Württembergisches Realienbuch

Bibliographic data

Monograph

Persistent identifier:: PPN792645294

URN:: urn:nbn:de:0220-gd-13117669

Title:: Württembergisches Realienbuch

Shelfmark:: RDH-II 2(1,09)

Place of publication:: Stuttgart

Publisher:: Bonz

Document type:: Monograph

Collection:: Textbooks for study of the natural and cultural world (Realienkunde),imperial Germany

Publication year:: 1909

Edition title:: Große Ausg.

Scope:: VI, 458 S.

Copyright:: Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung

Language:: German

Subtitle:: bearbeitet auf Grund des Lehrplans für die württembergischen Volksschulen

Chapter

Title:: Geographie

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

Chapter

Title:: IV. Die außerdeutschen Länder Europas

Document type:: Monograph

Structure type:: Chapter

— 48 - noch heidnischenPreußen abgesandt, welche durchsienach 50jährigem Kampfe unterworfen und zum Christentum bekehrt wurden. Neben dem neuen Stand der Ritter bildete sich gleichzeitig noch ein anderer neuer Stand: der B ü r g e r st a n d in den Städten. Dieser Stand entwickelte sich am frühesten in den großen Bischofsstädten am Rhein und im Donaugebiet. Die Bürgerschaft erwuchs aus den Dienstleuten des Bischofs. Den Hauptbestandteil bildeten die Handwerker; dazu kamen dann viele Landbewohner, welche, namentlich um der vielfachen Bedrückung sich zu entziehen, in die Städte flüchteten. Wenn es Unfreie waren, konnten sie zwar — wenigstens im ersten Jahr — von ihrem Herrn zurückgefordert werden. Aber allmählich drang derGrundfatz durch :„DieLuft in den Städten macht frei. So bildete sich in den Städten, teils aus freien, teils aus unfreien Elementen, ein neuer Stand: der Bürgerstand. Die Regierung über die Stadt führte zuerst ein von dem Stadtherrn (in der Regel einem Bischof) eingesetzter „Rat". Später erlangten allmählich die Bürger das Recht, sich selbst diesen Rat zu wählen. An der Spitze desselben stand ein (oder zwei) Bürgermeister. Die Gerichtsbarkeit in der Stadt wurde ursprünglich von einem „Burggrafen" oder „Vogt" im Auftrag des Stadtherrn (Bischofs) geübt, später von dem „Schultheißen", der vom Rat erwählt wurde und die Belehnung mit dem Gerichtsbann vom König erhielt. 4. Gericht. Die frühere Verfassung der Grasen- oder Gaugerichte war nun vielfach durchbrochen durch die sog. Immunitäten, d. h. Befreiung von der gräflichen Gerichtsbarkeit. Solche Befreiung hatten namentlich die geistlichen Gebiete erlangt, in welchen dann die Gerichtsbarkeit durch den vom Bischof eingesetzten Vogt, statt durch den Grasen, geübt wurde. Aber auch in solchen weltlichen Fürstentümern, welche sich zu landesherrlicher Selbständigkeit herausgebildet hatten, entstanden nun an Stelle der Grafen¬ gerichte landesherrliche Gerichte oder Hofgerichte. Die Grafengerichte blieben namentlich im Herzogtum Sachsen bestehen als „Freigrafengerichte" oder „Freigerichte" (woraus sich dann später die „heimlichen" oder „Femgerichte" entwickelten). — Zu den früheren Strafen kam nun noch die Einkerkerung, indem solche Verbrecher, die unschädlich gemacht werden sollten, in Burgen oder Klöstern eingesperrt wurden. Die Todesstrafe wurde vielfach mit Martern verbunden und nahm die verschiedenen Formen des Hängens, Ent- Hauptens, Röderns, Verbrennens an. „Den Dieb soll man hängen. Alle Mörder und die den Pflug rauben oder Mühlen, Kirchen, Kirchhöfe(berauben)..., die soll man alle radebrechen,—Wer einen Mann erschlägt, fängt oder raubt, dem soll man das Haupt abschlagen. — Wenn ein Christenmann oder ein Christenweib ungläubig ist und mit Zauberei umgeht oder mitVergistung und dessen über-

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