Lesebuch für die Königlich Preußischen Unteroffizierschulen

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN1022282344

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-18513077

Title:: Lesebuch für die Königlich Preußischen Unteroffizierschulen

Shelfmark:: DF-II 61(1,1890)-1/2

Place of publication:: Berlin

Publisher:: Mittler

Document type:: Monograph

Collection:: Readers,imperial Germany

Publication year:: 1890

Scope:: VII, 267, VI, 385 Seiten

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Chapter

Title:: II. Ungebundene Form

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: A. Erzählungen und Schilderungen

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

24 II. Ungebundene Form II. Angebundene Jorm. A. Erzählungen und Schilderungen. l. Ein Zug ans dem Leben Slüchers. Nach W. O. v. Horn (Wilhelm Orteh). Nach der Schlacht bei Jena stand Blücher in Pommern, und es war bekanntlich zwischen den preußischen Truppen, die dort standen, und den Franzosen eine sogenannte „Demarkationslinie“, was etwa so viel heißt, als eine Scheidelinie, die nicht überschritten werden durfte, in amtlicher oder kriegerischer Weise abgesteckt worden, damit beide nicht eben von gegenseitiger Liebe durchdrungenen Truppenteile jede unangenehme Berührung vermieden. Blücher selbst, der dort kommandierte, hatte diese mit dem französischen Marschalle abgesprochen und festgestellt. Nach derselben hatten die Preußen die Stadt Cammin, die auf ihrer Seite war, besetzt und alles war geordnet. Aus unbekannten Gründen, vielleicht aus einer zufälligen Laune, fiel es den Franzosen ein, die Stadt und Umgegend von Cammin ebenfalls besetzen zu wollen, welche im Besitze der Preußen war, und also die zugesicherte De— markationslinie willkürlich zu verändern. Es erschien daher ein Offizier bei dem damals in der Stadt Cammin den Befehl führenden Obersten v. Bülow, der ihm in leichtem Tone ankündigts sie hätien Befehl, diese Gegend zu besetzen; er möge daher räumen, damit sie, wie sie es thun würden, am andern Tage einrücken könnten. Der Oberst v. Bülow antwortete, er habe keinen Befehl, seine Stellung zu ändern, und werde daher stehen bleiben und nötigenfalls Gewalt mit Gewalt zu begegnen wissen. Soͤgleich meldete er übrigens das Vorgefallene Blücher, der eben keine feinen Redensarten darüber vernehmen ließ, wie es so seine derbe Husarenart war. Die Antwort Bülows hatte übrigens doch die übermütigen Sieger etwas kopfscheu gemacht und von dem Gedanken abgebracht, so mir nichts dir nichts die Sache abzuthun, weil daraus leicht höchst unangenehme Folgen entstehen konnten. Als sich nun kurz darauf die beiden Majors v. Thiele und v. Brause bei Blücher befanden, ließ sich ein französischer General anmelden. Blücher konnte es kein Geheimnis sein, was der Besuch zu bedeuten habe; er besann sich daher kurz und zog aus seinem Schreibtische eine geheime Kabinetts⸗Ordre des Königs hervor und gab sie den beiden Majors zu lesen. Sie enthielt den gemessenen Befehl für den General Blücher, alle Händel und Streitigkeiten mit den Franzosen zu vermeiden und unter allen Umständen diesen Gesichtspunkt im Auge zu behalten; nur Kolberg solle er sich nicht nehmen lassen, und selbst das Außerste dabei nicht scheuen.

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