296
127. Erklärung zweier Sprichwörter.
formen. Wer also Eisen schmieden will, der muß dies thun, wenn
es glüht; sobald es wieder abgekühlt ist, wird es hart und unbiegsam
wie vordem. Das Sprichwort will aber nicht bloß eine Regel für
Schmiede sein, es hat auch einen allgemeinen Sinn. Wie der Schmied
den rechten Zeitpunkt für das Schmieden wohl beachten soll, damit
das Eisen sich seinem Willen füge, so ermahnt das Sprichwort jeden,
bei allen seinen Geschäften und Arbeiten den rechten Augenblick zur
Ausführung nicht vorübergehen zu lassen, damit er sich nicht hernach
vergebens abmühe und vielleicht gar nichts erreiche. Will ein Schisser
mit seinem Schiffe aus dem Hasen fahren, so soll er es bei günstigem
Winde thun. Der Baum wird leicht gebogen, solange er noch zart
ist. In den jungen Jahren bietet sich uns am meisten Gelegenheit
zum Lernen, darum frisch und flugs in der Jugend gearbeitet.
Nicht immer freilich ist der geeignete Zeitpunkt leicht zu erkennen.
Da heißt es denn nachdenken und aufmerken. Glauben wir aber
nach reiflicher Überlegung den rechten Augenblick zum kräftigen Handeln
erfaßt zu haben, dann müssen wir auch vorwärts gehn. „Frisch ge-
wagt, ist halb gewonnen." ^ 3