Full text: Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen

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Wenn bei dergleichen Bildnissen und Reliquien zuweilen Wun¬ 
der geschehen (wie selbst die heilige Schrift davon mehrere Beispiele 
liefert), so glaubt die Kirche aber nicht, daß dabei die wirkende 
Kraft in dem vergänglichen Gegenstände zu finden sei; vielmehr 
sucht und glaubt sie dieselbe in dem immerfort und überall segnenden 
Walten des allmächtigen Gottes, der schon bei Lebzeiten der 
Heiligen dieselben würdigte, Werkzeuge Seiner väterlichen Segnungen 
zu sein, und der sie auch nach ihrem zeitlichen Tode oft noch auf 
gleiche Weise ehret und Sich selbst durch sie auf Erden fortwährend 
verherrlichen will. 
Wir blicken auf die Heil'gen hin, 
Bewundern ihren Hohen Sinn, 
Erwägen ihre Werke, 
Wie ihres Muthes Stärke. 
Für Wahrheit floß ihr edles Blut; 
Auch uns sei Wahrheit höchstes Gut, 
Nach ihr nur laßt uns streben, 
Wie sie der Tugend leben! 
21. Die Verfassung der katholischen Kirche im 
Allgemeinen und insbesondere in Preußen. 
Nachdem der Heiland das Werk der Versöhnung vollbracht — 
das Reich der Wahrheit und Gnade gestiftet hatte, kehrte Er selbst 
zum Vater im Himmel zurück, von dem Er ausgegangen war. Sein 
Werk aber sollte bis zum Ende der Zeiten auf Erden bleiben und 
das ganze Menschengeschlecht von Irrthum und Sünde befreien und 
für den Besitz der ewigen himmlischen Seligkeit befähigen. Darum 
stiftete Er die Kirche als diejenige Anstalt, welche fort und fort den 
Menschen Seine Wahrheit und Gnade darbieten und zu einem heili¬ 
gen, den Forderungen des Evangeliums gemäßen Lebenswandel die 
Gläubigenführen soll, und schuf in ihr folgende, zur Lösung ihrer 
Ausgabe Whige Einrichtung. Er ordnete erstlich ein Lehr-, 
Priester- und Vorsteher-Amt an. „Mir ist alle Gewalt ge¬ 
geben" — so sprach Er zu den Aposteln — „im Himmel und auf 
Erden. Gehet hin und lehret alle Völker, taufet sie im Namen des 
Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie alles 
halten, was ich euch geboten habe. Sehet, ich bin bei euch, alle Tage, 
bis ans Ende der Welt. — Friede sei mit euch! Wie mich der Vater 
gesandt hat, so sende ich euch! Nehmet- hin den heiligen Geist! 
Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen, und welchen 
ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." (Math. XXvill. 18.—20-, 
Joh. XX. 21.—23.) — Dann wählte Er Einen, den heiligen Pe¬ 
trus, aus den Aposteln aus und setzte diesen zum Obervorsteher 
und Oberhaupte der ganzen Kirche. „Du bist Petrus," so sagte 
Er zum Simon Petrus, „und aus diesen Felsen will ich meine Kirche
	        
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