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und wart nu alse unmaere,
da^ in niemen gerne an sach;
alse ouch Jöbe3) geschach,
dem edeln und dem riehen,
der ouch vil jaemerlichen 13008t
dem miste wart ze teile4)
mitten in sime heile5).
in ergreif1) diu miselsuht2).
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gesach an sinem libe,
manne unde wibe
wart er dö widerzaeme.
nu sehent, wie genaeme
125 er e der werlte waere,
6) Als der arme Heinrich erst sah, daß er, gleich allen Aussätzigen,
der Welt widerwärtig war, da unterschied ihn sein bitterer Schmerz von
Hiobs Geduld, denn es ertrug jener Fromme mit geduldigem Mute und
Seelenruhe, was ihm zu leiden aufgelegt war: den Siechtum und die
5 Krankheit der Welt, und lobte dabei freudig Gott seinen Herrn7). Das
tat aber leider nicht der arme Heinrich, der war unfroh und traurig, sein
hochsteigendes Herz sank, seine schwebende Freude ward zu nicht, sein
hoher Mut fiel herab, sein Honig ward zu Galle, eine schwarze Wolke
bedeckte seiner Sonne Glanz, und ein harter Donnerschlag zerschlug ihm
10 seinen hellen Himmel.. Er trauerte, daß er so viel Glück hinter sich lassen
mußte, ja er verfluchte und verwünschte gar oft den Tag, an dem er zur
Welt geboren war8).
Doch empfand er wieder ein wenig Freude, als ihm zum Troste
gesagt wurde, daß diese Krankheit gar verschiedentlich sei und zuweilen
15 heilbar. Da dachte er hin und her, wie er wohl genesen könnte, zog gen
Montpellier9) und fragte die Ärzte um Rat; aber es wurde ihm geant¬
wortet, er sei nicht zu heilen und werde nimmer vom Aussatz rein.
Traurig hörte er das an und zog weiter gen Salerno10), die weisen Ärzte
auch dort zu befragen. Nun sagte ihm der beste Meister, der da war,
20 eine wunderbare Sache, nämlich, daß er zwar heilbar wäre, aber doch
nimmermehr würde geheilt werden. „Wie mag das zugehen?“ sprach
Heinrich, „du redest gar unverständlich! Bin ich heilbar, so werde ich
auch geheilt; denn was an Geld oder Arbeit verlangt wird, das getraue
ich mir noch auszurichten.“ „Laßt das Gedingen,“ u) antwortete der Meister,
*) s. ergrifen — 2) der durch die Kreuzzüge in Europa verbreitete
ansteckende Aussatz (Lepra); die Aussätzigen mußten eine hölzerne Klapper
tragen, um ihre Annäherung anzuzeigen, und einen Stock, mit dem sie die
begehrten Gegenstände berührten. Näheres bei Häser, Lehrbuch der Ge¬
schichte der Medizin und der epidemischen Krankheiten, Bd. 2 (3. Ausl.),
Jena 1880. — 3) Hiob. — 4) anheimfiel. — 5) s. Hiob 2, 8. — 6) Nach¬
erzählung von Wilhelm Grimm (Der arme Heinrich von Hartmann
von der Aue. Aus der Straßburgischen und Vatikanischen Handschrift her¬
ausgegeben und erklärt durch die Brüder Grimm. Berlin 1815). — 7) „Auch
Hiob demütigt sich erst durch die Reden des Elihu“ (Bötticher). — 8) Hiob 8. —
9) in Südfrankreich, mit einer seit dem Jahre 1180 aufblühenden medizini¬
schen Schule. — 1 o) in Italien, in der Campania; seine im Jahre 1150 ge¬
stiftete medizinische Lehranstalt war im Mittelalter weltberühmt.— ll) die
zuversichtliche Hoffnung; mhd. gedingen (swv.): fest und sicher glauben.