Deutsches Lesebuch für Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare

Leineweber, Heinrich

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN1016843445

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-19977353

Title:: Deutsches Lesebuch für Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare

Shelfmark:: DEL-II 10(2,1887)

Editor:: Leineweber, Heinrich (05.06.1845-25.12.1910)

Place of publication:: Trier

Publisher:: Stephanus

Document type:: Monograph

Collection:: Readers,imperial Germany

Publication year:: 1887

Edition title:: Zweite, verbesserte Auflage

Scope:: XIII, 372, 379 Seiten

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Subtitle:: sowie für sonstige Bildungsanstalten, welche auf das Lehrfach vorbereiten

Chapter

Title:: Erster Teil. Prosa.

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: XVIII. Betrachtungen.

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

— 2w1 — Dome und Münster wie auf der bescheidenen Firste des Dorfkirchleinsß; — wo immer ein dem religiösen Leben geweihter Raum sich erhebt, da hat sie ihren Stuhl gefunden, um die Glaäubigen zu den verschiedenen kirchlichen Festen und Andachtsubungen einzuladen. An gewoͤhnlichen Wochentagen ruft sie zur bestimmten Stunde zur Messe, und eine alte und loͤbliche Sitte läßt auf dem Lande auch die, welche die Arbeit auf dem Felde beschäftigt hält, im Geiste an dem heiligen Opfer dadurch teil⸗ nehmen, daß die Glocke bei den wichtigsten Momenten der heiligen Handlung dreimal angeschlagen wird. Diesen Dienst versieht die Glocke Tag um Tag in zhihmnißiner Feier, bis der siebente Tag erscheint, den Gott für die Heiligung estimmt hat. Da schweiget die geräuschvolle Arbeit, Flur und Hain ruhen in heiligem Schweigen, wenn von allen Türmen sich die Stimmen der Glocken in Pelodiwen Schalle zum Preise des Allerhöchsten vereinigen, wie sich unten in en Räumen der Tempel die Gemeinden in Liebe und Andacht zusammen finden. Feierlich ist der Glocken Klang, wenn sie den Tag des Herrn verkünden, und dennoch vermag ihr eherner Mund eine noch ausdrucksvollere Sprache zu seden, wenn er die hoͤheren kirchlichen Feste verkündet. Oder tönt uns in der heiligen Christnacht die Glocke nicht ganz anders entgegen, wie an gewöhnlichen Sonntagen? Weckt nicht ihr Klang in unserer Seele kindlich fromme Träume uus, die sich an dieses Fest für die Kinderwelt in so reichlichem Maße lnüpfen? Und sind es am Weihnachtstage Erinnerungen, welche die Glocke in uns rn erregt die Osserglocke vorzugsweise Hoffnungen. Mahnte das ein— n Geläute die Fastenzeit hindurch, der kirchlichen Bedeutung jener Wochen sprechend, zu Buße und Betrachtung, so gleicht das Glockengeläute am Oster— ergen einem Jubelgesange, der mit rauschendem Schalle einstimmt in die Chöre er Engel, welche das Grab des Erlösers umschweben und singen: „Christ ist erstanden, Freude dem Sterblichen. Den die verderblichen Schleichenden, erblichen u Mängel umwanden.“ n Weihnachten und Ostern, so begleitet die Glocke auch die übrigen e Feste in entsprechender Weise, „rührend vieler Menschen Ohr,“ und 2 immend in den Chor der Andacht, die gleichsam mit den Wellen ihrer chwingungen aufsteigt über den Äther vor den Thron des Allerheiligsten. pebe; N t die hohe Vestinmung der Gloce inn gristlich /tirchlichen Leben nn dieser vornehmsten hat sie aber auch noch eine zweite Bestimmung, welche echselfälle des bürgerlichen und zui Teile sogar des staatlichen ebens umfaßt. leit Worgenglocke verkündet den Anbruch des geschäftlichen Tages und ver— emselben dädurch, daß sie denselben mit einer Erhebung des Herzens zu anzufangen mahnt, eine würdige und christliche Weihe. n d Millagsglocke gebietet, die Arbeit auf eine Weile ruhen zu lassen, um unr rper und Geiste die erforderliche Erholung und Stärkung zu gönnen, ug iese Pause so recht in der Mitte der rastlos schaffenden Thätigkeit, ist zu— n Mahnung fuͤr den Menschen, sich nicht allzu tief in die weltlichen n zu versenken, sondern mitten in der Beschäftigung mit denselben beim hn hen des Angelus Domini seinen Blick dankend und bittend zu dem zu zů dem alles Gedeihen kommt, der seine milde Hand öffnet zur rechten Segen erfüllet alles, was da lebet und Odem hat. vernin Abendglocke endlich beschließt des Tages Mühen und Sorgen; freudig ihre Klänge Meisler und Geselle, Hirt und Landmann, weil sie ihnen

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