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Memoiren in französischer Sprache Hintersassen, 'die interessante
Hofbegebenhciten aus jener Zeit enthalten. Ein kurzer Auszug
aus denselben wird hier die Geschichte Friedrich Wilhelms nicht
unpassend unterbrechen.
Denkwürdigkeiten aus dem Leben der Prinzessin
Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen,
Markgräfin von Baireuth.
Nachdem die Prinzessin erzählt, daß sie im Jahre 1709
geboren sey und unter mancherlei Leiden und Gefährlichkeiten,
diesem und jenem zur Braut bestimmt, das fünfzehnte Jahr
erreicht, fahrt sie fort: — „Mein Vater kannte kein anderes
Vergnügen und hatte keine andere Leidenschaft, als Geld aufzu¬
häufen und sein Regiment in Potsdam, dessen Obersten er sich
nannte, zu vervollkommnen. Dieses Regiment bestand aus den
größten Menschen, die er bekommen konnte; der kleinste derselben
hatte sechs Fuß. Allenthalben hin ausgesendete Werber suchten
sie mit Güte, Geld oder Gewalt zusammcnzubringen. Einige
derselben, welche auf diese Art in Hannover weggefangen wur¬
den, verursachten, daß der König von England sich mit meinem
Vater veruneinigte, und daß die Spannung zwischen Beiden end¬
lich in förmlichen Haß ausartete." —
„Im Anfänge des Jahrs 1726 kam die Königin mit einem
Prinzen nieder, der den Namen Heinrich erhielt. Sobald sie
hergcstellt war, begaben wir uns wieder nach Potsdam. Nun
muß ich erzählen, wie es in der Regel bei uns zuging. Wir
führten hier das traurigste Leben von der Welt. Mit sieben
Uhr des Morgens weckten uns die Hebungen von dem Negimente
des Königs auf; sie fanden vor unfern Fenstern, die zu ebener
Erde lagen, state. DaL ging den ganzen Morgen: Piff, Puff!
das Schießen hörte nicht auf. Um zehn Uhr gingen wir zu
meiner Mutter und begaben uns mit ihr in die Zimmer neben