Kleine Lebensbilder berühmter Männer für den geschichtlichen Unterricht

Neuhaus, Johann C.

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN63188128X

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-6926148

Title:: Kleine Lebensbilder berühmter Männer für den geschichtlichen Unterricht

Shelfmark:: HCG-II 47(1,1886)

Author:: Neuhaus, Johann C.

Place of publication:: Düsseldorf

Publisher:: Schwann

Document type:: Monograph

Collection:: History textbooks,imperial Germany

Publication year:: 1886

Scope:: 156 S.

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Subtitle:: in den beiden unteren Klassen der höheren Lehranstalten

Binder

Document type:: Monograph

Structure type:: Binder

§ 9. Karl der Große. 11 'Ehrennamen Bonisar ins, d. h. Wohlthäter. Am liebsten weilte er im Kloster Fulda, das er in tiefer Waldeseinsamkeit selbst errichtet hatte. 3. Sein Tod. Im Alter von 74 Jahren trieb ihn seine Sehnsucht noch einmal zu dem noch heidnischen Friesenvolke, bei dem er seine Missionsthätig¬ keit begonnen hatte. — Auch hier war die Zahl derer groß, die er für das Evangelium gewann. Zum Pfingstfeste hatte er die Neubekehrten zu sich ge laden; da überfiel ihn plötzlich eine Schar wilder Heiden. Er verbot den Seinen die Gegenwehr, indem er sprach: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, lasset ab vom Kampfe! Hoffet auf den Herrn, der eure Seelen erretten wird!" Er erlag den Streichen der ergrimmten Feinde. Sein Leichnam wurde, seinem Wunsche gemäß, in Fulda beigesetzt. (755). 8 9. Karl der Grotze. 1. Pipin der Kurze. Auf Karl Martell folgte in der Würde eines fränkischen Hansmeiers sein Sohn Pipin, der wegen seiner kleinen Gestalt der Kurze genannt tvurde. Der Frankenkönig ans Chlodwigs Geschlecht küm¬ merte sich gar nicht um die Regierung. Da ließ Pipin bei dem Papste an¬ fragen: „Wer verdient den Namen des Königs, der. welcher sorglos daheim sitzt, oder der, welcher die Last der Regierung trägt?" Der Papst antwortete, wie Pipin erwartet hatte:.„Der soll die Krone tragen, der regiert." Da ließ Pipin dem Könige die langen Locken, das Zeichen seiner Würde, abscheren und ihn in ein Kloster stecken. Er. selbst aber setzte sich die Krone ans und wurde von den Franken als König anerkannt. Aus Dankbarkeit verlieh Pipin dem Papste ein Stück Land mit Nom und Ravenna, das er den Langobarden ent¬ rissen hatte. Das ist der Anfang des Kirchenstaates. Pipin starb 768, ihm folgte sein Sohn 2. Karl der Große. Er maß sieben seiner eigenen Fußlangen und besaß ungeheure Kraft, so daß er ein Hufeisen ohne große Anstrengung zerbrach. Seine großen Augen blickten wohlwollend, konnten aber im Zorn förmlich Blitze schleudern. Seine Haltung war würdevoll, seine Sprache klar und voll¬ tönend. Ausländische, prunkende Kleidung war ihm verhaßt; am liebsten trug er Kleider aus Stoffen, die seine Gemahlin und feine Töchter gesponnen hatten. Wenn seine Höflinge in seidenen Gewändern bei ihm erschienen, so verspottete er sie und zeigte ihnen wohl auch durch eine wilde Jagd im dichtesten Wald- .gestrüpp, daß seine einfache Kleidung, ans Leinen gefertigt, die brauchbarere sei. — Aber bei feierlichen Gelegenheiten erschien er in voller Majestät mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte und einem Talare, der mit goldenen Bienen übersät war. — Seine große Körperkraft erhielt er sich bis in sein Alter durch große Mäßigkeit im Essen und im Trinken und durch körperliche Übungen, wie Reiten, Fechten, Baden und Schwimmen. — Seine Frömmigkeit trieb ihn täglich mehrmals in die Kirche, wo er andächtig an dem Gottesdienste teilnahm. Kein Armer flehte ihn ver¬ gebens um ein Almosen an, und Gerechtigkeit gewährte er jedermann. 3. Sachseukricge. An der Grenze des Frankenreiches, von der Elbe bis über die Weser hinaus, wohnten die noch heidnischen Sachsen.. Sie waren für Karl schlimme Nachbarn, da sie oft raubend und plündernd in sein Land ein¬ fielen. Er beschloß darum, dies Volk zu unterwerfen und zum Christentume zu bekehren. Im Jahre 772 zog er gegen sie, eroberte die den Sachsen als sichere Zuflucht dienende Eresbnrg und zerstörte ihr größtes Heiligtum, die Jrmensäule. Obgleich sie sich nun unterwarfen und um Frieden baten, auch

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