Vierter Teil.
Naturbilder.
I. Die Natur im Spiegel deutscher
Dichtungen.
1. Der Tagestauf.
1. Ter Morgen.
Die Uacht hat ihr erquickendes Werk vollbracht; he hat dem
Müden neue Graft, he hat dem kranken balsamischen Schlummer,
dem Unglücklichen Träume des Trostes gegeben. Rahe ist die Stunde
des Erwachens aller. Schon umschwimmt eine blasse Dämmerung
die Hügel und Wälder; Hütten und Gebüsche treten schon verworren
und klarer aus öeir geheinren Finsternissen- und hlberweihe Uebel
lagern auf den Wiesen und über den Flüssen. Zu den Wolken des
Himmels steigt hngend die Lerche, um den werdenden Tag zu be¬
grüßen; aus der Ferne herüber tönt des Hahnes Grähen und ver¬
kündet den anbrechenden Morgen. Galt und düster schweben, wie
riesenhafte Schatten, am Rande des Gesichtskreises die hohen Gebirge.
Immer Heller glänzen die Farben der nahen Gegenstäiide. Der
Morgenstern funkelt blaß über Gewölke nieder, deren Saum sich in
der Tiefe entzündet uiid mit dunkler Glut über die schonen Fluren
leuchtet. Gin goldenes Feuer strömt diirch den ganzen Himniel her¬
auf; es wird gewaltiger von Augenblick zu Augenblick. Die Gipfel
der Derge lodern wie Flamnien auf Opferaltären. Verklärung um¬
stießt die Haine und Höhen, und selbst die Wolken des Abends