Full text: Klasse 7 (Viertes Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

o, wie dunkel war es im Fischleibe! Da war es noch finsterer 
als unter der Rinnsteinbrücke, und dann war es da sehr eng. Aber 
der Zinnsoldat blieb standhaft und lag, so lang er war, mit dem 
Gewehr im Arme. — 
Der Fisch schwamm hin und her, er machte die schrecklichsten 
Bewegungen; endlich wurde er ganz still. Es durchfuhr ihn wie 
ein Blitzstrahl, das Licht schien klar, und eine Stimme rief laut: 
„Der Zinnsoldat!" Der Fisch war gefangen, auf den Markt gebracht, 
verkauft und in die Küche hinaufgekommen, wo die Köchin ihn 
mit einem großen Messer aufschnitt. Sie faßte mit ihren beiden 
Fingern den Soldaten mitten um den Leib und trug ihn in die Stube 
hinein, wo alle einen solchen merkwürdigen Mann sehen wollten, 
der im Magen eines Fisches herumgereist war; aber der Zinnsoldat 
war nicht stolz. Sie stellten ihn auf den Tisch, und da — nein, 
wie sonderbar kann es doch in der Welt zugehen! Der Zinnsoldat 
war in derselben Stube, in der er früher gewesen war; er sah die¬ 
selben Kinder, und dasselbe Spielzeug stand auf dem Tische: das 
herrliche Schloß mit der niedlichen, kleinen Tänzerin. Sie hielt sich 
noch auf dem einen Bein und hatte das andere hoch in der Luft, 
sie war auch standhaft. Das rührte den Zinnsoldaten; er war nahe 
daran, Zinn zu weinen, aber es paßte sich nicht. Er sah sie an, 
aber sie sagte nichts. 
Da nahm der eine der kleinen Knaben den Soldaten und warf 
ihn in den Ofen und gab keinen Grund dafür an; es war sicher der 
Kobold in der Dose, der schuld daran war. Der Zinnsoldat stand 
ganz beleuchtet da und fühlte eine Hitze, die schrecklich war; aber 
ob sie von dem wirklichen Feuer oder von der Liebe herrührte, 
das wußte er nicht. Die Farben waren rein von ihm abgegangen; 
ob das auf der Reise geschehen oder ob der Kummer daran schuld 
war, konnte niemand sagen. Er sah die kleine Dame an, sie blickte 
ihn an, und er fühlte, daß er schmolz; aber noch stand er standhaft 
mit dem Gewehr im Arme. Da ging plötzlich eine Tür auf, der 
Wind ergriff die Tänzerin, und sie flog in den Ofen zum Zinn¬ 
soldaten, loderte in. Flammen auf, und fort war sie. Da schmolz 
der Zinnsoldat zu einem Klumpen, und als das Mädchen am folgenden 
Tage die Asche herausnahm, fand sie ihn als ein kleines Herz. 
Von der Tänzerin hingegen war nur der Stern übrig, der kohlschwarz 
gebrannt war. , ,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.