134
abgetönt. Tausend Knospen sind im Begriff, sich der strahlenden Zonne
zu erschließen. Und wenn wir nun eintreten in den Wald, da merken
wir, wie allerorten um uns her des Winters Bann sich löst und fröhliches,
buntes Leben ersteht.
Ñn jenen Haselbüschen hängen viel hundert Blütenkätzchen wie lange,
gelbe Troddelchen herab,- sie sind grad voll entfaltet. Ztoß einmal eins
der Ztämmchen an! Wölkchen gelben Blütenstaubes entsteigen den Kätzchen
und schweben durchs Gezweig dahin. Und siehst du hier auf einigen der
Knospen die zarten, roten pinselchen sitzen? Vas sind die unscheinbaren
Ztempelblüten der Hasel. Sic fangen ein wenig von dem schwebenden
Blütenstaub auf und lassen dann gegen den herbst im Schoße ihrer Knospen
die Nüsse reifen. Um Flußufer entlang siehst du schlankstämmige Erlen
stehen. Buch sie tragen einen reichen Behang von Vlütenkätzchen,' sie
sehen schön braunrot aus, sind aber denen der Hasel sonst ähnlich. „Uber
es kommt ja kein Blütenstaub, wenn ich mit dem Stocke an die Zweige
klopfe?" Nun, sie werden heute noch geschlossen sein,- in ein paar Tagen
könntest du sie stäuben sehen. Uuch die hohen Nüstern oder Ulmen da
und dort haben ihren schlichten Vlütenschmuck schon angelegt: bis in die
Wipfel hinauf find alle Zweige wie mit kugelrunden Knöpfchen dicht
besteckt. Die andern Bäume, wie Linde und Eiche, scheinen es nicht so
eilig zu haben. Es ist, als wollten sie die zarten Triebe, die in ihren
Knospen geborgen sind, vorsichtig zurückhalten. Die aber möchten, da
sie längst erwacht, sich nicht mehr halten lassen und drängen ungestüm
und unaufhaltsam ans Licht. Zieh, wie keck dort an der Weißbuche die
jungen Blattspitzen schon hervorlugen!
horch! Was huschte denn da eben zwischen den Sträuchern übers dürre
Laub? Ls ist nichts mehr zu sehen. Uh, es war ein Eichhörnchen,- schon
hat's die alte Eiche dort erklommen und schaut hinter dem Ztamm herum
halb neugierig, halb ängstlich zu uns her. Ñus dem Wipfel desselben
Baumes klingen muntere vogelstimmen herab. Lin Völkchen Stare hat
sich da niedergelassen. Ihr hüpfen und Flügelschlagen und ihr fröh¬
liches Geschwätz zeigen, daß sie sich trotz allen Windes ganz be¬
haglich fühlen.
Nun laß uns aber ein Stückchen tiefer in den Wald hineingehen und
auch auf dem Boden Umschau halten. Da sieht's stellenweise noch gar
nicht wie Frühling aus. Eine dicke Schicht von welkem Laub bedeckt fast
überall das Erdreich,- hier ist sie trocken und fest, dort feucht und weich,
so daß der Fuß darin versinkt. Dürres, hohes Waldgras und die steifen,
kahlen Stengel von Brennesseln und Kletten stehen da oder liegen geknickt
und verworren drüber hin. Uuf weite Strecken ist das Laub von einer
dünnen Schlammkruste überzogen, und das welke Waldgras ist nach einer