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II. Von der Viehzucht.
etwas herabzusetzen, kann man es mit Stroh mischen oder Stroh
nebenher füttern. Pferden nur Grünfutter zu geben, ist nicht ratsam.
Mancher meint allerdings wunder was er damit erreichte. Sie er—
halten von den großen Mengen, die sie aufnehmen, ein gutes, wohl—
beleibtes Aussehen. Aber der Schaden kommt hintennach. Bei tüchtiger
Arbeit erschlaffen sie bald und geraten leicht in Schweiß. — Große
Vorsicht erheischt die Grünfütterung. Gerade beim Beginn derselben
wird nicht selten gefehlt. Wie überall, wirkt auch hier der jähe
Wechsel schädlich. Es stellen sich beim Vieh allerhand Verdauungs—
beschwerden, wie Kolik und Durchfall, ja selbst Verkalben und Ver—
fohlen ein. Man darf daher nur allmählich von der Dürr- zur
Grünfütterung übergehen. Der Übergang muß mindestens zwei Wochen
Zeit beanspruchen. Mit großer Sorgfalt muß man ferner auf die gute
Beschaffenheit des Futters achten. Schon mancher hat seine Unacht—
samkeit teuer bezahlen müssen.
c. Grünfutter bläht, besonders wenn es regennaß verfüttert wird.
Bei Rindern und Schafen stellt sich Blähsucht und Trommel—
sucht ein und bei Pferden Windkolik. Besonders gefährlich wird
junger handhoher Rotklee bei gierigem Genuß frühmorgens. Sehr
gefördert wird das Aufblähen durch sofortiges Tränken nach dem Genuß
des Grünfutters. Beimengungen von Gras oder Stroh oder Kümmel
vermindern die Gefahr. Viele säen darum Kümmel zwischen den Klee,
2—8 Pfund auf den Morgen. Das Grünfutter muß in der Futter—
kammer oder an einem anderen schattigen, kühlen Ort möglichst aus—
gebreitet aufbewahrt werden, damit es sich nicht erwärmt. Es sollte
überhaupt nicht länger als 24 Stunden im Vorrat gehalten werden,
sonst wird es welk und schadet dem Vieh.
d. Rotklee füttert am besten vor und während der Blüte.
Junger Klee wird zweckmäßig mit Gras oder mit Stroh gemengt,
einmal um die Gefahr des Aufblähens zu verhüten, dann aber auch
deshalb, weil er sehr eiweißhaltig ist und daher nicht immer voll aus—
genutzt wird. Das Kleegras, ein Gemenge von Kleearten mit Gräsern,
ist ebenfalls ein vorzügliches Grünfutter. Es hat noch den Vorzug,
daß es die Tiere weniger aufbläht. Die Luzerne bläht weniger als
der Klee, schmeckt aber etwas bitter und wird in grünem Zustande
nicht von allen Tieren gern gefressen. Pferden gibt man sie ganz
gern, bei Kühen sollen große Gaben, wie manche Landwirte behaupten,
die Milch bitter machen. Sie darf nicht länger als bis zur Blüte—
entwickelung stehen. Die Esparsette ist jung ein ausgezeichnetes Grün⸗
futter, besonders für Pferde. Meist macht man sie aber dürr, weil
sie blos einen vollen Schnitt giebt. Auch das Wickfutter ist vor—
züglich. Der Inkarnatklee ist als Notfuttermittel und zur Gewinnung
frühzeitigen Futters wertvoll, wird aber von den Tieren weniger gern
aufgenommen als die übrigen Kleearten. Der Futterroggen fültert
gut vor dem Schossen, nachher verholzt er zu schnell. Er ist in
der Regel das erste Grünfutter. Der Grünmais gibt von einer
kleinen Fläche eine sehr große Futtermasse und kann schon 8 bis