151. Illärchen vom ülummeliee.
«m Mummelsee*, int dunkeln See,
Da blühn der Lilien viele;
Sie wiegen sich, sie biegen sich,
Dem losen Wind zum Spiele.
Doch wenn die Nacht herniedersinkt,
Der volle Mond am Himmel blinkt,
Entsteigen sie dem Bade
Als Jungfern ans Gestade.
2. Es braust der Wind, es saust das Rohr
Die Melodie zum Tanze;
Die Lilienmädchen schlingen sich
Als wie zu einem Kranze
Und schweben leis umher im Kreis,
Gesichter weiß, Gewänder weiß,
Bis ihre bleichen Wangen
Mit zarter Röte prangen.
3. Es braust der Sturm, es saust das Rohr,
Es pfeift im Tannenwalde,
Die Wolken ziehn am Monde hin,
Die Schatten auf der Halde;
Und auf und ab, durchs nasse Gras
Dreht sich der Reigen ohne Maß,
Und immer lauter schwellen
Ans Ufer an die Wellen.
4. Da hebt ein Arm sich aus der Flut,
Die Riesenfaust geballet,
Ein triefend Haupt dann, schilfbekränzt,
Vom langen Bart umwallet,
Und eine Donnerstimme schallt,
Daß im Gebirg es widerhallt:
„Zurück in eure Wogen,
Ihr Lilien ungezogen!"
5. Da stockt der Tanz, die Mädchen schrein
Und werden immer blässer:
„Der Vater ruft! puh! Morgenluft!
Zurück in das Gewässer!"
Ltermann-Schmidt. Lesebuch für Quinta.
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