— 165 -
So ging es noch zweimal; immer kam Aschenbrödel unerkannt
und in stets schöneren Kleidern zum Tanze; immer tanzte der Königs¬
sohn nur mit ihm, und immer folgte dieser ihm nach. Beim dritten¬
mal verlor es von ungefähr den - einen kleinen goldnen Schuh. Der
Königssohn hob ihn auf und sagte: „Keine andere soll meine Ge¬
mahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh paßt."
Das ließ er auch überall durch Herolde kundthun und ritt dann mit
dem Schuh von Haus zu Haus, die Probe zu machen.
Vergebens probierten die beiden Schwestern den Schuh. Da
fragte der Königssohn, ob nicht drei Töchter im Hause wären, und der
Mann sagte: „Ja, noch ein Aschenbrödelchen!" und die Mutter setzte
gleich hinzu: „Das ist viel zu schmutzig, das darf sich nicht sehen
lassen." Der Königssohn aber wollte sie doch sehen. Aschenbrödel
wusch sich Hände und Angesicht rein und trat ein; auch in ihrem
aschgrauen Kittelchen war sie schöner als die Schwestern. Und als sie
den goldnen Schuh anzog, da paßte er prächtig, wie angegossen. Und
der Königssohn erkannte nun auch gleich das schöne Mädchen wieder,
das mit ihm getanzt hatte, und rief: „Das ist die rechte Braut!"
Er nahm Aschenbrödel nun sogleich aufs Pferd und führte sie in sein
Schloß. Hier befahl er, ein stattliches Hochzeitsfest zuzurichten, und
so ward Aschenbrödel seine Gemahlin. Brüder Grimm.
139. Gebet des Kindes
Du lieber, heil'ger, frommer Christ,
Der für uns Kinder kommen ist,
Damit wir sollen gut und rein
Und rechte Kinder Gottes sein.
Du Licht, vom lieben Gott gesandt
In unser dunkles Erdenland,
Du Himmelskind und Himmelsschein,
Damit wir sollen himmlisch sein.
an den heiligen Christ.
Du lieber, heil'ger, frommer Christ,
Weil heute dein Geburtstag ist,
Drum ist auf Erden weit und breit
Bei allen Kindern frohe Zeit.
O, segne mich, ich bin noch klein,
O, mache mir das Herze rein!
O, bade mir die Seele hell
In deinem reichen Himmelsquell!
Daß ich ein Engel Gottes sei,
In Demut und in Liebe treu,
Daß ich dein bleibe für uüd für,
Du heil'ger Christ, das schenke mir!
L. M. Arndt.