschert, und man versteht kein Mort.
Georg Christian Dieffenbach.
54. Oer t^ettenkunU.
1. Oer Hund an seiner Kette
liegt da die ganze Nacht,
ihm ist kein warmes Bette,
wie dir, zurecht gemacht.
2. Hat keinen Schlaf und Schlummer
und drückt kein Auge zu,
wenn ohne Leid und Kummer
der Hausherr schläft in Ruh’.
36
3. So ist er auf der Lauer,
ein Wächter, brav und treu:
ihn schreckt kein Regenschauer,
ihn macht kein Wetter scheu.
4. Und während ohne Sorgen
sein Herr, der strenge, ruht,
da wacht er bis zum Morgen
und hält sein Gut in Hut.
Friedrich Güll.
55. Gespensterfurcht.
1. „Karoline,“ sagte eines Abends die Mutter zu ihrer Tochter,
,,geh doch einmal in die Küche und hole mir den zinnernen Teller,
der gleich vorn auf dem Tische steht!“
2. Karoline stand auf und ging hinaus. Bald aber kam sie
wieder ohne den Teller und mit leichenblassem Gesichte. ,,Kind,“
rief ihr die Mutter entgegen, ,,was fehlt dir denn?“ — „Ach, Mutter,“
antwortete Karoline stammelnd, „in der Küche ist ein Geist, ein
weißes Gespenst!“
3. Die Mutter ergriff sogleich ein Licht und sagte lachend:
„Komm, törichtes, furchtsames Mädchen, wir wollen das Gespenst
fangen. Wo ist es denn?“ Zitternd zeigte Karoline in eine Ecke.
Jetzt ging die Mutter darauf zu und fand weiter nichts als ein reines
Küchenhandtuch, auf das der Mond schien. Das Tuch hatte sich
bewegt, als das furchtsame Mädchen die Tür öffnete.
4. Die übrigen Geschwister lachten Karoline noch oft wegen
ihrer Furchtsamkeit aus. Lorenz Kellner.
56. Der Schornsteinfeger.
1. „Morgen wird gefegt!" rief ein Mann ins Zimmer hinein. Die
Kinder erschraken ordentlich; denn er war ganz schwarz, so schwarz, daß
einem wirklich bange vor ihm werden konnte. Es war der Schornstein-
feger. Aber die Mutter sagte: „Der Mann tat euch nichts. Morgen sollt
ihr ihm einmal bei seiner Arbeit zusehen."
2. Als am anderen Morgen der schwarze Mann wiederkam, da liefen
die Kinder rasch in die Küche und paßten ans, wie der Schornsteinfeger
den Schornstein kehrte: Auf der einen Schulter hatte er ein großes krummes
Eisen, auf der anderen eine schwere, eiserne Kugel hängen, und in der Hand
37
hielt er einen großen Reiserbesen und
eine Leiter. Nun setzte er die Leiter
auf deu Feuerherd, und eins, zwei, drei!
war er verschwunden. Wo mochte er
nur geblieben sein? — Bald horten die
Kinder ihn klopfen und kratzen. Der
schwarze Ruß fiel aus dem Schornstein
herab und bedeckte den ganzen Herd.
Die Kinder eilten auf die Straße; sie
wollten sehen, ob der Schornsteinfeger
nicht oben herausschaue. Und richtig,
er guckte mit seinem kohlschwarzen Ge«
sichte zun: Schornstein heraus und blickte
vergnügt ins Freie. Das dauerte aber
nicht lange; bald stieg er wieder hinab,
ging in ein anderes Hans und machte
°s dort ebenso. D-msch. Zugm».
57. Der Bries.
„Jtlinglmg!" rief die
blanke Glocke an der Haus-
tür. Die kleine Emma lief
hin und machte auf. Das
hatte sie schon gelernt. Da
stand ein Mann im bunten
Rock vor ihr und sagte: „Hier,
kleines Mädchen, der ist für
euch." Und er gab ihm einen
Brief mit bunter Marke und
ließ es damit stehen. Aber da
kam auch schon die Mutter,
und sie hatte nur eben hin-
gesehen, so ries sie schon:
„O, der kommt von Tante
Meta." Sie riß ihn aus und
las und lachte und rief: „Sie kommt, sie kommt, sie will uns be-
suchen!" — Das war ein schöner Brief. Und Hans spielte den
ganzen Morgen Briefträger. D. Aisten.
88
58. Wir sind eingeladen.
1. 2as Mittagessen war vorbei. Um den Tisch saßen noch die
Verwandten und plauderten. Die Kinder unterhielten sich draußen.
2. Nur Wilhelm war bei den großen Leuten in der Stube geblieben.
Er horte gern den Großvater erzählen von Pferden und Hunden, voll
Hasen llnd Füchsen, vom Walde und Felde.
3. Neben dem Großvater saß die Großmutter und nickte oft dem
Erzähler zu.
4. Wilhelm sah auf jeden Gast und sprach dabei leise vor sich hiil.
Da fragte die Mutter: „Wilhelm, was denkst du?" — Es wurde still
im Zimmer, und alle sahen auf den Knaben. Wilhelm zeigte mit dem
Finger oben nach dein Tisch und sagte: „Das sind die Großeltern. Bei
ihnen ist unser Vater gewesen, als er noch klein war. Ich weiß es. Der
Vater hat es mir gestern erzählt. Nächstens reise ich auch mit zil den
Großeltern."
5. „Besucht uns Sonntag," sagte die Großmutter, „kommt mit dem
Frühzug! Ihr seid hiermit alle herzlich eingeladen. Wir haben im Garten
schon reife Eierpflaumen und Birnen."
6. Da sagte der Vater: „Wir koinmen, und Wilhelm soll nun auch
mitfahren. Auch wollen wir dann Onkel Theodor und Tante Helene
besuchen."
7. Wilhelm rannte hinaus zu freu Geschwistern. „Wir sind einge-
laden!" rief er. „Sonntag fahren wir zu den Großeltern." Freudig
erzählte er dann, was er sonst noch gehört hatte. K. Pan,wich.
59. Von Handwerksburschen, die nicht zählen konnten.
1. Es zogen einstmals fünf Handwerksburschen aus einem Orte
zusammen auf die Wanderschaft. Sie hatten sich gegenseitig ver-
sprochen, daß sie sich nicht trennen wollten voneinander. Wie sie nun
schon ein gut Stück Weges gegangen waren, fiel's dem einen plötzlich
ein, ob sie auch wohl noch alle fünf beisammen seien, und er machte
seine Kameraden aufmerksam darauf.
2. Da standen sie alsbald still, und der eine fing an zu zählen:
„Das bin ich, eins, zwei, drei, vier!" Ach, wie erschraken sie da, als
einer fehlte! Sie zählten nun einer nach dem anderen und brachten
immer nur vier Heralls, weil der Zähler sich selbst nicht nkitzühlte.
3. Da kam ein Fremder daher und fragte, was sie hätten. Sie
sagten's ihm und baten, er solle doch sklchen helfen.
39
4. Weil es gerade geschneit hatte, sa riet ihnen der Mann, sie
sallteir alle ihre Nasen einmal in dein Schnee abdrücken mit) dann
die Löcher zählen. Das taten sie, und da kamen richtig fünf Nasen
heraus.
6. Nun wußten sie gewiß, daß sie noch keinen Kameraden ver-
loreir hatten, und setzten vergnügt ihre Reise fort.
äJlaximilian Bern.
60. Scherz und Ernst.
2. Der Mutter die Ruh’,
der Mutter die Sorgen?
Die mußt du dazu
dein Lebetag borgen.
Die bleibst du ihr schuldig
zu aller Zeit,
die bleibst du ihr schuldig
in Ewigkeit.
1. Da hast einen Gulden,
nun zahl’ deine Schulden:
dem Schneider
die Kleider,
dem Schuster die Schuh’,
dem Bäcker
die Wecken,
der Mutter die Ruh’! —
Friedrich Güll.
61. Scherzfrage.
Es sagen vierzehn Spagen da fielen sieben Spatzen,
auf meines Nachbarn Dach; Nun sag' — soll ich dich loben —,
der Jäger schoß danach; wieviel noch sitzen droben?
w?'
40
63. Der süße Brei.
1. Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit
seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das
Kind hinaus in den Wald. Hier begegnete ihm eine alte Frau, die kannte
seine Not und schenkte ihm ein Töpfchen. „Wenn bu zu dem Töpfchen
sagst: Töpfchen, koche!" sprach sie, „so kocht es guten, süßen Hirsebrei, und
wenn du sagst: Töpfchen, steh!, so hört es wieder auf zu kochen." Das
Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun litten sie keinen
Hunger mehr. Sie aßen süßen Brei, so oft sie wollten.
2. Einst war das Mädchen ausgegangen. Da sprach die Mutter:
„Töpfchen, koche!" Da kochte es, und sie aß sich satt. Nun wollte sie,
daß das Töpfchen wieder aufhören sollte; aber sie wußte das Wort nicht.
Also kochte es fort, und der Brei stieg iiber den Rand hinaus. Es kochte
immerzu, die Küche ititb das Haus ganz voll und das zweite Hans unb
dann die Straße, als wollt's die ganze Welt satt machen. Nun war die
Not groß, und kein Mensch wußte zu helfen. Endlich war nur noch ein
einziges Haus übrig. Da kam das Kind heim und sprach nur: „Töpfchen,
steh!" Da stand es und hörte auf zu kochen, und wer wieder in die Stadt
wollte, der mußte sich durchessen. Bruder Grimm.
41
64. Rotkäppchen.
1. Wie Rotkäppchen zur Großmutter geschickt wird.
Es war einmal eine kleine, süße Dirne, die hatte jedermann lieb,
der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar
nicht, was sie alles dein Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein
Käppchen von rotem Samt, itnb weil ihm das so wohl stand, und es
nichts anderes mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen.
Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, da
hast dir ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring' das der Groß-
mutter hinaus, sie ist krank nnb schwach und wird sich daran laben. Mach
dich auf, bevor es heiß wird, und wenil du hinauskommst, so geh hübsch
sittsanr nnb lauf' nicht vom Wege ab, sonst fällst du und zerbrichst das
Glas, und die Großmutter hat nichts, und wenn bn in ihre Stube kommst,
so vergiß nicht ,Guten Morgen ll zu sagen, und guck' nicht erst in allen
Ecken herum!" — „Ich will schon alles gut machen", sagte Rotkäppchen
zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte
draußen im Walde, eine halbe Sturrde vom Dorf.
2. Wie Rotkäppchen im Walde mit dem Wolfe zusammenkommt.
Wie nun Rotkäppcherr in den Wald kaur, begegnete ihm der Wolf.
Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses Tier war, und
fürchtete sich nicht vor ihm. „Guten Tag, Rotkäppchen!" sprach er.
42
„Schönen Dank, Wvls!" — „Wo hinaus so früh, Rotkäppchen?"
„Zur Großmutter." — „Was trägst bit unter der Schürze?" — „Kuchen
und Wein; gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke imb schwache
Großmutter etwas zugute tun und sich damit stärken." — „Rotkäppchen,
wo wohnt deine Großmutter?" — „Noch eine gute Viertelstunde weiter
im Wald, unter den drei Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die
Nußhecken, das wirst du ja wissen", sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte
bei sich: „Das junge, zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch
besser schmecken als die Alte; du mußt es listig anfangen, damit dll beide
erschnappst." Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach
er: „Rotkäppchen, sieh einmal die schonen Blumen, die ringsumher stehen,
warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie
die Vöglein so lieblich singen. Du gehst ja für dich hin, als wenn du
zilr Schule gingst, und es ist so lustig in dem Walde."
3. Wie Rotkäppchen vom Wege abläuft.
Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonnen-
strahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner
Blumenstand, dachte es: „Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß
mitbringe, der wird ihr auch Freude nmchen; es ist so früh am Tage,
daß ich doch zu rechter Zeit ankomme", lief vom Weg ab in den Wald
hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte
es, weiter hinaus stände eine schönere, und lief danach und geriet immer
tiefer in den Wald hinein.
4. Wie der Wolf die Großmutter verschlingt.
Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Hanse der Großmutter
und klopfte an die Tür. „Wer ist draußen?" — „Rotkäppchen, das
bringt Kuchen und Wein, mach' auf!" — „Drück' nur auf die Klinke!"
rief die Großmutter, „ich bin zu schwach und samt nicht aufstehen." Der
Wvls drückte auf die Klinke, die Tür sprang auf, uub er ging, ohne ein
Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie.
Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett
und zog die Vorhänge vor.
5. Wie der Wolf Rotkäppchen verschlingt.
Rotkäppchen aber war nach den Blumen gelaufen, und als es so viel
zusammen hatte, daß es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter
wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich,
daß die Tür aufftaub, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so
seltsam darin vor, daß es dachte: „Ei, dll mein Gott, wie ängstlich wird
43
uur's heute zumute, uud ich bin sonst so gerne bei der Großmutter!" Es
rief: „Guten Morgen?" bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum
Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Großmutter und hatte
die Haube tief ins Gesicht gesetzt uub sah so wunderlich aus. „Ei, Groß-
mutter, was hast du für große Ohren!" — „Daß ich dich besser hören
kann." — „Ei, Großmutter, was hast bu für große Augen!" -- „Daß
ich dich besser sehen kann." — „Ei, Großmutter, was hast du für große
Hände!" — „Daß ich dich besser packen kann." — „Aber Großmutter,
was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" — „Daß ich dich besser
fressen kann." Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz
aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.
6. Wie der Wolf bestraft wird.
Wie nun der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder
ins Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging
eben ail dem Haus vorbei und dachte: „Wie die alte Frau schnarcht!
Du mußt doch sehen, ob ihr etwas fehlt!" Da trat er in die Stube,
und wie er vor das Bett kam, so sah er, daß der Wolf darin lag. „Finde
ich dich hier, du alter Sünder!" sagte er, „ich habe dich lange gesucht."
Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf sonnte die
Großmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten, schoß nicht,
sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch
44
aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das
rote Käppchen lenchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mäd-
chen heraus ititb rief: „Ach, wie war ich in Angst, wie war's so dunkel
in des Wolfes Leib!" Hub dann kam die alte Großmutter auch noch
lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind
große Steine, damit fiillten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte,
wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, daß er gleich
niedersank und sich totfiel.
Da waren alle drei vergnügt. Der Jäger zog beut Wolfe den
Pelz ab ttitb ging damit heim. Die Großmutter aß bett Kuchen und
trank bett Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, imb erholte sich wieder.
Rotkäppchen aber dachte: „Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom
Wege ab in beu Wald laufen, wenn dir's die Mutter verboten hat."
Brüder Grimm.
■ v, :
65. Der Wols und die sieben jungen Geitzlein.
1. Wie die Geiß ihre Kinder ermahnte.
8s war einmal eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein
und hatte sie lieb, wie eine Mutter ihre Kinder lieb hat. Eines Tages
wollte sie in den Wald gehen und Futter holen, da rief sie alle siebet:
herbei und sprach: „Liebe Kinder, ich will hinaus in den Wald, seid
auf eurer Hut vor dem Wolf; wenn er hereinkommt, so frißt er ettch
alle mit Haut und Haar. Der Bösewicht verstellt sich oft, aber an
45
seiner rauhen Stimme und an seinen schwarzen Füßen werdet ihr
ihn gleich erkennen." Die Geißlein sagten: „Liebe Mutter, wir
wollen uns schon in acht nehmen, du kannst ohne Sorge fortgehen."
Da meckerte die Alte und machte sich getrost auf den Weg.
2. Wie der Wolf zweimal vergeblich an die Haustür klopfte.
Es dauerte nicht lange, so klopfte jemand an die Haustür und
rief: „Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem
von euch etwas mitgebracht." Aber die Geißerchen hörten an der
rauhen Stimme, daß es der Wolf war. „Wir machen nicht auf,"
riefen sie, „du bist unsere Mutter nicht, die hat eine feine und liebliche
Stimme, aber deine Stimme ist rauh; du bist der Wolf."
Da ging der Wolf fort zu einen: Krämer und kaufte sich ein
großes Stück Kreide, die aß er und machte damit seine Stimme fein.
Dann kanr er zurück, klopfte an die Haustür und rief: „Macht auf,
ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas
mitgebracht." Aber der Wolf hatte seine schwarze Pfote in das
Fenster gelegt, das sahen die Kinder und riefen: „Wir machen nicht
auf, unsere Mutter hat keinen schwarzen Fuß wie du; du bist der
Wolf."
Da lief der Wolf zu einem Bäcker und sprach: „Ich habe mich
an den Fuß gestoßen, streich mir Teig darüber!" Und als ihm der
Bäcker die Pfote bestrichen hatte, so lief er zum Müller und sprach:
„Streue mir weißes Mehl auf meine Pfote!" Der Müller dachte:
„Der Wolf will einen betrügen", und weigerte sich, aber der Wolf
sprach: „Wenn du es nicht tust, so fresse ich dich." Da fürchtete sich
der Müller und machte ihm die Pfote weiß. Ja, so sind die Menschen.
3. Wie -er Wolf die armen Geißlein fraß.
Nun ging der Bösewicht zum drittenmal zu der Haustür, klopfte
an und sprach: „Macht mir auf, Kinder, euer liebes Mütterchen ist
heimgekommen und hat jeden: von euch etwas aus dem Walde mit-
gebracht." Die Geißerchen riefen: „Zeig' uns erst deine Pfote, damit
wir wissen, daß du unser liebes Mütterchen bist." Da legte er die
Pfote ins Fenster, und als sie sahen, daß sie weiß war, so glaubten
sie, es wäre alles wahr, was er sagte, und machten die Tür auf.
Wer aber hereinkam, das war der Wolf. Sie erschraken und wollten
sich verstecken. Das eine sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett,
das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den
46
Schrank, das sechste unter die Waschschüssel, das siebente in den
Kasten der Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und machte nicht
langes Federlesen; eins nach dem anderen schluckte er in seinen Nachen;
nur das jüngste in dem Uhrkasten, das fand er nicht. Als der Wolf
sich satt gefressen hatte, trollte er sich fort, legte sich draußen auf der
grünen Wiese unter einen Baum und fing an zu schlafen.
4. Wie die alte Geiß zurückkehrte.
Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Walde wieder
heim. Ach, was mußte sie da erblicken! Die Haustür stand sperrweit
auf; Tisch, Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel
lag in Scherben, Decke und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie
suchte ihre Kinder, aber nirgends waren sie zu finden. Sie rief sie
nacheinander bei Namen, aber niemand antwortete. Endlich, als
sie an das jüngste kam, da rief eine feine Stimme: „Liebe Mutter,
ich stecke in: Uhrkasten." Sie holte es heraus, und es erzählte ihr,
daß der Wolf gekommen wäre und die anderen alle gefressen hätte.
Da könnt ihr denken, wie sie über ihre armen Kinder geweint hat.
5. Wie sie dem Wolfe den Bauch aufschnitten.
Endlich ging sie in ihrem Jammer hinaus, und das jüngste Geiß-
lein lief mit. Als sie auf die Wiese kam, so lag da der Wolf an dein
Baum und schnarchte, daß die Aste zitterten. Sie betrachtete ihn
von allen Seiten und sah, daß in seinem angefüllten Bauche sich
etwas regte und zappelte. „Ach Gott," dachte sie, „sollten meine
armen Kinder, die er zum Abendbrot hinuntergewürgt hat, noch am
Leben sein?" Da mußte das Geißlein nach Hause laufen und Schere,
Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt sie dem Ungetüm den Wanst
auf, uud kaum hatte sie einen Schnitt getan, so streckte schon ein
Geißlein den Kopf heraus, und als sie weiterschnitt, so sprangen
nacheinander alle sechse heraus und waren noch alle am Leben und
hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das Ungetüm hatte sie
in der Gier ganz hinuntergeschluckt. Das war eine Freude! Da
herzten sie ihre liebe Mutter und hüpften lustig umher.
6. Wie der böse Wolf starb.
Die Alte aber sagte: „Jetzt geht und sucht Wackersteine, damit
wollen wir dein gottlosen Tier den Bauch füllen, solange es noch im
Schlafe liegt." Da schleppten die sieben Geißerchen in aller Eile
47
die Steine herbei und steckten sie ihm in den Bauch, soviel sie hinein-
bringen konnten. Dann nähte ihn die Alte in aller Geschwindigkeit
wieder zu, das; er nichts merkte und sich nicht einmal regte.
Als der Wolf endlich allsgeschlafen hatte, machte er sich auf die
Beine, und weil ihm die Steiile im Magen so großen Durst erregten,
so wollte er zll einem Brunnen geheil lind triilkeil. Als er aber
ailfiilg Zll gehell ilnd sich hin llnd her zu bewegen, so stießen die Steilie
in seinem Bauch alleinander und rappelten. — Da rief er:
„Was rumpelt uild pumpelt
tu meinem Bauch herum?
Ich meinte, es wären sechs Geißlein,
so sind's lauter Wackerstein'."
Und als er an den Brunnen kam und sich über das Wasser bückte
und trinken wollte, da zogen ihn die schweren Steine hinein, und er
mußte jämmerlich ersaufen. Als die sieben Geißlein das saheil, da
kanten sie herbeigelaufen, riefen laut: „Der Wolf ist tot! Der Wolf
ist tot!" lnld tanzten mit ihrer Mutter vor Freude um den Brunnen
herum.
Brüder Grimm.
48
66. Frau Holle.
1. Wie es der fleißigen Tochter bei Frau Holle erging.
Eine Witwe hatte zwei Töchter; von diesen war eine schön und
fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und
faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere
mußte alle Arbeit tun und der Aschenputtel im Hause sein. Das
arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße neben einen
Brunnen sehen und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den
Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz
blutig war; da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie
abwaschen; sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es
weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Diese schalt
es heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach: „Hast du die
Spule hinunterfallen lassen, so hol' sie auch wieder herauf." Da ging
das Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht, was es an-
fangen sollte, und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen
hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es
49
erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf eiuer schönenWiese.
Da schien die Sonne und waren viel tausend Blumen. Auf der
Wiese ging es fort und kau: zu einem Backofen, der war voll Brot;
das Brot aber rief: „Ach, zieh mich 'raus, sonst verbrenn' ich, ich bin
schon längst ausgebacken!" Da trat es mit dem Brotschieber herzu
und holte alles heraus. Danach ging es weiter und kam zu einen:
Baume, der hing voll Apfel und rief ihm zu: „Ach, schüttele mich,
schüttele mich, wir Apfel sind alle miteinander reif!" Da schüttelte
es den Baun:, daß die Apfel fielen, als regneten sie, und schüttelte
so lange, bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen
zusammengelegt hatte, ging es auf dem Pfade weiter.
Endlich kam es zu einem kleinen Hause, daraus guckte eine alte
Frau; weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihn: angst, und es
wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: „Was fürchtest
du dich, liebes Kind? Bleibe bei mir! Wenn du alle Arbeit im Hause
ordentlich tun willst, so soll dir's gut gehen; nur mußt du acht geben,
daß du mein Bett sorgsam machst und fleißig aufschüttelst, daß die
Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle."
Weil die Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das Mädchen ein
Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es tat auch alles
zu ihrer Zufriedenheit und schüttelte ihr das Bett gewaltig auf, daß
die Federn wie Schneeflocken umherflogen; dafür hatte es auch ein
gutes Leben bei ihr, erhielt alle Tage Gesottenes und Gebratenes und
bekam kein böses Wort zu hören. Nun war es eine Zeitlang bei der
Frau Holle; da ward es traurig und wußte anfangs selbst nicht, was
ihm fehlte; endlich merkte es, daß es Heirnweh war. Und ob es hier
gleich viel tausendmal besser war als zu Hause, so hatte es doch ein
Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr: „Ich habe den Jamn:er
nach Hause gekriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier unten
geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder hinauf zu
denMeinigen." Die FrauHolle sagte: „Es gefällt mir, daß du wieder
nach Hause verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich
dich selbst wieder hinaufbringen." Sie nahm es darauf bei der Hand
und führte es vor ein großes Tor. Das Tor ward aufgetan, und wie
das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen,
und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon
Rheinisch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil.
4
50
bedeckt war. „Das sollst du haben, weil du fleißig gewesen bist", sprach
die Frau Holle und gab ihm auch die Spule wieder, die ihm in den
Brunnen gefallen war. Darauf ward das Tor verschlossen, und das
Mädchen befand sich oben auf der Welt und nicht weit von seiner
Mutter Hause; und als es in den Hof kam, saß der Hahn auf dein
Brunnen und rief: „Kikeriki, unsere goldene Jungfrau ist wieder hie!"
Da ging es hinein zu seiner Mutter, und weil es so mit Gold bedeckt
ankam, ward es von ihr und der Schwester ganz gut aufgenommen.
2. Wie es der faulen Tochter bei Frau Holle erging.
Das Mädchen erzählte alles, was ihm begegnet war, und als die
Mutter hörte, auf welche Art es zu dem großen Reichtume gekommen
war, wollte sie der häßlichen und faulen Tochter gern dasselbe Glück
verschaffen. Sie mußte sich an den Brunnen setzen und spinnen,
und damit ihre Spule blutig ward, stach sie sich in die Finger an einer
Dornhecke. Dann warf sie die Spule in den Brunnen und sprang
selber hinein. Sie kam wie die andere auf die schöne Wiese und ging
auf demselben Pfade weiter. Als sie zu dem Backofen gelangte,
schrie das Brot wieder: „Ach, zieh mich 'raus, sonst verbrenn' ich, ich
bin schon längst ausgebacken!" Die Faule aber antwortete: „Da
hätt' ich Lust, mich schmutzig zu machen; bleib' liegen, bis du schwarz
wirst!" und ging fort. Bald kam sie zu dem Apfelbaume, der rief:
„Ach, schüttele mich, schüttele mich; wir Apfel sind alle miteinander
reif!" Sie antwortete aber: „Du kommst mir recht; es könnte mir
einer auf den Kopf fallen!" und ging weiter. Als sie vor der Frau
Holle Haus kam, fürchtete sie sich nicht, weil sie von ihren großen
Zähnen schon gehört hatte, und verdingte sich gleich zu ihr. Am ersten
Tage tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle,
wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie
ihr schenken würde; am zweiten Tage aber fing sie schon an zu faulenzen,
am dritten Tage noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht auf-
stehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich's
gebührte, und schüttelte es nicht, daß die Federn aufflogen. Das
ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf. Damit
war die Faule wohl zufrieden und meinte, nun würde der Goldregen
kommen. Die Frau Holle führte sie auch zu dem Tore. Als sie
51
aber darunter stand, ward statt des Goldes ein großer Nestel voll
Pech ausgeschüttet. „Das ist zur Belohnung deiner Dienste," sagte
die Frau Holle und schloß das Tor zu. Da kam die Faule heim und
war ganz mit Pech bedeckt, und der Hahn auf dem Brunnen rief,
als er sie sah: „Kikeriki, unsere schmutzige Jungfrau ist wieder hie!"
Das Pech blieb an ihr hängen und wollte, solange sie lebte, nicht
abgehen. Brüder Grimm.
4*
53
68. Nikolauslied.
\. Aaßt uns froh und munter sein
und uns heut' im Herrn erfreuen!
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Abend da!
. 2. Gleich ist unsre Schule aus,
dann geh' ich vergnügt nach Hans.
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Abend da!
z. Dort setz' ich den Teller aus,
Niklas bringt gewiß 'was drauf.
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Abend da!
4. Nun geh' ich vergnügt zur Ruh',
bet' und schließ' die Augen zu.
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Abend da!
5. !Venn ich ausgestanden bin,
laus' ich schnell zum Teller hin.
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Morgen da!
6. ©, was hab' ich Schönes all!
Mutter, Vater, seht einmal!
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Morgen da!
7. Niklas ist ein guter Mann,
dein ich nicht ^'nng danken kann.
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Morgen da!
8. Nun will ich recht artig sein,
Gott und Eltern stets erfreu'n!
Lustig, lustig, traleralera,
nun ist Niklas-Morgen da!
volkstümlich.
64
69. Knecht Rupprecht.
1. Einmal vor Weihnachten war gerade der Tag, an dem der
Nikolaus die Binder besucht und ihnen nicht nur großen Schrecket:
einjagt, sondern auch viel Freude bereitet. Wir saßen alle um den
Tisch, auf dem die Lampe hell brannte. Vater rauchte die Pfeife
und las die Zeitung. Meine Schwester Luise strickte einen Strumpf.
Fritz malte mit bunten Stiften allerlei Tiere. Die Mutter flickte
ein Hemd. Ich las das Märchen von Schneewittchen, das mir immer
so gut gefällt. Helmut, unser kleinster, spielte mit dem Baukasten.
