Full text: Für die unteren Klassen höherer Lehranstalten, den Lehrplänen entsprechend (Teil 1, [Schülerband])

Deutsche Geschichte. Sagen, Anekdoten und Bilder. 275 
Am 11. Juni 1854 feierten der Prinz und seine Gemahlin das 
Fest ihrer silbernen Hochzeit. Unter den vielen Beweisen der Liebe 
und Anhänglichkeit, die ihnen bei dieser Veranlassung von nah und 
fern dargebracht wurden, verdient die ebenso sinnige als prachtvolle 
Ehrengabe der rheinischen Städte besondere Erwähnung. Sie 
bestand in einem Album, welches in silbernem, emailliertem Pracht¬ 
bande achtzig von den bedeutendsten Düsseldorfer Künstlern gemalte 
Blätter mit Darstellungen aus der Sage und Geschichte despoesie- 
und geschichtreichen Landes bis zu seinen Beziehungen zum Hohen- 
zollernhause enthält. 
Der schönen Feier folgten zwei andre frohe Familienereignisse. 
Um die Hand der lieblichen Prinzessin Luise bewarb sich der ritter¬ 
liche und stattliche Prinz Friedrich von Baden und verlobte sich nach 
erhaltener Einwilligung der hohen Eltern mit ihr zu Koblenz am 
29. September 1854. Prinz Friedrich Wilhelm aber begab sich im 
folgenden Jahre, begleitet von seinem ersten Adjutanten, dem 
Generalmajor von Moltke, nach Großbritannien und verlobte sich 
zu Balmoral in Schottland mit der Prinzeß Royal Viktoria von 
Großbritannien und Irland. 
Die Erkrankung König Friedrich Wilhelms IV. am 8. Oktober 
1857 setzte dem Aufenthalte des prinzlichen Paares in den Rhein¬ 
landen vorläufig ein Ende. Prinz Wilhelm wurde zur Übernahme 
der Regierung abberufen, die er zunächst als Stellvertreter seines 
königlichen Bruders, vom 7. Oktober 1858 aber selbständig mit dem 
Titel „Prinz-Regent" bis zum Tode des Königs führte. 
198. Die Erstürmung der Düppeler Schanzen. 
Ludw. Hahn, Geschichte unseres preußischen Vaterlandes 517. 
Die Erstürmung der Düppeler Schanzen war auf den 18. April 
angesetzt. Schon mehrere Tage zuvor waren die sechs Sturm¬ 
kolonnen, die das Unternehmen ausführen sollten (je eine Kompagnie 
von jedem Bataillon Infanterie), ausgelost worden. Die Mann¬ 
schaften, die der gefahrvollen Ehre teilhaftig werden sollten, hatten 
sich dazu durch den gemeinsamen Genuß des heiligen Abendmahls 
in ernster Weise vorbereitet. Am frühen Morgen rückten sie in die 
dritte Parallele. Um 4 Uhr früh begann ein neues Bombardement 
aus allen preußischen Batterien; um 10 Uhr sollte der Sturm be¬ 
ginnen. Zehn Minuten vorher trat ein Feldgeistlicher an die Sturm¬ 
kolonnen und hielt an diese eine einfache, aber ergreifende An¬ 
sprache, der alle mit entblößtem Haupte und Tränen in den Augen 
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