Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

Stenzler, Rudolf; Lindner, Franz; Landwehr, Hugo

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN630626928

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-6817750

Title:: Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen

Shelfmark:: HCG-II 16(1,1892)

Author:: Stenzler, Rudolf
Lindner, Franz
Landwehr, Hugo

Place of publication:: Berlin

Publisher:: Mittler

Document type:: Monograph

Collection:: History textbooks,imperial Germany

Publication year:: 1892

Edition title:: 2. u. 3. Tsd.

Scope:: IX, 181 S.

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Subtitle:: für die unteren Klassen höherer Lehranstalten

Chapter

Title:: Erster Abschnitt: Lehrstoff für die Sexta

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: III. Preußen zu einer europäischen Großmacht erhoben

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

42 III. Preußen zu einer europäischen Großmacht erhoben. Friedrich Wilhelm König in Preußen vom 25. Februar 1713 bis zum 31. Mai 1740, Als er im 25. Lebensjahre die Regierung übernahm, ging soeben im Südwesten Europas ein vierzehnjähriger Krieg zu Ende, während die Völker im Nordosten — auch bereits seit dem Anfange des Jahr- Hunderts unter Waffen — einander weiter bekämpften. In Frankreich herrschte noch der prachtliebende König Ludwig XIV.; sein üppiges Hofleben ahmten die meisten Fürsten Europas nach. Friedrich Wilhelm aber haßte jeden Prunk und führte sogleich einen sehr sparsamen, schlicht-bürgerlichen Haushalt bei sich ein, zumal Preußens Geld- mittel völlig erschöpft waren. Mit ganzer Kraft arbeitete er darauf hin, die leere Staatskasse wieder zu füllen und den Wohlstand seines Volkes zu sichern. Dabei machte er sich und anderen das Leben nicht leicht; aber welche Erfolge hat er auch erzielt! Mit der größten Einschränkung und Genauigkeit wirtschaftete er in seinem Staatswesen. Die Aus- gaben durften nie die Einnahmen übersteigen; darüber hatten eine von ihm sehr geschickt eingerichtete Oberbehörde, das General-Direktorinm, die heutige Ober-Rechnungskammer, und die Kammern zu wachen. Die Berichte und Rechnungen prüfte er auch selbst genau bis ins kleinste, und wehe den Lässigen oder Ungetreuen unter seinen Beamten! Alles mußte auf „Heller und Pfennig" stimmen. So gewann er für seine Zwecke das nötige Geld. Die Säulen des Staates aber, die er festigen und stützen müßte, waren in seinen Augen der Soldat, der Acker- bauer und der Handwerker. Er wußte, daß sein Ansehen bei den übrigen Herrschern von der Zahl seiner „Bajonette" abhing. Deshalb brachte er sein Heer von 38 000 Mann allmählich bis ans 80 000 Mann. Diese waren gut be- kleidet und bewaffnet und vorzüglich ausgebildet. Ihr Lehrmeister war der König selbst und neben ihm „der alte Des sauer". Die lieben „blauen Kinder", die Grenadiere und Musketiere des Königs, wurden in scharfer Zucht gehalten und im Gleichschritt, im Gebrauch des eisernen Ladestockes und des Bajonetts, vor allem im Feuern so gedrillt, daß sie für eine Mustertruppe in ganz Europa galten. Zum nicht geringen Teil waren sie Landeskinder; denn jedem Regiment wies der König einen einheimischen Kanton oder Werbe- und Aushebungsbezirk zu. Seine Offiziere nahm er aus dem Adel des Landes und erzog diesen so zum Dienste für „König und Vaterland". Alle Offiziere ernannte er selbst, trug stets Uniform und sah sich als ihren Kameraden an. Ein

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