2. Als ich das Märchen beendigt hatte, ging ich zur Mutter und
fragte: „Kommt zu uns kein Nikolaus?" Sie guckte mich lächelnd
an und antwortete: „Ich weiß nicht, mein Kind, vielleicht!" Die
Geschwister hatten alle bei meiner Frage gespannt aufgehorcht.
„Ihr solltet einen schönen Schrecken bekommen", mischte sich der
Vater ein. „Wir haben keine Angst", riefen wir einstimmig. „Oho!"
sagte er, „das bleibt doch abzuwarten." Wir aber versicherten noch
stärker, daß wir uns gar nicht fürchten würden. Der kleine Helmut
wollte sogar dem Nikolaus die Rute wegnehmen und den Sack dazu
und alles aufessen, was darin wäre. Da mußte selbst der Vater über
den kleinen Knirps lachen.
55
3. Auf einmal klopfte es an. Da waren wir sogleich mucks-
mäuschenstill. Auf das Herein der Mutter trat er wirklich ein, der
Nikolaus mit dem langen Barte. Auf dem Rücken hing ein Sack.
An den Füßen trug er Holzschuhe. In der Hand schwang er eine
gefährliche Rute.
4. Wir schrien alle aus vollem Halse und suchten uns zu ver-
stecken. Der Vater lachte über die Helden, die eben so mit ihrem Mute
geprahlt hatten. Ich lief, so schnell ich konnte, in die Schlafstube uüd
versteckte mich unters Bett. Der Nikolaus kam mir nach, konnte
mich aber gar nicht finden. Dann suchte er die anderen. Dabei hatte
er mehr Glück. Sie muhten ein Gebet sprechen. Wer es nicht tat,
bekam die Rute zu fühlen. Ich hörte alles. Dann nahin er den
Sack von der Schulter und warf Nüsse, Apfel und Spekulatius auf
die Erde. Hei, wie da meine Geschwister hinterher waren! Aber
ich war noch immer bange herauszukommen. Dann hörte ich, wie
er alle ermahnte, fleißig, brav und fromm zu sein. Darauf ging er.
Seine Holzschuhe klappten auf der Treppe.
5. Und als ich nun in die Stube kam, hatten mir die anderen
alles weggegessen. Alfred Nodantke.
70. Ein Guckloch in der Scheibe.
1. 2, wie bitter kalt ist es draußen! Wir haben Ferien, denn
morgen ist der heilige Abend. Ich stehe am Fenster, und das ist von
oben bis unten ganz mit Eisblumen bedeckt. Ich hauche und hauche gegen
die Scheibe, bis ein kleiner feuchter Fleck da ist und das Eis schmilzt,
und nun ist ein Guckloch im Fenster.
2. Jetzt kann ich auf die Straße sehen. Da geht ein Mann, der
hat beide Hände in den Taschen. Er zieht die Schultern hoch, damit die
Ohren sich an seinem Mantelkragen wärmen können. Da kommen zwei
Knaben; sie tragen Schlittschuhe über der Schulter und haben dicke Hand-
schuhe angezogen. Ein kleines Mädchen trippelt dicht hinter ihnen her,
damit es etwas gegen den scharfen Ostwind geschlitzt ist, der durch die
Straßen fegt. Kein Kind spielt draußen, alle sind wohl tu den warmen
Stuben. Die Fenster in den Häusern gegenüber sind fast alle zugefroren.
Sieh, unsere Milchfrau kommt über die Straße. Sie will uns Milch
bringen. O, wie sieht sie aus! Sie ist ganz in Tücher und Mantel
eingehüllt. Nur ihre Nasenspitze ist zu sehen. Wie mögen ihr wohl die
Hände frieren trotz der dicken wollenen Handschuhe, die sie anhat! Da
56
haben wir es besser. Wir haben eine warme Stube, mtb unser Ofen sieht
schon ganz rot aus, so viele Mühe gibt er sich, um das Zimmer zu
wärmen. Die heiße Kaffeekanne dampft auf dem Tische. Die Mutter
schmiert uns Butterbrote, und der Vater trägt einen vollen Kohlenkasten
in die Stube. Ja, wir können nicht klagen.
Heinrich Scharrclmann.
•71. Wie die Kinder Weihnachten spielen.
1. !vie Mutter war ausgegangen, und die drei Kinder waren allein
zll Hause. Als Trudel, die Älteste, aus der Schule kain, brachte sie einen
Tannenzweig mit; den hatte sie unterwegs gefunden. Mitten ans der
Fahrstraße hatte er gelegen, unb Trudel hatte ihn aufgenommen uub wie
einen Sonnenschirm gehalten und gedacht: „Wo kommst du beim her?
Und wer hat dich so mitten auf die Fahrstraße geworfen?" Er war ja
vom Wagen gefallen, ans dem über hundert Tannenbäume lagen, die alle
in die Stadt auf den Weihnachtsmarkt gefahren luerbeit sollten. Und er-
halte ganz am hinteren Ende des Wagens gelegen als loser Zweig und
war ins Rutschen gekommen und herabgefallen xutb war mitten auf der
Fahrstraße liegen geblieben.
2. Nun hatte ihn Trudel nach Hause iit die Kinderstube mitge-
nommen. „Damit wollen wir Weihnachten spielen", sagte sie zu Walter
illld Herbert. „O ja, laßt uns Weihnachten spielen," sagte der Kleinste,
der noch nicht zur Schule ging, „laßt uns Weihnachten spielen!"
3. Da wurde der Kindertisch leergepackt; denn darauf sollte der Baum
stehen. Und die beiden Knaben mußten sich auf das Sofa legen und
schlafen, und kein Auge durften sie offnen; denn es war ja heilige Nacht,
und der Weihnachtsmann war in der Stube, und davon durften sie doch
nichts merken.
4. So lagen sie auf dem Sofa, in jeder Ecke eins, und hielten die
Angen geschlossen und taten, als ob sie schliefen. Aber sie schliefen nicht
wirklich. Trudel aber wollte alles zurechtmachen für das Fest. Was
machte das für Arbeit!
5. Sie hatte ja gar keine Weihnachtssachen. Nicht ein einziges Stück
hatte sie, was wirklich in einen Weihnachtsbaum hineingehörte.
6. Aus dem Keller, wo in der Ecke die verwelkten Sommerblumen
aus dem Garten standen, holte sie einen Blumentopf, der noch mit Erde
gefüllt war. Darein steckte sie den Tannenzweig, daß er aufrecht stand.
— 57 —
Aus ihrem Märchenbuche, worin sie Oblaten uub Silberpapier aufbewahrte,
nahm sie alles heraus. Das Silberpapier wurde um den Blumentopf
gewickelt, die Oblaten mit Fäden im Baume aufgehängt. Aus den: Küchen-
schranke nahm sie Brotrinden, die die Mutter für die Hiihner aufbewahrte.
Diese schnitt sie in Stricke und hängte sie ebenfalls tm Baume auf. Aus
ihrem Griffelkasten nahm sie Watte uub zerpflückte sie und legte die Flocken
auf die Nadeln, so dasi es aussah, als ob sie über und über beschneit
seien. Und als so der ganze Baum fertig war, stellte sie ihn in die
Mitte des Tisches, legte einen großen Bogen braunes Papier auf den
Tisch uub suchte die Geschenke aus. Walter bekam sein Schaukelpferd
geschenkt und Herbert die Peitsche, die ihm der Vater vor ein paar Tagen
zurechtgemacht hatte. Und alles wurde ,zierlich hingelegt uub niedlich
aufgestellt. Und als alles fertig war, da fehlten nur noch die Lichter.
Aber der Tannenbanm war auch so hübsch genug, und niemand sah es,
daß sie fehlten.
7. Da ging Trudel hin zum Sofa, wo die Kinder schliefen, und
weckte sie leise mtb rief: „Walter, Herbert, kommt, steht auf! Denkt euch
'inal, das Christkindchen ist dagewesen! Was hat es wohl gebracht? Ei,
solch großen schönen Tannenbaun: und ein großes Schaukelpferd und was
sonst noch alles!"
8. Da taten Walter und Herbert, als hätten sie richtig geschlafen,
und sie rieben sich die Augen, und es sah richtig ans, als könnten sie
sich nicht recht besinnen. Dann mußten sie an den Tisch kommen und
sahen den ganzen Baum und alle seine Herrlichkeit und die schönen Ge-
schenke, die unter dem Baum lagen und standen.
Und Trudel nahm ihre beiden Brüder aus den Schoß, und sie sänge:::
O du fröhliche, v du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Heinrich Scharrelmann.
72. Weihnachtsfreuden.
1. Tslorgeii, Linder, wird's 'was geben,
morgen werden wir uns frerckn.
welch ein Jubel, welch ein Leben
wird in unsern: Hause sein!
Einmal werden wir noch wach,
heißa, dann ist weihnachtstag!
2. Wie wird dann die Stube glänzen
von der großen Lichterzahl!
Schöner als bei frohen Tänzen
ein geputzter Kronensaal.
Wißt ihr noch, wie voriges )ahr
es am heiligen Abend war?
3. wißt ihr noch mein Räderpferdchen,
Ulalchens nette Schäferin,
Iettchens Küche mit dem Herdchen
und dem blankgeputzten Zinn,
Heinrichs bunten Harlekin
mit der gelben Violin'?
welch ein schöner Tag ist morgen!
Neue Freude hoffen wir.
Unsre guten Eltern sorgen
lange, lange schon dafür.
(D gewiß, wer sie nicht ehrt,
ist der ganzen Lust nicht wert. k, Sxlittegarb.
59
73. Mutter bäckt Kuchen.
1. Übermorgen ist Weihnachten. Heute bäckt die Mutter
Kuchen. Sie hat schon alles eingekauft, was sie dazu braucht. Ich
war beim Einkauf immer mit dabei. Ich weiß alles, was die Mutter
zum Backen eingeholt hat. Auf unserem Küchentisch stehen viele
Teller und Tüten mit den süßen Waren.
2. In einer großen Schüssel rührt die Mutter den Kuchenteig
ein. Sie braucht dazu Mehl, Butter, Milch, Zucker, Eier, Hefe,
Mandeln, Rosinen und Zitronat. Ich habe schon die Kuchenformen
herbeigetragen. Darin soll der Kuchen gebacken werden. Im Brat-
ofen brennt ein tüchtiges Feuer.
3. Die Mutter legt ein wenig Teig in die Form und läßt den
Kuchen eine Stunde lang vor dem warmen Ofen stehen. Er ist viel
größer geworden, als er zuerst war. Jetzt ist die Form bis an den Rand
voll Kuchenteig. Meine Mutter sagt, der Teig ist in die Höhe gegangen.
4. Nun schiebt ihn die Mutter in den heißen Ofen. Nach einer
Stunde ist er sehr schön braun gebacken. In unserer Wohnung
riecht es überall nach feinem Kuchen. Wie gut wird uns der Kuchen
schmecken, wenn erst das Weihnachtsfest da ist! Arno Fuchs.
75. Was man in unserm Hause am 31. Dezember sagt.
Der Vater sagt: „Denkt einmal, Kinder, vorhin war ein armer Mann
bei mir, der hatte so viele Nasen, wie noch Tage im Jahre sind." — Die
Mutter sagt: „Noch ein wenig Suppe, Alfred? Du kriegst sonst in
diesem Jahre keinen Lössel voll mehr." In der Küche schneidet Karoline
ein Stück Leberwurst ab — gar nicht sehr groß — und sagt: „Damit kommen
wir nun aus bis nächstes Jahr." Und Alfred legt seine Tafel fort und
ruft: „So, jetzt mache ich im ganzen Jahr keine Rechenarbeit mehr, ver-
laßt euch drauf!" — Mariechen bindet ihrer Puppe eine rote Schürze
vor ilnd sagt: „Hörst du wohl, die muß nun frisch und rein bleiben bis
nächstes Jahr!" Und unser allerkleinstes Fritzchen gähnt, da sagt die
Mutter: „Jetzt muß mein Junge schlafen, schlafen! Erst nächstes Jahr
darf er die Guckangen wieder aufmachen!".
Ja — solchen Unsinn sagen sie alle am 31. Dezember, und —denkt
einmal, sie haben alle recht!
Mercator.
61
76. Silvester.
Ächt Tage nach dem schönen Weihnachtsfeste haben wir den
letzten Tag im Jahre. Dann ist Silvesterabend. Viele Eltern
bleiben mit den größeren Kindern lange auf und erwarten die Mitter-
nachtsstunde. Wenn es vom Kirchturme zwölf geschlagen hat, so
fangen die Glocken an zu läuten. Alle, die es hören, reichen sich
einander die Hände und wünschen sich Glück und Gottes Segen zum
neuen Jahre. I. Uindervaters Fibel.
78. Die Uhr.
{. (£s hat die Uhr geschlagen,
was hat sie uns zu sagen?
Sie ruft: „Ihr Rinder, aufgewacht,
vorüber ist die lange Nacht,
nun hurtig angekleidet,
das frühstück ist bereitet!"
62
2. Es hat die Uhr geschlagen.
U)as hat sie uns zu sagen?
„Ihr Rinder, macht euch schnell bereit,
es ist zur Schule hohe Zeit,
das Buch zur Hand genommen,
zu spät darf niemand kommen!"
3. Es hat die Uhr geschlagen.
U)as hat sie uns zu sagen?
„Kommt, Rinder, aus dem engen Haus
zum frohen Spiel, die Schu? ist aus,
und aus ist's mit den fragen,
was uns die Uhr geschlagen!" Georg Lang.
79. Zur Schule.
schlägt es morgens halber acht,
spring' ich auf von meinem Stuhl.
Alles wird zurechtgemacht,
was ich brauch' in meiner Schul',
s von dem Nagel kommt die Rappe,
umgehängt wird schnell die Mappe,
eingesäckelt Buch und S>chrift,
Tafel, Lineal und Stift*
— 63 —
Nicht vergesst ich aber auch,
io was ich sonst noch alles brauch'.
Nummer eins: zwei frische Augen,
die zum ^chau'n und Merken taugen.
Nummer zwei: zwei feine Ohren,
daß mir nichts kann gehn verloren.
U5 Nummer drei: ein lauter Mund,
der da spricht aus Herzensgrund;
aber auch nichts eher sagt,
bis der Lehrer hat gefragt.
Und was noch das Neste heißt:
20 munt'res Herz und muntern Geist. —
Nun, ihr Leut', ich will schon heut'
lernen, daß es eine Freud',
daß es eine Lust soll sein,
bis der Abend bricht herein,
25 daß ich auch, wenn ich bin brav,
spielen kann und ruhig schlaf'. Friedrich Güll.
Sfi.
64
81. Hans und die Gans.
UNS unsern Frieden stören!
Sollst sehn, du wirst gebissen!
Deine Mutter soll es wissen:
5 Du wirfst nach uns mit Steinen
und ängstigst meine Kleinen.
Gleich sollst du dich entfernen,
zur Schul' gehn und 'was lernen
und besser dich betragen!
\o Muß das die Gans dir sagen? Johannes Trojan.
82. Kommt ein Doge! geflogen.
setzt sich nieder auf meinen Fuß,
hat Men Zettel im Schnabel,
von der Mutter Men Gruß.
2. Lieber Vogel, flieg weiter,
nimm Men Gruß mit und Men Kuß;
denn ich kann dich nit begleiten,
weil ich Hierbleiben muß.
Volkslied.
tAJ# / / '/OC 0'?.* st/// '/sV ////'/ff//*'
/?//r / /r /tj^f'css / / // 2T.
84. Eine Spielpause.
1. Die Uhr hat 10 geschlagen. Die große Schulglocke ertönt.
Sie ruft zum muntern Spiel hinaus auf den weiten Platz, der mit
schattigen Bäumen bepflanzt ist. In geordneter Reihe erscheint
eine Klasse nach der anderen im Freien. Das lustige Treiben beginnt.
2. Doch was ist das? Ein größerer Knabe schiebt vorsichtig
einen Krankenstuhl die hohen Steinstufen hinab. Zwei andere
folgen ihm langsam und bedächtig. Sie führen einen kranken Mit-
schüler. Es ist der gute Franz Weber, ein Knabe von 10 Jahren.
Franz kann nicht allein gehen. Seine rechte Seite ist gelähmt. Jeden
Morgen fahren ihn treue Freunde zur Schule. Mittags bringen sie
ihn wieder heim.
3. Während der Spielpause aber soll der arme Junge nicht ver-
lassen in der Klasse bleiben. Darum führen ihn die beiden Knaben
hinaus. Sie setzen ihn mit dem Fahrstuhl unter den alten Kastanien-
baum. Und dann kommt Müllers Grete mit einem großen Glase
Milch, das hält eine gute Frau, die neben der Schule wohnt, täglich
für Franz bereit.
Rheinisch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil. 5
66
4. Manch frohen Gruß, manch freundliches Wort rufen die
spielenden Mitschüler ihm zu. Und wenn einmal ein fehl geworfener
Ball den blonden Krauskopf trifft und mutwillig vom Kopf auf die
Schulter und auf den Fahrstuhl springt, dann gibt’s ein lustiges
Gelächter. Und Franz lacht herzlich mit. Therese Wolfs.
85. Blindekuh.
1. Bindet ihr die Augen zu!
Lieschen ist nun Blindekuh. —
Holla, Lieschen, fängst du mich?
Warte, Kurt, gleich hab’ ich dich!
2. Und nun tanzt und tollt die Schar,
Kurt zupft sie am Zopfe gar,
und sie dreht sich um und um,
bis ihr schwindlig wird und dumm.
3. Lieschen trippelt kreuz und quer,
greift und tastet hin und her,
steht nun still, tappt wieder vor,
bauz! nun gegen’s Gartentor.
67
4. Jetzt umarmt sie, wie im Traum,
ei, den alten Apfelbaum.
Seht, sie schlägt ihn: eins, zwei, drei,
weil sie glaubt, daß Kurt es sei.
5. Holla, Lieschen, den halt fest,
der hat Zweige und hat Äst’!
Und vielleicht — steig’ ’mal hinauf! —
sitzt der Kurt gar oben drauf!....
Emil Weber.
86. Abzählreime.
>• Eins, zehn, zwanzig,
Napoleon fuhr nach Danzig,
Moskau ist abgebrannt,
die Franzosen sind davongerannt,'
ohne Strümps und ohne Schuh’
immer weiter — nach Frankfurt zu.
2. Lne, dene, Tintenfaß,
geh in die Schul’ und lerne ’was!
wenn du ’was gelernet hast,
komm nach bsanf und sag’ mir ’was!
Lins, zwei, drei:
Du bist frei!
Alte deutsche Ainderlieder, herausg. von Maria Aiihn.
87. Vom Spätzchen.
1. Es war einmal ein kleiner Spatz. Der hatte sich’s wohl sein
lassen mit den anderen Brüderchen im Neste. Es hatte ihm behagt, daß
er nur den Schnabel aufzuinachen brauchte, um satt zu werden. Vater
nnd Mutter flogen immer eifrig hin und her und brachten Würmchen und
Käfer, Samenkörner und Krümchen. Davon waren die Kleinen auch mit
jedem Tage großer geworden, und Federn nnd Flügel waren reichlich
gewachsen.
„Kinder," sagte der Vater, als er wieder einmal alle vier Schnäbel
versorgt hatte, „jetzt heißt es fliegen lernen — heute wird probiert."
5*
Alle machten sich vergnügt daran. Sie hüpften auf den Rand des
Nestes, schwangen die Flügel und flogen ans den nahen Zweig und von
da immer ein Stückchen weiter. Nur unser Spätzchen wollte nicht, denn
es war faul. „Ich kann nicht, Mutter, ich kann wirklich noch nicht!"
rief es und piepte ganz kläglich.
2. Am anderen Tage fing die Sache wieder so an. Die Brüder und
Schwestern konnten schon niedlich fliegen. Nur Faulpelzchen erklärte, es
ginge nicht. — „Eine Katze, eine Katze!" — rief da die Mutter plötzlich.
Schurr! breiteten die fleißigen Spätzchen ihre Flügel aus, und zitternd
kauerte das faule in dem Neste. Da — ein Blick auf die funkelnden
Augen der Katze — und es probierte aufzufliegen. Siehe da, es ging
auch. Gerade als die Katze die Pfote nach ihm ausstrecken wollte, flog
es davon, den anderen nach auf den nächsten Baum. „Ach, siehst du,
wie fein du fliegen kannst!" sagte die Mutter Sperling zum Söhnlein,
indem sie ihm einen fetten Maikäfer zum Lohne brachte. „Merk' dir's!
Man weiß nie, was man kann, ehe man es versucht hat."
Helene Binder.
88. Zugezogen.
Seit gestern ist ein fremdes Kind in unserer Scliule. Es heißt
Leokadia. Es ist zugezogen, nicht aus der Stadt hier, 0 nein, es
kommt von weit her. Das kann man gleich merken. Seine Kleider
sehen ganz anders aus als unsere, auch spricht es anders als wir.
Manche Kinder lachen darüber. Das tut dem fremden Kinde weh.
Es macht ein trauriges Gesicht, und auf dem Schulhof steht es immer
allein an der Mauer. Woran es nur denken mag? Ich weiß es.
Ich war eben bei ihm und habe mit ihm gesprochen. Erst war es
ängstlich, als es aber merkte, daß ich gut zu ihm war, wurde es
zutraulich und erzählte mir von seiner Heimat. Es sagte: ,,Ich
habe früher auf dem Lande mitten in einem großen Walde gewohnt.
Das war schön. Aber meine Eltern waren arm. Sie konnten dort
nicht genug verdienen. Darum mußten wir alles verkaufen und
uns anderswo Arbeit suchen. Zwei Tage lang sind wir mit der
Eisenbahn gefahren und kamen bis in diese Stadt. Mir gefällt es
hier nicht. Ich mag nicht gern so viele Häuser und so viele Mauern
sehen, ich möchte wieder zurück in unsern großen freien Wald.
Ich denke immer daran und habe auch schon darum geweint.“ —
Das ist Heimweh. Ich werde nun alle Tage mit Leokadia spielen.
Dann gewöhnt sie sich besser. Maria Weinand.
69
//vi
2, 4
' y ■
- / //* ///# ** ^A/AA/A/A
/^*// Ztl-t ■/'
&J/
90. Das umgeworfene Tintenfaß.
1. Gustav Meier kam recht früh zur Schule. Er war der erste
in: Schulzimmer. Das freute ihn. Er sang und hüpfte und schwenkte
seine Kappe. Damit traf er ein Tintenglas auf des Lehrers Tisch.
Das Gefäs; fiel um, und die Tinte floh über die Schriften des Lehrers.
Gustav wurde bleich vor Schrecken. Er schlich schnell zur Tür hinaus
auf die Strahe. Bald darauf trat Hans Morf in die Schulstube,
und nachher kamen die anderen Schüler und der Lehrer. Dieser
fragte: „Wer hat die Tinte ausgeschüttet?" Niemand antwortete.
"Wer ist zuerst ins Schulzinrmer gekommen?" fragte der Lehrer
wieder. „Hans Morf war zuerst da", sagten die Knaben. ^ er Lehrer
und alle Schüler glaubten, Hans sei der Schuldige.
70
2. Jetzt tarn Gustav Meier zur Tür herein. Er sah den Hans
vor der Schule stehen und weinen. Einige Knaben riefen Gustav
zu: „Er hat dem Lehrer die Tinte über die Schriften geworfen!"
Gustav legte seinen Schulsack ab, ging zum Lehrer und sagte: „Hans
ist nicht schuld. Ich bin vor ihm da gewesen und habe mit der Kappe
das Tintenglas umgeworfen. Ich habe es nicht tun wollen; es ist
mir leid."
Wer seine Fehler bekennt, ist aufrichtig.
Gustav war ein aufrichtiger Knabe. U. Fisier.
91. Was ein Kind wissen kann.
1. Wo ist der Fisch?
Wo ist der Tisch?
Wo ist die Maus?
Wo ist das Haus?
Wo lebt das Reh?
Wo wächst der Klee?
Wo lebt der Dachs?
Wo wächst der Flachs?
2. Wie ist der Aal?
Wie ist der Saal?
Wie ist die Beere?
Wie ist die Schere?
Wie ist die Kuh?
Wie ist der Schuh?
Wie ist das Ohr?
Wie ist der Mohr?
3. Was hat der Bock?
Was hat der Rock?
Was hat die Schüssel?
Was hat der Schlüssel?
Was hat der Hund?
Was hat der Mund?
Was hat der Hahn?
Was hat der Kahn?
4. Wer baut das Haus?
Wer fängt die Maus?
Wer macht die Tische?
Wer fängt die Fische?
Wer kocht die Suppe?
Wer spielt mit der Puppe?
Wer gibt uns Brot?
Der liebe Gott.
5. Wieviel Monat’ hat ein Jahr?
Wieviel Stücke sind ein Paar?
Wieviel Flügel hat die Gans?
Wieviel Ohren hat der Hans?
Wieviel Viertel hat ein Pfund?
Wieviel Beine hat der Hund?
Wieviel Ärmel hat ein Rock?
Wieviel Hörner hat ein Bock?
Wieviel Finger hat ein Kind?
Alles dies weiß es geschwind.
71
02. Was das Kind nicht wissen kann.
Wieviel Sterne sind am Himmel? Wieviel Haare hat ein Schim-
mel? Wieviel Gräslein hat die Wiese? Wieviel Meter mißt ein Riese?
Wieviel Federn hat ein Kissen? Alles dies kann ich nicht wissen.
93. Die traurige Geschichte vom dummen Gänschen.
-Gänschen will ein Tischler werden,
ist so schwer der Hobel;
Schornsteinfeger will er werden,
doch das ist nicht nobel;
Gänschen will ein Bergmann werden,
mag^sich doch nicht bücken;
Gänschen will ein Müller werden,
doch die Säcke drücken;
Gänschen will ein Meber werden,
doch das Garn zerreißt er.
Immer, wenn er kaum begonnen,
jagt ihn fort der Meister.
Gänschen, Gänschen, denke dran,
was aus dir noch werden kann!
2. Gänschen will ein Schlosser werden,
sind zn heiß die Kohlen;
Gänschen will ein Schuster werden,
sind zn hart die Sohlen;
Gänschen will ein Schneider werden,
doch die Nadeln stechen;
Gänschen will ein Glaser werden,
doch die Scheiben brechen;
Gänschen will Buchbinder werden,
riecht zu sehr der Kleister.
Immer, wenn er kaum begonnen,
jagt ihn fort der Meister.
Gänschen, Gänschen, denke dran,
was aus dir noch werden kann!
3. Hänschen hat noch viel begonnen,
brachte nichts zu Lnde;
drüber ist die Zeit verronnen,
schwach sind seine Hände.
72
Hänschen ist nun Hans geworden,
und er sitzt voll Sorgen,
hungert, bettelt, weint und klagt
abends und am Morgen:
„Ach, warum nicht war ich, Dummer,
in der fugend fleißig?
was ich immer auch beginne,
dummer Hans nur heiß' ich.
Ach, nun glaub' ich selbst daran,
daß aus mir nichts werden kann!" Rudolf Löwenstein.
95. Sprichwörter und Sprüche.
\. 33in ich gleich noch jung und klein, fleißig kann ich doch schon
sein. — 2. Lerne 'was, so kannst du 'was. — z. was Hänschen nicht
lernt, lernt Hans nimmermehr. — $. Artig, flink und rein müssen
Kinder sein. — 5. Bete und arbeite! — 6. Ein gutes Kind gehorcht
geschwind.
96. Vor cien Serien.
Mutterlc, Mutterle, woll’n wir tanzen?
Heut’ noch nicht! Da nimm den Ranzen
und geh zur Schule, lern’ lesen und schreiben!
Aber morgen
woll’n wir uns die Zeit vertreiben,
frei von Sorgen,
mit Tanzen und Springen und Hussassa!
Dann sind die goldenen Ferien da! Albert Sergel.
HI. Heimat und Keimatflur
im Wechsel der Jahreszeiten.
97. Die ersten Schneeglöckchen.
1. Will denn der Winter gar nicht aufhören? Immer ist es
nah und kalt und nebelig. Auf dem Rasen liegt noch Schnee. Ich
gehe an den Anlagen vorüber und sehe, daß die Sträucher schon dicke
knospen haben. Da sage ich zu mir: „Jetzt müssen die Schnee-
glöckchen blühen; die will ich mir ansehen."
