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106. Tue nichts Böses.
Tu nichts Böses, tu' es nicht! Weißt du, Gottes An¬
gesicht schaut vom Himmel auf die Seine», auf die Großen,
auf die Kleinen, und die Nacht ist vor ihm Licht. Sei auch
Nater, Mutter weit, er ist bei dir allezeit, daß du ja kein
Unrecht übest und sein Vaterherz betrübest! Ach, das wär' dir
künftig leid. Hey.
107. Die Schatzgräber.
Ein Winzer, der am Tode lag,
rief seine Kinder an und sprach:
„In unserm Weinberg liegt ein Schatz;
grabt nur danach!" — „An welchem Platz?"
Schrie alles laut den Vater au. —
„Grabt nur." — O weh! da starb der Mann.
Kaum war der Alte beigeschafft,
so grub man nach aus Leibeskraft.
Mit Hacke, Karst und Spaten ward
der Weinberg um und um gescharrt.
Da war kein Kloß, der ruhig blieb,
man warf die Erde gar durchs Sieb
und zog die Harken kreuz und quer
nach jedem Steinchen hin und her.
Allein da ward kein Schatz verspürt,
und jeder hielt sich angeführt.
Doch kaum erschien das nächste Jahr,
so nahm man mit Erstaunen wahr,
daß jede Rebe dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug
und gruben nun jahrein, jahraus
des Schatzes immer mehr heraus. Bürge,-.
108. Rätsel.
Ich, ein kleines Tierchen, bin die geübt’ste
Jägerin; in den Winkeln, an den Mauern pfleg’ ich
auf das Wild zu lauern, ohne Hund und Schie߬
gewehr. Netze spann ich um mich her, und mein
Tisch bleibt selten leer.
109. Der Zaunkönig.
Wer alle Tage herrlich und in Freuden lebt, der kann
leicht heiter und guter Dinge sein. Wer alles vollauf hat, für
den ist es nicht schwer, lustige Lieder zu singen. Wer dagegen