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Der eigentliche Masure ist nicht groß, aber behende und ausdauernd;
er ist ein guter Soldat und anstelliger Feldarbeiter. Er fühlt sich als guter
Preuße und lehnt es ab, „Pole“ zu sein; er hält fest am evangelischen Glauben,
der 1525 eingeführt wurde, und ist gut kirchlich gesinnt; bei der Vorliebe der
Masuren aber für äußere Formen ist vieles aus der katholischen Kirche bei—
behalten worden. Die Masuren sind gutmütig, jedoch auch verschmitzt,
sangeslustig, fröhlichen Temperaments, aber auch leichtlebig und ohne rechten
Sinn für geordnete Verhältnisse. Der Branntwein spielt noch immer bei
ihnen eine große, oft verhängnisvolle Rolle, wenn es in dieser Hinsicht auch
schon besser geworden ist.
Nach M. Hoffmann, Seminarlehrer in Pr.-Eylau, und Prof. Dr. H, Lullies in Königsberg i. Pr.
138. Ostpreubische Sprichwöõrter und Redensarten.
Egner Hercd õs Goldes wert. — Nord, Ost, Sũud, West, to Hus ös't
best. — Heimat, süße Heimat, und sei sie unter der Schmiele. — Der
verdient mit dem Stocke, wer das Seine nicht in acht nimmt. — Wer
seine Schulden bezahlt, bessert seine Güter. — Er läßt sich nicht die
Butter vom Brot nehmen. — Wer nicht wagt, kommt nicht nach Wehlau;
wer zuviel wagt, kommt nach Tapiau.
Volksmuncd.
c) Einige Bilder aus der altpreußischen Geschichte.
139. Wie der Deutsche Ritterorden das alte Preußenland
eroberte und kultivierte.
Der Deutsche Ritterorden, zur Zeit des dritten Kreuzzuges (1189 1192)
von deutschen Männern gegründet, verfolgte den Zweck, christliche Wall—
fahrer auf ihrer Reise nach Jerusalem zu schützen, kranke und verwundete
Kreuzfahrer und Pilger zu pflegen und das Schwert gegen die Ungläubigen
zu führen. Seine Mitglieder zerfielen in drei Klassen: in Ritter, Priester
und dienende Brüder. Sie waren als Mönche zu den Gelübden der Keusch—
heit, der Armut und des Gehorsams gegen die Vorgesetzten verpflichtet.
An der Spitze des Ordens stand der Meister, später Hochmeister genannt.
Er wurde durch das Ordenskapitel, gebildet aus mehreren Rittern, auf
Lebenszeit gewählt. Der Hauptsitz des Ordens war zuerst Palästina,
dann Venedig und von 1309 —1466 Marienburg. Die Ritter trugen über
der Stahlrüstung einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz. Ihre Haupt⸗
waffe bildete neben der Lanze das lange, gerade Ritterschwert mit Kreuz—
griff, das sie im Felde auch wohl in die Erde steckten und davor in Ermange—
lung eines Kruzifixes kniend ihr Gebet verrichteten. Als Schutzpatronin
des Ordens galt die Jungfrau Maria.