2. Ich gehe in den Garten. Richtig; da stehen sie zu dreien und
vieren, eben erst aufgeblüht. Wie frisch sehen die schmalen, grünen
Blätter aus und wie schön die hängenden, weihen Blüten!
3. Nun bin ich zufrieden. Mag es schneien imb regnen, soviel
es will: es ist gewiß, daß der Frühling kommen wird.
Onkel Conrad war im Garten. Er rief seinen: Neffen zu:
„Fritz, komm her; die Sonne scheint wärmer; wir brauchen keinen
Mantel mehr! Der Frühling ist da! Schnee und Eis sind geschmolzen.
2aue Lüfte wehen. Hör', dort zwitschert der Star! Sieh, dort
hüpft schon ein Frosch! Er ist aus seinem langen Winterschlaf er-
wacht. Die Mücken tanzen. Die Bienen summen. Man sieht
wieder Schmetterlinge und Küfer. Überall blühen Blumen. Ja,
der Frühling ist da!"
Ä. Pantwich.
'Sïü^Uwqs^cW, \â)tm\U
75
Habt ihr es nicht vernommen?
Es sagend euch die Vögelein;
es sagend euch die Llümelein:
„Der Lenz ist angekommen!"
2. Ihr seht es an den Feldern;
ihr seht es an den Wäldern.
Der Kuckuck ruft, der Finke schlägt;
es jubelt, was sich froh bewegt:
„Der Lenz ist angekommen!"
3. Hier Blümlein auf der Heide,
dort Schäflein auf der weide.
Ach seht doch, wie sich alles freut!
Es hat die Welt sich schön erneut.
Der Lenz ist angekommen! Lhr. August vulpius.
100.
1. Der Winter ist wieder vergangen,
cs grünet und blühet das Feld;
im Walde, da singen die Bögel,
es freut sich die ganze Welt.
Was macht nun ein rüstiger Bube?
Er bleibt nicht länger zu Haus;
er ziehet gar lustig und munter
mit uns in das Freie hinaus.
Und sind wir ins Freie gekommen,
beginnen wir mancherlei Spiel:
wir spielen Soldaten und Jäger
und laufen vereint nach dem Ziel.
2. Wir spielen dann immer 'was Neues,
jetzt schlagen wir Ball und dann Reif;
dann lassen wir steigen den Drachen
mit seinem gewaltigen Schweif.
Dann dreh'n wir uns lustig im Kreise
und tanzen auf einem Bein.
76
Das ist ein Leben und Treiben,
wir trommeln nnd singen nnd schrei'n.
Und ist dann der Abend gekommen,
dann gehn wir fröhlich nach Hans,
dann sinnen wir andere Spiele
ans morgen nns wiedernm ans.
Heinrich Hoffman« von Fallersleben.
101. Tanzliedchen.
(. Scbnicf, schnack, Dudelsack,
unser Rind will tanzen.
Spielt der Brummbaß: brum, brum, brum,
dreh'n wir uns im Rreis herum,
daß die Röcklein stiegen.
2. Spielt die Geige: dideldumdei,
geht es lustig eins, zwei, drei,
bis im Gras wir liegen.
Schnick, schnack, Dudelsack,
unser Rind will tanze,,. volksrenn.
102. Spiellied.
l. “Siebe öchwester, tanz' mit mir,
meine feinde reich' ich dir,
einmal hin, einmal her,
ringsherum, das ist nicht schwer!
77
2. Mit den Füßchen trapp, trapp, trapp!
Mit den Händchen klapp, klapp, klapp!
Einmal hin, einmal her,
ringsherum, das ist nicht schwer!
3. Noch einmal das schöne Spiel,
weil es mir so wohl gefiel,
einmal hin, einmal her,
ringsherum, das ist nicht schwer! Volkslied.
103. Glückliche Reise.
1. Ri, ra, rutsch!
Wir fahren in der Kutsch’,
wir fahren in der Schneckenpost,
wo es keinen Pfennig kost’t.
Ri, ra, rutsch!
2. Auf der Eisenbahn
steht ein schwarzer Mann,
zünd’t ein Feuerlein an,
daß man fahren kann.
Jetzt geht’s auf der Eisenbahn:
Sch— sch— sch— sch— sch— sch—!
Volksreim.
104. Früher und heute.
Vor hundert Jahren gab es noch keine Eisenbahnen, Wer reise»
wollte, mußte zu Fuß gehen oder einen Wagen nehmen. Das gmg lang-
sain, und die meisten Leute machten niemals enic wehe Rehe, .lber letzt.
Nun geht es n,it der Eisenbahn so schnell wie der Wind, Uber- ine
großen, großen Meere fahren die Dampfer in ein paar Tagen, Sogar
fliegen können die Menschen jetzt mit Hilfe der Nngzeugc, Mi de
Luftballon steigen sie bis zu den Wolken in die Hoh-l und Zeppelin
h°' ein Luftschiff gebaut, das innß fahren, wohin er
78
105. Der kleine Gernegroß.
fünf Jahr' alt und ein halbes bloß.
„Li," spricht er, „ich bin nicht mehr klein,
ich kann gar wohl ein Herr schon sein!"
2. Lr nimmt des Vaters Stock und Hut
und läuft hinaus mit stolzem Mut
und merkt es nicht, der kleine Tropf,
daß halb im Hute steckt der Rops.
3. Und alle Leute bleiben stehn
und lachend aus das Herrlein sehn:
„Li, Hut, was hast du denn im Sinn?
wo willst du mit dem Jungen hin?"
Julius Rell.
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel blau und rein,
bald schauen die Wolken düster drein,
bald Regen und bald Sonnenschein,
was sind mir das für Sachen,
nüt weinen und mit Lachen
ein solch Gesaus zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
2. O weh! O weh!
Run kommt er gar mit Schnee
und schneit mir in den Blütenbaum,
in all den Frühlingswiegentranm.
Ganz greulich ist's, man glaubt es kaum:
heut' Frost und gestern Hitze,
heut' Reif und morgen Blitze.
Das sind so seine Witze.
G weh! O weh!
Run kommt er gar mit Schnee.
79
3. Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da!
Und treibt der rauhe Mintersmann
auch seinen Freund, den Nordwind, an,
und wehrt er sich, so gut er kann,
es soll ihm nicht gelingen,
denn alle Knospen springen
und alle Vögel singen.
Hurra! Hurra!
Der Frühling ist doch da! Heinrich Seidel.
107. Oer Wind.
Ich weiß eine merkwürdige Geschichte.
Ich will morgens zur Schule gehen, komme auf die Straße, und
Plötzlich reißt mir jemand die Mütze vom Kopf! Ich drehe mich
schnell um, weil ich denke, das hat gewiß Karl getan. Aber da
steht niemand. „Na,“ sage ich, „was ist denn das?“ Ich will
weitergehen, aber jemand drängt mich rückwärts. Wer ist es, der
sich gegen meine Beine stemmt und mir schon wieder die Mütze in
öen Nacken schiebt? Ich sehe niemand! Ich muß lachen. Über
Kleinem Kopf klappert es ganz laut. Ich sehe in die Höhe. Da sind
öle gelben Messingbecken an dem Hause ganz wie lebendig. Die
Messingbecken sind das Barbierschild von Herrn Rosenkranz, wo
Mater sich immer die Haare schneiden läßt. Das Schild rüttelt und
schüttelt sich, als ob eine Hand dahinter wäre. Aber ich kann
keine Hand sehen. Je weiter ich gehe, desto mehr Dinge werden
lebendig. Der Baum vor Behrens’ Wirtschaft schaukelt so
hin und her, als ob er sich einwiegen will, und seine gel-
ben Blätter fliegen in der Luft herum wie kleine Vögel.
Zwei lange Strohhalme auf dem Fahrweg stellen sich
Aufrecht und fangen an zu tanzen. Ein Stück Papier kommt
über den Bürgersteig gehupft, gerade auf mich los. Ich setzte meinen
I'uß darauf, aber es raschelte find bewegte sich doch noch, und so
wie ich den Fuß aufhob, hüpfte es weiter zu den zwei Stroh-
halmen. Und dabei war solch ein Lärm! Wenn ich meine Backen
aufblase und dann die Luft ausstoße, klingt es ähnlich so, aber es
war so viel lauter. Was war denn das? Ratet!
Ilse Frapan.
80
108. Frühlingslied.
1. Die Cuft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blüh'ii
und Schlüsselblumen drunter.
Der Wiesengrund
ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.
2. Drum komme, wein der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht
hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte! Ludwig höiiy.'
109. Das Bienchen im Frühling.
1. Es war Frühling geworden. Die Sonne hatte den Schnee von
den Feldern weggeschienen. Die grünen Grasspitzen kamen zwischen den
welken Halmen hervor. Die Knospen der Bäume brachen auf. Da er-
wachten die Bienchen aus dem Winterschlafe. Sie schlüpften heraus ans
dem Bienenkörbe, putzten ihre Flügel ab und versuchten wieder zu fliegen.
Sie kamen zum Apfelbaum und fragten: „Hast du nichts zu essen für
uns hungrige Bienchen?" Der Apfelbaum sagte: „Nein, ihr kommt zu
früh zu mir; meine Blüten stecken noch in der Knospe, und sonst habe
ich nichts. Geht hin zur Kirsche!"
2. Da flogen sie zum Kirschbanm und sagten: „Lieber Kirschbaum,
hast du keine Blüten für uns hungrige Bienchen?" Der Kirschbaum ant-
wortete: „Kommt morgen wieder! Heute sind alle meine Blüten noch zu-
geschlossen. Wenn sie offen sind, sollt ihr willkommen sein."
3. Da wollten sie schon traurig lind hungrig nach Hause zurück-
kehren, als sie ein dunkelblaues Blümchen an der Hecke stehen sahen. Es
war das Veilchen. Das wartete ganz bescheiden, bis die Bienchen kamen.
Dann aber öffnete es ihnen seinen Kelch; der war voll Wohlgeruch und
voll Süßigkeit, und die Bienen sättigten sich und brachten noch Honig
mit nach Hause. Wilhelm Curtman.
-
81
110. Gäste im Garten.
1- 3m Garten gehen gar viele Gäste ein imb
Kaum haben die Bäume Blätter, so kommt der
dicke, braune Maikäfer, nimmt ohne Einladung auf dem
Baume Platz und frißt die Blätter bis auf den Stiel ab.
2. Sind die Kohlpflanzen recht schon gewachsen, so erscheint die Raupe
lwd sagt: „Hier ist für mich der Tisch gedeckt." Sogleich fängt sie nach
Herzenslust zu schmausen an.
3. Noch ein dritter Gast kommt in den Garten. Es ist die Schnecke.
Sie frißt den Kohl rmd die Mohrrüben, bis sie satt ist.
h ... bleibt aber für die Kinder übrig? Nun, der Schöpfer hat
asür gesorgt, daß des Ungeziefers nicht zu viel werde. Vom Baume
yerab fliegt der Star. Geschickt fängt er die Raupen und Käfer. Er
nimmt auch noch die Spinnen mit, die zwischen den Zweigen sitzen. Auch
wenn er satt ist, hört er nicht ans zu jagen. Er muß noch für seine
. hungrigen Kinder sorgen, die im Neste schon sehr auf den Vater warten.
NehS und Witt.
6
Rheinisch.westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil.
— 82 —
111. Mein Blumenbeet.
3rt unserm Garten ist ein Beet, das gehört mir ganz allein.
Vater hat es mir geschenkt und gesagt: „Das ist für dich. Nun zeig'
'mal, ob du auch graben kannst!" Da nahm ich eine Schippe und
grub das Beet um. Mutter schenkte mir Blumensamen. Ich machte
Löcher in die Erde und legte die Samenkörner hinein. Nach ein paar
Wochen kamen kleine Blätter aus dem Boden. Jeden Tag wurden
die Blumen größer, und jetzt blüht eine ganze Menge auf meinem
Beete. Das sieht schön aus. Gustav Quade.
113. Des Rirschbaums Gäste.
Der Kicfdibaum grünt.an Zweig und Ast,
da hat er auch schon einen Gast.
Am jungen Grün, am zarten Blatt
frißt sich das Räuxchen voll und satt.
2. Der Rirschbaum blüht an Zweig und Ast,
da hat er wieder einen Gast.
Das Bienchen findet Honigseim
und trägt ihn in die Zellen ein.
83
3. Und sind der Mochen sechs vorbei,
dann kommen gar der Gäste zwei.
Kennst du sie wohl? sag' es geschwind!
„Es ist das Spätzlein und das Kind!" Ernst Lausch.
114. Mailied.
Alles neu macht der ITTcii,
macht die Seele frisch und frei.
Laßt das Haus! Kommt hinaus!
windet einen Strauß!
Rings erglänzet Sonnenschein,
duftend prangen Aur und Hain;
Vogelfang, Hörnerklang
tönt den Wald entlang.
Hermann Adam von Kamp. (Gekürzt.)
115. Der Maikäser.
1. üöas ist das fiir ein brauner Geselle, der dort alts dem Boden
hervorkriecht? Er ist müde von seiner Reise, denn er ist heute schon aus
der Tiefe der Erde emporgestiegen. Ein Treppchen hat er sich dazu ge-
graben ohne Schaufel und Meißel. Das war keine leichte Arbeit. Darum
ruht er jetzt ein wenig aus. Der Hintere Teil seines Körpers steckt noch
in der Erde, und nur der Kopf schallt hervor. Mit den beiden vordersten
Füßen aber hält er sich fest über dem Boden. Jetzt kommt er vollends
hervor, breitet seine Flügel aus und schwirrt dem grüneil Walde zu.
2. Wir alle kennell ihn, diesen iteineu Gast. Es ist der Maikäfer.
Er erscheint alle Jahre bei uns im Monat Mai. Oft kommt er in
solchen Massen, daß er zur Last wird. O, wie schlimm ergeht es dann
dem jungen Laube der Eichen und den zarten Obstbünmen! Nichts schont
er. Er ist ein rechter Nimmersatt. Mit seinen hakigen Füßen hängt er
sich fest an die Blätter und frißt mit den scharferl Freßzangen so lange,
dis der Baum kahl ist. Einige Wochen lang treibt er sein schädliches Werk
in unsern Gärten itiib Wäldern. Alsdann legt er seine Eier in die Erde
und stirbt.
6*
84
3. Die Kinder lieben diesen schlimmen Gesellen. Sie freuen sich,
wenn er erscheint. Sie jagen ihm nach, wenn er an warmen Abenden
durch die Luft schwirrt. Am Morgen aber, wenn er von der Nachtkälte
starr geworden ist, schütteln sie ihn von den Bäumen. Sie erwärmen
ihn mit dem Hauch ihres Mundes und lassen ihn darauf an einem
rauhen Stab emporklettern. Bald breitet er seine Flügel aus und fliegt
davon. Dabei singen sie: „Maikäfer, flieg'! Dein Vater ist im Krieg',
deine Mutter ist in Pommerland. Pommerland ist abgebrannt. Mai-
käfer, flieg'!" Deutsche Jugend.
116. Die Lerche.
1. Ü)ie Feldlerche ist der erste Frühlingsbote. Sowie die ersten
sonnigen, warmen Tage im Februar oder März den Schnee weg-
tauen und die Eisdecke schmelzen, steigt die Lerche schon trillernd in die
Luft. Den ganzen Frühling und Sommer über wird sie nicht müde,
vom frühesten Morgen an ihre fröhlichen Lieder zu singen. -
2. Sie ist ein wenig größer als ein Sperling und trägt ein graues
Kleid. Sie hat einen geraden Schnabel, mit dem sie Insekten er-
hascht und Sämereien verzehrt. Die Haubenlerche, die im Winter
bei uns bleibt, trägt auf dem Kopfe ein Federhäubchen.
3. Die Flügel der Lerche sind ziemlich lang. Mit diesen schwingt
sie sich empor und schwebt trillernd oft lange oben in der blauen Luft.
Sie wohnt aber unten am Boden des Feldes. Ihr Nest baut sie aus
dünnen Grashalmen und Haaren in die Getreidefelder hinter eine
Erdscholle.
4. Findest du zufällig ein solches Nest mit den hübsch punktierten
Eiern oder gar Junge darin, so zerstöre es nicht!
Nach Rudolf Dietlein.
117. Frühlings Ankunft.
I. Alle Vögel sind schon da,
alle Vögel, alle!
welch ein Singen, Musizieren,
pfeifen, Zwitschern, Tirilier'n,
Frühling will nun einlnarschier'll,
kommt mit Sang und Schalle.
85
2. wie sie alle luftig sind,
fiink und froh sich regen!
Amsel, Drossel, Fink und ^>tar
und die ganze Vogelschar
wünschet uns ein frohes Jahr,
lauter Heil und ^egen.
3. was sie uns verkündet nun,
nehmen wir zu Kerzen:
wir auch wollen lustig sein,
lustig wie die Vögelein,
hier und dort, feldaus, feldein
singen, springen, scherzen!
Heinrich fjoffmami von Fallersleben.
118. Wanderlied.
I. Vögel singen, Blumen blühen,
grün ist wieder Wald und Feld.
0, so laßt uns ziehn und wandern
von dem einen Ort zum andern
durch die weite, grüne Welt!
86
2. Wie im Bauer sitzt der Vogel,
saßen wir noch jüngst zu Haus.
Aufgetan ist jetzt das Bauer,
hin ist Winter, Kalt’ und Trauer,
und wir fliegen wieder aus.
3. Nun so laßt uns ziehn und wandern
durch den neuen Sonnenschein,
durch die lichten Au’n und Felder,
durch die dunkelgrünen Wälder
in die neue Welt hinein.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben. (Gekürzt.)
119. Die Wiese.
©leid) vor der Stadt liegen grüne Wiesen. Wie sck)ön ist es,
darüber zu gehen! Dnrd) die Stiefel fühlt man, daß man nicht auf
harte Strahensteine tritt, sondern auf weiä)es Gras. Im Frühling
geh’ ich besonders gern auf die Wiese. Die jungen Gräschen sind
hellgrün, sie stehen gerade aufrecht. Das lange Gras ist dunkel-
grün, die Halme sind umgebogen. Wenn der Wind darüber
87
lüei)t, zittert jeder Halm. Bald finde ich auf der Wiese auch die
hübschen, weißen Blumen mit dem gelben kreise in der Mitte,
^lese Blumen sind rotgestreift, wenn sie noch knospen sind. Es
find Gänseblümchen oder Marienblumen. Ich pflücke sie oft. Im
Mai blühen große, goldgelbe Blumen in Menge auf der Wiese.
Mutter nennt sie Löwenzahn oder Kuhblumen. Sie leuchten von
ferne. Sie blühen nur auf, wenn die Sonne scheint, bei Regen oder
des Nachts schließen sie sich zu. Sie schlafen, ebenso wie die Marien-
blumen. Wenn der gelbe Löwenzahn verblüht ist, sieht man auf
der Wiese viele weiße Federkugeln; das sind die Früchte. Der Wind
spielt gern mit ihnen, reißt die Federkugeln auseinander und läßt
die Federchen durch die Luft fliegen. Wir saßen neulich lange auf
der Wiese und machten Letten aus den hohlen Stengeln des Löwen-
zahns. Um uns herum flogen weiße Schmetterlinge und blanke,
blaue Fliegen. Die Sonne schien so warm. Das Gras duftete.
Ich legte mich auf den Rücken ins Gras — o, wie groß war der blaue
Himmel mit den weißen Wolken! Ilse Frapan. «BeNqt.)
120. Pustblumen.
/
Zu der Wiese laß uns geling
wo die schönen Blumen stehn,
wo die Schmetterlinge fliegen
und sich in den Lüften wiegen.
5 Weißt du, neulich, nah und ferne
war sie ganz voll goldner Sterne;
heute sind sie alle fort
und nur Federkugeln dort,
Federkugeln, zart und duftig
10 und wie Spinngewebe luftig.
Auf den runden Polstern stehn,
ganz wie Quirlchen anzusehn,
lauter kleine zarte Fädchen.
Und nun zeige ’mal, mein Mädchen,
15 wer am besten blasen kann!
Bleibt kein einziges daran,
kriegst du in der nächsten Zeit
ganz gewiß ein neues Kleid. Heinrich Seidel.
88
121. Vergißmeinnichts Name.
1. Äls der liebe Gott den Himmel und die Erde erschaffen und
alles, was auf der Erde ist, da gab er auch jeder Blume ihren Namen,
und er stellte sie an den Ort, wo sie wachsen und blühen sollte.
2. Am Abend ging der Herr durch Wald und Wiesen und sah sich
die Blumen an. Er kam an den Bach. Da stand ein hellblaues Blüm-
lein mit goldenem Stern. Es weinte. Der Herr fragte: „Warum weinst
du?" Das Blümlein antwortete: „Es war so schön am Bache, und als ich
mit den Wellen plauderte und spielte, habe ich meinen Namen vergessen."
Der Herr sprach: „Mein Blümchen, warum bist du nicht zu mir gekommen,
ich weiß die Namen aller Blumen. Damit du aber weder mich noch
deinen Namen vergissest, sollst du von nun an heißen: Vergißmeinnicht."
Nach Alexander Cosmar.
122. Der kleine Arbeiter in der Erde.
1. 26er wirst n»r immer die kleinen Erdhaufen ans, die überall
auf der Wiese und auch ans den Beeten im Hain zu sehen sind? Tut
das auch ein Arbeiter? Und warum tut er das?
2. Nein, mein Kind, das tut keiner voll beu Männern, die so fleißig
im Haine arbeiten. Das tut ein kleiner Arbeiter, der in der Erde wohnt
und den wir darum nicht sehen können. Das tut der Maulwurf.
3. Der Maulwurf ist ein kleines, schwarzes Tier. Er wühlt sich
viele Gällge unter der Erde uild stößt dabei die Erde, die ihm im Wege
ist, nach oben heraus. Dadurch entsteheil die kleinen Erdhügel, die man
Maulwurfshügel nennt. Die Arbeiter im Haine sind zwar zuerst ärger-
lich, wenn sie die Erdhügel wieder auseinanderharken müssen; aber sie
siild dem Maulwurfe doch nicht böse. In der Erde wohnen auch Wür-
mer, Schnecken und Engerlinge. Die fresseil den kleinen Pflanzen die
Würzelchen ab, so daß die Pflanzen sterben müssen. Auf diese schädlichen
Tiere macht der Maulwurf Jagd und vertilgt jeden Tag eine große
Zahl. Die Arbeiter im Haine stören den Maulwurf nicht, denn er ist
ein nützliches Tier.
Arno Fuchs.
89
124. Das Dors.
1. Tteht ein Kirchlein im Dorf, geht der Weg dran vorbei,
und die Hühner, die machen am Weg ein Geschrei.
2. Und die Tauben, die flattern da oben am Dach,
und die Enten, die schnattern da unten am Bach.
90
3. Ailf der Brück' steht ein Junge, der singt, das; es schallt,
kommt ein Wagen gefahren, der Fuhrmann, der knallt.
4. Und der Wagen voll Heu, der kommt von der Wiese,
und oben darauf sitzt der Hans und die Liese.
5. Die jodeln und juchzen und lachen alle beid',
und das klingt durch den Abend, es ist eine Freud'!
6. Und dem König sein Thron, der ist prächtig und weich;
doch im Heu zu sitzen, dem kommt doch nichts gleich.
7. Und wär' ich der König, gleich wär' ich dabei
und nähme zum Thron mir einen Wagen voll Heu.
Robert Reinick.
125. In äer Schmiede.
Seht ihr in der Ferne den Feuerschein?
Kommt, Kinder, kommt in die Schmiede hinein.
Da flackern die Flammen so hoch und so hell.
Da steht der rußige Schmiedegesell
5 und schwingt empor die kräftige Faust.
Bum! wie der riesige Hammer saust.
Bum! wie der lustige Funke fliegt!
Bum! wie sich das trotzige Eisen biegt:
Und bum, bum, bum, und Schlag auf Schlag —
10 so geht es weiter den ganzen Tag.
Maria Weinand.
126. Der kluge Landmann und sein Pferd.
1. Einem Bauersinanne wurde in der Nacht sein schönstes Pferd
aus dem Stalle gestohlen. Er reiste fünfzehn Stunden weit auf den
Pferdemarkt, um ein anderes zu kaufen.
2. Aber sieh, unter den Pferden auf dem Markte erblickte er
auch sein Pferd. Er ergriff es sogleich beim Zügel und schrie laut:
,,Der Gaul ist mein! Vor drei Tagen wurde er mir gestohlen.“ Der
Mann, der das Pferd feil hatte, sagte sehr höflich: ,,Ihr seid unrecht
daran, lieber Freund. Ich habe das Roß schon über ein Jahr. Es
ist nicht Euer Roß, es sieht ihm nur gleich.“
3. Der Bauer hielt dem Pferde geschwind mit beiden Händen
die Augen zu und rief: „Nun, wenn Ihr den Gaul schon lange habt,
91
so sagt, auf welchem Auge ist er blind?“ Der Mann, der das Pferd
wirklich gestohlen, aber noch nicht so genau betrachtet hatte,
erschrak. Weil er indes doch etwas sagen mußte, so sagte er aufs
Geratewohl: „Auf dem linken Auge.“ - „Ihr habt es nicht ge-
troffen,“ sagte der Bauer, „auf dem linken Auge ist das Tier nicht
blind.“ — „Ach,“ rief jetzt der Mann, „ich habe mich nur ver-
sprochen! Auf dem rechten Auge ist es blind.“
4. Nun deckte der Bauer die Augen des Pferdes wieder auf und
sagte: „Jetzt ist es klar, daß du ein Dieb und ein Lügner bist. Da
seht alle her, der Gaul ist gar nicht blind. Ich fragte nur so, um
den Diebstahl an den Tag zu bringen.“
Die Leute, die umher standen, lachten, klatschten in die Hände
und riefen: „Ertappt, ertappt!“ Der Roßdieb mußte das Pferd
wieder zurückgeben und wurde zur verdienten Strafe gezogen.
Christoph von Schmid.
127. Die Sperlinge unter dem Hute.
1. Ein großer Bauernjunge namens Michel hatte Spatzen gefangen,
und weil er nicht wußte, wohin damit, so tat er sie in seinen Hut nnb
stülpte ihn so aus den Kopf. Nun begegnete ihm ein Fremder, der
sprach ihn an: „Guter Freund, wo geht der Weg hinaus?" Weil aber
der Michel die Spatzen auf dem Kopfe hatte, so dachte er: „Was geht
dich der Fremde an?" ließ seinen Hut sitzen und gab gar keine Antwort.
Der Fremde sagte zu sich selbst: „Hier müssen grobe Leute wohnen",
und ließ den Michel weiterziehen.
2. Jetzt begegnete ihm der Amtmann, den pflegten alle Leute zu
grüßen; der Michel tat es aber nicht, weil er die Spatzen unter dem
Hute hatte und ein Grobian von Haus aus war. Der Amtmann aber
sagte zu dem Gerichtsdiener, der hinter ihm her ging: „Sieh doch ein-
mal, ob dem Burschen dort der Hut angeleimt ist!" Der Gerichtsdiener
ging hin und sprach: „Hör' einmal, Michel, der Herr Amtmann möchte
sthen, wie dein Hut von innen aussieht. Flugs zieh ihn ab!" Der
Michel aber zögerte immer noch. Da riß ihm der Gerichtsdiener den
Hut herunter, xntb brr! flogen die Spatzen heraus nach allen Ecken mtb
Enden. Da mußte der Amtmann lachen, und alle Leute lachten mit.
Der Michel hieß aber von Stunde an der Spatzenmichel. Und wenn
Einer seinen Hut oder seine Kappe vor den Fremden nicht abzieht, so
sagt man noch heutigentags: „Der hat gewiß Spatzen unter dem Hute."
Wilhelm Curtman.
92
129. Die Gans.
1. Äuf dem Hofe des Landmanns finden wir auch die Gans.
Sie ist ein großer Vogel, kann aber nicht gut fliegen. Sie geht
wackelig, und laufen mag sie am liebsten gar nicht.s Aber-schwimmen
kann die Gans meisterhaft.
na
93
2. Im Winter ist die Gans meistens im Stalle. Zur Frühlings-
zeit baut sie sich ein Nest. Sie rupft sich Federn aus und macht damit
das Nest weich und warm. Dann legt sie Eier in das Nest und setzt
sich darauf. Nach einigen Wochen schlüpfen aus den Eiern niedliche,
gelbe Gänschen. Bei schönem Wetter führt die alte Gans ihre
Binder auf den Hof und auch ins Wasser. Wenn jemand ihr ein
Gänschen wegnehmen will, so zischt und beißt sie.
