Unser deutsches Land und Volk: Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee

Biernatzki, Johannes; Ernst, L.; Lincke, G. A.; Blasendorff, Carl; Ohlert, Bernhard; Klöden, Gustav Adolph von; Köppen, Fedor von

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN1794024913

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-21684526

Title:: Leçons de géographie

Shelfmark:: F G-305(2,1840)

Author:: Cortambert, Eugène

Place of publication:: Paris

Publisher:: Hachette

Document type:: Monograph

Collection:: France

Publication year:: 1840

Edition title:: 2. édition [Electronic ed.]

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: French

Chapter

Title:: [Semaine 71-80]

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Charakter der Bevölkerung. 199 gegen alles Fremde, Trotz gegen alles, was der eignen Neigung und Richtung widerstrebt, ein sehr ausgebildetes Pflichtbewußtsein, große Ergebenheit gegen die von Gott gefügte Ordnung, unerschütterliche Willensfestigkeit, Treue und Anhänglichkeit gegen Freunde und Familie: lauter Eigenschaften, die den echten konservativen Staatsbürger, den guten Familienvater und den verläßlichen Kameraden konstituieren. Es kann bei Betrachtung der mecklenburgischen Reichs- tagswahlen wohl so scheinen, als wenn der hiesige Landmann, ohne welchen die Städte nicht so viel liberale Wahlen zustande gebracht hätten, utopistischen Ein- flüsterungen zugänglich wäre. Dies ist jedoch, so viel es auch behauptet und immer wiederholt wird, ein trüglicher Schein; der mecklenburgische Wähler vertraut vielmehr in seinem Bedürfnis klugen und praktischen Rates den meisten- teils juristisch gebildeten oder im praktischen Leben gewitzigten Führern der liberalen Partei deshalb, weil er der konservativen Partei, deren fester Kern die Ritterschaft ist, als den jahrhundertelangen Unterdrückern des Landmanns mißtraut. Er folgt nicht blind der Autorität oder dem Ansehen des Amtes; das haben die vielen nach Mecklenburg versetzten und hier begründeten Geist¬ lichen und Lehrer aus Hessen, Hannover und Sachsen hinreichend erfahren; er entsagt nicht der selbständigen Prüfung, er ist vielmehr ein sehr selbstbewußter und auf seine eigne Einsicht fest vertrauender Mensch. Ein Hamburger Fabri- kant, der einige Hundert Arbeiter beschäftigt, teilte dem Verfasser mit, daß er Arbeiter aus verschiedenen Provinzen nacheinander bezogen, daß er die Polen zu leichtsinnig und lässig befunden und darauf Mecklenburger angenommen hätte. Diese hätten sich gewissenhaft und als tüchtige Arbeiter bewährt, aber sie seien zu eigenwillig und selbständig aufgetreten, weshalb er sie wieder ent- lassen und auf die gefügigen, obwohl langsameren Holsteiner zurückgegriffen habe. Wenn der Mecklenburger etwas recht Verkehrtes thun sieht und mit unbewegter Miene dabei steht, so darf man niemals annehmen, daß er es nicht bei sich verurteilt oder im Grunde seines Herzens darüber lacht. Der Bauer liebt nicht den Wortstreit, weil er weiß, daß meistenteils nichts damit gewonnen wird; er ist überhaupt wortkarg, weil er vertraut, daß das Selbstverständliche sich ohne Worte durchsetzen wird. Daher ist ihm mit der feinsten Beredsam- keit und Sophistik nicht beizukommen, und wer ihn zu etwas bewegen will, womit er nicht vertraut ist, der muß sich auf altväterifche Spruchweisheit be- rufen. Was er aber einmal als recht erkannt und ergriffen hat, das hält er mit echt sassischer Zähigkeit fest und durch diese ist er unüberwindlich. Es gibt daher keine treueren und mehr für ihren Herrn beflissene Diener und nicht leicht bessere Soldaten als die mecklenburgischen. Als ein strahlendes Beispiel von Diensttreue mag folgende wahre Be- gebenheit hier eine Stelle stnden. Ans ihrem Rückzüge von Schwerin im August 1813 nahmen die Franzosen zur Fortschaffung ihres Gepäcks von dem Hofe zu Pritzier ein zweispänniges Fuhrwerk mit, wobei sie die Gnade hatten, dem Eigentümer die Darleihung desselben zu bescheinigen. Dieser Schein wurde Jochen, dem Knecht, der das Fuhrwerk lenkte, mitgegeben. Der Sommer, das Jahr vergingen, ohne daß er wieder erschien. Das Jahr 1814 mit seinen harten Kämpfen in Frankreich und dem glorreichen Friedensschluß verlöschte beinahe die Erinnerung an das verloren gegebene Gespann. Aber im Sommer dieses Jahres, nach Verlauf von beinahe zwölf Monaten, kommt plötzlich Jochen

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