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Der Essig wird aus Wein, Bier oder anderen gegorenen Flüssigkeiten
bereitet. Stehen nämlich gegorene Flüssigkeiten an der Luft, so werden sie
sauer und überziehen sich mit einer Pilzdecke, und der Sauerstoff der Luft
verwandelt den Alkohol in Essig. Je nach der Art unterscheidet man Wein-,
Bier-, Branntweinessig usw. Der Essig wird in der Küche zur Zubereitung von
Speisen verwandt, weil er durch Auflösung von Eiweißstoffen die Verdauung
fördert. Essig muß fest verkorkt werden, weil er sonst schal wird.
Kaffee, Tee, Kakao und Tabak gehören wie die geistigen Getränke und der
Essig zu den Genußmitteln. Diese haben wenig ober gar keinen Nährwert. Dennoch
sind sie von Wichtigkeit, weil sie die nahrhaften aber geschmacklosen Speisen würzen,
wodurch sie für unseren Magen aufnahmefähiger werden. Zudem fördern die
Genußmittel die Absonderung der Verdauungssäfte und wirken mäßig genossen
angenehm auf die Nerven. Kaffee, Tee und Kakao verursachen die eben¬
genannten Wirkungen durch einen Stoff, der beim Kaffee Koffein, beim Tee Tein
und beim Kakao Teobromin genannt wird. Da diese Stoffe in größeren Mengen
genossen schädlich wirken, so ist vor zu starkem Kaffee- und Teegenuß zu warnen.
Kinder sollten als Getränk keinen starken Tee nehmen. Das Teobromin des
Kakao ist viel milder, weshalb man Kindern Kakao geben kann. Den stärksten
Giftstoff enthält der Tabak. Es ist dies das Nikotin. Beim Rauchen gelangt es
mit dem Speichel in den Magen und verursacht hier die Nikotinvergiftungen. Un¬
erwachsenen und kranken Personen ist der Genuß von Tabak zu versagen.
Tierische und pflanzliche Lette. Während die tierischen Fette, wie Talg,
Schweinefett, Gänseschmalz, Butter usw., in der Regel feste Körper bilden, find
die Pflanzenfette wie Rüböl, Baumöl, Leinöl usw. flüssig. Die gereinigten Fette
sind klar und fast gefchmack- und geruchlos. Werden Fette stark erhitzt, so gehen
sie bei 3000 jn @ag über, worauf die Verwendung der Fette als Beleuchtungsstoffe
beruht. Zum Braten verwendet man Fett, weil es durch die hohe Hitze, die es
annimmt, das Eiweiß der äußeren Schichten zum Gerinnen bringt und so den
Fleifchsaft im Innern zurückhält. Baum- oder Rüböl verwahrt man in offenen
Flaschen auf, damit es nicht ranzig wird; um das Eindringen des Staubes zu ver¬
hüten, stopft man in die Öffnung ein Wattebäuschcheu.
Von den einzelnen Räumen der Moflnung.
Haus gang und Treppe. Nach ihrem Aussehen wird die Hausfrau von Frem¬
den mit Recht beurteilt. Vor dem Hauseingange, sowie vor der Treppe und dem
Eingänge zur Wohnung sollen Vorrichtungen zum Reinigen der Schuhe angebracht
sein. Jur Flur darf nichts stehen, was nicht dahin gehört. Hat sich die Tapete
gelöst, so klebe man sie sofort wieder fest. Flur und Treppe werden täglich
gründlich gereinigt, namentlich bei Schnee- und Regenwetter. Solange die Haus¬
tür nicht geschlossen ist, muß im Flur abends eine Lampe brennen. Für Unglücks¬
fälle, die infolge mangelhafter Reinigung (Glätte iin Winter) oder ungenügender
Beleuchtung entstehen, ist der Hausbesitzer oder der Mieter verantwortlich.
Die Küche liegt am besten nach Norden (Warum?); sie fei hell, geräumig
und mit einem Dunst- und Dampfabzugsrohr oder wenigstens mit Oberlichtern
versehen, die sich bequem öffnen und schließen lassen. Tapeten sind für die Küche
nicht zu empfehlen. Den Sockel der Wände streiche man mit Ölfarbe, den übrigen
Teil und die Decke mit Kalkfarben, den Fußboden mit staubfreiem Öl. Das
Wasserabflußrohr muß einen Dunstabfchluß haben, damit das Aufsteigen von
Dünsten aus dem Sammelbecken verhindert wird. Warum sind Ordnung und
Reinlichkeit gerade für die Küche so unerläßlich?
Das Wohnzimmer liege an der Sonnenseite. Es soll so geräumig sein,
daß auf jeden Bewohner wenigstens 16 cbm Luftraum kommt. Helle, aber nicht