3. Die Gans wird sehr fett. Gänsebraten und Gänseschmalz
schmecken gut. Mit den Federn der Gans sind unsere Betten gestopft.
Nach F. Stöwesand.
130. Das Entchen.
Entchen, so geh doch gerade!
Ls ist ja um dich schade.
Du wackelst hin und wackelst her,
als ob das wackeln reizend wär'?
Nein, Lntchen, nein, das ist nicht recht,
hast rote Tchuh' und gehst so schlecht.
Johannes Trojan.
131. Die Wassermühle.
1. Es klappert die Mühle am rauschenden Bach: klipp, klapp!
Bei Tag und bei Nacht ist der Müller stets wach: klipp, klapp!
Er mahlet uns Korn zu dem kräftigen Brot,
und haben wir dieses, so hat's keine Not.
Klipp, klapp! klipp, klapp! klipp, klapp!
94
2. Flink laufen die Räder und drehen den Stein: klipp, klapp!
und mahlen den Weizen zu Mehl uns so fein: klipp, klapp!
Der Bäcker dann Kuchen und Zwieback draus bäckt,
der immer uns Kindern besonders gut schmeckt.
Klipp, klapp! klipp, klapp! klipp, klapp!
3. Wenn reichliche Körner das Ackerfeld trägt: klipp, klapp!
die Mühle dann flink ihre Räder bewegt: klipp, klapp!
Und schenkt uns der Himmel nur immerdar Brot,
so sind wir geborgen und leiden nicht Not.
Klipp, klapp! klipp, klapp! klipp, klapp!
Ernst Anschiitz.
132. Oie beiden Ziegen.
1. Zwei Ziegen begegneten sich auf einem schmalen Stege, der
über einen Waldstrom führte; die eine wollte hinüber, die andere
herüber. „Geh mir aus dem Wege!“ sagte die eine. „Das wäre mir
schön!“ rief die andere. „Ich war zuerst auf der Brücke. Geh du
zurück und laß mich hinüber!“ — „Ich will nicht,“ sagte die erste,
„ich habe hier soviel Recht wie du.“ So wechselten sie noch viele
Worte miteinander.
— 95 —
2. Weil nun jede auf ihrem Sinne beharrte, so kam es zwischen
beiden zuletzt zum Kampfe. Sie hielten ihre Hörner vorwärts und
rannten zornig gegeneinander. Dabei fielen beide von der Brücke in
das Wasser. Sie wären ertrunken, hätte nicht der Hirt, der eben
dazukam, sich ihrer erbarmt und sie herausgezogen.
Albert Ludwig Grimm.
133. Der Teich.
Richt weit von der Wassermühle ist ein Teich. An dem Teiche
sieht ein Haus. Darin wohnt der Fischer. Vor dem Fischerhäuschen
sind Netze zum Trocknen ausgespannt. Mit einem Netze ist der
Fischer auf den Teich gefahren, um Fische zu fangen. In dem Teiche
schwimmen sehr viele Fische. Da gibt es Karpfen, breiter als ineine
Hand, und Hechte, länger als mein Arm. Große und kleine Fische
fängt der Fischer mit seinem Netze und bringt sie an das Land.
Auch mit der Angel werden viele Fische gefangen.
Rehs und Witt.
96
134. Der beste Wein.
Der beste Wein für Kinder,
der weiße ist’s fürwahr,
der aus der Felsenquelle
so lustig fließt und klar.
5 Er fließt durch grüne Auen;
ihn trinken Hirsch und Reh
und Lerch’ und Nachtigallen;
er macht den Kopf nicht weh.
Und ist er gut für Kinder,
10 der klare, weiße Wein,
mich dünkt, er muß nicht minder
auch gut für Große sein.
Franz von Pocci.
135. Der Frosch.
1. Im Sumpfe der Wiese und im Teiche wohnt ein lustiges
Völkchen. Es find die Frösche. Abends im Frühling und im Sommer,
wenn alles sich zur Ruhe begibt, ist großes Konzert bei ihnen.
2. Ein alter Wasserfrosch im
grünen Frack mit drei gelben
Nähten auf dem Rücken macht
den Anfang. Er streckt die langen
Beine von sich, hebt den dicken
Kopf mit den großen, glänzenden
Augen aus dem Wasser hervor
und öffnet sein weites Maul zum
Gesang. Und der ganze Chor der
Sumpf-Musikanten stimmt ein:
„Quak, quak, quak, gäck, gäck, gäck!" So geht's in einem fort, in
hohen und tiefen Tönen, die ganze Nacht hindurch. Das ist ein
Ohrenschmaus!
3. Dabei führen die Frösche lustige Tänze auf in ihrem grünen
Wassersaal, erschnappen sich Mücken und Fliegen, die in ihre Nähe
kommen, oder verzehren das Wasserkäferchen, das an dem Schilfblatt
sitzt und schläft.
97
4.
Der Frosch sitzt in dem Rohre, der dicke, breite Mann,
und singt sein Abendliedchen, so gut er singen kann.
Quak, quak!
Er meint, es klingt gar herrlich, konnt's niemand so wie er,
er bläst sich auf gewaltig, meint Wunder, was er wär'!
Quak, quak!
Das ist ein ewig Quaken! Er wird es nimmer müd',
solange noch ein Blümchen int Wiesengrunde blüht.
Quak, quak!
August Lüben.
136. Eine lustige Geschichte.
1. Ein Bauer hatte sein Kalb auf den Markt getrieben und für
sieben Taler verkauft. Auf den: Heirnwege mutzte er an einem Teiche
vorüber, und da hörte er schoir von weitem, wie die Frösche riefen:
ak, ak, ak, ak! „Ja," sprach er für sich, „die schreien auch ins Haber-
feld hinein. Sieben Taler sind's, die ich gelöst habe, keine acht."
2. Als er zu dem Wasser kam, rief er ihnen zu: „Dummes Vieh,
witzt ihr's nicht besser? Sieben Taler sind es, keine acht." Die
Frösche aber blieben bei ihrem ak, ak, ak, ak! — „Nun, wenn ihr's
nicht glauben wollt, ich kann es euch vorzählen." Er holte das Geld
aus der Tasche und zählte die sieben Taler ab. Die Frösche kehrten
sich nicht an seine Rechnung und riefeil abermals: ak, ak, ak, ak!
3. „Ei," rief der Bauer ganz bös, „wollt ihr's besser wissen als
ich, so zählt selber", und warf ihnen das Geld miteinander ins Wasser
hinein. — Er blieb stehen und wollte warten, bis sie fertig wären und
ihm das Seinige wieder brächtell. Aber die Frosche beharrten auf
ihrem Sinn, schrien immer fort: ak, ak, ak, ak! und gaben auch das
Geld nicht wieder heraus.
4. Er wartete noch eure gute Weile, bis der Abend anbrach und
er nach Hause mutzte. Da schimpfte er die Frösche aus und rief:
"Ihr Wasserpatscher, ihr Dickköpfe, ein grotzes Maul habt ihr und
könnt schreien, datz einem die Ohren weh tun, aber sieben Taler
könnt ihr nicht zählen. Meint ihr, ich wollte da stehen, bis ihr fertig
wäret?" Damit ging er fort, aber die Frosche riefen noch: ak, ak, ak, ak!
hinter ihm her, datz er ganz verdrietzlich heimkanr.
Rheinisch-westfälische« Hilfsschullesebuch. I. Teil.
Brüder Grimm.
7
98
137. Ein Spaziergang.
1. Es war ein schöner Sonntag. Nach dem Mittagessen gingen
Maria und Fritz mit ihren Eltern spazieren. Der Wald war bald
erreicht. Hier wohnte der alte Onkel Friedei. Er war der Förster
des Waldes. Dieser begleitete die Bekannten. Auch Karo, der
treue Hund des Försters, durfte mitgehen.
2. Im Walde war es herrlich. Muntere Eichhörnchen sprangen
von Ast zu Ast. In der Ferne hörte man den Kuckuck rufen. Der
gute Onkel zeigte den Kindern auch einige Vogelnestchen. Sogar
eine Häsin mit ihren Jungen spielte unter einer Eiche.
3. Nach einem tüchtigen Marsche ging es zurück zu Onkels
Wohnung. Auf dem Hofe des Försters gab es auch viel zu sehen.
Sogar ein junges Reh besaß der gute Onkel. Er hatte es vor einigen
Tagen im Walde gefangen. Tante Emma, die Frau des Försters,
fütterte das muntere Tier aus einer Saugflasche. Das machte den
Kindern besondere Freude. Auch viele Gänse, Enten und Hühner
liefen auf dem Hofe umher.
4. Allmählich wurde es Abend. Die sorgsame Tante setzte
Milch und Butterbrot vor. 0, wie das schmeckte! Nachdem die
Kinder dem guten Onkel und der lieben Tante herzlich gedankt
hatten, eilten Eltern und Kinder froh und munter nach Hause. Dem
kleinen Fritz hatte der grüne Wald besonders gefallen. Deshalb sagte
er zur Mutter: „Wenn ich groß bin, will ich auch ein Förster werden
wie der Onkel Friedei; dann kann ich jeden Tag in den Wald gehen.“
August Bücken
138. Waldvögelein.
1,. 3rf? geh' durch einen grasgrünen Wald
und höre die Vögelein singen.
Sie singen so jung, sie singen so alt,
die kleinen Vögelein in dein Wald,
die hör' ich so gerne wohl singen.
2. G, sing' nur, singe, Frau Nachtigall!
wer wollte dich, Sängerin, stören?
wie wonniglich klingt's im Widerhall!
Es lauschen die Blumen, die Vögel all'
und wollen die Nachtigall hören.
99
5. Nun muß ich wandern bergauf, bergab,
die Nachtigall singt in der Ferne.
Ls wird mir so wohl, so leicht am Stab,
und wie ich schreite hinauf, hinab:
die Nachtigall singt in der Ferne.
Str. Volkslied. Str. 2 11. 3: Hermann Aletke.
139. Frühlmgsbotschaft.
H. ttnckuck, Kuckuck ruft au- dem Wald:
„Lasset uns singen, tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald!"
2. Kuckuck, Kuckuck läßt nicht fein Schrei'«:
„Kommt in die Felder, Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!"
3. Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held,
was du gesungen, ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld!
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
140. Der unzufriedene Kuckuck.
Als der liebe Gott die Vögel ge-
schaffen hatte, wies er jedem einen Wohn-
ort ml: dem Storche das Dach, der Ente
das Wasser, der Lerche den Acker, der
Schwalbe das Haus. Und allen war ihr
Wohnort recht, nur dem Kuckuck der seinige
nicht. Das Dach war ihm zu luftig, das
Wasser zu naß, der Acker zu fest, das
Haus zu dumpf. Da wurde der Schöpfer
unwillig und sprach: „So suche dir nur:
selbst einen Ort, der dir gefällt!" Und
seitdem wandert der Kuckuck von Ort zu Ort, von Land zu Land, und
er hat noch keine Gegend gefunden, lvo es ihm länger als einen Sommer
gefallen hätte. Er schläft jede Nacht ans einem anderen Baume. Von seinen
Eiern legt er das eine hierhin und das andere dorthin; dann fliegt er wieder
fort und kennt seine Kinder nicht, und seine Kinder kennen ihn auch nicht.
L. .Heinemann.
7*
100
141. Rätsel.
Heißa, hopsa! auf und ab
immerfort im scharfen Trab
springt klein Hänschen
mit buschigem Schwänzchen
5 lustig und heiter
immer weiter
vom Ast auf den Zweig
durchs Blätterreich.
Buchnüsse und Kerne
10 ißt es so gerne;
und wenn es satt
sich gegessen hat,
springt es nach Haus
und schläft sich aus.
15 Kennst du das Hänschen
mit dem buschigen Schwänzchen?
Heinrich Papenheim.
142. Rätsel.
Ich weiß ein bunt bemaltes Haus.
Ein Tier mit Hörnern schaut heraus.
Das nimmt bei jedem Schritt und Tritt
sein Häuslein auf dem Rücken mit.
Doch rührst du an die Hörner sein,
schlüpft es geschwind ins Haus hinein.
Was für ein Häuschen mag das sein?
Volkstümlich.
Auf den Frühling folgt der Sommer. Er beginnt im Monat
Juni. Zu Anfang des Sommers sind die Tage am längsten, die
Nächte am kürzesten. Die Hitze ist oft sehr groß. Den Menschen
rinnt der Schweiß von der Stirne. Manchmal sendet der liebe Gott
einen Regen, der Menschen, Tiere und Gewächse erquickt. Oft ziehen
schwere Gewitterwolken am Himmel daher. Dann blitzt und donnert
es gewaltig, der Sturm braust, und der Regen stürzt in Strömen
vom Himmel. Unzählige Blumen schmücken jetzt Wald und Feld.
Das Gras auf den Wiesen wird gemäht. Die Kirschen und viele
Beeren reifen. Das Getreide färbt sich gelb und wird vom Land-
manne eingeerntet. Überall ist frohes Leben.
Lorenz Kellner.
144. Der Sommer winkt.
I. Die Sonne sticht,
die Rose blüht,
die Bohne rankt,
das Würmchen glüht.
2. Die Ähre reift,
die ^>enfe klingt,
die Garbe rauscht,
der Sommer winkt.
» Maximilian Bern.
. .
-___
102
145. Die Sonnenstrahlen.
1. Die Sonne war aufgegangen und stand mit ihrer schönen,
glänzenden Scheibe am Himmel. Sie schickte ihre Strahlen aus,
um die Schläfer im ganzen Lande zu wecken. Da kam ein Strahl
zu der Lerche. Die schlüpfte aus ihrem Neste, flog in die Luft und
sang: ,,Liri, liri, li! Schön ist’s in der Früh’!“ —
2. Der zweite Strahl kam zu dem Häschen und weckte es auf.
Das rieb sich die Augen nicht lange, sondern sprang auf und lief
aus dem Walde. Dann suchte es sich auf der Wiese zartes Gras und
saftige Kräuter zu seinem Frühstücke. —
3. Ein dritter Strahl kam an das Hühnerhaus. Da rief der
Hahn: ,,Kikeriki!“ Und die Hühner flogen von ihrer Stange herab.
Dann gackerten sie im Hofe, suchten sich Futter und legten Eier
ins Nest. —
4. Ein vierter Strahl kam an den Taubenschlag zu den Täub-
chen. Die riefen: „Ruckediku, die Tür ist noch zu!“ Und als die
Tür aufgemacht wurde, da flogen sie alle ins Feld. Dann liefen sie
über den Erbsenacker und lasen sich die runden Körner auf. —
5. Ein fünfter Strahl kam zu dem Bienchen. Das kroch aus
seinem Bienenkörbe hervor und wischte sich die Flügel ab. Dann
summte es über die Blumen und den blühenden Baum hin und trug
sich Honig nach Hause. —
6. Der letzte Strahl kam an das Bett des Faulenzers und wollte
ihn wecken; allein der stand nicht auf, sondern legte sich auf die
andere Seite und schnarchte, während die anderen Leute arbeiteten.
Nach Wilhelm Curtman.
146. Kirschenfest.
I. Willst Kirschen du huben,
dann melde dich ja!
Rot sind sie und reif schon,
wie eben ich sah.
Genug sind an Zweigen,
die nieder sich neigen,
für mich und für dich und die Sperlinge da.
103
2. Hier sind zwei zusammen,
die steck’ hinters Ohr!
Drei andre zum Essen
hier halt' ich dir vor.
Das Hündlein allein,
das ärmste, mag keine.
Was ist doch das Hündchen, sag’ selbst, für ein Tor!
Johannes Trojan.
147. Marienwürmchen.
21Tancnu)iirmcf;cn, setze dich
auf meine Hand, auf meine Hand;
ich in' dir nichts zuleide.
Ls soll dir nichts zuleid' geschehn,
will nur deine bunten Flügel sehn,
bunte Flügel, meine Freude!
2. Marienwürmchen, fliege hin
zu Nachbars Rind, zu Nachbars Rind;
sie tun dir nichts zuleide!
Ls soll dir ja kein Leid geschehn,
sie wollen deine bunten Flügel sehn.
Und grüß' sie alle beide!
Aus: Des Knaben Mnnderhorn.
148. Der Schmetterling.
Unser Schmetterling heitzt Kohlweißling. Er fliegt den ganzen
Sommer im Kohlgarten umher. Ans seinen Eierchen kommen viele
Naupen. Sie fressen den Kohl weg. Im Herbste puppen sie sich ein;
aber im Sommer kriecht aus jeder Puppe ein neuer Schmetterling.
Er ist ein schönes, zartes Tierchen. Der Leib hat drei Teile: Kopf,
Brust und Hinterleib. Er hat vier Flügel und sechs Füße. Am Kopfe
sind ein Rüsselchen zum Saugen und zwei Fühlhörner zum Fühlen.
Wir lieben den schönen, sanften Schmetterling; aber wir ver-
tilgen die schädlichen Raupen. Rüeaa.
150. Die Katze Md das Vogelnest.
1. 3m Garte!> war in einem Büsche dicht über der Erde ein Nestchen.
Darin hockten vier Vögelchen. Diese waren ilvch mit Flaum bedeckt. Die
Alten flogen ab und zu uub fütterten die Kleinen.
2. Eines Tages schlich eine Katze im Garten umher. Mit ihren
großen Angen durchschaute sie jeden Winkel. Sie ging auf Raub aus.
Die Katze kam auch liahe all deil Busch uub entdeckte das Nest. Da
flatterten die alten Vögel ällgstlich hin und her und schrien. Sie lvollten
die Katze vertreiben.
105
3. Nicht weit von dem Busche arbeitete eine Frau. Sie lag auf
den Knien und jätete. Als sie das Schreien der alten Bögel hörte,
richtete sie sich auf. Da erblickte sie die Katze und dachte: „Aha! Die
Katze will die Jungen holen." Sofort lief die Frau hin und verscheuchte
den gefährlichen Räuber. Dicht um den Busch aber legte sie Dornen,
damit keine Katze wieder an den Busch kommen konnte.
Köhler und Kruse.
151. Der Knabe am: Vogelneste.
„Anabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann:
O rühre mein kleines Nest nicht an!
O sieh nicht init deinen Blicken hin!
Es liegen ja meine Kinder drin;
die werden erschrecken und ängstlich schreien,
wenn du schaust mit den großen Augen hinein."
2. Wohl sähe der Knabe das Neftchen gern;
doch stand er behutsam still von fern.
Da kam der arme Vogel zur Ruh',
flog hin und deckte die Kleinen zu
und sah so freundlich den Knaben an:
„Hab' Dank, daß du ihnen kein Leid getan."
Wilhelm Hey.
152. Die Aatze und das spätstem.
‘S.eife, leise
auf den Sohlen
schleicht das Kätzlein,
möcht' das Spätzlein
5 gerne holen,
wie sie guckt,
tief sich duckt!
Still — sie ruckt — sie springt.
Hei, wie das Spatzlein zur Höhe sich schwingt!
1,0 Schnell auf das Haus!
„Bin keine Maus:
bleib' wir vom Leib mit der Tatze!"
Sieh, da steht die falsche Katze,
steht und wedelt ohne Laut,
und mit grünen Augen schaut
sie dein kleinen Sxätzlein nach,
schielt hinaus zuin hohen Dach. —
Holla, was kommt da mit Holtergepolter?
Karo mit wildem Gebelle.
20 Beißen, zerreißen die Katze, das wollt' er;
doch auf der Stelle
heisa, wie schnelle
springt sie davon, es gelingt ihr noch kaum,
hoch auf den Baum.
Und das Spätzlein sieht's und lacht:
„wie du mir,
so jetzt dir!
Hätt' er sie nur umgebracht!"
Augustin IDibbcIt.
107
153. Quäle nie ein Tier.
Keinem Würmchen tu ein Leid!
Sieh! in seinem schlichten Kleid
hat’s doch Gott im Himmel gern,
sieht so freundlich drauf von fern,
5 führt es zu dem Grashalm hin,
daß es ißt nach seinem Sinn;
zeigt den Tropfen Tau ihm an,
daß es satt sich trinken kann,
gibt ihm Lust und Freudigkeit: —
10 Liebes Kind, tu ihm kein Leid!
Wilhelm Hey.
154. Das geschorene Schäfchen.
1. Gilt Schäfchen wurde zum erstenmal geschoren, und es hielt ge-
duldig still. Als es aber geschoren war, wurde es traurig; denn es fror
sehr, so daß das arme Tier am ganzen Leibe zitterte. Das sah der liebe
Gott im Himmel, und er schickte ein warmes Lüftchen und warmen Sonnen-
schein. Da wurde das gute Schäfchen wieder munter und froh.
2. Das Schäfchen gehörte einer Bäuerin, und die Bäuerin hatte ein
kleines, lustiges Büblein. Als aber der Winter kam, da war das Büblein
nicht mehr lustig; denn es war sehr kalt, unb das Kind zitterte oft vor
Frost. Da strickte die Mutter aus der Wolle des Schäfchens ein warmes
Jäckchen und warme Striimpfe und zog alles den: Büblein an. Da
wurde es wieder lustig mtb munter, und es freute sich, daß der liebe Gott
ihm das Schäfchen gegeben, das so warme Wolle für die Menschen hat.
Johannes Stand.
155. Platzregen.
In der Schulstube war es in der letzten Stunde sehr dunkel.
Der Himmel guckte durch die Fenster wie eine schwarzgraue Wand.
Kaum waren wir entlassen worden, so liefen wir auf die Straße;
denn unser Lehrer hatte gesagt: „Macht, daß ihr nach Hause kommt!"
Aber da — mitten im besten Laufen über den Markt bekomme ich
zwei dicke Tropfen gerade auf die Nase! Ich mußte laut lachen.
Aber das waren nur die ersten Tropfen gewesen. Plötzlich fielen
eine Menge, alle groß und dick und warm, über meinen Kopf, meine
Arme, meine Kleider. Alle Leute fingen an 311 laufen, und ich lief
mit. Aber ich mußte fortwährend lachen; denn die Tropfen sprangen
vom Bürgersteig in die Höhe wie kleine, durchsichtige Gummibälle.
Es rauschte und prasselte, und die Luft wurde fast undurchsichtig.
Ich wußte nicht, wo ich untertreten sollte, ich sah keinen Laden und
keinen Torweg. Plötzlich.kam ein heller, gelber Sonnenstrahl zwi-
schen den schwarzen Wolken hervor, blinkte über das nasse Pflaster
und — lachte die nassen Leute aus. Ilse Frapan.
156. Der schwarze Mann.
Weißt du, daß immer ein schwarzer Mann bei dir ist, wenn du
draußen in der Sonne spazieren gehst? Manchmal ist er vor dir,
manchmal hinter dir, bald ist er groß — viel größer und länger als
du —, bald ist er winzig klein und springt dir nur um die Füße herum.
Du wirst doch nicht bange? Nein, der schwarze Mann tut dir nichts;
er tut nur das, was du auch tust. Läufst du, dann läuft er auch,
nimmst du die Mütze ab, dann tut er es auch, und machst du ihm eine
lange Nase, dann macht er dir auch eine. Nun rate einmal, wer der
schwarze Mann ist! Pasi^.
109
157. Der Hausbau.
1. Auf dem freien Platze neben unserem Hause wird die Erde
ausgeschachtet. Der Baumeister hatte zuerst Pfähle eingeschlagen
und den Platz gemessen. Dann haben die Arbeiter die Erde auf-
gehackt und auf die Erdwagen geschaufelt und fortgefahren. Jetzt
haben sie schon einen tiefen Keller gegraben. Sie wollen ein Haus
bauen. Viele Feldsteine und Backsteine sind herbeigefahren worden.
Auch Mörtel liegt auf dem Bauplatze.
2. Die Maurer mauern nun den Grund des Hauses. Sie legen
schwere, eiserne Träger über die Kellermauern. Vorn an der Straße
errichten sie einen Bauzaun mit einem Schutzdach. Die Steinträger
tragen die Steine und den Mörtel dahin, wo die Maurer arbeiten.
Die Zimmerleute sind auch schon gekommen. Sie haben viele
Balken und Bretter mitgebracht. Damit wollen sie das Dachgerüst
und die Fußböden herstellen. Die Bautischler werden ihnen dabei
helfen. Sie arbeiten in ihrer Werkstatt jetzt schon Türen und
Treppen für das Haus. Wenn erst das Dachgerüst aufgeschlagen
ist, dann wird das Richtfest gehalten. Der Dachdecker bedeckt das
Dach mit Dachpappe, Ziegeln oder Schieferplatten. Der Klempner
110
legt die Dachrinne an das Dach. Die Bauschlosser schrauben
Schlösser an die Türen. Die Gasarbeiter legen die Gasrohren durch
das ganze Haus, und die Rohrleger führen die Wasserleitungsröhren
und die Kanalröhren in jede Küche und in jede Badestube. Zu-
letzt wird noch an jeder Flurtür eine elektrische Klingel angebracht,
und nun gehen die Maler und Tapezierer in das Haus. Sie malen
die Wände und Decken, streichen die Dielen und Treppen an und
bekleben die Wände mit Tapeten.
3. Wenn das Haus ausgetrocknet ist, dann ziehen die ersten
Mieter ein. Gott segne ihren Einzug! Arno Fuchs.
158. Der kluge Mar.
Western hielt in unserer Strahe ein Milchwagen. Der Kutscher
stieg ab, füllte die kleine Handtanne voll Milch und ging ins Haus.
.Kurz danach sah sich der Schimmel um und ging schnell weiter. Ich
dachte, nun geht das Pferd noch durch. Doch vor einem Hause oben
in der Strahe blieb es stehen. Bald kam der Milchmann zurück.
Ich erzählte ihm, was ich gesehen hatte. Da sagte er: „Mein Schimmel
geht nicht durch. Er weih genau, in welchen Häusern wir Milch ver-
kaufen. Mar ist ein kluges Tier." a. Paniwich.
159. Das Pferd.
1. Heute darf der kleine Karl mit spazieren fahren. Flink läuft
er in den Stall zu dem Pferde. Der Kutscher sagt: „Komm, Schimmel,
jetzt geht es fort!" Das Pferd sieht sich um, spitzt die Ohren und
wiehert laut. Der Kutscher bürstet ihm das Fell ab und kämmt ihm die
lauge Mähne. Daun putzt er die Hornschuhe. Gestern hat der Schmied
starke Eisen darunter genagelt. Nun wird das Pferd angeschirrt und au
den Wagen gespannt. Der Kutscher nimmt die Zügel und steigt auf den
Wagen. Karl darf sich zu ihm auf den Bock setzen. Ungeduldig stampft
das Pferd mit den Füßen.
2. Der Kutscher knallt mit der Peitsche, und lustig trabt der
Schimmel fort. Mit seinen schlanken Beinen kann er sehr schnell und
lange laufen. Bergauf muß er tüchtig ziehen. Da geht er im Schritt.
111
3. Bei betn Wirtshaus zieht der Kutscher die Zügel straff, ltttb ber
Schimmel bleibt steheu. Er bekounut eine Krippe mit Futter unb läßt sich
nun Hafer unb Heu gut schmecken. Der kleine Karl bringt noch ein Stück
Zucker für bas gute Tier. Aus einem Eiuter säuft es reines Wasser.
4. Wenn es eine Weile geruht hat, geht bie Fahrt lustig weiter.
Eublich ist ber Schimmel wieber zu Hause. Er wirb abgespannt. Karl
streichelt bas mübe Pferb unb führt es in bett warmen Stall. Da ruht
es aus. Ritter.
160. Der ehrliche Fritz.
1- JJnjj sand auf der Straße ein Messer. Es hatte zwei Klinget:
und eine weiße Schale. Er freute sich sehr darüber. Friß lief nun
zu August und sagte: „Ei, sieh doch, August, was ich gefunden habe!"
2. Da kam ein Mann, der blickte auf dem Boden umher, als
wenn er etwas suchte. Das sah Fritz. Er lief hin und fragte beu
Mann: „Haben Sie etwas verloren?" — „Ja, ein Messer mit zwei
Klingen und einer weißen Schale", sprach der Mann. „Hier ist es",
sagte Fritz. Der Mann dankte und ging fort.
3. Fritz lief wieder zu August. „Warum hast du denn das
Messer nicht behalten?" fragte August. Da sagte der ehrliche Fritz:
„Was ich finde, das ist doch nicht mein!"
Heinemann und Schröder, Erstes Lesebuch.
161. Das Gewitter.
1. Es war ein Sommertag. Die Luft war schwül und drückend.
Kein Blättchen regte sich. Am Himmel zogen dunkle Wolken herauf.
