B. Voesie.
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Epische Dichtung.
EIIIIIIII
100. Die Mauer und der Epheu.
Die Mauer sprach zur Epheuranke: Die Epheuranke sprach dagegen:
„Verpflichtet bin ich dir zum Danke; „Ich danke dir noch reichern Segen;
Du schmückst mich hold mit grünem Laube.“ Denn ohne dich kröch' ich im Staube.“
J. Sturm. Spiegel der Zeit in Fabeln. 1872. S. 33.
101. Zeder und Dornbusch.
1. Die Zeder hatte hoch das Haupt erhoben
Und blickte auf den Dornbusch stolz von oben;
Der aber gab nicht Raum dem gift'gen Neid
Und trug in Demut still sein dürftig Kleid.
2. Da kam ein Tag, an dem Jehovah ehrte
Den Busch, der keines eignen Ruhms begehrte:
Auf Horeb stand er, heil'gem Dienst geweiht,
Umflammt von lautrer Gottesherrlichkeit.
J. Sturm. Spiegel der Zeit in Fabeln. 1872. S. 56.
102. Die alte Dorflinde.
Die Linde war des Dorfes Zier,
Wer aber fragte viel nach ihr?
Es lobte sie nur dann und wann
Vorübergehnd ein Wandersmann.
Da riß ein Sturm den Baum entzwei;
Nun gab's im Dorf ein Wehgeschrei,
Und alles pries, man glaubt es kaum,
Aus vollem Hals den toten Baum.
J. Sturm. Svpiegel der Zeit in Fabeln. 1872. S. 70.