Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

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werden auch wir es als eine Fügung Gottes erkennen, wenn ein 
unvorhergesehener Umstand den Verbrecher zum Geständnisse 
bringt. Der erzählte Fall ist aber gewiss einer der merkwür¬ 
digsten, da hier so manches zusammentraf, was mit voller Ge¬ 
walt eines göttlichen Ausspruchs wirken musste, wenn wir auch 
dabei an Salomo’s Worte erinnern : ,,Böses Gewissen versiebet 
sich immer des Aergsten/‘ f. w. Gubitz. 
38. Das Samenkorn. (Parabel.) 
38. „O sieh, lieber Vater!" rief Konrad, auf eine Kornstaude 
deutend, welche aus einem Samenkorne emporgewachsen, sechs kräf¬ 
tige Aehren getrieben hatte. „Wie viel Segen kann ein einziges 
Körnlein verbreiten! Wir achten es kaum, und wandeln oft gedan¬ 
kenlos darüber hin, und doch ist jedes Korn ein reiches Geschenk 
Gottes, in dem eine ganze Ernte enthalten ist." 
„So ist es, mein Sohn!" erwiederte der Vater. „Gott hat allem 
Nützlichen und Guten einen besondern Segen gegeben. Er schreitet 
unsichtbar durch unsere Felder dahin und schafft, daß die jugendliche 
Saat gedeihe, und daß das tägliche Brod nie fehle den fleißigen 
Menschen. Und wie er sorgt für das Leibliche, so hat er seinen Blick 
mit doppelter Sorgfalt auf den Geist, den viel wichtigern Theil des 
Menschen gerichtet. Auch für diesen gibt es ein Samenkorn, das hun¬ 
dertfältige Frucht zu tragen vermag. Es ist das lebendige Wort, das 
von oben kommt, und das den Menschen gegeben ward, um das 
Reich der Liebe und Wahrheit immer weiter zu verbreiten. 
O, mein Sohn, ein einziges Wort zu Gottes Ehte mit der Kraft 
des Glaubens gesprochen, eine einzige Liebesthat in seinem Geiste 
vollbracht, ist jenem Samenkorne zu vergleichen, und kann fortwuchern 
von Geschlecht zu Geschlecht. Wohl dem, dem es gelingt, die golde¬ 
nen Körner des Geistes, den köstlichen Samen edler Lehren zu streuen! 
Er mag die Früchte derselben hienieden schauen oder nicht: auch im 
Geheimen entfaltet sich der himmlische Segen. Einst aber wird alles 
offenbar werden; dann wird sie ihm entgegenwogen, die goldene Saat, 
die er gesäet, und Engel werden die Garben bringen, und Gott selbst 
wird sich seiner Ernte freuen." Agnes Franz. 
39. Der Werth des Menschen. (Parabel.) 
39. Sem, der Sohn Noah's, stand eines Tages mit aufgerich¬ 
tetem Antlitze, und schaute sinnend zur Sonne empor. Da trat Noah, 
sein Vater, zu chm und sprach: „Was siehest du?" Sem aber ant¬ 
wortete und sprach: „Ich betrachte jenes himmlische Wesen, welches
	        
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