Sie stiegen höher und höher. Der Himmel verfinsterte sich. In der
Ferne blitzte es. Die Vögel versteckten sich in den Zweigen. Die Menschen
eilten nach Hause.
2. Plötzlich erhob sich der Sturm. Er rüttelte die Bäume hin und
her. Stanbtvolkeit wirbelten auf den Straßen empor. Es fing an zu
regnen. Erst fielen einzelne Tropfen; bann regnete es stärker, unb zuletzt
goß es tu Strömen tticber. Blitz folgte auf Blitz unb Donner ans Donner.
Ängstliche Kinber weinten. Erwachsene sahen besorgt nach betn Himmel.
Auf einmal fuhr ein heller Blitz nieber. Der Donner krachte. Es hatte
eingeschlagen. Aber wo? Die Menschen rissen bie Fenster auf unb
schauten ängstlich umher. Aber nirgenbs sahett sie Rauch ober Feuer.
— 112 —
Es brannte kein Haus. Der Blitz war in eine hohe Pappel gefahren
und hatte sie zerschlagen. Sie lag zersplittert an der Erde.
3. Nach und nach hörten Blitz, Donner und Regen ans. Der Sturm
legte sich. Der Himmel wurde wieder heiter. Das Gewitter war vor-
über. Die Vögel sangen wie vorher. Die Menschen aber dankten Gott,
daß er sie behütet hatte. Nach Kahnmeyer und Schulze.
162. Die Feuerwehr.
1. Kling. ling. iing! horch, die Feuerwehr kommt! Männer und
Kinder laufen hinter dem Wagen her. Sie wollen sehen, wo es
brennt. Der Himmel ist schon ganz rot. Dort schlagen Flammen
aus dem Dache eines großen Hauses. Die Feuerwehr hält an. Die
Feuerwehrleute springen ab. Sie stellen sich an die Spritze, und bald
fällt ein dicker Wasserstrahl zischend auf das brennende Dach.
2. Oben an den Fenstern stehen Frauen und Kinder und
schreien: „Rettet, rettet!" Sie können das Haus nicht mehr ver-
lassen; denn die Treppen brennen. Doch die Feuerwehrleute wissen
Rat. Rasch legen sie die lange Rettungsleiter an, eins, zwei, drei
113
sind sie oben. Mit ihren Beilen zerschlagen sie die Fenster und
dringen durch den Rauch in die Stuben. Sie nehmen die Kinder auf
die Arme und tragen sie auf die Straße. Die Frauen folgen ihnen.
Aber o weh! da strauchelt eine Frau und fällt hinab. Doch die
Feuerwehrleute geben acht. Sie stehen unten mit ausgespanntem
Netze. In das Netz fällt die Frau, und siehe, sie hat keinen Schaden
gelitten.
3. Nun ist das Feuer gelöscht. Kling, ling, ling! Die Feuerwehr
riickt ab. Rehs und Witt.
163. Necke die Hunde nicht.
Anton neckte gern die Hunde. Sein Vater sagte oft zu ihm:
»Anton, laß mir die Hunde gehen, sonst kann dich einmal einer
beißen.“ Anton aber ließ es nicht. Es machte ihm Freude, wenn
die Hunde recht ärgerlich wurden und dann recht knurrten und
bellten. Eines Tages bekam Anton eine neue Hose. Diese zog er
sogleich an und ging damit auf die Straße. Da kam Nachbars Spitz
daher. Diesen neckte Anton auch. Spitz aber verstand den Spaß
nicht. Er fuhr auf den Knaben los und riß ihm ein großes Loch
in die schöne neue Hose und biß ihn auch noch ins Bein. Anton
weinte und ging nach Hause. Hier bekam er von seinem Vater
noch tüchtige Strafe; denn der Vater hatte gesehen, wie Anton den
Spitz geneckt hatte. Franz Wiedemann.
164. Der Schutzmann.
1. 2Ber patzt auf der Stratze auf. datz nichts Schlimmes ge-
schehen kann? Das ist der Schutzmann. Du siehst ihn an jeder
Straßenecke. Wenn er die Hand hoch hebt, dann halten die Wagen
an. Wenn jemand etwas Böses getan hat, so bringt ihn der Schutz-
mann zur Wache. Der Schutzmann sorgt für Ordnung auf der Straße.
2. Hast du dir den Schutzmann schon einmal genau angesehen?
Das mußt du tun. Er hat eitle Uniform an. Auf dem Kopfe hat er
einen Helm. Er hat auch einen Säbel und einen Revolver umge-
schnallt. Immer ist sein Anzug sauber und blitzblank geputzt. Wenn
der Leutnant kommt, dann steht der Schutzmann still wie ein Soldat.
Der Schutzmann ist auch ein Mann, der sich nicht fürchtet. Einmal
hat er wilde Pferde aufgehalten.
Rheinisch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil.
8
— 114 —
3. Ein gutes iltrtb braucht vor dein Schutzmann keine Angst zu
haben. Er tut ihm nichts. Wenn du dich einmal verirrt hast und
deinen Weg nicht weiht, so frage nur bett Schutzmann. Er ist freund-
lich zu dir und zeigt dir gleich die richtige Straße. Arno Fuchs.
165. Der Heuwagen in der Stadt.
1. An, was kommt beim da für ein großes Ungetüm hergewackelt?
Ist es ein Wagen? Ja, ein Wagen muß es sein; denn ich sehe zwei
braune, starke Pferde davor, und Rüder seh' ich auch, aber was dann
kommt, ist keine Droschke, keine Kutsche, keine Straßenbahn, kein Kohlen-
wagen — er sieht ganz fremd und merkwürdig aus! So hoch bepackt,
so wie ein graugrüner Berg kommt er daher; oben darauf liegt eine lange
Stange. Der Kutscher hat einen blauen Kittel an und einen großen
Strohhut auf dem Kopfe, und er fiihrt die Pferde langsam und bedächtig.
Seine lange Peitsche, die er aufrecht in der Hand hält, schwingt sich leise
hin und her.
2. Jetzt ist der Wageil nahe, jetzt kanil ich sehen, was da auf-
geladen ist. Ach — Heu ist es! Lauter lange, lange, trockene Grashalme
sind es, noch ein bißchen grün, und dazwischen rote, runde, verwelkte
Blumen. Wie Haare hängen die Grashalme zu beiden Seiten vom Wagen
herunter, einige fallen sogar herab auf das Straßenpflaster. An dem
115
Baume vor dem Eckhaus siud eine Menge Halme zwischen den Ästen
hängen geblieben. O, ein Sperling ist gekommen und hat sich einen Halm
weggeholt! Ob er ihn wohl in sein Nest trägt? Wo mag sein Nest
sein? — So, jetzt ist eine rote Blume vom Wagen gefallen, die nehm'
ich mit nach Haus. Sie ist blaurot, ihr Kopf ist so dick, er baumelt hin
und her auf dem welken Stengel. Wo ist sie gewachsen? Wo hat sie
geblüht? Ob es der Spatz wohl weiß, der den Halm geholt hat? Der
Spatz hat ja Flügel, kann fliegen, kann sich überall umsehen.
3. Der Wagen ist fort, ist vorübergefahren. Aber die ganze Luft
duftet! Das ist von den: Heu. So riecht es auf der Wiese, wenn die
Sonne auf das gemähte Gras scheint.
Ilse Frapan.
166. Oer gute Mäher.
1. Früh ging ein Mäher mähen
im Feld den reifen Klee;
da schnitt er mit der Sense
hart an ein Nest — o weh!
2. Drin lagen sieben Vöglein,
sie lagen nackt und bloß.
0 könntet ihr schon fliegen,
und wäret ihr schon groß!
3. Dem Mäher tat’s so wehe;
er sann wohl her und hin —
da kam dem guten Mäher
noch Hoffnung in den Sinn.
4. Er mäliete bedächtig
weit um die Stelle her
und trug den Klee von dannen
und störte da nicht mehr.
5. Die alten Vögel flogen
nun wacker ab und zu;
sie fütterten die Kinder
in ungestörter Ruh’.
8*
116
4. Der Vater reichte seinem Sohne ein Roggenkörnchen. Christian
biß es durch und sagte: „Es ist ja Mehl darin!" — „Gewiß," sagte der
Vater, „das ist Mehl für Brot!
5. Von den vielen Körnchen wird die Ähre schwer und hängt herab.
Manche Ähren sind leer und stehen aufrecht. Das sind taube Ähren.
6. Bald wuchsen ihre Flügel,
sie flogen dann davon;
der Mäher aber fühlte
im Herzen süßen Lohn.
Hermann Adam von Kamp.
167. Das Kornfeld.
1. Dauer Wessel und sein Sohn Christian kamen von der Heuwiese.
Sie wollten nach Hause. Vor dem gelben Kornfelde blieb Wessel stehen,
griff nach einer Ähre und sagte: „Nun ist auch der Roggen reif.
2. Vor Wochen zeigte ich dir, wie er blühte. Die Halme sind noch
ein wenig gewachsen und bald so groß wie ich.
3. Sieh diese Ähre an! Sie hat viele kleine Taschen. In jeder
Tasche sitzt ein Körnchen. Die Körnchen sind schon hart und werden
täglich härter."
117
6. Wenn die Hitze anhält, ist in einigeil Tagen dieses Korn geschnitten
"nd in Stiegen aufgestellt, damit es trocknet. Dann wird der Erntewagen
in Ordnung gebracht, und wir fahren das Korn irr die Scheune."
7. Christian sprach: „Das weiß ich noch vom vorigen Jahre. Als
das letzte Fuder heimgeholt wurde, hing obenauf ein Ährenkranz. Ich
saß mit auf dem Wagen, und die Mägde sangen.
Der Knecht ging neben den Pferden. Er knallte fröhlich mit der
Peitsche. Bald danach wurde das Erntefest gefeiert."
K. Pantwich.
/Öd''. '/fj.-d c/tow'ti.
169. Die Maus und die Eule.
1. Eine Maus lief eines Abends am Waldrande vorbei, um sich
ihre Nahrung zu suchen. Bald fand sie einen Kirschkern, den ein
Spaziergänger weggeworfen hatte. Sie setzte sich auf die Hinter-
beine, nahm den Kern zwischen die Vorderpfoten und fing an zu
knabbern. Aber die Kost mochte ihr wohl nicht schmecken; denn sie
ließ den Kirschkern bald fallen und lief ein Stückchen weiter. Dabei
— 118 —
kam sie auf das Feld. Hier hatte der Bauer seinen Roggen geinäht
und in Haufen zusammengestellt. Die Maus kletterte auf einen
Kornhaufen und lieh sich das Korn des Bauern gut schmecken.
2. Da kam lautlos eine Eule aus dem Walde geflogen. Die
Maus bemerkte sie nicht und fräs; ruhig weiter. Aber die Eule hatte
die Maus gesehen. Mit einem Male war sie über dem erschrockenen
Tierchen, faßte es mit ihren scharfen Krallen und trug es in den Wald.
Da sitzt sie nun auf dem Ast, und die Maus mutz nüt Haut und Haar
in den Magen der Eule hinein. Gustav Quade.
170. Ein Sommerabend auf dem Lande.
1. Es wird Abend. Die Sonne sinkt an den Rand des Himmels.
Die Wolken in ihrer Nähe färben sich rot. Die Hitze hat aufgehört; es
weht ein kühles Lüftchen. Über dem Wasser erhebt sich Nebel. Das
Gras wird von dem Tan befeuchtet.
2. In der Luft spielen Mücken in großen Schwärmen. Die Vögel
in den Büschen singen ihr Abendlied. Die Bienen kehren zu ihren
Stöcken zurück. .
3. Die Arbeiter kommen vom Felde heim und die Herden von der
Weide. Alles ist müde und sehnt sich nach Ruhe. Die Tiere, die nicht
119
auf der Weide waren, sind hungrig; auch die Menschen warten auf ihr
Abendbrot. Bald werden sie alle satt fein.
4. Fromme Menschen danken des Abends Gott für den Segen des
Tages und bitten ihn um Schutz für die Nacht. Dann gehen sie zur
Ruhe. Nach Wilhelm Curtman.
171. Die Abendsonne
(Solimc Abendsonne,
wie bist du so schön!
Nie kann ohne Wonne
deinen Glanz ich sehn.
2. Abendglocken singen
voir der Türme Dach
mit gewaltigem Schwingen
dir den Abschied nach.
3. Seht, sie ist geschieden,
läßt uns in der Nacht;
doch wir sind im Frieden, —
der im Himmel wacht!
Sir. \ von Barbara Urner. Str. 2 u. 3 von Christian Gottlob Barth«
172. Bube imd Bock.
1. Es war einmal ein Bube, der wollte lieber essen als lesen,
hielt mehr von Nüssen als vom Wissen; darum nannten ihn die
Leute den „Faulen“. Das verdroß ihn aber sehr, und er dachte:
„Warf, ichwill’s euch allen zeigen, wie fleißig ich bin!“ nahm ein
Lesebuch und ging hinunter auf die Straße.
Auf der Straße lag ein dicker Baumstamm, auf den setzte sich
der Knabe. Dort mußten die Leute alle vorbei. Er nimmt das Buch
auf den Schoß, hält es aber verkehrt, daß die Buchstaben alle auf
dem Kopfe stehen. Da sitzt er, guckt hinein und baumelt mit den
Beinen. Bald nickt er aber mit dem Kopfe, denn er ist eingeschlafen.
2. Wer kommt um die Ecke am Gartenzaune? — Der Ziegen-
bock iss s, ein munterer Gesell, der seine Kopfarbeit wohl gelernt
hat und es mit jedem darin aufnimmt; denn seine Hörner sind groß,
und seine Stirn ist hart. Der tritt zu dem schnarchenden Buben und
sieht ihn nicken. „Hei,“ denkt er, „meinst du mich? Ich bin
schon dabei!“ Er stampft mit den Vorderbeinen und geht einige
Schritte zurück. Der Junge nickt weiter. „Gleich!“ meint der
Bock, nimmt einen Anlauf, bäumt auf den Hinterbeinen empor,
120
und puff! gibt’s einen Stoß. Der Bock stößt an des Buben Kopf,
der Bub' fliegt rückwärts hinunter vom Stamme, das Buch empor,
hoch in die Luft!
Heulend rafft der Junge sich auf und eilt in das Haus. Hat
er keinen Buchstaben i m Kopfe, so hat er doch eine Beule am Kopfe.
Der Bock aber steht im Wege, verwundert über den leichten Sieg,
und wartet, ob wieder ein Bub’ kommt, der nichts gelernt hat und
auf der Straße dann einschläft. Hermann Wagner.
173. Die kleinen Müßiggänger.
1. Es blieben einst drei Kinder stehn,
die g'rad' zur Schule sollten gehn.
Sie dachten dies und dachten das,
das Lernen sei ein schlechter Spaß, —
und sprachen dann mit leichtem Sinn:
„Ei, laßt uns doch zum Walde hin!
Das Spielen ist der Tierlein Brauch,
laßt spielen uns mit ihnen auch."
2. Sie luden dann im Walde ein
zum Spiel die Tiere, groß und klein;
doch sprachen die: „Es ist uns leid,
wir haben jetzo keine Zeit."
3. Der Käfer brummte: „Das wär' schön,
wollt' ich mit euch so müßig gehn!
Ich muß aus Gras ein Brücklein bau'»,
dem alten ist nicht mehr zu trau'n."
4. Am Ameishaufen schlichen sie
ganz leis vorbei, ich weiß nicht wie,
iinb liefen vor dem Bienlein schier,
als wär' es gar ein giftig Tier.
5. Das Mäuslein sprach zu ihnen fein:
„Ich sammle für den Winter ein."
„Und ich", das weiße Täubchen sprach,
„zum Neste dürre Reiser trag'."
Das Häschen winkte freundlich bloß:
„Ich könnte um die Welt nicht los;
ihr seht, mein Schnäuzchen ist nicht rein,
es muß im Bach gewaschen sein."
121
6. Da dachten sie in ihrem Sinn:
„Du, Bächlein, läufst doch nur so hin;
komm, spiel' mit uns, sei mit uns froh!"
Das Bächlein sprach erstaunt: „Wie so? —
Ei seht, ihr faulen Kinder, seht!
Ich weiß nicht, wo der Kops mir steht;
ihr meint, ich hätte nichts zu tun,
und kann doch Tag nnb Nacht nicht ruh'n. —
Menschen, Tiere, Gärten, Wälder,
Wiesen, Tal und Berg und Felder,
alle muß das Bächlein tränken
und die Töpfe auch noch schwenken,
Hölzer flößen, Mühlen treiben,
Bretter schneiden, Erz zerreiben,
Wolle spinnen, Schiffe tragen,
Feuer löschen, Hämmer schlagen."
So sprach's und sprang von Ort zu Ort,
und husch! war gleich das Bächlein fort.
7. Da war ihr Mut dem Sinken nah,
als einer einen Finken sah,
der auf dem Aste saß in Ruh'
und pfiff ein Lied und fraß dazu.
Sie riefen: „Ach, Herr Biedermann,
der all' die schönen Lieder kann;
du hast gewiß recht viele Zeit
urtb bist zum Spiel mit uns bereit."
8. „Potztausend! Hab' ich schlecht gehört?
Ihr Kinder scheint mir recht betört.
Ich hab' gejagt den ganzen Tag
den Mücken, sie zu fangen, nach. —
Nun wollen noch die Jungen mein
von mir iu Schlaf gesungen sein;
drum pfeif' ich mit dem Brüderchor
den Kleinen meine Lieder vor. —
Doch sprecht, was habt ihr denn gemacht,
die also schlecht von mir gedacht?
Kehrt um, ihr Müßiggänger, ihr,
ititb stört die Leut' nicht länger hier!"
122
9. Vvn allen Tieren so belehrt,
sind drauf die Kindlein heimgekehrt.
Sie sahen, daß dem Fleiß allein
des Spieles Lust ein Lohn kann sein.
Franz von Pocci.
174. Der Wald im Sommer.
5m Walde ist es herrlich und schön. Da stehen die Eichen,
Buchen und Birken mit ihrem grünen Laube, die Fichten und Tannen
mit den spitzen Nadeln. Da wachsen Preiselbeeren, Erdbeeren, Blau-
beeren und viele Blumen; die pflücken wir gern. Auf der Erde
wächst weiches Moos. Auf den Asten der Bäume singen tausend
Vögel. An den hohen Stämmen klettert das Eichhörnchen. Im
Walde leben Hirsche, Rehe und Füchse. Diese Tiere lassen sich aber
nur selten sehen; denn sie fürchten sich vor dem Menschen.
Nach Heinrich Stahl.
175. Im Walde möcht' ich leben.
1. Hm Malde macht" ich leben
zur heißen Sommerszeit!
Der Wald, der kann uns geben
viel Lust und Fröhlichkeit.
2. In seine kühlen Schatten
winkt jeder Zweig und Ast;
das Blümchen auf den Matten
nickt mir: Komm, lieber Gast!
3. wie sich die Vögel schwingen
hi, hellen Morgenglanz!
Und Hirsch' und Rehe springen
so lustig wie zum Tanz.
Von jeden: Zweig und Reise,
hör' nur, wie's lieblich schallt!
Sie singen laut und leise:
Kommt, kommt in 'n grünen Wald!
Heinrich hoffinann von Fallersleben.
Der Wald,
124
176. Der traurige Wald.
1. Es war Samstag abend. Die Glocken fingen zu läuten an,
erst eine, dann zwei — drei — vier — dann unzählige. Es war ein
schönes, feierliches Lied. Die Bäume im Walde hörten es und zitter-
ten vor Freude. Morgen war Sonntag. Dann kamen die Menschen
alle aus der großen Stadt. Sie hatten die ganze Woche hindurch in
harter Arbeit stehen müssen, und der Wald wollte sie nun erfreuen
mit seinem frischen Grün und mit seiner herrlichen Luft.
2. Und der Sonntag kam. In großen Scharen zogen die Men-
schen heran, Vater, Mutter und Kinder. Es waren ihrer so viele,
daß die breite Waldstraße sie beinahe gar nicht fassen konnte. Und
immer neue strömten noch herbei. Das Wandern dauerte den ganzen
Tag hindurch, und alle kehrten am Abend frisch und fröhlich heim.
3. Nur die Bäume standen krank und traurig da. Viele ihrer
Zweige und Blätter lagen abgerissen, zertreten und zerstreut auf der
Landstraße. Sogar ein starker Ast des alten Eichbaums war ge-
brochen, und der schöne weiße Birkenstamm blutete aus einer
Wunde, die ihm mit einem Messer geschnitten war. Das alles hatten
die Menschen getan. Und der Wald wollte sie doch erfreuen.
Maria Weinand.
125
1. Der Fuchs hat am frühen Morgen Wald und Feld durchstreift.
Gern hätte er ein Häslein erwischt. Aber nur einige Mäuschen hat er
gefangen. Er ist noch recht hungrig, und die Jungen daheim möchten
auch gern etwas haben.
2. Da schleicht der Fuchs zu dem Hofe des Landmannes. Die
Gänse sind noch im Stalle. Eben trägt die Magd die frische Milch
in das Haus. Sie hat die Stalltür ein wenig offen gelassen. Das
sieht der schlaue Fuchs. Schnell schlüpft er in den Gänsestall, packt
eine fette Gans beim Halse und schleppt sie hinaus.
3. Aber was meinst du? Die Gans schreit gewaltig. Das
hört der Jäger. Er nimmt die Flinte und schießt den Fuchs tot.
Rehs und Witt.
178. Der Gänsedieb.
1. ^nchs, du hast die Gans gestohlen,
gib sie wieder her!
Sonst wird dich der Jäger holen
mit dem Schießgewehr.
2. Seine große, lange Flinte
schießt auf dich den Schrot,
daß dich färbt die rote Tinte,
und dann bist du tot.
3. Liebes Füchslein, laß dir raten,
fei doch nur kein Dieb!
Nimm — du brauchst nicht Gänsebraten —
mit der Maus vorlieb! Lrnst Anschütz.
126
179. Giftige Beeren.
1. ßicädjen und Hans waren in den Wald gegangen und fanden
dort einen Strauch mit schönen roten Beeren. Die Beeren waren giftig;
aber die Kinder wußten es nicht. Lieschen pfliickte eine Handvoll und teilte
sie mit dem Briiderchen. Dann setzten sie sich in das Gras und ließen
sich die Beeren schmecken.
2. Bald fühlten sie im Halse und im Leibe ein Brennen unb heftige
Schmerzen. Da nahm das Mädchen den kleinen Hans bei der Hand und
lief mit ihm nach Hause. Die Schmerzen wurden immer großer, und
die Kinder weinten unb schrien: „Mein Leib, mein Leib!"
3. Die Mutter fragte: „Was habt ihr gegessen?" Lieschen antwortete:
„Schöne rote Beeren." Da schickte die Mutter rasch zum Arzte. Dieser
kam und gab ihnen etwas zu trinken; davon brachen sie die giftigen
Beeren aus, und das war ein Glück. Sie wurden wieder gesund.
. Ciippers.
18V. Das Kind unter den Wölfen.
1. Auf dem Riesengebirge lebte einmal eine arme Frau; die hatte
ein kleines Kind und auch eine große Herde. Die Herde aber gehörte
nicht der Frau, sondern sie hütete sie nur. Da saß sie einmal mit ihrem
Kinde am Waldrande und gab dem Kinde Brei aus dem Topfe. Die
Kühe weideten unterdessen auf der Wiese. In dem Walde aber waren
böse Wölfe. Als nun die Kühe von der Wiese in den Wald gingen,
wo es kühl war und auch viel Gras wuchs, da dachte die Frau, der
Wolf könnte kommen und die Kühe fressen. Da gab sie dein Kinde den
Topf mit dem Brei und einen hölzernen Löffel dazu und sagte: „Da,
Kindchen, nimm und iß; nimm aber den Löffel nicht zu voll!" Darauf
stand sie auf, ging in den Wald und wollte die Kühe hinaustreiben.
Als nun das Kind so allein da saß und aß, kam eine große Wölfin aus
dem Walde herausgesprungen und gerade auf das Kind los, faßte es mit
den Zähnen hinten an der Jacke und trug es in den Wald. Und da
die Mutter wieder kam, war kein Kind mehr da, und der Topf lag auf
der Erde; aber der Löffel lag nicht dabei; denn beu hatte das Kind in
der Hand festgehalten. Wie das die Mutter sah, dachte sie gleich: „Das
hat kein anderer getan als der Wolf!" lief in das Dorf und schrie ent-
setzlich, daß die Leute herauskamen.
2. Unterdessen kam ein Bote durch den Wald gegangen; der hatte
sich verirrt und wußte nicht, wo er war. Wie er so durch die Büsche
127
geht und den Weg sucht, hört er etwas sprechen und denkt gleich: „Da
müssen wohl Leute sein!" Und es sagt immer: „Geh, oder ich geb' dir
'was!" Wie er nun das Gebüsch voneinander tut und sehen will, was
es ist, sitzt ein Kindchen ans der Erde und sechs kleine Wölfchen rings
herum; die fahren immer auf das Kind zu und schnappen ihm nach den
Händen, — aber die alte Wölfin war nicht dabei, die war wieder in
den Wald gelaufen. Wenn ihm nun die Wölfchen nach den Händen
schnappten, schlug das Kind sie mit dem hölzernen Löffel auf die Nase
und sagte immer dazu: „Geh, oder ich geb' dir 'was!"
3. Der Bote wunderte sich und lief geschwind hin und schlug mit
dem Stocke unter die kleinen Wölfe, daß sie alle davon liefen; das Kind
aber nahm er geschwind von der Erde in die Höhe und lief und lief;
denn er dachte, die alte Wölfin könnte wiederkommen. Es währte gar
nicht lange, da kamen die Bauern aus dem Dorfe mit Heugabeln und
Dreschflegeln und wollten den Wolf tot schlagen. Die Mutter kam auch
mit, und da sie sah, daß der Wolf das Kind nicht gefressen hatte, war
sie sehr froh und dankte dem guten Manne tausendmal und noch mehr
dem lieben Gott, daß er ihr Kind behütet hatte.
Nach Friedrich Christian Wilhelm Jakobs.
181. île un8 Nie Tiere nützen.
Nun kommt, ihr Tiere, 'mal heran und sagt: Was habt ihr mir
Gutes getan? — Der Hund spricht: „Ich bewache dein Haus.“ Die
Katze schreit: „Ich fange die Maus.“ Das Pferdchen wiehert:
„Ich ziehe den Wagen dir.“ Die Kuh brummt: „Milch und Butter
kommt von mir.“ Die Ziege meckert: „Mein Käse schmeckt gut.“
Das Schwein grunzt: „Ich geb’ dir mein Fleisch und Blut.“ Das
Schäfchen blökt: „Ich schaffe dir Wolle und Zeug.“ Das Gänslein
schnattert: „Ich stopfe dein Bestehen weich.“ Die Ente quakt:
„Braten, den schönsten, gebe ich dir.“ Das Bienchen summt:
„Honig, den süßen, nimmst du von mir.“ Die Henne gackert: „Ich
bringe die Eier herzu.“ Das Täubchen girrt: „Meine Kinder
bratest du.“ Franz Wiedemann.
182. Was die Tiere alles lernen.
Die Enten lernen schnattern,
die Fledermäuse flattern.
Die Hähne lernen krähen,
die Schafe lernen bäen.
128
5 Die Tauben lernen fliegen
und meckern alle Ziegen.
Die Stare lernen plappern,
die jungen Störche klappern.
Das Mausen und Haschen lernt das Kätzchen,
10 das Schmausen und Naschen lernt das Spätzchen.
Die Alten zeigen, wie sie’s gemacht,
die Jungen folgen und geben acht
und machen es dann selber.
Die Bienen lernen sparen,
15 arbeiten und bewahren.
Die Spinne lernet weben.
Der Schmetterling lernt schweben.
Die Fischlein lernen schwimmen,
Eichhörnchen lernet klimmen.
20 Das Brüllen lernt das Kälbchen,
und bauen lernt das Schwälbchen.
Und Fink und Ferch' und Nachtigall,
der Stieglitz und die Vögel all’,
die lernen süßer Lieder Schall.
25 Die Alten zeigen, wie sie’s] gemacht,
die Jungen folgen und geben acht
und machen es dann selber.
Rudolf Löwenstein.
129
Herbst.
183. Der Herbst.
1. Die Tage werden immer kürzer, nnd der Herbst naht. Das
Laub der Bäume wird gelb und fällt nach und nach auf die Erde.
