Oeser's Weltgeschichte für das weibliche Geschlecht: [Theil 3]

Weber, Georg; Schröer, Tobias Gottfried

Bibliographic data

Multivolume work

Persistent identifier:: PPN62269684X

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-6247221

Title:: Oeser's Weltgeschichte für das weibliche Geschlecht

Author:: Weber, Georg
Schröer, Tobias Gottfried

Place of publication:: Leipzig

Publisher:: Brandstetter

Document type:: Multivolume work

Collection:: History textbooks,pre-1871

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Volume

Persistent identifier:: PPN622698230

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-6256766

Title:: [Theil 3]

Shelfmark:: HDG-II 114(7,1875)-1/3

Author:: Weber, Georg
Schröer, Tobias Gottfried

Volume count:: Theil 3

Place of publication:: Leipzig

Publisher:: Brandstetter

Document type:: Volume

Collection:: History textbooks,imperial Germany

Publication year:: 1875

Edition title:: 7. Aufl.

Scope:: VI, 549 S.

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Chapter

Title:: Dritte Periode

Document type:: Multivolume work

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: Kultur und Literatur

Document type:: Multivolume work

Structure type:: Chapter

338 schößchen angethan, tonnenförmige Reifröcke, worin Damen staken, in Alleen herumführte, die so steif waren, wie die Gevattergesellschaften, in denen das junge Mädchen unter einem hohen Frisurthurm eingeschnürt da saß, während die alten Basen in gottsched'scher Breite und Langsam¬ keit sich allein vernehmen zu lassen das Recht hatten. Daß diesem schwe¬ ren Blut der Geselligkeit mit einem tüchtigen Aderlaß Erleichterung ge¬ schafft ward, war gewiß unter allen Bedingungen nöthig.“ Wieland's Werke umfassen eine bedeutende Bündezahl; sie der Reihe nach aufzuzählen, würde hier zu weit führen, um so mehr, als Dichtun¬ gen im Geiste Wieland's nur wenig ansprechend für den Zweck sein können, welchem diese Blätter gewidmet sind, obschon er den Amoretten und Grazien huldigte, und vorzugsweise der Dichter der Grazien ge¬ nannt ward. Er schrieb größere und kleinere Romane, scherzhafte Er¬ zählungen in Prosa und Versen, philosophische und ästhetische Ge¬ spräche, Gedichte, Übersetzungen und Abhandlungen. Am berühmtesten ist sein reizendes Gedicht „Oberon" geworden. Die späteren Jahre seines Le¬ bens, welche er in Weimar im Verein mit Herder und Goethe verlebte, gehörten der Übersetzung des Lucian und Horaz, der Briefe des Cicero und — Shakespeare, welchen in unsere Sprache eingeführt zu haben Wieland der erste Dank gebührt. Auf dem wohlvorbereiteten Boden trat fast zu gleicher Zeit, mitten unter die in Sinnen und Gefühlen geistreich und regsam spielende, nichts¬ destoweniger völlig zersplitterte Schaar, gleich einem glänzend zum Streit gerüsteten Helden, fest, kühn und wahr bis auf den tiefsten Grund der Seele, Lessing, der rechte Anfänger und Vollender der neuen Bildung, der sich in dem Geschäfte, die Nation von dem zu befreien, was auf die Keime ihrer Bildung drückte, nicht durch den Widerstand seiner Eltern, seiner Freunde, seines Volkes selber irren ließ, und seine Thätigkeit von Erfolgen gekrönt sah, die wir mit Dankbarkeit und Freude nach einem Jahrhundert überblicken. Gotthold Ephraim Lessing, Predigersohn aus Camenz in der Lausitz (1729—1781), war das neugestaltende Talent des Jahr¬ hunderts. Energisch und rücksichtslos gegen sich selbst, wie gegen die Lin¬ deren, ohne Ansehen der Person, mit einem Scharfblick, einer Form¬ gewandtheit und einer geraden und aufrichtigen Gedankenschärfe, welche in ihrer Art ganz unerreicht geblieben ist, sichtete er, was vorhanden war, bereitete prophetischen Geistes vor, was werden sollte. Er verwarf alles Nutzlose, schonte das Brauchbare, lenkte Zweifelhaftes auf die richtige Bahn. Nichts entging ihm; sein Forscherblick war allenthalben thätig, und so übermächtig war dieser Trieb in ihm, daß er selbst das große Wort aussprach: „Das Streben nach Wahrheit macht den Menschen zu dem, was er sein soll, nicht die Wahrheit selbst. Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit und in seiner Linken den einzig inneren regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatz, mich immer und ewig zu

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