Object: Das Mittelalter (Bd. 2)

110 Mittelaller. 
feindliche Gesinnung. Seitdem schlug sich Konrad überall zu den Gegnern 
des Kaisers. Mehr als einmal ergriff er gegen ihn sogar die Waffen; 
zuerst für seinen Oheim, den Grafen Gerhard, dann für seinen jungen 
Better Konrad. Aber wie alle Feinde des Kaisers, erlag auch er und 
mußte seine Schuld durch längere Verbannung büßen. 
Vieles empfahl diesen Fürsten jetzt den Wählern. Seine Persön¬ 
lichkeit war imponierend, er stand in der Blüte des kräftigsten Mannes¬ 
alters und kannte das Leben. Er war ein Mann im vollsten Sinne 
des Wortes; sein Blick war sicher, sein Wille unbeugsam, er konnte streng 
bis zur Härte seilt; alle Menschenfurcht war ihm fremd. Eine starke 
und leidenschaftliche Natur, hatte er doch in der Schule des Unglücks 
Selbstbeherrschung und Fassung erlernt, ein festes Herz auch im Leiden 
bewährt. Semen Mut und seine Tapferkeit hatte niemand je bestritten; 
auf fein Wort ließ sich sicher bauen; freigebig war er bis zum Übermaß; 
kurz in allen ritterlichen Tugenden fand man kaum seinesgleichen. Wie¬ 
viel die Geistlichkeit auch an seiner Ehe auszusetzen hatte, so wußte sie 
doch, daß er in allen andern Dingen sich immer als ein getreuer Sohn 
der Kirche gezeigt hatte; er hielt die Ordnungen derselben gewissenhaft 
und übte fromme Werke. Wenn er die Künste der Herrschaft bisher 
wenig getrieben hatte und an gelehrter Bildung den letzten Kaisern sehr 
nachstand, so besaß er doch in hohem Maße natürlichen Scharfsinn, und 
ein schlagendes Wort stand ihm stets zu Gebote. Was ihm zum Herrscher 
fehlen mochte, schien in glücklichster Weise Gisela zu ergänzen. Sie kannte 
von früh an die Höfe der Kaiser und Könige, war mit allen Staats¬ 
geschäften vertraut und besaß eine ungewöhnliche Bildung. Wir wissen, 
daß sie an den wissenschaftlichen Bestrebungen in St. Gallen lebendigen 
Anteil nahm und namentlich für die Werke des geistreichen Notker Inter¬ 
esse empfand. Im Überfluß erzogen, hing Gisela an dem Leben und 
seinen Freuden; sie liebte Glanz und Ehre, aber mehr vollwichtigen 
Ruhm als eitle Schmeichelei. 
Vornehmlich war es Erzbischof Aribo von Mainz, der sich für den 
älteren Konrat) erklärte. Seine Stimme galt für die erste und wichtigste 
bei der Wahl und war um so einflußreicher, als feine sämtlichen Suffra- 
gane treu mit ihm zusammenhielten. So schloß sich ihm Brun von 
Augsburg an, der Bruder Heinrichs II.; so Eberhard von Bamberg, 
der sein bedrohtes Bistum zu verteidigen hatte; so noch viele andere 
mächtige und einflußreiche Fürsten ber Kirche. Nicht minder waren für 
den älteren Konrab von Anfang an gestimmt bie meisten weltlichen 
Fürsten, bie Luxemburger, bie unter Heinrich II. zu so großem An¬ 
sehen gebiehen waren; bie Babenberger, mit Gisela burch ihre zweite 
Ehe verwanbt unb in bem obern Deutschlanb von ausgezeichneter Geltung; 
viele sächsische Große, beuen Gisela in ihrer ersten Ehe besannt geworben
	        
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