Die munteren Singvögel verlassen uns und ziehen in wärmere
Länder. Nur wenige Blumen blühen noch. Das Gras auf den
Wiesen ist längst abgemäht. Die Blätter aller Kräuter welken und
verdorren. Birnen, Apfel, Nüsse und anderes Obst sind nun reif und
werden abgepflückt oder geschüttelt. Fröhlich klettern die Knaben
auf die Bäume, brechen die rotwangigen Apfel und legen sie in
Körbe. Der Winzer sammelt die reifen Trauben.
2. Wie tot ist bald alles auf dem Felde! Hafer und Gerste sind
gemäht worden, und der rauhe Wind weht über die Stoppeln. Hier
und da nur pflügt ein Landmann oder sät Korn und Weizen für das
künftige Jahr, und der Jäger streift mit seinem Hunde umher und
sucht Hasen und Rebhühner zu überraschen.
3. Der Mensch hat nun Vorrat für den Winter; er darf nicht
vergessen, Gott zu danken für alles, was er ihn: so reichlich geschenkt hat.
Lorenz Kellner.
9
Rheinisch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil.
185. Nebel.
Heute morgen wachte ich früh auf. Ich guckte aus dem Fenster,
weil ich sehen wollte, ob es schönes Wetter wäre. Aber was ist das?
Ich sehe fast nichts! Wo ist der Turm unserer Kirche geblieben? Ist
er heute nacht umgefallen? Ich rufe: „Mutter! Mutter! Der Kirch-
turm ist weg! Der Turm ist umgefallen!" Mutter kommt nicht, sie
ist in der Küche am Wischen. Ich sehe nach den Häusern gegenüber;
sie sind ganz undeutlich, wie unter einem Schleier. Ich sehe auf die
Straße hinunter, da gehen Leute zur Arbeit, aber ich kann sie nicht
erkennen. Die Straße ist voll von grauem Rauch. Endlich lief ich
zu Miltter in die Küche. Ich war ganz ängstlich. „Ja, das ist Nebel!"
sagte die Miltter und lachte. Jise Frapan.
186. Lin Rätsel.
1. „Röschen,“ sagte Georg zu seinem Schwesterchen, „ich will
dir ein Rätsel aufgeben. Wenn du es rätst, schenke ich dir das Ding,
das ich meine.“ — ,,Dann sage einmal dein Rätsel!“ bat Röschen. —
,,Ich kenne einen runden Berg,“ sagte Georg, ,,der ist grün; aber
im Herbst wird er gelb und rot. Inwendig ist der Berg weiß. Ganz
-
131
tief drinnen im Berg steht ein kleines Zwerghäuschen mit Wänden,
so dünn und zart wie ein Blatt Papier. In dem Häuschen sind fünf
Kämmerchen, und in jedem Kämmerchen wohnen zwei Brüder.
Sie wohnen so eng, daß sie immer aufrecht stehen müssen. Sie
können sich weder setzen noch sich hinlegen. Sie können auch
nicht sprechen. Aber trotz alledem wachsen sie lustig weiter. Zum
Glück wächst das ganze Häuschen mit, ja auch der ganze Berg.
Wenn das nicht wäre, dann wären sie schlimm daran. Solange die
zehn Brüder klein sind, sind sie weiß, später werden sie braun und
endlich ganz schwarze Mohren. Sie sind aber nicht von der Sonne
so verbrannt worden; denn in ihr Häuschen kommt gar keine Sonne,
das steht ja inwendig im Berg. So, das ist mein Rätsel, nun rate
einmal, Röschen, was das ist!“
2. ,,Du willst mich nur necken“, sagte Röschen. ,,Es gibt
gar kein solches papiernes Häuschen in einem grünen, roten und
gelben Berg, und es gibt auch keine solche Mohren.“ — „Nein, Rös-
chen,“ erwiderte Georg, „ich necke dich nicht. Es ist alles wirklich
wahr, und den ganzen Berg kann man essen! Rate doch nur!“
Mit diesen Worten holte er etwas Rundes aus der Tasche. Das
sah rot und gelb aus und so verlockend, daß Röschen es gar zu gern
gehabt hätte und schon die Hand danach ausstreckte. „Erst raten!“
sagte ihr Bruder. — „0, ich weiß es jetzt, Georg!“ rief sie voller.
Freude. „Der Berg ist ein Apfel! Das Häuschen ist das Kern-
häuschen, und die Brüder, die erst weiß sind und dann Mohren
werden, das sind die Kerne!“ — „Das hast du gut geraten“, sagte
Georg. Da bekam das Schwesterchen den Apfel und aß ihn auf.
Als sie aber an das Häuschen kam, besah sie sich genau die Wände
und die Kämmerchen mit den schwarzen Mohrenkinderchen und
zählte sorgfältig, wie viele es waren. Karl Hessel.
187. Rätsel.
Am Baume hängt ein kleiner Mann,
der hat ein grünes Röcklein an
und Backen rot wie Blut.
Im Herbste fällt er in das Gras,
das macht den Kindern tausend Spaß,
denn hei! er schmeckt so gut.
Heinrich Papenheim.
9*
132 —
0/ ,/ ß" ///ß' • // /? C/y„ v /? /
/2/#//^.^//^m/ ¿'f /P-ryf.vyj /?,><?///^ /' a // /// /t // // .
-/ '/</,-■■/ // //// //"•' /(ytt'/'ffyv-Cvc^s^
'cc/tf-. f/f i<////1/ \ /A* / ///>7 /f ' ff# / //
c£eM^rS 'J/1/tvOfß
189. Dom schlafenden Apfel.
(. Saum, in grünen Slättchen, hoch oben sich ein Apfel wiegt,
der hat so rote Bäckchen, inan sieht'?, daß er im Schlafe liegt.
2. Ein Rind steht unterm Baume, das schaut und schaut und ruft
hinauf:
„Ach, Apfel, komm herunter! Hör' endlich doch mit Schlafen auf!"
3. Es hat ihn so gebeten, glaubt ihr, der wäre aufgewacht?
Er rührt sich nicht im Bette, sieht aus, als ob iin Schlaf er lacht.
$. Da kommt die liebe Sonne am Fimmel hoch daherspaziert.
„Ach, Sonne, liebe Sonne, mach' du, daß sich der Apfel rührt!"
5. Die Sonne spricht: „warum nicht?" und wirft ihm Strahlen
ins Gesicht,
küßt ihn dazu so freundlich; der Apfel aber rührt sich nicht.
6. Nun sieh, da kommt ein Vogel und setzt sich auf den Baum hinauf.
„Ei, Vogel, du mußt singen; gewiß, gewiß, das weckt ihn auf!"
7. Der Vogel wetzt den Schnabel und singt ein Lied so wundernett
und singt aus voller Rehle; der Apfel rührt sich nicht im Bett.
8. Und wer kam nun gegangen? Es war der wind, den kenn'
ich schon,
der küßt nicht und der singt nicht, der pfeift ans einem andern Ton.
133
9. Er stemmt in beide Seiten die Arme, bläst die Backen auf
und bläst und bläst; und richtig, der Apfel wacht erschrocken auf
to. und springt vom Baum herunter g'rad' in die Schürze von
dem Rind;
das hebt ihn auf und freut sich und ruft: „Ich danke schön, Herr wind!"
Robert Reinick.
190. Der Apseldieb.
(8eorg, ein leichtsinniger Knabe, sah eines Morgens aus seinem
Fenster in dem Baumgarten des Nachbars eine Menge der schönsten
roten Apfel im Grase liegen. Er lief geschwind hinüber, schlüpfte
durch eine Lücke des Zaunes in den Garten und stopfte alle Taschen
in Nock und Weste voll Apfel. Plötzlich kam der Nachbar mit einein
Stecken in der Hand zur Gartentür herein. Georg sprang, so schnell
er konnte, dem Zaune zu und wollte eilends wieder herauskriechen.
Aber — o weh! Wegen seiner vollgestopften Taschen blieb er in der
engen Öffnung stecken. O, wie erschrak er, daß er ertappt worden!
Wie schämte er sich, vor dem Nachbar als Dieb dazustehen! Er
mutzte die gestohlenen Apfel wieder zurückgeben, und der Nachbar
versetzte ihm mit dem Stecken einige derbe Streiche und sprach:
„Merke dir's:
Das fremde Gut, das du genommen,
lätzt dich der Strafe nicht entkommen."
Christoph von Schmid.
191. Die Obsternte.
1. In der Wohnstube mar große Freude. Der Vater hatte soeben
erzählt: „Heute morgen habe ich einen Baum voller Apfel gekauft.
Er steht an der Landstratze, etwa eine Viertelstunde von der Stadt
entfernt und trägt die Nummer 82. Ich will gleich hinausgehen
und die Apfel pflücken." Franz und seine drei Geschwister riefen:
„Vater, wir gehen mit!" Der Vater erlaubte es.
2. Schnell wurde nun ein Handwagen herbeigeholt. Eine Leiter,
mehrere Körbe und Säcke wurden darauf gepackt. Franz und Wilhelm
zogen den Wagen, und so ging es im Hurra zum guten Apfelbaum.
Der Vater und seine beiden Töchter folgten.
134
3. Als alle mit Ziel waren, stellte der Vater die Leiter an den
Baum. Dann band er einen langen Strick an den Henkelkorb und
stieg damit bis oben in die Krone. Franz wäre gern dein Vater
gefolgt. Doch dieser sagte: „Es ist zu gefährlich." Bald war der
erste Korb voll. Behutsant lieh der Vater diesen an dem Strick hinab.
Die Kinder faschen vorsichtig zu und legten die Früchte in den großen
Korb, der auf dem Wagen stand. Jetzt durften die Kleinen atlch einen
Apfel essen. „O, wie schön schmecken die Apfel!" sagte Paula. Dann
zog der Vater den leeren Korb wieder auf den Baum, um ihn abermals
zn füllen und hinabzulassen. So ging es fort, bis fast alle Apfel ge-
pflückt waren.
4. Nur einige Früchte konnte der Vater nicht erreichen. Diese
wtirden abgeschüttelt. „Schade!" sagte Wilhelm, „die geschüttelten
Apfel haben alle Flecken bekommen." — „Das ist nicht schlimm", ant-
wortete der Vater. „Diese Apfel gebraucht die Mutter morgen, um
Apfelmus und Saft daraus zu kochen. Auch einen Apfelkuchen will
die Mutter backen." — „O, wie herrlich!" rief Martha. „Wie wird sich
die Mutter über die Apfel freuen!" Bald war der Baum leer. Der
Vater stieg wieder hinunter, stellte die übrigen Körbe und Säcke mit
Äpfeln auf den Wagen und legte die Leiter oben auf.
135
5. Nun gingen alle voll Freude nach Hause. „Wie schwer der
Wagen jetzt ist", sagten die Knaben. „Mir können nicht so schnell
fahren wie vorhin." Da fatzten auch die beiden kleinen Mädchen an und
schoben hinten nach. Es wollte schon Abend werden, als sie mit der
köstlichen Last nach Hause kamen. Die Mutter freute sich sehr. Das
Obst wurde in den Keller getragen. Dort wird es mürbe und schmeckt
dann noch besser.
Joseph Scheideler.
192. Auf dem Markte.
tfübsch ift’s, auf den Markt zu gehn;
vieles gibt es da zu sehn.
Schönes Obst in ganzen Kaufen,
hätt' ich Geld, ich wollt' schon kaufen!
5 wenn ich unser Kaiser wär',
nähm' ich meinen Geldsack her,
alle Pflaumen kauft' ich dann,
ries die Rinder all' heran,
sagte draus: „Nun haut 'mal ein!"
to Li, das sollt' ein Schmausen sein!
Ifeinrich Seidel.
136
Äebe Kindlein, kauft
hier ein Hündlein,
hier ein Schwein;
Trommel und Schlägel,
5 ein Reitpferd, ein wägel,
Kugeln und Kegel,
Kistchen und Pfeifer,
Kutschen und Läufer,
Husar und Sä^weizer;
so für ein paar Kreuzer
ist alles dein!
Kindlein, kauft ein!
Johann Wolfgang von (Soethe.
193. Auf dem Jahrmarkt
ein,
194. Der Radfahrer
1. Hui, was fliegt da die Straße entlang? Ich sehe zwei Räder,
die sich schnell drehen, und oben darauf hockt ein Mensch, und
seine Beine heben und senken sich, als träte er eine Nähmaschine.
,,Lustig ist’s, so dahinzusausen auf der ebenen Straße!“ das steht
auf des Radfahrers Gesicht geschrieben. Sieh, wie gewandt er
sich mit dem schmalen Rade zwischen zwei Wagen hindurch-
schlängelt, nirgends anstößt, höflich den Fußgängern ausweicht.
Das ist einer, der das Fahren auf dem
Zweirad gut versteht. Auch vorsichtig
ist er. Immer hat er die Hand an dem
Glöckchen, und wenn jemand seinen
Weg kreuzt, so klingelt er. Er warnt
uns. Er hat Furcht, jemand zu ver-
letzen oder gar zu überfahren. Ja, nun
wird das Menschengedränge zu dicht,
nun muß der Radfahrer absteigen. Nun
führt er sein Zweirad mit der Hand
neben sich her. Er lacht dabei und
denkt: „Muß ich dich auch führen, mein liebes Zweirad, so brauche
ich dich doch nicht zu füttern, wie der Kutscher dort auf dem Platze
seine Pferde füttert.“ Jetzt ist Platz geworden. Schnell schwingt
sich der Radfahrer wieder auf sein Rad, ergreift die Lenkstange
und rollt schnell dahin. Es geht weich und sanft.
2. Die Räder sind mit einem Gummischlauch eingefaßt. Im
Schlauch ist Luft. „Ich freue mich, daß ich kein Fußgänger bin!“
denkt der Radfahrer. P-ff! macht es plötzlich! 0 weh! o weh!
137
Was ist geschehen? Der Gummireifen ist geplatzt, die Luft ist aus
dem Schlauch entwichen! Das kommt von der alten Glasscherbe
her, die auf dem Fahrweg liegt. Die Scherbe hat den Schlauch
zerschnitten. Armer Radfahrer, was machst du jetzt? Wieder ist
er abgestiegen, wieder führt er sein stählernes Pferd am Zügel. Aber
das Pferd ist jetzt krank, und der Radfahrer macht ein langes Gesicht.
Er wollte so schnell nach dem nächsten Dorfe radeln, nun muß er sich
eine ruhige Straße suchen und sein Zweirad flicken. ,,Siehst du,“
sagt der Fußgänger, ,,jetzt lachst du mich nicht mehr aus! Jetzt
lauf ich an dir vorbei!“
3. „Klinglingling!“ tönt es hinter dem Fußgänger. — ,,Schon
wieder ein Radfahrer?“ Ja, aber diesmal isfs ein Dreirad, das
daherkommt, und darauf sitzt ein Hausknecht mit einem schweren
Koffer. Dem gefällt das Dreirad sehr, das gute Dreirad, das nicht
nur den schweren Koffer, sondern noch ihn selber schleppt. Wem
sollte es nicht gefallen? nse Frapan.
195. Ein Leichenzug.
Wir spielten draußen auf der Straße, mein Bruder Joseph und
ich. Es war heller Sonnenschein. Wir waren sehr fröhlich. Joseph
war noch klein. Er lief hinter mir her und rief mich an.
Auf einmal blieb er stehen und zeigte mit der Hand die Straße
hinab: ,,Da! —Da! — Ein Leichenzug!“ — Er rief es sehr laut.
Die Leute hatten es sicher gehört. Er wußte noch nicht, daß man
so etwas nicht tut. Ich sagte es ihm. Da war er gleich still, nahm
andächtig seine Mütze ab und sprach kein Wort mehr. Und der
Leichenzug kam vorbei. Vorauf schritt der Geistliche. Ihm folgte
der Wagen. Alles daran sah ernst und traurig aus; die schwarz
bedeckten Pferde, die brennenden Lichter und der braune Sarg.
Wer wohl darin liegen mochte? — Vier Kinder gingen hinterher,
zwei Knaben und zwei Mädchen. Die sahen am allertraurigsten
aus. Sie waren noch klein und trugen schwarze Kleider. Ihre Ge-
sichter waren blaß und ihre Augen rot vom Weinen. Das Herz tat
ihnen weh. Ihre Mutter war gestorben. Sie wurde nun zum Fried-
hof gebracht und dort begraben. Arme Kinder! — Wer wird sie
nun des Morgens aufwecken und des Abends zur Ruhe bringen? —
— 138 —
Wer wird für sie sorgen und arbeiten immerzu, putzen und waschen,
kochen und nähen? — Wer wird sie pflegen und behüten Tag und
Nacht? Niemand auf der ganzen Erde kann sie so lieb haben, wie
die Mutter sie gehabt hat. Eine Mutter ist doch gut. Ich will es
nie vergessen.
Maria Weinand.
196. Der Laternenanzünder.
1. 2)ie Stratze ist schon dämmerig; er wird früh dunkel heute.
Der Tag ist trübe gewesen; der Himmel war grau, die Sonne blieb
hinter den Wolken versteckt. Die Straßenecke, wo unser Kaufmann
wohnt, ist kaum mehr zu sehen, und es sind doch nur fünf oder sechs
Häuser bis dahin.
2. O, plötzlich flammt da unten ein Licht auf! Noch eins!
Wieder eins! Eine kleine Reihe ist es schon! Sechs gelbe Gas-
flammen brennen. Und da kommt der Laternenanzünder selbst!
Wir wollen ihm guten Abend sagen. Er ist ein freundlicher Mann,
und das Licht, das er anzündet, ist auch freundlich.
3. Jetzt will er die Laterne vor unserem Hause anstecken. Er
reicht mit dem langen Stock hinauf. An dem Stock ist eine Blech-
röhre; darin brennt eine kleine Flamme. Mit der Röhre stößt er die
Klappe unten an der Laterne auf und hält nun die Flamme an den
Glühstrumpf. Da! blau flackert es auf! Die Laterne brennt.
4. Am Tage ist der Laternenmann auch schon dagewesen. Er
hat eine Leiter gehabt. Bedächtig hat er sie angelegt; bedächtig ist
er eine Stufe nach der andern hinaufgestiegen und hat die Laterne
geputzt. Dann hat er das Glastürchen zugemacht und ist bedächtig
wieder heruntergeklettert.
5. Heute gegen Mitternacht, wenn wir ruhig schlafen, muß er
noch einmal denselben Gang nmchen und jede zweite Straßenlaterne
ausdrehen. Uber Nacht brauchen sie nicht alle zu brennen. Und
morgen früh wird er kommen und die übrigen auslöschen, der fleißige
Laternenmann!
Ilse Frapan.
139
197. Die Elektrische.
1. Draußen vor der Stadt, auf der Landstraße, hielt die Elek-
trische. „List du auch müde?“ fragte die Mutter. Bernhard taten
die Füße weh von dem weiten Wege. „Dann komm!“ sagte die
Mutter, und sie stiegen ein. Das war eine Freude. Er kletterte auf
den Sitz und sah zum Fenster hinaus. Der Fahrer und der Schaffner
kamen mit langsamen Schritten aus einer Wirtschaft heraus. Die
Klingel tönte, die Bremse wurde gelöst, und dahin sauste der Wagen,
hast du nicht gesehen.
2. Die Bäume flogen an ihnen vorbei. Die Menschen, die noch
auf der Landstraße spazieren gingen, waren im Nu verschwunden.
Da lief ein Hund. Er bellte den Wagen an, aber der Wagen kümmerte
sich nicht um den Hund. Rasch wie der Wind sauste er dahin, und
der Hund konnte bald nicht mehr mit. Ein alter Mann winkte mit
seinem Stock, aber der Wagen fuhr weiter, er durfte nur an den
Haltestellen anhalten.
3. Auf einmal machten die Geleise eine Biegung, und Bernhard
bekam einen solchen Stoß, daß er beinahe von der Bank gepurzelt
wäre. „Halt dich fest!“ sagte die Mutter und faßte ihn an der Jacke.
Der Mutter gegenüber saß eine andere Frau, die lachte ihn an und
gab ihm aus ihrem Korbe eine Handvoll Stachelbeeren. Ei, die
schmeckten aber!
— 140 —
4. Die Landstraße war endlos lang und gerade. Da fuhr die
Elektrische so schnell, daß man kaum sehen konnte, was draußen
war. Ein schönes Haus — vorbei, eine Straßenlaterne — vorbei,
ein Radfahrer — vorbei, Bäume — vorbei, ein Auto — vorbei, eine
ganze Masse Kinder — vorbei, eine alte Frau — vorbei. Alles ging
wie im Fluge.
5. Dann war die Landstraße zu Ende, und sie fuhren bis mitten
in die Stadt. Hier fuhr die Elektrische langsamer, und die Halte-
stellen waren dichter beieinander. Die Häuser hatten fast alle
Schaufenster, aber die meisten waren wegen der Sonntagsruhe ver-
hangen.
Da war wieder eine Haltestelle. ,,Nun komm,“ sagte die Mutter
und faßte Bernhard an, ,,jetzt sind wir da.“
Heinrich Scharrelmann.
198. Im Uhrmacherladen.
1. Älein Vater hat mir einmal seine Taschenuhr gezeigt. Er hat
den Deckel geöffnet und mich hineinsehen lassen. Wie viele Rädchen habe
ich da gesehen! Sie waren klein und zierlich. Ich wollte es gar nicht
glauben, daß die Hände eines Menschen die Uhr gemacht hätten. Das
muß ein sehr geschickter Mann sein, der das kann. Es ist der Uhr-
macher.
2. Mein Vater mußte seine Taschenuhr reinigen lassen. Da hat er
mich mit in den Uhrmacherladen genommen. Der Uhrmacher saß an
seinem Arbeitstische und hatte kleine Hämmerchen und Zünglein vor sich
liegen. Auch ein Vergrößerungsglas brauchte er. An den Wänden hing
eine Menge Uhren, goldene und silberne Taschenuhren und große und
kleine Wanduhren. Alle machten tick! tack! tick! tack! Einige hatten
keine Zeit und tickten ganz schnell. Andere gingen ganz langsam. Als
aber gerade eine Stunde vorüber war, fing in jeder Ecke ein lustiges
Schnurren und Schlagen an. Eine konnte es immer besser als die andere.
Eine große Wanduhr rief nach jedem Schlage: Kuckuck! und eine andere
spielte sogar auf einer Spieldose ein Stücklein. Jede Uhr zeigte die
Zeit richtig an. Ich kenne schon das Zifferblatt und kann auch schon
sagen, wieviel Uhr es ist.
Arno Fuchs.
141
199. Wie der Städter Kartoffeln bekommt.
„(8estern ist ein großes Schiff angekommen", sagte der Vater. „Es
war ganz mit Kartoffeln beladen. Vielleicht müssen wir auch Kartoffeln
kaufen. Wir wollen heute auf das Feld gehen und unsere Kartoffeln
ausgraben. Dann weiß ich, wieviel Kartoffeln uns für den Winter noch
fehlen." — „Ja," riefen Fritz und Martha, „wir helfen mit! Heute nach-
mittag ist frei. Das wird aber eine Freude sein." Als die Kinder des
Nachmittags aus das Feld kamen, hatte der Vater schon drei Sack voll
Kartoffeln ausgegraben. Nun halfen die Kinder fleißig. Sie sammelten
die Kartoffeln in Korbe und schütteten sie in Säcke. Das trockene Kar-
toffelkraut trugen sie auf einen Hausen. Der Vater zündete es an. Nach
einer Weile warf er einige Kartoffeln in die Glut. Bald war von dem
Kraut nur noch ein Haufen Asche übrig geblieben. „Nun wollen wir
einmal sehen, ob die Kartoffeln gar find", sagte der Vater.
„Hier, Vater," rief Fritz, „diese sind gar. Sie sind nicht schwarz
gebrannt. Aber ganz weich sind sie geworden. Die Schale kann man
leicht abziehen. O wie herrlich schmecken die Kartoffeln, viel, viel besser
als zu Hause!" — „Ja," sagte Martha, „ich nehme einige Kartoffeln
für die Mutter und den kleinen Willi mit. O, wie werden die sich
freuen!" Als es Abend war, standen acht Säcke voll Kartoffeln auf
dem Lande. Bald kam ein Fuhrmann und brachte sie nach Hause. Der
Vater trug die Kartoffeln in den Keller. Dann sagte er: „Nun muß
ich morgen noch sechs Sack voll Kartoffeln kaufen."
Joseph Scheidcler.
200. Oie Zugvögel.
„Vater, liör’ einmal! Was für ein Gezwitscher und Geschrei ist
das? 0 sieh! welch große Schar Vögel kommt dort heran? Nun
setzen sie sich auf den hohen Baum. Die Zweige biegen sich unter
der Last. Ganz schwarz sieht jetzt der Baum aus. Was für Vögel
mögen das sein? Warum sind so viele beisammen?“ — „Das sind
Stare,“ sagte der Vater, „die wollen von uns fort. Sie wissen, daß
es bald Winter wird. Dann haben sie nichts mehr zu fressen. Nun
ziehen die Vögel in wärmere Länder, sehr, sehr weit. Dort finden
sie Nahrung genug.“ Da rief Franz: „Jetzt weiß ich auch, warum
gestern so viele Schwalben auf dem Dache saßen. Die wollten sicher
auch fort.“ — „Ja“, sagte der Vater. „Im Frühling aber kommen
die lieben Sänger wieder zurück. Sie suchen ihre alten Wohnungen
auf und singen von neuem fröhliche Lieder.“ Joseph Scheideier.
142
201. Ach, wer doch das könnte.
\. (6 e mäht sind die Felder, der Stoppelwind weht;
hoch droben in Lüften mein Drachen nun steht.
Die Rippen von Holze, der Leib von Papier,
Zwei Ohren, ein Schwänzlein sind all' seine Zier.
Und ich denk': So drauf liegen
im sonnigen Strahl,
ach, wer doch das könnte
nur ein einziges Mal!
2. Da guckt' ich dem Storch in das Sommernest dort:
Guten Morgen, Frau Störchin! Geht die Reise bald fort?
Ich blickt' in die Däuser zum Schornstein hinein:
Paxachen, Mamachen, wie seid ihr so klein!
Tief unter mir säh' ich
Fluß, Hügel und Tal.
Ach, wer doch das könnte
nur ein einziges Mal!
143
5. Und droben, gehoben, auf schwindelnder Bahn,
da faßt' ich die Wolken, die segelnden, an;
und ließ' mich besuchen von Schwalben und Kräh'n
und könnte die Lerchen, die singenden, sehn.
Die Englein belauscht' ich
im himmlischen Saal.
Ach, wer doch das könnte
nur ein einziges Mal! Viktor Blüthgen.
202. Der Hase.
1. Im Felde sehen wir oft ein graues Männlein sitzen. Es spitzt
die langen Ohren und schaut sich mit seinen großen Augen ängstlich
um. Das ist der Hase. Er ist sehr furchtsam und schüchtern. Wenn
wir näher kommen, springt er mit großen Sätzen davon. Er sucht
sein Lager auf. Dort verschläft er fast den ganzen Tag. Dabei
stehen aber seine Augen offen. Die kurzen Augenlider können die
großen Augen nicht bedecken.
2. Gegen Abend verläßt der Hase sein Lager und geht zur Tafel.
Er speist grüne Saat, Gras, Klee, Kohl und Rüben. Im Winter
hat er oft nichts zu fressen. Da benagt er mit seinen scharfen Nage-
zähnen die Rinde junger Bäume.
3. Der. Jäger stellt dem Hasen eifrig nach und schießt ihn.
Die Köchin zieht ihm das Fell ab. Sie brät sein Fleisch, das uns sehr
gut schmeckt. Aus den Haaren macht man Filz zu Schuhen und
Hüten. Nach Gottlob Schurig.
203. Jäger und Hase.
Jäger, n. Gestern abend ging ich ans,
ging wohl in den Wald hinaus;
saß ein Häslein in dem Strauch,
guckt' mit seinen Anglein 'raus;
kommt das Häslein dicht heran,
daß mir's 'was erzählen kann.
mm
— 144 —
Hase. 2. „Bist du nicht der Jägersmann,
hetzt auf mich die Hunde an?
Wenn dein Windspiel mich ertappt,
hast du, Jäger, mich erschnappt.
Wenn ich an mein Schicksal denk',
ich mich recht von Herzen kränk'."
Jäger. 3. „Armes Häslein, bist du blaß!
Geh dem Bauer nicht mehr ins Gras,
geh dem Bauer nicht mehr ins Kraut,
sonst bezahlst's mit deiner Haut;
sparst dir manche Not und j)ein,
kannst mit Lust ein Häslein sein!"
