Diesterwegs Realienbuch

Schulze, Otto; Herrmann, Fritz; Hupfeld; Plönnigs, A.; Stridde, H.

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN666310602

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-5021939

Title:: Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens

Shelfmark:: HK-II 24(1,1875)

Author:: Weber, Georg

Place of publication:: Berlin

Publisher:: Brigl & Lobeck

Document type:: Monograph

Collection:: History textbooks,imperial Germany

Publication year:: 1875

Scope:: XXXII, 164 S. : Ill.

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Chapter

Title:: II. Innere Zustände

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: Staats- und Lebensordnungen der Germanen

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: Hof und Feldmark

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

wollten,- sie lebten mit ihm auf friedlichem Fuße und kamen demütigst seinen Befehlen nach. Deshalb lebte varus in größter Sorglosigkeit. Gin Jüngling aber von edlem Geschlecht, tapferer Hand, schnellem Sinn, gewandtem Geist, mit Namen Nrminius, ein Sohn des Segimer, eines Surften des Stammes der Cherusker, ein Jüngling, aus dessen Untlitz und Rügen Zeuer leuchtete, benutzte die Sorglosigkeit des varus. Mit schwerer Sorge sah er, was seinem Volke drohte, und er faßte den Plan, es von römischer Knecht¬ schaft zu befreien. Er hatte die Nömer auf manchem früheren Kriegszuge be¬ gleitet, und außer dem römischen Bürgerrechte hatte er den Bang eines römi¬ schen Hitlers inne; die Feinde sogar rühmten seine Tapferkeit und seine Klug¬ heit. Jetzt nun dachte er: wir müssen den Feind überlisten, ihn in einen Hinter¬ halt locken und zwischen Sumpf und Wald ihn vernichten,- doch müssen wir ihm die Freundschaft zum Schein bewahren und ihn glauben lassen, wir gehorchten ihm gern und willig. Zuerst nur weihte er wenige, bald mehrere seiner Genossen in seinen Plan ein, von Stamm zu Stamm ging heimlich die Runde. Zeit und Ort des Über¬ falls wurden bestimmt, über da fand sich unter den Germanen ein Verräter: der Schwiegervater des Rrmin, Segestes, verriet dem varus den Plan, obwohl ihn seine Tochter, Thusnelda, Rrmins Gemahlin, davon abhielt und mit grimmigem haß bedrohte. Zum Glück glaubte varus dem Legest nicht und blieb auch fernerhin sorglos und unbedacht. Ruf Verabredung empörte sich eine der entferntesten Völkerschaften. So¬ fort brach varus mit seinem ganzen Heer auf, und so sicher fühlte er sich, daß sein Heer nicht geordnet, sondern mit wagen und Unbewaffneten untermengt dahinzog. Die verschworenen begleiteten ihn eine Strecke, blieben dann aber zurück. Tief im Teutoburger Walde fielen die Germanen über das römische Heer her. Ein heftiger Regen und Sturmwind erschwerte den Römern das Rümpfen noch mehr, und der Boden, der schlüpfrig geworden war, machte ihre Tritte unsicher. Drei Tage dauerte das worden und Schlachten. Furchtbar sausten die germanischen Streitäxte auf die Römer nieder. Rur wenige entkamen, varus, aus Furcht, lebendig gefangen zu werden, stürzte sich in sein eigenes Schwert, viele Führer folgten seinem Beispiele, denn an Flucht war nicht zu denken. Furchtbar war die Rache der Germanen, viele der vor¬ nehmsten Römer wurden gefangen. Männer, die gehofft hatten, dereinst in Rom an erster Stelle stehen zu können, mußten als Hirten oder Feldarbeiter Sklavendienste verrichten. Um schlimmsten erging es den römischen Richtern. „Vas tapferste aller Heere, das an Wanneszucht, Stärke und Rriegserfahrung die erste Stelle in der römischen Streitmacht einnahm, wurde durch die Watt¬ herzigkeit des Führers, durch die Treulosigkeit der Freunde und die Ungunst des Geschickes hingeschlachtet", so sagten die Römer. Die Germanen aber jubelten,- ihr Land war aus der Gewalt der Römer errettet. Die Nachricht von der Vernichtung des varus rief in Rom Schreck, Be¬ stürzung und Furcht hervor. Oie Furcht war unbegründet, denn die Germanen hatten nur daran gedacht, ihr Land von dem römischen Joch zu befreien. Oie Verfolgung nahmen sie nicht weiter auf. Uugustus aber rief voll Verzweiflung aus: „varus, varus, gib mir meine Legionen wieder!" Sechs Jahre nach der Niederlage kam unter Germanikus ein neues Römerheer in die Schlachtgegend und bestattete die bleichenden Gebeine der Gefallenen. Ruch manchen Sieg erfocht er über die Germanen, trotzdem aber war es mit der römischen Herrschaft aus.

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