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feindliche Gesinnung. Seitdem schlug sich Konrad überall zu den Gegnern
des Kaisers. Mehr als einmal ergriff er gegen ihn sogar die Waffen;
zuerst für seinen Oheim, den Grafen Gerhard, dann für seinen jungen
Better Konrad. Aber wie alle Feinde des Kaisers, erlag auch er und
mußte seine Schuld durch längere Verbannung büßen.
Vieles empfahl diesen Fürsten jetzt den Wählern. Seine Persön¬
lichkeit war imponierend, er stand in der Blüte des kräftigsten Mannes¬
alters und kannte das Leben. Er war ein Mann im vollsten Sinne
des Wortes; sein Blick war sicher, sein Wille unbeugsam, er konnte streng
bis zur Härte seilt; alle Menschenfurcht war ihm fremd. Eine starke
und leidenschaftliche Natur, hatte er doch in der Schule des Unglücks
Selbstbeherrschung und Fassung erlernt, ein festes Herz auch im Leiden
bewährt. Semen Mut und seine Tapferkeit hatte niemand je bestritten;
auf fein Wort ließ sich sicher bauen; freigebig war er bis zum Übermaß;
kurz in allen ritterlichen Tugenden fand man kaum seinesgleichen. Wie¬
viel die Geistlichkeit auch an seiner Ehe auszusetzen hatte, so wußte sie
doch, daß er in allen andern Dingen sich immer als ein getreuer Sohn
der Kirche gezeigt hatte; er hielt die Ordnungen derselben gewissenhaft
und übte fromme Werke. Wenn er die Künste der Herrschaft bisher
wenig getrieben hatte und an gelehrter Bildung den letzten Kaisern sehr
nachstand, so besaß er doch in hohem Maße natürlichen Scharfsinn, und
ein schlagendes Wort stand ihm stets zu Gebote. Was ihm zum Herrscher
fehlen mochte, schien in glücklichster Weise Gisela zu ergänzen. Sie kannte
von früh an die Höfe der Kaiser und Könige, war mit allen Staats¬
geschäften vertraut und besaß eine ungewöhnliche Bildung. Wir wissen,
daß sie an den wissenschaftlichen Bestrebungen in St. Gallen lebendigen
Anteil nahm und namentlich für die Werke des geistreichen Notker Inter¬
esse empfand. Im Überfluß erzogen, hing Gisela an dem Leben und
seinen Freuden; sie liebte Glanz und Ehre, aber mehr vollwichtigen
Ruhm als eitle Schmeichelei.
Vornehmlich war es Erzbischof Aribo von Mainz, der sich für den
älteren Konrat) erklärte. Seine Stimme galt für die erste und wichtigste
bei der Wahl und war um so einflußreicher, als feine sämtlichen Suffra-
gane treu mit ihm zusammenhielten. So schloß sich ihm Brun von
Augsburg an, der Bruder Heinrichs II.; so Eberhard von Bamberg,
der sein bedrohtes Bistum zu verteidigen hatte; so noch viele andere
mächtige und einflußreiche Fürsten ber Kirche. Nicht minder waren für
den älteren Konrab von Anfang an gestimmt bie meisten weltlichen
Fürsten, bie Luxemburger, bie unter Heinrich II. zu so großem An¬
sehen gebiehen waren; bie Babenberger, mit Gisela burch ihre zweite
Ehe verwanbt unb in bem obern Deutschlanb von ausgezeichneter Geltung;
viele sächsische Große, beuen Gisela in ihrer ersten Ehe besannt geworben