Str. \ u, 2 Volkslied. Str. 3 von Adolf Schievenbusch.
204. Die Jagd.
1. 3m Walde wohnt der Förster. Er führt die Aufsicht über
den Wald oder Forst. Er läßt die alten Bäume abhauen und verkauft
das Holz. Junge Bäume läßt er wieder anpflanzen. Die Tiere des
Waldes, die uns Menschen nützlich sind, werden von ihm erlegt.
Denn der Förster ist auch ein Jäger.
145
2. Früh am Morgen hängt er seinen Jagdranzen um und nimmt
die Jagdflinte auf die Schulter. Sein Hund läuft vor ihm her, um
das Wild aufzuspüren. Die Flinte ist geladen. Sachte schreitet er
Mischen den hohen Bäumen hin. Auf eininal raschelt es in dem
dürren Laube auf dein Boden des Waldes. Ein Häslein läuft, was
es laufeil kaim, in das dichte Gebüsch. Ein Fuchs hinter ihm her.
Der Fuchs will das Häslein erwürgen und sein Fleisch fressen; deiril
er ist ein Raubtier. Aber er muß seine Mordlust mit seineni Lebeu
bezahlen. Der Jäger stellt sich hinter einen Baum, wo ihn der Fuchs
nicht sehen kann, hält den Kolben seines Gewehres an die Backe, zielt
einen Augenblick, drückt los, und — der Fuchs liegt in seinem Blute
da. Das Häslein ist für diesmal gerettet; aber wenn es größer ge-
worden ist, so fällt es denl Jäger zur Beute wie jetzt der Fllchs.
Dann liefert es einen leckeren Braten. Von dem Fuchse zieht der
Jäger die Haut ab ilud läßt sich daralis von dem Kürschner einen
warmen Pelz für den Winter machen. _ , r .
205. Der Geldbeutel.
1. Ulorbert, ein armer Köhlerknabe, saß unter einem Baum im Walde,
jammerte und weinte laut. Ein vornehmer Herr in grüner Kleidung jagte
eben im Walde, trat zu ihm und sprach: „Kleiner, warum weinest du?"
„Ach," sagte Norbert, „meine Mlltter war lange frans, und da hat
mich mein Vater in die Stadt geschickt, den Apotheker zu bezahlen, tlnd
ich habe das Geld samt den: Beutel unterwegs verloren."
2. Der Herr redete heimlich mit dem Jäger, der ihn begleitete, zog
dann einen kleinen Beutel von roter Seide heraus, in dem einige neue
Goldstücke waren, und sprach: „Ist dieses vielleicht dein Geldbeutelchen?"
„O nein," sagte Norbert, „das meinige war nur ganz gering, auch war
kein so schönes Geld darin."
„So wird es wohl dieses sein?" sagte der Jäger und zog ein un-
ansehnliches ledernes Beutelchen ans der Tasche. „Ach ja," rief Norbert
voll Freude, „dieses ist es!" Der Jäger gab es ihm. Der vornehme
Herr aber sprach: „Du bist ein braver Junge, deine Ehrlichkeit gefällt
mir; sei immer so ehrlich, dann wird es dir wohl gehen in der Welt."
« Christoph von Schmid.
Rheinisch-westfälisches Hilfsschulicsebuch. I. Teil,
10
— 146 —
206. Wie Springehoch nicht warten konnte.
1. „So, Kinder, die Nüsse werden bald reif sein, und wenn ihr
artig seid, bürst ihr morgen mit pflücken und einsammeln helfen für den
langen Winter", sagte Frau Eichhorn. „Darf ich nicht einmal kosten?
Ich mochte so sehr gern!" fragte Springehoch, der älteste Sohn. „Nein,
bewahre, Nüsse knacken ist noch nichts für kleine Kinder, die müssen warten
lernen. Tanzt noch einmal den Baum hinauf und hinunter! Dann ist
die Turnstunde für heute ans, und ihr könnt ins Nest kriechen. Gute
Nacht, Springehoch! Schlaf wohl, Rotpelz! Ich will noch einmal in die
Nachbarschaft!" rief Frau Eichhorn, und hui! war sie verschwunden.
2. Die zwei Kleinen tanzten fröhlich noch einmal auf den schwanken
Zweigen hinauf und herab, und dann gingen sie ins Nest. Rotpelz, die
folgsame kleine Schwester, kroch gleich hinein; aber Springehoch blieb vor
der Tür sitzen und schaute immer wieder nach den Nüssen, die gerade an
dem Hanse hingen. „Ich möchte wissen, warum ich nicht kosten soll! Ich
bin doch groß genug dazu. Eine Nuß pflück' ich doch!"
3. Und wie gesagt, so getan. Wie Springehoch sah, daß Notpelz-
chen schon die Augen zu hatte, nahm er eine Nuß zwischen die Vorder-
pfoten, gerade wie es die Mutter immer tat, schälte die grüne Hiille ab
und biß hinein. Knack, knack! ging's in die harte Schale; aber knack, knack!
ging's auch an Springehochs Zähnen, und an! die zwei schönen weißen
Oberzähne brachen ab nnb fielen hinunter auf die Erde.
4. „Siehst du," sprach Mutter Eichhorn, als sie nach Hause kam und
die Geschichte hörte, „nun hast du Zahnweh und kannst nicht schlafen und
mußt mit dem Nüsseknacken warten, bis die $slijue wieder gewachsen sind.
Rotpelz aber darf schon in ein paar Tagen fröhlich mitschmausen!"
Helene Binder.
207. Rätsd.
Ein Männlein stellt im Walde
ganz still und stumm,
es hat von lauter Purpur
ein Mäntlein um.
5 Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da stellt im Wald allein
■m
mit dem purpurroten Mäntelein?
147
Das Männlein steht im Walde
auf einem Bein
10 und hat auf seinem Haupte
schwarz Käppiein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
das da steht im Wald allein
mit dem kleinen, schwarzen Käppelein?
15 Das Männlein dort auf einem Bein
mit seinem roten Mäntelein
und seinem schwarzen Käppelein
kann nur die Hagebutte sein!
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
208. Die Kinder und der Mond.
1. Die Sonne ging unter. Der Abend brach Herein, und es wurde
immer dunkler. Zwei Kinder waren noch draußen im Freien. Als sie
nun nach Hanse gehen wollten, war es schon so finster, daß sie den Weg
nicht sahen. Da fingen sie an zu weinen.
10*
148
2. Auf einmal stieg ein rundes Licht hinter dem Walde empor. Das
war der Mond. Er fragte die Kinder, warum sie weinten. Sie sprachen:
„Ach, wir haben uns verspätet, und nun findeil wir uns nicht nach Hause
zu unserer Mutter."
3. Da leuchtete ihnen der gute Mond, daß es so licht wurde wie am
Tage. Nun sahen die Kinder den Weg und eilten heim. Als sie vor der
Haustür standen, sagten sie: „Schönen Dank, lieber Mond!" Er aber
antwortete: „Es ist gern geschehen." Nach Wilhelm Curtman.
209. Das Lied vom Monde.
1. XDer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
der hiilter unsern Bäumen
am Himmel drüben wohnt.
2. Er kommt an: späteil Abend,
wenn alles schlafen will,
hervor aus seinem Hause
zum Himmel leis uild still.
3. Danil weidet er die Schäfchen
auf seiner blaueil Flur;
denil all' die weißen Sterile
siild seine Schäfchen nur.
$. Sie tun sich nichts zuleide,
hat eins das andre geril,
niid Schwesteril sind uild Brüder
da droben Stern an Steril.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
210. Oie 8terataler.
I. Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und
Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerlein mehr
hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen,
und gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leibe und ein Stückchen
Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen
war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.
149
2. Da begegnete ihm ein
armer Mann, der sprach: „Ach,
gib mir etwas zu essen, ich bin
so hungrig!“ Es reichte ihm
das ganze Stückchen Brot und
sagte: „Gott segne dir’s!“ und
ging weiter. Da kam ein Kind,
das jammerte und sprach: ,,Es
friert mich so an meinem Kopfe,
schenk’ mir etwas, womit ich
ihn bedecken kann!“ Da tat es
seine Mütze ab und gab sie ihm.
Und als es noch eine Weile
gegangen war, kam wieder ein
Kind, das hatte kein Leibchen
an und fror; da gab es ihm
seins. Und noch weiter, da bat
eins um ein Röcklein, das gab
es auch von sich hin. Endlich
gelangte es in einen Wald, und
es war schon dunkel geworden;
da kam noch eins und bat um
ein Hemdlein, und das fromme
Mädchen dachte: „Es ist dunkle
Nacht, da sieht dich niemand,
du kannst wohl auch dein Hemd
weggeben“, und zog das Hemd
ab und gab es auch noch hin.
3. Und wie es so stand und
gar nichts mehr hatte, fielen auf
einmal die Sterne vom Himmel
und waren lauter harte, blanke
Taler, und ob es gleich sein
Hemdlein weggegeben hatte,
so hatte es ein neues an, und
das war vom allerfeinsten
Linnen. Da sammelte es sich
die Taler hinein und war reich
für sein Lebtag. Brüder Grimm.
MMMWWWWMWWMMWWWMWMDMMMWWMWW
150
Winter.
211. Der Winter.
1. ^km Winter frieren die Flüsse, Teiche und Seen zu. Wenn
die Eisdecke über den Gewässern recht stark geworden ist, so schnallen
wir uns Schlittschuhe an. Wir laufen dann so schnell wie der Wind
über das Eis dahin.
2. Wenn Schnee genug gefallen ist, so gibt es schöne Schlitten-
bahn. Die Knaben gleiten dann gern in einem Handschlitten den
Abhang des Hügels hinab. Die Erwachsenen unternehmen wohl in
schönen Schlitten eine Spazierfahrt. Sie fahren in das nächste Dorf
zu Besuch. Sie sind in Pelze, dicke Tücher und Decken eingehüllt.
Darunr kann ihnen die Kälte nicht schaden. Die Pferde, die den
Schlitten ziehen, sind mit einem schönen Schellengeläute geziert.
3. Wenn das Wetter mild ist, wird der Schnee feucht. Dann
bauen die Knaben gern Schneemänner und werfen sich mit Schnee-
bällen. Das macht ihnen allen großes Vergnügen.
Hugo Nowack.
151
213. Der erste Schnee.
Ei, du liebe, liebe Zeit,
ei, wie hat's geschneit, geschneit!
Ringsherum, wie ich mich dreh',
nichts als Schnee und lauter Schnee.
5 Wald und wiesen, I?of und Hecken,
alles steckt in weißen Decken.
Und im Garten jeder Baum,
jedes Bäumchen voller Flaum.
Auf dem Sims, dein Blumenbrett
tO liegt es wie ein Federbett.
Auf den Dächern um und um
nichts als Baumwoll' ringsherum.
Und gar draußen vor dern Haus! —
wär' nur erst die Schule aus!
t5 Aber dann, wenn's noch so stürmt,
wird ein Schneemann aufgetürmt,
dick und rund und rund und dick
steht er da im Augenblick.
152
Auf dem Kopf als 1711t 'neu Tiegel
20 und im Arm den langen jlrügel
und die Füße tief im Schnee;
und wir ringsherum, juchhe!
Ei, ihr lieben, lieben Leut',
was für Freude ist das heut'! Friedrich Gull.
214. Was ein Schneeslöckchen erlebte.
1. Aus einer Schnecwolke fielen eines Tages viele Schneeflöckche».
Eins von ihnen setzte sich im Walde auf einen Tannenbanm. Die Erde
war dicht beschneit, und tlichts war rings-
umher zu sehen.
2. Da kaut leise eine Rehmutter an-
gelanfen uub hinterher das kleine Rehkind.
Beide sahen sich im Walde um und suchten
Futter; aber der Schnee hatte alles zugedeckt.
Die Rehmutter scharrte mit den: Vorderfuße
den Schnee fort, so daß das grüne Moos
zmn Vorschein kam. Beide ließen es sich
gut schmecken und liefen dann wieder in
den Wald zurück.
3. Das Schneeflöckchen auf den: Tannen-
banme hatte alles mit angesehen. Da kam
die Sonne uub bestrahlte alles im Walde
mit ihren warmen Strahlen, auch unser Schneeflöckchen. Da schmolz es,
wurde ein Wassertröpfchen mtb fiel auf die Erde ins Moos.
Nach Luise Thalheim.
215. Im Winter.
I,. ZCun ist cs harte Winterszeit,
die kleinen Dögel frieren,
die Dächer alle sind beschneit,
und Schnee liegt vor den Türen.
2. Nun ist wohl in der ganzen Stadt
so gut nichts und so nütze,
als daß man große Handschuh' hat
und eine warme Mütze.
153
3. Dann geht man wohlgemut hinaus
und läßt nicht lang' sich bitten,
wenn's heißt: „Komm mit, wir fahren aus!"
und draußen steht ein Schlitten. Johannes Trojan.
216. Kindersreuden im Winter.
1. Wie haben wir den Winter doch gefürchtet, als ob er selber
ein Unecht Ruprecht wär'!
Es ist wahr, mitunter zieht er auch Gesichter uub brummt und
macht Lärm, heult ums Haus, verschüttet Weg und Steg mit
Schnee, daß man nicht weiß wohin und fast im Wald verirrt. Und
was den Frost betrifft, da ist er Meister; wen er nicht leiden kann,
dem macht er aus Bosheit rote Nasen und erfrorene Füße. Es ist
schon arg, doch ist es einmal so.
2. Wie aber der Unecht Ruprecht braven Bindern, die sich
nicht fürchten und Spaß verstehn, auch Freude bringt, so tut's der
Winter auch. An klaren Tagen, wenn der Teich voll Eis und alle
Felder weiß bedeckt von Schnee, was ist das eine Lust, dann Schlitt-
schuh laufen und Schlitten fahren und den Schneemann bauen!
Und an den schönen, langen Abenden, wie liest man da so still
beim Lampenschimmer und klebt in Pappe, schnitzt sich allerlei!
154
Und kommt zuletzt der Weihnachtsabend her mit seinem Markt, mit
Buden und Laternen, da möcht' man, das; es immer Winter bliebe.
Das ist ein Fest, wenn die Bescherung fertig! Der Vater klingelt,
und wir Kinder alle, eins nach dem anderen, treten in die Stube,
und vor ¡uns glänzt der Bauin mit seinen Lichtern. Das ist ein
Fest! Ach, wär' es nur erst da! Robert Reinick.
217. Die Schlittenfahrt.
1. Es war ein heiterer Wintertag. Der Schnee glänzte im Sonnen-
schein, nnd von manchen Dächern hingen lange Eiszapfen. Da fuhren
drei muntere Knaben mit ihren Handschlitten die Straße entlang. Sie
hatten die Pelzmütze weit über die Ohren gezogen, und die Hände steckten
in dicken Fausthandschuhen. Bald waren sie an einem kleinen Hügel an-
gekommen. Dort gab es eine glatte Eisbahn für die fröhlichen Kinder.
Der größte Knabe fuhr zuerst hinunter. Hui! wie sauste der Schlittert
durch die kalte Luft! Die vorgestreckten Füße waren die Ruder. Ihm
nach fuhr der zweite, und bann kam der kleinste Knabe. Das war eine
Lust! Jetzt kamen noch andere Kinder dazu, und alle fuhren in einer langen
Reihe den Hügel hinunter.
2. Plötzlich ertönte Schellengeläute. Es kam ein Pferdeschlitten die
Straße daher, und nun galt es auszuweichen. Der kleittste Knabe sprang
zuerst rechts in den Schnee, die anderen folgten ihm. Dabei sieten zwei
über ihre Schlitten nnb fuhren mit den Händen tief in beit Schnee. Es
war zwar sehr kalt, aber sie weinten nicht. Sie schüttelten ben Schnee
von den Kleidern, schlugen mit ben Händen zusammen, und die Schlitten-
fahrt begann voit neuem.
3. In einem Nachbarhanse standen zwei Knaben am Fenster und
sahett den Kindern auf der Straße zu. Als die fröhlichen Schlittenfahrer
sie bemerkten, riefen sie:
„Heraus, heraus! Wir haben Schnee, ihr Freunde, kommt heran!
Am lustigsten geht's immer doch auf glatter Schlittenbahn.
Wie fliegen wir so rasch hinab! Das geht als wie der Wind.
Zum Berg hinauf geht's leider nicht auch ebenso geschwind.
Und purzelit wir auch in den Schnee beim raschen Schlittenlauf,
so lachen wir vergnügt dazu und steheit wieder auf.
Wir schütteln ab den weißet: Schnee und fangen wieder an
und fliegen voller Lust hinab auf glatter Schlittenbahn."
Georg Christian Dicffcnbach.
4
155
218. Der Schneemann.
1. Was steht da für ein großer fremder Mann auf dem Hofe?
Er hat einen schweren Stock in der Hand und Augen so schwarz wie
Kohlen in seinem weißen Gesicht. Die Kinder fürchten sich vor ihm
und wollen fortlaufen. Nein, Kinder, kommt nur her! Ihr braucht
end) gar nicht zu fürchten, es ist ja ein Schneemann, den die großen
Jungen gestern gemacht haben.
2. Wie drollig er aussieht! Er hat einen großen Kopf, in:
Gesicht eine dicke Nase. Statt der Augen sind ihm zwei Kohlen ein-
gesteckt. Und seht nur seinen kurzen Leib, die krummen Arme und
schiefen Beine! Nicht wahr, ihr müßt lachen über den alten, weißen
Kerl? Aber wartet nur, bis die Sonne scheint, dort guckt sie schon
um die Ecke. Wenn sie unsern Schneemann trifft, dann sollt ihr erst
eure Lust an ihm haben!
3. Nichtig, die liebe Sonne steigt immer höher, scheint anfs
Dach, guckt in die Fenster. Nun entdeckt sie plötzlich den Schnee-
mann» den kann sie nicht leiden. Mit ihren Strahlen sticht und
peinigt sie ihn, da fängt er an 311 weinen. Tränen laufen ihm aus
den Allgen, es trippt an seiner Nase, Wassertropfen rieseln über seinen
Kopf. Er wird immer nässer llnd grauer, immer schiefer und dünner,
er verliert ganz seine weiße Farbe, imb nun, bums! fällt er um. Wo
er gestanden hat, da liegt ilur noch ein schmutziger Schneehanfeil.
El. Ernst.
219. Die wunderbare Krücke.
Ich woiß eine Brücke, die ist nicht vom Maurer und Zimmer-
mann, nicht aus Holz und nicht aus Stein gebaut; der liebe Gott hat
sie nur aus Wasser gemacht und ohne Werkzeuge. Sie wird manch-
mal sehr schnell fertig, wohl in einer Nacht, kann aber auch wieder
ebenso schnell verschwinden. Sie kann die Sonne und die linde
Luft nicht vertragen. Ihr Glanz, ihre Spiegelglatte vergehen, so-
bald die Sonne recht warm darauf scheint. Am längsten dauert sie
bei strenger Winterkälte. Da wird sie immer dicker und fester.
Wenn man dann darüber fährt, so hört man sie zuweilen gewaltig
krachen und knacken. Sie bekommt Risse und Sprünge; doch
braucht man darüber nicht zu erschrecken. Bei linder Luft und bei
156
Sonnenschein aber wird die Brücke mürbe, nun ist man nicht mehr
sicher darauf. Dann darf man sie nicht betreten. Wer sich doch
darauf wagt, der kann leicht einbrechen und — unters Eis kommen.
Hu, was für ein kaltes, nasses Grab findet er dann!
Gottlob Schurig.
220. Das Büblein auf dein Eise.
1. Gefroren bat es Heuer
noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Meister
und spricht so zu sich leis:
„)ch will es einmal wagen;
das Eis, es muß doch tragen!"
Mer weiß?
2. Das Büblein stampft und hacket
mit seinen Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
und krach! schon bricht's stüteiit.
Das Büblein platscht und krabbelt
als wie ein Krebs und zappelt
mit Schreibt:
3. „O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See!"
Mär' nicht ein Mann gekommen,
der sich ein Herz genommen,
o weh!
4. Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Massermaus
das Büblein hat getropfet;
der Vater hass geklopfet
zu Haus.
Friedrich (Süll.
157
221. Warum denn nicht?
1. Otto hatte einen recht schlimmen Fehler an sich. Wenn
ihm Vater oder Mutter etwas verboten, fragte er allemal: „Warum
denn nicht?“
Sagte der Vater: „Otto, wenn man erhitzt ist, darf man nicht
gleich trinken“, so fragte Otto: „Warum denn nicht?“
Sagte die Mutter: „Otto, kleine Knaben dürfen nicht naschen“,
so fragte Otto: „Warum denn nicht?“
Sagte seine Schwester zu ihm: „Otto, du darfst meine schöne
Puppe nicht in der Stube umherschleppen“, so fragte Otto: „Warum
denn nicht?“
Und einmal hat er auch die rechte Antwort bekommen.
2. Es war im Winter; aber es war noch nicht sehr kalt, und
deshalb war das Eis auf den Teichen noch nicht fest. Nicht weit
von dem Hause, wo Otto wohnte, lag ein kleiner Teich. Als Otto
das schöne glatte Eis sah, ging er sogleich darauf und wollte schlittern.
3. Das bemerkte aber sein Vater. Er erschrak, als er den
kleinen Knaben auf dem schwachen Eise erblickte. „Otto, Otto,“
rief der Vater ängstlich, „willst du gleich herunter von dem Eise!
Jetzt darf man noch nicht auf das Eis gehen!“
Otto hörte die Stimme des Vaters, aber er blieb ganz ruhig auf
dem Eise stehen und fragte: „Warum denn nicht?“
Kaum aber hatte Otto das gesagt, da brach das Eis unter seinen
Füßen, und der kleine Knabe sank bis an den Hals ins eiskalte
Wasser.
Wäre der Vater nicht sogleich hinzugesprungen, so hätte Otto
ertrinken müssen. Franz Wiedemann.
222. Glatteis.
1. Wie bitter kalt war es gestern unb die Straße so Hart gefroren.
Aber da kam in der Nacht ein feiner Regen, und mm war es überall
glatt. Für die Leute war es nicht schlimm, denn auf dem Bürgersteig
war Asche gestreut. Aber die armen Pferde! Der Milchmann ließ seinen
Schimmel ganz langsam gehen und zog die Zügel stramm. Als er an
der Ecke in eine andere Straße einbiegen wollte, glitt das Tier aus und
fiel hin. Da war der Milchmann rasch vom Bock herunter, und zwei
Männer von der Straßenbahn halfen ihm. Der Riemen wurde losge-
schnallt, und einer hob die schwere Stange auf.
158
2. Nun konnte das Pferd wieder aufstehn. Der Milchmann klopfte
ihm den Hals und streichelte ihm den Rücken. Das arme Tier! Es
war noch so bang, und es zitterte noch ein wenig, und an den Hinter-
beinen sah man Blut. Der Mann faßte es am Zügel und ging langsam
nebenher: „Komm, Schimmel, wir gehen zum Schmied, der soll dir deine
Eisen scharf machen, dann kannst du wieder lustig traben."
Diisseldorfrr Fibel.
223. Nur eine Schale.
schnell! schnell! — Ein Auflauf! —Wo, wo? Drüben an der
Ecke. Richtig! Ich sehe Binder, Frauen und Männer. Und immer
mehr kommen noch hinzu. Ein richtiger Menschenknäuel. Und in
der Mitte steht ein Schutzmann. Was nur geschehen sein mag? —
Ob Streit war? — Ob einer gestohlen hat? Nein! Jetzt weiß ich
es. Ein Unglück ist geschehen. Da kommt schon der Krankenwagen.
Nlln hält er. Wen heben sie da hinein? — Eine arme alte Frau! Sie
weint und jammert laut vor Schmerz. Alle Leute haben Mitleid
mit ihr. Wie es gekommen ist? Ein Kind hat eine Apfelsinenschale
achtlos auf die Straße hingeworfen. Da kam die Frau daher und
trat darauf. Sie glitt aus und fiel hin. Nun ist sie arg verletzt
und muß viel leiden. Ob sie wieder ganz gesund wird? Wer weiß?
Und das Kind hatte gedacht: „Nur eine Schale!" —
Maria Weinand.
224. Der Sperling im Winter.
1. Wovon lebt der Sperling im Winter? Er geht nicht im
Herbst in südliche Länder wie andere Vögel, sondern bleibt daheim,
wenn auch der Winter noch so arg ist. Er sammelt nicht Vorräte,
sondern wenn das Korn eingeführt und auf den Stoppeln nichts
mehr zu finden ist, dann hat er nichts. Es gibt keinen so armen
Mann im ganzen Lande wie den Sperling, wenn der erste Schnee
draußen gefallen ist. In seiner Wohnung ist nichts zu finden, und
verdienen kann er sich auch nichts. Er kann weder Holz hacken
noch Kartoffeln schälen, auch nicht fegen und kehren oder Wasser
tragen. Nicht einmal singen kann er.
2. Doch findet er den ganzen Winter hindurch sein Brot. Auf
dem Dorfe geht er zu den Bauern und sieht zu, wie gedroschen wird.
159
Dabei fällt manches Körnlein für ihn ab. In der Stadt lädt er sich
bei armen wie bei reichen Leuten zu Gaste. Wo Pferde ihren Hafer
bekommen, ist er da und sagt:,, Ich darf doch mitessen? Das Wenige,
was ich mir nehme, macht ja nichts aus.“ Und wo einem Huhn
das Futter gestreut wird, fliegt er auch herbei und spricht: ,,Du
erlaubst doch? Ich werde es dir wiedergeben im Sommer, wenn
die Erbsen reif sind.“ Überall ist er da, wo es etwas zu picken gibt.
Draußen ist kalter Wintertag. Auf dem Fenstersimse liegt
Schnee. Da kommt er angeflogen, reckt seinen Hals und ruft in das
Zimmer hinein: ,,Ist nicht vom Mittag etwas übriggeblieben?“
Gehst du dann nicht hurtig in die Küche und holst ihm etwas?
Johannes Trojan.
225. Bübchen, Mägdlein, Spat} und Amsel.
Lübchcn. „5chau, Schwesterlein, den frechen Spatz,
sieh dort, ans unserm Futterplatz!
Sag', weißt du noch? Zur Kirschenzeit —
es war uns beiden bitter leid.
Die besten fraß er ganz allein
und ließ uns nur den Kirschenstein.
Nun sollen wir ihn füttern dort,
den bösen Dieb — ich jag' ihn fort."
Mägdlein. „M nein, mein Brüderlein, o nein!
Mer wollte denn so grausam fein!
Sieh 'mal, wie liegt so tief der Schnee,
und denk', der junger tut so weh.
Da kommt die Amsel, auch derFink;
nun streuen wir das Mutter flink.
O sieh, wie flattern sie herbei
und picken, picken — eins, zwei, drei!"
Spaß. „Das schmeckt mir gut.
Das gibt mir Mut,
das gibt mir Kraft in Bein und Blut."
Amsel. „Nun einen Trank!
Schön'n Dank! Schönen Dank!
Ich war auch fast vor junger krank.
IDas ist das für ein Bettelmann?
Er hat ein kohlschwarz Röcklein an
und läuft in dieser Winterzeit
vor alle Türen weit und breit,
ruft mit betrübtem Ton: „Rab! Rab!
Gebt mir doch auch einen Knochen ab!"
2. Da kam der liebe Frühling an;
gar wohl gefiel's dem Bettelmann.
Er breitet' feine Flügel aus
und flog dahin weit übers Haus;
hoch aus der Luft so frisch und munter:
„Hab' Dank, hab' Dank!" rief er herunter.
Wilhelm Hey.
161
227. Wozu die Brotkrümchen im Winter gut sind.
1. Wir haben in der Küche einen Brotschrank, darin steht ein
Brotteller. Wenn unsere Mutter Brot schneidet, dann sucht sie alle
Krümchen, die dabei abfallen, zusammen und legt sie auf den Brot-
teller. Im Winter aber holt sie am Abend den Teller hervor, schneidet
noch kleine Brotreste dazu in Stückchen und geht damit vor die Tür.
Da stehen einige hohe Sträucher, darunter liegt kein Schnee. Dort-
hin streut sie die Brotkrumen. Dann kommen schon am Morgen
früh allerlei Vögel. Die grotze Amsel in ihrem schwarzen Federkleid
findet sich ein; der lustige Buchfink kommt bis ans Fenster und
fürchtet sich nicht; aber die Spatzen, nein, die sind so frech, sie schlagen
sich um jeden Bissen. Die Haubenlerche fliegt mit einem Stückchen
zuin Aste, und ganz oben auf dem Dache sitzt ein Rotkehlchen, das
seinen Bissen schon verzehrt hat.
