Full text: [Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 4. und 5. Schuljahr, [Schülerband])

und der Unterwerfung Italiens. 337 
erscheinungen wahrsagenden etrurischen Priesterschaft aufbaute, so wurde 
der Ort den etruskischen Himmelsgöttern Dina, Kupra und Menrfa 
geweiht, die bei den Römern, die zwei ersten in Folge einer Verschmel¬ 
zung mit latinischen Gottheiten, Jupiter, Juno und Minerva genannt 
wurden und in der Folge als gleichbedeutend mit den griechischen Gott¬ 
heiten Zeus, Here und Pallas galten. Diesen Göttern mußten die sabini- 
schen Gottheiten weichen, die hier seit der Zeit der sabinischen Niederlassung 
verehrt worden waren. Alle wichen, da die Versuche, in Zeichen gött¬ 
liche Zustimmung zu dem Vorhaben zu erhalten, die Augurien, sich günstig 
erwiesen. Nur für zwei derselben, Terminus und Inventas, ergab sich 
diese Beruhigung nicht und da man beim Graben zugleich ein unver¬ 
sehrtes blutiges Menschenhaupt in der Tiefe fand, glaubte man zu er¬ 
kennen, daß die Jugend des römischen Reiches nicht verblühen und seine 
Grenzen nicht zurückweichen würden, so lange an diesem Orte den 
Göttern die herkömmliche Verehrung nicht fehle. In dem Jupitertem¬ 
pel auf dem Capitol wurden die sibpllinischen Bücher niedergelegt, welche 
durch den Verkehr mit den süditalischen Griechen aus Cumä nach Rom 
gekommen waren. Sie wurden auf eine Weissagerin Namens Sibplla 
zurückgeführt, wie es deren unter gleichem Namen in griechischen Städten 
des Ostens gegeben haben sollte. Es waren darin in geheimnißvoller 
Ausdrucksweise Andeutungen über kommende Ereignisse und in Rom 
vermuthete man, daß die Geschicke des Staates daraus zu lesen seien. 
Sie wurden daher in der Folge oft unter bestimmten Förmlichkeiten be¬ 
fragt und so gewannen, da nach den aus ihnen entnommenen Andeu¬ 
tungen religiöse Handlungen begangen wurden, griechische Vorstellungen 
Einstuß aus die römische Götterverehrung, sofern diese nicht schon aus 
der pelasgischen Urbevölkerung italischer Gegenden Bestandtheile, die 
sich auch bei den Griechen fanden, ausgenommen hatte. Zu ihrem ge- 
heimnißvollen Inhalt stimmte die Erzählung von der seltsamen Art, wie 
sie Tarquinius aus den Händen einer Frau, unter der man sich die 
Sibplle von Cumä selbst dachte, erhalten haben sollte und die vorsichtige 
Förmlichkeit, mit welcher man die Benutzung derselben umgab, um, auf 
ihr Ansehen gestützt, in zweifelhaften Fällen die erwünschte Entscheidung 
herbeizuführen. Eine geheimnißvolle Behandlung der Angelegenheiten 
der Götterverehrung gehörte überall da, wo ein besonderer Stand der 
geistige Träger des Staates war, zu den Mitteln der Regierung. In 
Rom bildeten die Patricier diesen Stand und die Leitung und Anord¬ 
nung alles dessen, was sich auf das Religionswesen bezog, unterstützte 
sie in der Abwehr der von den Plebejern ausgehenden Bemühungen um 
bürgerliche Gleichheit. 
8. Die Bestimmtheit, mit welcher sich in Tarquinius ein die eigne 
und des Staates Macht auf besonderen Wegen fördernder Herrscher 
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