Object: Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde

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palas) und Bootsregatten abgehalten, wobei sich das gesamte Volk mit 
großer Begeisterung beteiligt. Die Kings setzen dann hohe Preise, meist in 
Frauen bestehend, sür die Sieger aus. Die Rennboote der verschiedenen 
Dualla-Dörser sind mit riesigen Bug- und Heckverzierungen, geschnitzte Tiere 
oder Menschen darstellend, versehen. In zwei Reihen nehmen die Ruderer 
mit ihren kurzen, starken Paddeln Platz. Oft habe ich gesehen, wie diese 
Renn-Kanoes die mit aller Kraft fahrenden Dampfpinassen der Marine 
oder des Gouvernements vorbeifuhren. Von klein ans als Fischer auf dem 
Wasser groß geworden, verfügen die Duallas nämlich über bedeutende 
Körperkräfte, die durch ein wochenlanges Training vor den verschiedenen 
Regatten auf eine Höhe gebracht werden, daß die Bootsmannschaften wirk- 
lich ganz riesige Leistungen zu verzeichnen haben. In der Mitte des Bootes 
sitzt meist ein Mann, welcher der Trommelsprache mächtig ist und durch 
fortwährendes Schlagen der klartönenden Palavertrommel nicht nnr die Mann- 
schast seines Bootes zu größter Kraftentfaltung anstachelt, sondern auch seinen 
Dorfgenossen am Strande von den Chancen ihres Bootes Kunde gibt. 
(2. Durch den Urwald.) Am 16. morgens ging es nun Mann 
hinter Mann auf dem schmalen Fußpfade lustig in den Busch hinein. Vorn 
schmetterte der Sudanesen-Hornist fröhlich eine ägyptische Weise, dann folgte 
der Haussa-Gefreite Mamadu mit der Flagge der Expedition in der Hand. 
Hinter ihm ich selbst mit meinem braven Burscheu Seuuessi und dem kleinen 
Krn-Jungen King Jvory, der meinen Karabiner schleppte. Ich trug den 
Drellanzug, Gamaschen, den grauen, breiten Hut und in der Hand einen 
langen Bambusstock. Hinter mir gingen Träger und Soldaten bunt gemischt 
und am Ende des Ganzen Büchsenmacher Zimmermann. Der Weg war 
verhältnismäßig trocken und eben. Mächtig strebten die gewaltigen Stämme 
der Baumwollbäume, Rot- und Ebenhölzer gen Himmel. Wie ein großes 
Dach verflochten sich oben ihre breiten Äste uud Zweige, so daß kaum ein 
Sonnenstrahl auf die niederen Büsche herunterdrang. Sie bildeten mit den 
Schlingpflanzen zusammen ein so undurchdringliches großes Chaos um uns, 
daß es nicht möglich war, ohne Hilfe des Haumessers rechts oder links vom 
getretenen Pfade auch nur einige wenige Schritte zu tun. Hatte ich mir 
den Urwald belebt von wildem, großem und kleinem Getier vorgestellt, so 
war ich enttäuscht; denn ringsum schien die Natur ganz still und ruhig zu 
schlafen. Kein Elefant, kein buntgescheckter Leopard, keine schillernde Schlange, 
nicht einmal ein giftiger Skorpion begegnete mir am ersten Tage; nur hin 
und wieder zeigten sich einige grellkreischende Papageien, einige Assen, die 
sich erschreckt im Blätterdach von Ast zu Ast schwangen, ein einsamer Nas- 
Hornvogel, der vor der Expedition das Weite suchte, oder auf hohem Baum 
am Lagerplatz ein paar bunte Turakas. Diese eintönige Stille in der Natur 
ermüdet sehr. 
(3. Die Busch-Savanne im Jannde-Land.) Am 3. August über- 
schritten wir den Njong-Fluß und kamen nun, wie ich wußte, in die eigent- 
liche Jaunde-Parklandschast. Der ganze duukle Riesenbusch lag hinter uns. 
Im hellen Sonnenlichte aber marschiert es sich durch eine freundliche Land- 
schaft, wo fröhliche Menschen wohnen, selbst auf bergigen Wegen besser als 
ans ebenem Pfade im finsteren, nassen Walde. Unsere Wanderung von 
hier bis nach der Station glich einem Triumphzuge. Die vielen Palmen 
gaben der Gegend ein ganz besonderes Gepräge. Die hohen Urwaldbäume
	        
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