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Dritte Abteilung.
In gestrecktem Galopp eilte jetzt der König vom Roskoberge
hinunter auf Sadowa zu, um durch dieses Dorf auf die jenseitigen
Höhen zu gelangen, mutzte aber, da der Weg durch Munitionswagen
und Verwundete verstopft war, nach Osten ausbiegen, überschritt
dann die Bistritz, die Königgrätzer Chaussee und gelangte bei Langenhof
vorbei auf das flache Plateau von Stresetitz. Hier nun war es,
wo unter den Augen des Königs auf einem Gefechtsfelde von kaum
3000 Schritt Breite einer der grotzartigsten Reiterkämpfe ausge-
fochten wurde. Achtzig österreichische und preutzische Schwadronen
matzen sich miteinander. Weithin war die Ebene erfüllt von den
kaiserlichen Kürassieren in ihren malerischen weitzen Mänteln. Wie
mächtige Flutwellen wirbelten die Geschwader eine Zeitlang bald
vor-, bald rückwärts durcheinander. Ihre geschwungenen Waffen
blitzten im Sonnenschein, die Erde bebte unter den Hufen ihrer
Rosse, und überall bliesen die Trompeter zum Einhauen. Die
österreichischen Regimenter wurden gezwungen, hinter ihre Artillerie
und Infanterie Zurückzugehn, was zum Teil in so gewaltsamer
Weise geschah, datz es nicht wenig zum Beginn der Flucht des
Feindes beitrug.
Inzwischen war der König von Stresetitz nach Bor zu geritten,
überall jubelnd begrützt von den siegreichen Truppen. Bei Bor
aber kam der König in das volle Granatfeuer der den Rückzug
deckenden österreichischen Batterien. Graf Bismarck bat ihn deshalb
dringend, er möge sich nicht so grotzer Gefahr aussetzen, da die Schlacht
ja doch schon entschieden sei und das Vorgehen des Königs hier
keinen Nutzen mehr gewähren könne. „Als Major freilich, sagte
der Graf, habe ich kein Recht, Ew. Majestät auf dem Schlacht¬
felde Rat zu erteilen; aber es ist meine Pflicht als Ministerpräsident."
„Ja, erwiderte der König lächelnd, wo kann ich denn auf einem
Schlachtfelde hinreiten, wenn ich den Granaten aus dem Wege
gehn soll?" Indes folgte der König dem wohlbegründeten Rate,
indem er den Weg nach Rosnitz einschlug, von Rosnitz aber nördlich
um das Dorf Wsestar herumritt, woselbst ihm ein über 2000 Mann
starker Gefangenentransport begegnete. Bei Wsestar befand sich
der König allerdings autzerhalb des Bereiches der Granaten; aber
er vermochte auch die Verfolgung nicht mehr zu übersehen und
sprengte deshalb, zur Besorgnis seiner Umgebung, unoerweilt
und geradeswegs wieder nach Bor zu, wo er den Befehl betreffs
der Lagerung der Truppen und der Verfolgung des Feindes erteilte.
Indessen war es Abend geworden; es fing an zu dunkeln;