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hieß, seine Schwadronen zum Siege. Jeder Zoll ein Kriegsmann, dieser
Neffe Wilhelms I. Erst zwanzigjährig hatte er sich als Hauptmann in den
Gefechten des ersten schleswigschen Feldzuges durch persönlichen Mut aus¬
gezeichnet; ein Jahr darauf ward er als Major an der Spitze seiner Husaren
im badischen Aufstande schwer verwundet; aber aus wars noch lange nicht
mit ihm. Als 1864 der zweite Krieg um Schleswig-Holstein entbrannte,
übernahm der Prinz, jetzt General der Kavallerie, den Oberbefehl über die
preußischen Truppen: unter seiner Führung gingen sie über die Schlei,
erstürmten sie in zwei Stunden die als uneinnehmbar geltenden Düppler
Schanzen, entrissen sie den Dänen die Insel Alsen.
Zwei Jahre später brach zwischen Preußen und Österreich der
Entscheidungskampf um die Herrschaft in Deutschland aus. Da war es
wiederum Prinz Friedrich Karl, der seine Brandenburger, Pommern und
Sachsen in sicherer Führung an den Feind brachte und ihn Schlag auf
Schlag gegen Königgrätz zurückdrängte. Obgleich die Flügelarmeen der
Preußen noch nicht heran waren, erwirkte sich der Prinz vom König Wilhelm
die Erlaubnis hier den doppelt überlegnen Feind in der Front anzugreifen;
zehn Stunden lang hielten seine Truppen den Andrang der Österreicher aus,
bis endlich die Armee des Kronprinzen diesen in die Flanke fiel und den
heißen Kampf in einen glänzenden Sieg verwandelte.
Im großen Kriege gegen Frankreich vertraute König Wilhelm seinem
erprobten Neffen das Kommando der zweiten Armee an. Als alles darauf
ankam, das Heer des Marschalls Bazaine nicht von Metz entrinnen zu
lassen, hielten Prinz Friedrich Karls preußische Garde, Brandenburger,
Sachsen und Hannoveraner sie in blutigem Ringen bei Vionville fest, und
der opferreiche Sieg bei Gravelotte vollendete die Einschließung der Riesen¬
festung. Mit zwei Armeen hielt der eiserne Prinz sie umklammert, bis
ihr Widerstand gebrochen war und die frühere deutsche Reichsstadt am
^.Oktober 1870 kapitulierte. 180000 Gefangene, 1400 Geschütze, 53 Adler,
und Fahnen waren die Beute des Siegers. König Wilhelm lohnte den
Prinzen für diesen in der Geschichte unerhörten Erfolg dadurch, daß er ihn
zum Generalfeldmarschall ernannte. Als solcher siegte Friedrich Karl
über die starken Heere der Französischen Republik an der Loire und
zertrümmerte ihren letzten Widerstand in den Gefechten bei Le Mans. Es
war dem ruhmgekrönten Feldherrn vergönnt, der Kaiserkrönung seines
erhabnen Oheims in Versailles beizuwohnen und noch die ersten Friedens¬
jahre des neuen Deutschen Reiches, das er hatte begründen helfen, zu
erleben, bis ihn im Jahre 1885 ein zu früher Tod hinwegraffte. Mit
ihm ist einer der würdigsten Vertreter des mannhaften Hohenzollern-
geschlechts dahingegangen.