Full text: [Teil 2 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 2 = Sexta, [Schülerband])

Horn: Der arme Musikant rc. v. Holleben: Deutscher Heldenmut zur See. 21 
Alles gab, und als dann der Herr das Geld abermals in des In¬ 
validen Sack geschüttet hatte, rief er: „Boucher lebe hoch!“ 
„Hoch! hoch! hoch!“ rief das Volk. Und der Invalide faltete 
seine Hände und betete: „Herr, belohne du’s ihm reichlich!“ 
Und ich glaube, es gab an diesem Abend zwei Glückliche 
mehr in Wien. Der eine war der Invalide, der nun seiner Not 
enthoben war, und der andere war Boucher, dem sein Herz ein 
Zeugnis gab, um das man ihn beneiden möchte. 
Wir aber sagen: Hut ab vor dem Boucher, und wenn er 
auch tausendmal ein Franzose war! 
\2+ Deutscher Heldenmut zur Lee. 
v. Ho lieben. Aus „Beiträge zu Lesebüchern". Berlin. 
1. Der Untergang des Kanonenbootes „Iltis". 
In den fernsten Meeren, bei Tage und bei Nacht, in Regen und 
Sturm muß der Seemann seine Wege auf dem pfadlosen Ozean finden. 
Er wird von jung auf an die Gefahren des Meeres gewöhnt. Er 
lernt, mit Erfolg ihnen zu trotzen; wenn sie aber vernichtend über ihn 
hereinbrechen, wenn Wogen und Klippen sich stärker erweisen als er 
und sein Schiff, dann weiß der deutsche Seemann in seinem Pflicht¬ 
bewußtsein, in seiner Treue zum Kaiser und zum Vaterlande mit Ent¬ 
schlossenheit und Mannesmut selbst das Schwerste zu erleiden. 
Am 23. Juli 1896 hatte das deutsche Kanonenboot „Iltis" den 
chinesischen Hafen Tschifu verlassen und steuerte südlich. In der Nacht 
wurde das Schiff vom Sturm erfaßt, durch Strömung und Wind zu 
nahe ans Land geführt und endlich auf die Felsen der Lan-Kau-Bai 
geworfen. Es war um 11 Uhr, die Nacht war schauerlich. Eure 
Windbö jagte die andere, und der Sturm steigerte sich zum Orkan. 
Soweit das Auge der Schiffbrüchigen reichte, war nichts anderes zu 
erblicken als ein feuriger Gürtel der an den Felsen brandenden Wogen. 
Die Maschine versagte beim ersten Anprall auf die Klippen, an eine 
Rettung der Mannschaft durch Leute vom Lande, an ein Retten durch 
die eigenen Boote war kaum zu denken. Die Lage war verzweifelt; 
die schweren Grundseen hoben und senkten das Schiff, es jedesmal 
wieder mit erschütterndem Krachen auf die Felsen niederschmetternd. 
Stützen und Balken bogen sich, die Verbindungen lösten sich und zer¬ 
rissen, und bald war das schöne Schiff ein hilfloses Wrack, in das die 
Fluten ungehindert eindrangen. Als das Schiff in der Mitte aus¬ 
einander zu bersten drohte, versammelte der Kapitänleutnant Braun 
zum letzten Male seine Mannschaft um sich. Seine Worte überhallten
	        
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