Full text: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

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Raume stehen zu beiden Seiten eines Ganges lange, flache Bänke, von 
denen jede etwa ein halbes Dutzend der empfindlichsten und genauesten 
Wagen trägt. Vor jeder Wage steht ein Stuhl, und auf einigen 
Stühlen sitzen Männer, neben denen ein haufen Metallplättchen liegt; 
rasch bringen sie diese auf die Wagschale, bestimmen ihr Gewicht 
und werfen sie in ein vor ihnen stehendes Kästchen, welches drei Fächer 
enthält. Eines ist für die vollwichtigen Münzen bestimmt, und ein 
anderes nimmt die zu leichten auf; diese müssen wieder eingeschmolzen 
werden. Von denjenigen aber, welche schwerer sind, als verlangt wird, 
schaben die auf ihren Stühlen wie unerbittliche Kichter sitzenden Männer 
so viel ab, als zur Erlangung des normalen Gewichts erforderlich ist. 
Die Schnelligkeit und Sicherheit der Justierer ist bemerkenswert. 
Dennoch ist die handarbeit so zeitraubend, daß der Erfindungsgeist sich 
lange vergeblich mit dem Problem einer Justiermaschine beschäftigte, bis 
er die Aufgabe endlich gelöst hat. Eine derartige Maschine muß, wie 
aus dem Vorhergehenden ersichtlich ist, zwei Verrichtungen übernehmen: sie 
hat erstens die Plättchen zu wägen und zweitens das Übergewicht der 
allzu schweren Stücke abzuschaben. Derartige, von Seiß erfundene 
Maschinen sind in der Königlichen Münze neben den Justierern in Tätig— 
keit. Der Arbeiter, welcher sie bedient, hat nichts weiter zu besorgen, 
als von Zeit zu Zeit die Plättchen durch eine oben angebrachte öffnung 
in das Werk gelangen zu lassen. Die Maschinen arbeiten fast unsicht— 
bar, nur das Klingen rollenden und niederfallenden Metalls beweist 
ihre stille Tätigkeit. Am Fuße der Maschine steht ein in sechs Fächer 
eingeteiltes Kästchen, in welches die Plättchen fallen, nach ihrem Gewicht 
geschieden. Die zu leichten und vollwichtigen rollen in die drei ersten 
Klassen, die zu schweren aber füllen allein drei Klassen aus. Es ist 
leicht verständlich, weshalb der Erfinder den „schweren Elementen“ die 
hälfte aller Fächer eingeräumt hat; er hat die Einrichtung getroffen, 
um die Abschabung durch eine automatische Maschine möglich zu machen. 
Eine Maschine, welche nicht in jedem einzelnen Falle entsprechend 
gestellt wird, kann immer nur eine gleiche Menge Mehrgewicht 
entfernen; die Plättchen dagegen weisen, wenn auch geringe, so doch 
bei dem Werte des Stoffes gewichtige Verschiedenheiten auf. Werden 
die Stücke nun aber nach Gruppen sortiert, welche ungefähr eine gleiche 
sschwere haben, so kann man eine Maschine herstellen, welche, den drei 
Gewichtsklassen entsprechend, stets genau das bezügliche Übergewicht entfernt. 
Jetzt scheint die niedere Arbeit beendet, und die Verschönerung 
beginnt; denn die Plättchen werden eben an die Rändelmaschine ab— 
gelefert. Wer in einer müßigen Stunde dem Rande unserer Münzen 
einige Aufmerksamkeit schenkt, wird bemerken, daß sie mit Ausnahme 
der Kupfer⸗ und Nickelmünzen einen verzierten Rand haben, weshalb 
ein etwaiges Befeilen auf ihnen leichter sichtbar wird. Die Silbermünzen
	        
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