Von der Ernährung und Fütterung der Tiere.
233
Tiere leiden bei reichlicher Kartoffelfütterung leicht an Knochen-
erweichung und Knochenbrüchigkeit, denn Kartoffeln sind arm
an Kalk.
b. Die Rüben sind für Rind und Schaf, in geringen Mengen
selbst für Pferd und Schwein ein gesundes Futter. Am üblichsten
ist die Verfütterung der Futterrunkeln; man kann sie sowohl den
Milehkühen als auch Mastschweinen mit Vorteil geben. Auch die
Kohblrũben liefern ein gutes Eutter; grosse Portionen wirken aber
leicht nachteilig auf den Geschmack von Mileh und Butter. Aus-
gezeichnet sind die Möhren, und zwar sowohl für Milehkühe, wie
für Pferde. Man gibt den Mlehkühen täglien 30—40 Pfund
Ruũben und kann die Gabe bei Mastochsen sogar auf 80 und mehr
Pfund steigern. Schafen reicht man bis 5 Pfund, Schweinen auf
100 Pfund Lebendgewicht gegen 5 Pfund.
Werden zu grosse Mengen Rüben ohne die erforderliche
Zugabe von Rauh- und Kraftfutter verfüttert, so treten nicht selten
allerband Krankheitszustände bei den Tieren auf: Bleichsucht bei
Schafen, Knochenweiche bei Lämmern und Perkeln, Knochen-
brüchigkeit bei Kühen und Säuen, dann und wann selbst er-
schöpfende Durchfälle und andere schwere Krankheiten, die unter
Umständen sogar den Tod herbeiführen können. Eine zu reich-
liche Fütterung mit Rüben (wie mit Kartoffeln) ist auch aus dem
Grunde nicht empfehlenswert, weil dann ein gut Teil des Zuckers
und der Stärke unverdaut abgeht, und weil die Verdaulichkeit der
übrigen Näbrstoffe des FPutters verschlechtert wird. Hüten muls
man sich vor der Verabreichung von faulenden und gefrorenen
Rüben, besonders an tragende Muttertiere. Sehr zweckmässig ver-
fährt man beim Verfüttern der Rüben so, dass man sie etwas
zerkleinert und die Kraftfuttermittel damit mengt, wodureh diese
vom Rübensaft angefeuchtet werden. Kochen und Dämpfen der
Rüben hat bei ibrer leichten Verdaulichkeit gar keinen Zweck;
sie werden im Gegenteil daduren unverdaulicher. Auch die
Sehmackhaftigkeit vird dureh das Kochen verschlechtert. Selbst
den Schweinen, denen man die Nahrung möglichst sorgfältig zu-
zubereiten pflegt, kann man Rüben unbesorgt in rohem Zustande
vorlegen.
c. In Gegenden mit Zuckerrübenbau werden die Rüben ge-
wöhnlich nicht verfüttert; sie wandern in die Zuckerfabriken. Wohl
aber werden die Rübenköpfe und Blätter verwandt. Sie bilden
ein ganz geschätztes FPutter und werden sowohl frisch als auch
in Gruben eingestampft benutzt. Als Abfallprodukt bleiben bei
der Zuckerfabrikation ausser der Melasse die Rübenschnitzel übrig.
Die Rũbenlieferanten nehmen sie zurück und füttern sie frisch und
besonders eingesäuert den ganzen Winter über. Die gesäuerten
Sehnitzel sind sehr wasserhaltig und haben ungefähr ähnliche
Zusammensetzung wie die Kohlrübe. Sie können also auch nur
als Beifutter Verwendnng finden. Gewöhnlich werden sie mit