2. Wir Kinder haben grotze Freude daran, so viele schöne Vögel
zu sehen. Und diese grotze Freude bereiten uns die Brotkrümchen,
die wir nicht mehr essen. Aber die Freude der Vögel ist noch viel grötzer,
und sie sind uns dafür dankbar. Sie besuchen uns auch im Frühling.
Dann singen sie an unserer Wohnung ihre Lieder. Ske suchen die
Raupen von den Bäumen und Sträuchern, damit wir Kinder Kirschen,
Apfel, Pflaumen, Stachelbeeren und Johannisbeeren essen können.
Ferdinand Groß.
Rheinisch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil. <.
162
// f/tfr/f ,.////^
229. Tanne und Birke.
1. Ein Häufchen Kinder redete einmal von den schönen Bäumen.
Da sagte eines: „Wisset ihr auch, welches der schönste Baum auf der
Welt ist?" Das kleine Hannchen klatschte in die Hände und rief: „O,
das ist der Tannenbaum, der so viele Lichter und so herrliche Sachen
für die Kinder trägt." Und alle sagten: „Ja, ja, es ist der Tannen-
baum!"
2. Das Kind fragte wieder: „Welches ist aber der garstigste
Baum?" Und der schlimme Franz rief geschwind: „Das ist der Ruten-
baum ! Das ist die Birke, weil man aus ihren Zweigen Ruten macht."
Und die Kinder lachten; denn sie wußten wohl, daß Franzens Mutter
eine Rute für den schlimmen Buben brauchte.
Johannes Staub.
163
230. Der Tannenbaum.
(D Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,
nein, auch im Winter, wenn es schneit.
O Tannenbaum, o Tannenbaum,
wie treu sind deine Blätter!
2. G Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit
ein Baum von dir mich hoch erfreut!
(D Tannenbaum, o Tannenbaum,
du kannst mir sehr gefallen!
3. ® Tannenbaum, o Tannenbaum,
dein Kleid will mich was lehren:
Die Hoffnung und Beständigkeit
gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit.
G Tannenbaum, o Tannenbaum,
das will dein Kleid mich lehren!
1. Str. von August Zarnack. 2. u. 3. Sir. von Ernst Anschütz.
231. Die Sonne im Winter.
1. 28ie selten läßt sich jetzt die Sonne sehen! Tagelang versteckt
sie sich hinter grauen Wolken, und wenn sie wirklich einmal hervorkommt,
dann guckt sie gerade noch so über die Dächer an den Häusern in die
Höhe. In die Höfe und auf den Damm schaut sie schon lange nicht
mehr. Sie steigt nicht mehr so hoch empor und scheint auch nur ein Paar
Stunden am Tage.
2. Aber wenn sie einmal Lust hat, ordentlich zu leuchten, dann jagt
sie alle Wolken fort und lacht vom blauen Himmel herab auf den Schnee
und auf das Eis. Dabei glitzern die Schneeflocken auf den Zweigen,
und die Eiszacken glänzen wie Edelsteine. Ja, dann fängt sie sogar an,
den Schnee mit ihren Strahlen wegzutanen. Und jedem Menschen lacht
sie ins Herz und sagt ihm: „Hab' keine Angst! Ich verjage auch den
Winter und schmelze alles Eis und allen Schnee und wecke dann auch
die schlafenden Blümlein in der Erde. Nur Geduld! In ein paar
Wochen wird's Frühling sein!" Amo Fuchs.
11*
164
232. Sehnsucht nach dem Frühling.
\. (D, wie ist es kalt geworden
und so traurig, öd' und leer!
Rauhe winde weh'n von Norden,
und die ^>onne scheint nicht mehr.
2. Auf die Berge möcht' ich fliegen,
möchte sehn ein grünes Tal,
möcht' in Gras und Blumen liegen
und mich freu'n am Sonnenstrahl.
3. schöner Frühling, komm doch wieder,
lieber Frühling, komm doch bald,
bring' uns Blumen, Laub und Lieder,
schmücke wieder Feld und Wald!
Heinrich Ijoffmanu von Fallersleben. (Gekürzt.)
IV. Vom Kaiserhause und vom
Vaterlande.
233. Kaiser Wilhelm und seine Gemahlin.
1. Unser Kaiser heißt Wilhelm. Er wohnt in Berlin.
Er sorgt für alle seine Untertanen wie ein Vater für seine
Kinder. Wir alle lieben unsern Kaiser. Seinen Geburtstag
feiern wir im Januar. Dann beten wir für den Kaiser und
hören aufmerksam auf das, was uns von ihm erzählt wird.
Nach dem Kaiserhoch singen wir: „Heil dir im Siegerkranz."
2. Unsere Kaiserin heißt Auguste Viktoria. Sie ist die
Landesmutter. Sie hat ihren Geburtstag im Oktober. Gott
hat den: Kaiserpaare sechs Söhne und eine Tochter geschenkt.
Der älteste Sohn des Kaisers heißt Friedrich Wilhelm. Er
ist unser Kronprinz und wird, so Gott will, später einmal
Kaiser werden. Sein Geburtstag ist im Monat Mai. Die
Tochter des Kaisers ist die jetzige Herzogin Viktoria Luise von
Braunschweig. Hirls Lesebuch.
— 166 —
234. Der Geburtstag des Aaisers.
\. Hurra, heilt' ist ein froher Tag,
des Kaisers Wiegenfest!
Wir freuen uns lind wünschen ihm
von Gott das Allerbest'!
2. Wir singen froh lind rufen lallt:
Der Kaiser lebe hoch!
Der liebe Gott erhalte ihn
recht viele Jahre noch!
3. Lr ist so gut, er ist so lnild,
wir weih'n ihm Herz und Hand.
Gott segne ihn! Der Kaiser hoch!
und hoch das Vaterland!
Ernst Lausch.
235. was ich dein Aaiser bringen möchte.
Ein Sträufjdjen hätt' ich gern gepflückt
und dir heut' nach Berlin geschickt,
du guter, lieber Kaiser;
doch wie ich suchte, wie ich sah
in Feld llnd Büschen, fern und nah,
ich fand nur kahle Reiser.
2. Im Kerzen doch blüht treu und wahr
das Blümlein „klebe" imlnerdar
für dich, du guter Kaiser;
ich biete es dir freundlich an
und rufe heut', so laut ich samt:
„Hoch leb' mein guter Kaiser!"
Verfasser unbekannt.
167
236. Unser Kaiser und die zwei Knaben.
Kurz vor Weihnachten sah Kaiser Wilhelm II. vor einem Laden
zwei kleine Knaben stehen, welche das dort ausgestellte Spielzeug
betrachteten. Er fragte die Knaben: „Nun, was gefällt euch denn
am besten?“ worauf der eine schnell antwortete: „Das Schiff dort!“
Der Kaiser erwiderte: „Wünscht euch das zu Weihnachten!“ Einer
der Kleinen sagte aber: „Unser Vater ist nicht so reich, daß er uns
so teure Spielsachen kaufen kann.“ Da trat der gute Kaiser in den
Laden, kaufte das kleine Dampfschiff und schenkte es den Knaben.
Hocherfreut eilten diese mit dem unerwarteten Weihnachtsgeschenke
nach Hause, und erst später erfuhren sie, wer der freundliche Geber
war> Nach O. Grimm.
237. Der Kaiser und der Leiermann.
Kaiser Wilhelm II. fuhr einst im Schlitten spazieren.
Neben ihm saß ein hoher Offizier. Es war ein sehr kalter
Wintertag. Da erblickte der Kaiser auf der Straße einen
Leiermann, der vor Frost zitterte. Mitleidig sah er auf den
Armen, ließ den Schlitten halten und sprach zu seinen: Be-
gleiter: „Geben Sie doch dem armen Manne ein Geldgeschenk."
Der Offizier zog seine Börse hervor und sagte: „Majestät,
ich habe leider kein kleines Geld." — „So geben Sie ihm nur
großes," sprach der Kaiser, „dann braucht der arme Mann
nicht mehr im Frost zu stehen." Da gab ihm der Offizier
ein Goldstück. Während der Schlitten des Kaisers davon
fuhr, schaute der arme Leiermann auf das empfangene Ge-
schenk und weinte vor Freude. a. Cymnkn.
238. Der Kaiser ist ein lieber Mann.
I. Der Kaiser ist ein lieber Mann,
er wohnet in Berlin;
und wär' das nicht so weit von hier,
so ging' ich heut' noch hin.
168
2. Und was ich bei dem Kaiser wollt'? —
Ich gab' ihm meine Hand
und brächt' die besten wünsche ihm,
die ich im Kerzen fand.
5. Und sagte dann: „Ans treuer Lieb'
bring' meinen Wunsch ich dir!"
Und dann lief ich geschwinde fort
und wär' bald wieder hier. Karl Trog.
239. Gruß an die Kaiserin.
Sei tausendmal gegrüßet, geliebte Kaiserin!
So rufen Millionen dir zu mit treuem Sinn.
Es segne und behüte dich unsers Gottes Hand
und deine holden Kinder zum Heil fürs Vaterland!
Georg von Fischer.
240. Kaiserin Auguste Viktoria als Prinzessin.
Als die Prinzessin Auguste Viktoria, unsere jetzige Kaiserin,
an einen: schönen Sommermorgen im Park ihres Vaters spa-
zieren ging, hörte sie plötzlich ein lautes Weinen. Sie ging
näher und erblickte ein kleines, barfüßiges Mädchen, das sich
einen Dorn tief in den Fuß getreten hatte. Die mitleidige
Prinzessin kniete nieder, zog den Dorn heraus, wusch das
Blut ab und verband die Wunde. Dann nahn: sie das kleine
Mädchen bei der Hand und sagte freundlich: „Wo wohnst
du?" „Bei meiner Großmutter", antwortete das Kind. „Ich
werde dich nach Hause bringen", sagte liebreich die Prinzessin.
Als sie die Wohnung erreicht hatten, erzählte die Kleine in
aller Geschwindigkeit, wie ihr die Prinzessin geholfen habe.
Die Großmutter kannte die Prinzessin schon und dankte ihr
herzlich. Nach A. Ernst und Z. Lews.
169
241. Gebet aus der großen Rriegszeit.
lieber Gott, mit starker Hand
schütze unser Vaterland,
schütze unsre Väter, Brüder,
führe sie zur Heimat wieder.
Gib, Gott, unsern Waffen Sieg.
'liaß bald enden diesen Krieg.
Aus einein Zeitungsbericht.
242. Wiegenlied zur Ariegszeit.
1. Uhr tickt leise, kampenschiinmer
lächelt aus dem Nebenzimmer.
Stille, still, mein Kindchen, lieg!
Unser Vater ist int Krieg . . .
2. Regen au den Fensterscheiben,
böse, schwarze Wolken treiben,
wo mag Väterchen jetzt sein?
Schlaf, mein süßes Kind, schlaf ein.
5. Schlaf, mein Kindchen, fest und gilt,
Vater steht in Gottes Hut!
Ulutter weint nun attch lticht mehr,
Soilne scheint bald wieder her.
% Vater steht in Gottes
wie er's macht, so inacht er's gut,
wollen beide tapfer sein!
Schlaf, inein Kind, schlaf ein.
Dora polligkeit.
170
243. Abmarsch.
Der Krieg war da. Bruder Fritz mußte sich am zweiten
Tage stellen. Für einen Tag nahm er sich Mundvorrat mit. Ich
trug die Schachtel. An der Kronenburg versammelten sich die
Krieger. Hier wurden ihre Namen verlesen. Jeder erhielt eine
feldgraue Uniform. Seinen Anzug nahm ich mit nach Hause.
Soldatenstiefel hatte Fritz schon. Der Helm war grau über-
zogen, damit man das Blanke nicht sehen sollte. Zuletzt erhielten
alle Säbel und Flinten. Mit Gesang zogen dann die Krieger nach
dem Bahnhöfe. Bis dahin durften wir mitgehen.
K. Pantwich.
244. Ein mutiger Junge.
In einem Lazarett in Königsberg lag vor Weihnachten
der Schüler Gustav Schulz. Er war erst neun Jahre alt.
Seine Eltern hatten ihn auf der Flucht vor den Russen ver-
loren. Er irrte längere Zeit in Wäldern und Feldern umher.
Endlich traf er eine deutsche Truppe. Sie nahm den Knaben
mit. Bei einem Gefechte trug er den Soldaten im Schützen-
graben Wasser aus einem nahen Brunnen zu. Bald aber trafen
ihn die feindlichen kugeln. Ein Geschoß durchbohrte ihm den
linken Fußknöchel, ein zweites drang durch die linke Wade.
Zwei Streifschüsse verwundeten den linken Arm. Der kleine
Held wurde in das Lazarett nach Königsberg gebracht. Hier
haben ihn die Ärzte geheilt. Nach Zeitungsberichten.
171
245. Prinz Joachim.
Der jüngste Sohn unseres Kaisers, Prinz Joachim,
wurde in Rußland verwundet. Man brachte ihn nach
Berlin. Seine Mutter, die Kaiserin, erwartete ihn auf
dem Bahnhof. Der Prinz wurde auf einer Tragbahre aus
dem Lazarettzug gehoben. Die Kaiserin küßte ihren Sohn
und schenkte ihm Blumen. Sie war sehr glücklich, daß
Prinz Joachim mit dem Eisernen Kreuz geschmückt war.
Er wurde im Schlosse gepflegt, bis er gesund war und
Wieder in den Krieg konnte. Nach Zeitungsberichten.
246. Der Kaiser und der verwundete Soldat.
Ein junger deutscher Soldat war in einem Gefecht
am rechten Arm verwundet worden. Man brachte ihn
nach Ems, wo ein Arzt die Kugel aus dem Arm nahm.
Unser Kaiser war auch gerade in Ems, um seine ver-
wundeten Soldaten zu besuchen. Der Kaiser trat an das
Bett des Verwundeten. In demselben Augenblick rief
dieser im Traum: „Hoch lebe der Kaiser!“ Als er er-
wachte, stand sein lieber Kaiser neben ihm, streichelte
ihm die Wangen und sprach sehr freundlich zu ihm.
Nach Zeitungsberichten.
247. Die kleinen Deutschen.
J, Sinh wir auch »och kleine Deutsche,
aber Deutsche sind wir bocfy, aber Deutsche sind wir bocfy;
könueu wir auch noch uicht streiten,
lieben tun wir Deutschland doch.
2. Deutsche Rinder müssen beten:
Herr Gott, schütze unser Heer, Herr Gott, schütze unser Heer.
^>ei du mit ihm auf dem Lande,
in der Luft und auf dem Meer.
>
172
3. Scfycnfe Sieg den Patern, Brüdern,
die da kämpfen wie ein Held, die da kämpfen wie ein Held.
£aft sie kehren heim als Sieger,
sehenk den Frieden aller Welt. Aus dem Kindergarten.
248. Lieb Vaterland, magst ruhig sein.
1. wir Anaben alle, groß und klein,
wir wollen echte Deutsche sein,
marschieren nach Soldaten Brauch,
dann freut sich unser Kaiser auch.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein,
einst schützen wir den deutschen, deutschen Rhein,
einst schützen wir den deutschen, deutschen Rhein.
2. Und wenn wir dann Soldaten sind
mit Helm und Säbel und der Klint' -
und unser Kaiser ruft zur Schlacht,
wir halten treu die deutsche wacht.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein,
einst schützen wir den deutschen, deutschen Rhein,
einst schützen wir den deutschen, deutschen Rhein.
3. wenn Gott verleihet uns den Sieg
und wir heimkehren ans dem Krieg,
dann kann sich unsre Rlutter freu'n
und stolz ans ihre Iungens sein.
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
lieb Vaterland, magst ruhig sein,
einst schützen wir den deutschen, deutschen Rhein,
einst schützen wir den deutschen, deutschen Rhein.
Aus dem Kindergarten.
V. Übungen
zum Lesen der lateinischen Druckschrift.
ts 1/
/er Vf//
a o u au
a 0 u au
A 0 U Au
a 21
y/ . » ts sOCJ*'
e i ei eu f» au
e i ei eu äu
E I Ei Eu Äu
174
3.
»»
a
ä
Ä
xr
f?
o
ö
0
?»
U
ü
Ü
h
h
H
a. ¿r
4. /***/ /■/"-
l
1
L
.s/i*'
m
m
M
n
n
N
r
r
R
1. am im um in ein mein nein rein
la lo lu lau mir hier
2. Anna Emma Leine Leim Name
Lehrer Rahmen Reh
s. Lina, Maler malen.
.////fr. X'■////>.' ///rr/ff//.
*
— 175 —
s w s s sch
f w 8 s sch
F W S Sch
r
lauf feile teure faul reif wo wir
war wann warm wen wenn er las
lösen sauer leise rosa schau schone
scheure waschen löschen
2. Feuer Faser Feile Flasche Wein Same
Sense Schaf Schaufel Schule Scheune
Schere Schemel Schein Schiefer Maus
Haus Wolle Wilhelm Wurm Senf
3. fein los seifen auslesen
Wir sahen feine Feilen.
170
Fische!
»
Hans, hole uns
Lies leise! Siehe scharf!
Wo waren unsere Schüler?
4. Affe Ofen Öfen Ufer Eile
Flamme Eier Flimmer Frau Eule
Masche mischen Würmer wischen
Wiese Rasen rauschen
rasch.
6.
177
r
p
j
b
b p
B P
/
1. baue blau bleibe braun lebe labe
webe beweine paar piepen plump
plappern prüfen
2. Ball Bein Baum Busch Blei Biene
Pumpe Palme Pappe Paul Puppe
Paula. Apfel oben. Weber weben.
Bären brummen.
3. Bäume blühen. Paul, hole
Rheinlsch-westfälisches Hilfsschullesebuch. I. Teil.
12
178
7. J' J
d t st
d t St
D T St
7 77
l. Dame Daumen Dose Diele Dorn
Dorf Dieb da deine der die das
dem den dabei rede - bade du er
dir beide teile rate reite bete taub
weit laut rot tot still stumm
fest meist liest ist niest
2. Taler Tasche Tausch Teil Tier
Tisch Teller Stab Stein Stube
» Stern Stirn Sturm Adler Äste
Bad Braten Erde Feder Hirt
Herde Land Mond Mund Mutter
Sand Rute Ruhe Rotwein Wand
Wind Wunde
Deine Tinte ist in der Stube.
3.
179
8. ^ ^
g j ch k ck-kk
g j ch k ck = kk
G J Ch K
l. gehen gut graben greifen genau ja
jage jodeln jubeln wachen lache
rauchen horche suchen reich kam
kaum kauen krank kriechen kriegen
backen lecken schmek-ken hok-ken
2. Gabel Garten Gold Gurke Geld
Johann Jesus Jünger Jerusalem
Kappe Kartoffel Keller Kuchen
Käse Chor Choral Cholera
3. Jäger Georg sah im Walde
12*
180
9.
/
/
• cs tz ss tz
er tr 88 k
C Z
/
1. Cäcilie Celle zählen zeigen setzen
zimmern zupfen zünden nützlich
Zange Zaun Zaum Zeile Zitrone
Ziege Zunge Zwiebel Zwirn Zeit —
hetzen sitzen schwatzen
2. Grütze Mütze Tasse Messer Kessel
Kissen Schüssel Faß Fässer Fuß Füße
Schuß Schüsse, wir lassen lesen, er läßt
schießen, sie essen, messen, wir wissen.
3. Zucker ist süß. Katzen kratzen.
Der Schlüssel schließt.
181
ts # Z T
qu Í chs y
qu x chs y
Qu X Y
% /
l. quaken quakt quälen Qual qualmen
Qualm quer bequem quetschen quieken
erquicken
Aus der Quelle sprudelt kühles Wasser.
2. Max Axt Felix examinieren Examen
exerzieren Xanten
Alex fuhr mit der Taxameter-Droschke.
3. wachsen wichsen wechseln drechseln
Fuchs Dachs Lachs Ochs Flachs
Büchse Eidechse
182
4. Hyazinthe Myrte Ypern Ypsilon
Cylinder
11. v y V pH ph Ph
1. vom Vater vier Vögel viel Volk voll
von vorn Vers Veilchen Vetter Vieh
2. Prophet prophezeien Alphabet Photo-
graphie Telephon Grammophon Diph-
theritis Geographie.
3 Die Verwundeten haben sich
photographieren lassen.
183
12. Vergleiche!
l. c C c e ch eh Ch Eh,
2 i j J, k K, 1 I 1 L i I,
o O, p P, q Q,
3. R B D O, S s.. s ss
¿r jf ^ ¿r / /. y
Sch sch St st Sp sp,
4. u U, v V, w W,
^ ^ E
y Y, z Z.
r ¥ r ß
K. Pantwich.
13. Namen der
a a A
b b B 25
c c C £
db DD
e e B E
fs F 5
g 9 O G
K h H £
iH! I3-J3
k ! K il
li L £
mm M 951
n n N 51
Buchstaben.
o o O O
P P B P
q q Q Q
r r B R
s,.s s..s S S
t t T X
u u U U
V v V 25
w m W W
X x X X
y 9 Y 8
z 3 Z 3
ä ä Ät-öö OÖ-Üü üîi-
au au Au Au - ei ci Ei El - eu eu
Eu Eu - âu au Äu Âu
ch ch Ch Eh - sch sch Sch Sch -
sp sp Sp Sp - st st ss ss 8r St
k ß - ck ck-k-k k-k - tz tz.
C*o,0-t.c*«rt-t,t.m* K* Pantwich.
tüf
fichulbur «r.huny
ír»ur>fccrvwtíi«
185
1
Leseübungen.
14. Dingwörter.
Womit wir in der Stube spielen.
Baukasten, Lotto, Schaukelpferd, Eisenbahn, Auto,
Pferd und Wagen, Puppen, Bleisoldaten, Kanone, Burg,
Pferdestall, Kaufmannsladen, Puppentheater.
Was wir in der Küche gesehen haben.
Kochherd, Teller, Tassen, Messer, Gabeln, Löffel,
Töpfe, Kessel, Eimer, Büchsen, Bretter, Wasserleitung,
Tisch, Stuhl, Kohlenkasten, Bank, Dreckschippe, Besen,
Schrubber.
Was ist zu sehen in der Stube, auf dem Flur, in der
Kammer, auf dem Boden, im Keller, auf dem Hofe, auf
der Straße und in der Schule?
Wohin ich gehen soll.
Kaufmann, Bäcker, Fleischer, Kaffeegeschäft, Milch-
wagen, Kohlenhändler, Markt, Schuhmacher, Schlosser,
Klempner, Gemüseladen.
186
Von mir selbst.
Was ich wasche.
Füße, Zehen, Fersen, Waden, Beine, Knie, Leib,
Rücken, Hände, Finger, Arme, Schultern, Nacken, Brust,
Hals, Kopf, Gesicht, Nase, Ohren, Mund, Augen, Haare.
Was ich anziehe.
Hemd, Trikot, Unterhose, Unterjacke, Strümpfe,
Hosen, Weste, Leibchen, Jacke, Bluse, Joppe, Schuhe,
Rantoffel, Filzschuhe, Mantel, Überzieher, Handschuhe.
Was ich in der Schulmappe habe.
Tagebuch, Tafel, Fibel, Lesebuch, Geschichtenbuch,
Rechenbuch, Griffel, Bleistift, Gummi, Federhalter.
Was ein Junge werden kann.
Gärtner, Bäcker, Milchmann, Schlosser, Maler und An-
streicher, Tischler, Klempner, Fuhrmann, Kohlenhändler,
Schneider, Schuhmacher, Soldat.
Weißt du noch mehr, so sag’ es her!
15. Tätigkeitswörter (Zeitwörter).
Die Mutter
kauft ein, schält, schneidet, salzt, kocht, wäscht, putzt,
bürstet, fegt und wischt. Mutter, du nähst, flickst, stopfst
und strickst.
Der Vater
hebt, trägt, zieht. Vater, du feilst und hämmerst, haust
ab, spaltest und sägst, hobelst und nagelst; du arbeitest,
überlegst, verdienst, sorgst, liest, schreibst, lobst, ermahnst,
strafst.
187
Der Gärtner
muß düngen, graben, harken, säen, begießen, ausreißen
und umpflanzen. Er beschneidet, kälkt, schneidet ab,
bindet, verkauft.
Wenn Umzug ist:
ansehen, wünschen, mieten, einpacken; — umschnüren,
heruntertragen, verpacken; umziehen, anpacken, hoch-
heben, forttragen, absetzen, auspacken; wegstellen, ein-
richten, ordnen, nageln.
16. Eigenschaftswörter.
Wie der kleine Turner sein muß,
und wie er nicht sein soll.
Mutig, nicht ängstlich; kräftig, nicht schwach; gewandt,
nicht steif; schnell, nicht langsam; geschickt, nicht unge-
schickt. Er muß sein: aufmerksam, besonnen, vorsichtig,
sicher. Der kleine Turner muß immer an den Spruch
denken: Allzeit frisch, fromm, fröhlich, frei.
Im Gemüseladen.
Junger Spinat, schwarzer und weißer Rettich, rote
Radieschen, gelbe Apfel, saftige Birnen, reife Bananen,
blaue Pflaumen, rote Erdbeeren, weiße und rote Kar-
toffeln, scharfe Zwiebeln, roter und weißer Kohl, langer
Spargel, frischer Salat, saure Gurken, frisches Gemüse,
reifes Obst.
Das Berühren der Waren ist polizeilich verboten.
Nach „Ein Griff ins Leben!“
von Otto Spiegel.
188
17. Die Woche hat sieben Tage:
Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag,
Freitag, Samstag.
Das Jahr hat zwölf Monate:
Januar, April, Juli, Oktober,
Februar, Mai, August, November,
März, Juni, September, Dezember.
Die vier Jahreszeiten heißen:
Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Der Frühling beginnt am 21. März, der Sommer
am 21. Juni, der Herbst am 23. September und der
Winter am 21. Dezember.
18. Wo hast du gelesen?
1. Betteln und Hausieren verboten!
2. Vorsicht beim Aussteigen! Linke Hand an
den linken Griff!
3. Halt! wenn die Glocke der Lokomotive ertönt!
4. Nicht öffnen, bevor der Zug hält!
5. Fahrkarten bereithalten!
6. Nicht in den Wagen spucken!
7. Verbotener Weg!
8. Schrittfahren!
9. Nicht berühren, lebensgefährlich!
10. Rechts gehen!
11. Unbefugten ist der Zutritt verboten!
12. Vor Taschendieben wird gewarnt!
13. Mißbrauch des Feuermelders wird bestraft!
Druck von Breitkopf & Härtel ln Leipzig.
"VsSafr**'
. i
rBerlagsbvc-y
%
in Breslau.
Ferdinand mrf
(Fortsetzung von der vorder« Innenseite des Einbands.)
\6. Vermeide das Lin atm er: von staubiger oder übelriechender
Luft!
\7. Arbeite im Sommer bei offenem Fenster; im Winter er-
neuere die Stubenluft täglich mehrmals durch gleichzeitiges
Offnen der Türen und Fenster!
J8. wenn du erhitzt bist, so setze dich nicht der Zugluft aus!
(9. Lies oder schreibe nie in der Dämmerung! Fertige feine
Landarbeiten nicht bei zu schwachem Lichte!
20. Beim Schreiben und Lesen halte den Oberkörper gerade und
neige den l^opf nicht mehr, als nötig ist, nach vorn! Die
Schrift muß wenigstens 35 cm vom Auge entfernt sein.
2\. Bewahre das Auge vor jedem Stoße oder Drucke!
22. Bewahre das Ohr vor starken Erschütterungen!
23. Bohre nicht mit spitzen Gegenständen im Ohre und stecke
nicht feste Körper in dasselbe!
2^. wenn du krank bist, so befolge die Anordnungen der Eltern,
des Lehrers oder des Arztes!
25. Frühzeitig gewöhne dich, Schmerzen geduldig zu ertragen.
„Lerne leiden, ohne zu klagen!"
26. Sprich in Gegenwart Erwachsener nur, wenn du gefragt wirst!
27. Sprich stets die Wahrheit!
28. Sprich immer laut und deutlich, kurz und bestimmt!
29. Benutze treu deine Zeit! Erst die Arbeit, dann die Ruhe!
wohlgeregelte Arbeit erhält gesund an Leib und Seele.
Nachdruck verboten.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
.llllluil imlliii IJlllllll ILLllllll Jllililü jiil1ij.il lLLllilll,, UülilLl iiuliui milmi