mutzte, tut mir leid, und könnte ich, so machte ich es ungeschehen!
Auch ich habe eine Mutter, die Witwe ist und deren einziger Sohn ich
bin. Wie trostlos wäre sie, wenn ich an deiner Stelle wäre!"
Der Hauptmann verband dem Leutnant die Wunde; er netzte
ihm die Lippen aus seiner Feldflasche, er wusch ihm Stirn und Schläfen
und hielt ihn in den Armen, wie eine zärtliche Mutter ihr Hinb in
den Schlaf wiegt.
„Was kann ich noch für dich tun?" fragte er.
„Bette meinen Hopf etwas höher."
Der Hauptmann tat es, und der Verwundete blickte zum Schau¬
platz des Kampfes hinüber.
„Die Unfrigen siegen, murmelte er, „General Steinmetz dringt
vor, und die Österreicher weichen zurück. — Daheim werden sie jubeln
— nur meine arme Mutter —"
„Sei ruhig, ich werde sie nie verlassen."
„So sage ihr denn auch, ich sei in den Armen eines Freundes,
eines Bruders gestorben."
„Ja, mein Bruder," sagte der Hauptmann und drückte einen Kutz
auf die erkaltete Stirn seines Feindes.
163. Des deutschen Knaben Tischgebet.
Karl von Gerok.
Das war einmal ein Iubeltag!
Bei Sedan fiel der grotze Schlag!
Mac Mahon war ins Garn gegangen,
Der Haifer und sein Heer gefangen.
Und blitzschnell flog die Siegespost
Am Draht nach Süd und Nord und Ost;
Da gab's ein Jubeln ohne Matzen,
Von Flaggen wogten alle Straßen.
Viel tausendstimmig scholl Hurra;
Und waren noch Kanonen da,
So schoß man auch Viktoria.
Doch jedenfalls die Wacht am Rhein
Ward angestimmt von groß und klein;
Denn auch durch der Unmündigen Mund
Wird Gottes Lob von alters kund.