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stöhnte eine Kuh im Schlafe auf. „Wasser“, „Karo“, „Widu“ oder 
wie der getreue vierbeinige Wächter des Hauses sonst heißen mochte, 
hob dann lauschend den struppigen Kopf, um ihn aber gleich wieder 
zum leichten Schlummer zu senken, wenn sich sonst nichts Verdächtiges 
meldete. Selbst der biedere Dorfnachtwächter suchte sich ein bequemes 
Lager irgendwo in einer Scheune, nachdem er seinen ersten Rundgang 
beendet hatte. Es war auch seit Menschengedenken nicht vorgekommen, 
daß jemand im Dorfe nächtlicherweile etwas gestohlen hatte, denn 
die Racht war zur Ruhe und zum Schlafe da. Mit diesem tröstlichen 
Gedanken schlummerte dann auch der ehrbare Hüter des Dorfes in 
das Reich der Träume hinüber. — 
4. Das alte Flett hat, abgesehen von einigen entlegenen Heide— 
und Moorgegenden, fast überall seine Bedeutung als Mittelpunkt 
des Hauses eingebüßt, und an die Stelle des alten Herdes ist der 
eiserne „Sparherd“ getreten. Aus dem Flett ist dadurch eine von dem 
„Vorplatze“ und der Grotdäl getrennte Küche geworden, die sich von 
der städtischer Haushaltungen kaum unterscheidet. Selbst die Grotdäl 
ist bei der heutigen Wirtschaftsweise kaum mehr vonnöten, da nicht 
mehr mit dem Flegel gedroschen wird, und für die Besorgung des Viehs 
ein schmaler Futtergang genügt. Neuerdings werden bei Neubauten 
größerer Bauerngehöfte sogar oft schon Wohnhaus, Scheune und 
Ställe getrennt, denn mit dem Fortschreiten der Kultur sind natur— 
gemäß auch die Ansprüche der Landbewohner in bezug auf behagliche 
und geräumige Wohn- und Schlafräume gestiegen. Gegen diese Tat— 
sachen läßt sich eben nichts einwenden, denn man kann es dem Hofbesitzer 
nicht verargen, wenn er seine Baulichkeiten der veränderten Lebens— 
und Wirtschaftsweise anpaßt. 
Wilh. Keetz, Altsachsenland. (Hannover, E. Geibel.) 
79. Schusterlied. 
Die Schusterzunft bleibt immer doch Mit Festigkeit tritt mancher auf, 
die wichtigste von allen; dem sonst der Schuh gefehlet 
sonst müßten alle Menschen noch und den in seinem Lebenslauf 
barfuß durchs Leben wallen. gar mancher Dorn gequälet. 
So aber gibt der Schuh allein Allein seitdem der Schuh ihm paßt, 
vor manchem Dorn und manchem Stein ist er ein hochwillkommner Gast, 
uns Sicherheit und Schutz. vor dem sich mancher neiget. 
Und drückt euch manchmal auch der 
Schuh — 
ach! wolltet ihr's ertragen! 
Die Zeit kommt, da man ihn im Nu 
kann auf den Leisten schlagen, 
und ist's nicht hier, so ist's doch dort! 
Wir müssen all ins Jenseits fort, 
dort gibt's nur einen Leisten! 
H. Sachs, ehrsamer Schuhmacher und Meistersänger.
	        
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