1 —193 112. Im Wonnemonat. Ich komm' durch die Flur mit raschem Schritt, eine Lerche scheucht auf memn lauter Iritt. Wie kletternd steigt sie in die Luft, bald ist sie verschwunden im blauen Duft; doch weithin tönt durch Feld und Ried ihr freudejauchzendes Frühlingslied. Es flötet die Amsel dazu im Hag, der Finke schmettert mit hellem Schlag. Dann auf den bunten VWiesen ringsum o der emsigen Bienen trautes Gesumm! Von Blüten träufen Baum und Strauch, ich atme würzigen Blumenhauch. Und der rauschende Wald und der wallende See und die fernen Berge im flimmernden Schnee ib und die schwellenden Saaten weit und breit — o du fröõhliche, selige Frühlingszeit! O du schöõne Welt, aller Wunder voll, ich weiß nicht, wie ich mich fassen soll! Nichts andres vermag ich, als tief mich zu neigen ꝛo und staunend und still anbetend zu schweigen. Und sachte gehn der Engel Spuren, wie sie mit heil'gen Liebeshänden hinwandeln leise durch die Fluren und allum Himmelssegen spenden. PFriedrich Gull. 113. Vogelstimmen. 1. Kaum nascht der Sonne goldner Strahl am Schnee im Tal, singt schon ein Stimmchen glockenrein im kahlen Hain: „Wie lieb! Wie lieb! Leis schwillt das Aug' am Trieb.“ 2. Und säumt das Veilchen noch zu blühn im jungen Grün, so schmettert doch ein Sängerheld hoch überm Feld: „Tirli! Tirli! Aus blieb der Lenz noch nie.“ —ippenberg, 44 12