48. Der Bauernknabe in der Stadt.
Ignaz Friedrich Castelli.
Vater, laßt mich zu Atem kommen!
Das war was Prächt'ges in der Tat!
Mein Pate, ihr wißt, hat nüch mitgenommen
in die große, herrliche Stadt.
Es ist drinnen grad' wie im Himmel,
ini Kopf' geht's mir immer noch rund herum;
man wird im schrecklichen Lärm und Getiimmel
(ihr könnt mir's glauben) ordentlich dumm.
Ta ist ein Turm! potz Donner und Hagel!
der reicht euch fast in die Wolken hinein!
Der unsrige ist dagegen ein Nagel,
und inwendig soll er noch höher fein.
Die Häuser sehen alle aus wie die Schlösser,
sie sind, so wahr ich kein Lügner bin,
so groß als unser Schloß, wo nicht größer;
da wohnen gewiß nur Verwalter d'rin.
Doch hat's mich gewundert, das muß ich sagen,
die Türen von manchem Haus sind so klein,
da kann ja kein heubeladeuer Wagen,
nicht einmal ein rechtschaffener Ochse hinein!
Auch hab' ich keine Gärten gesehen,
nicht Wiesen, noch Äcker bei einem Haus;
so eingesperrt, könnt' ich nimmer bestehen;
sie sehen auch alle so bleichwangig aus.
Die Wagen sind prächtig, mit Gold auch beschlagen;
doch eines ist närrisch, das klärt mir mal auf!
die Schlechtgekleideten sitzen im Wagen
und die Goldenen und Silbernen steh'n hinten draus.
Und entweder müssen's den Hafer nicht sparen
oder so ein Herr muß gewichtig sein;
denn will er nur ein paar Gassen fahren,
so spannen sie oft ihm vier Pferde ein.
Und Leute gibt's, Vater, in allen Straßen,
die stoßen einen bald her und bald hin!
Das werd' ich mir einmal nicht nehmen lassen;
es ist ein ewiger Kirchtag da drin.
Ich bin mit dein Paten im Wirtshaus gewesen,
da hat man Speisen und Braten vollauf;
kein Mensch kann den ganzen Zettel durchlesen;
doch das Beste, die Klöße, steh'n doch nicht darauf.
Kurzum, die Stadt hat mir gut gefallen;
doch bin ich wie närrisch zum Wagen gerannt,