Full text: Lesebuch für Fortbildungsschulen

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Da wird kein Tisch gedeckt, kein Mund wird naß gemacht; 
es könnten um sie her die Donnerkeile blitzen, 
zwei Heer im Kampfe stehn; sollt auch der Himmel schon 
mit Krachen seinen Einfall droh'n, 
sie blieben ungestöret sitzen, 
denn sie sind taub und stumm; doch läßt sich dann und wann 
ein halbgebrochener Caut aus ihrem Munde hören, 
der nicht zusammenhängt und wenig sagen kann, 
ob sie die Auͤgen schon darüber oft verkehren. 
Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen; 
denn wenn dergleichen Ding geschieht, 
so pflegt man öfters hinzugehen, 
daß man die Leute sitzen sieht. 
Glaubt, Brüder, daß mir nie die gräßlichen Gebärden 
aus dem Gemuüte kommen werden, 
die ich an ihnen sah: Verzweiflung, Raserei, 
boshafte Sreud und Angst dabei, 
die wechselten in den Gesichtern. 
Sie schienen mir, das schwör ich euch, 
an Wut den Surien, an Ernst den Höllenrichtern, 
an Angst den Missethätern gleich. 
„„Allein, was ist ihr Zweck?““ so fragten hier die Sreunde. 
„Vielleicht besorgen sie die Wohlfahrt der Gemeinde?““ 
„Ach nein!“ — „So suchen sie der Weisen Stein?““ — Ihr irrt ⸗ 
„„So wollen sie vielleicht des Sirkels Viereck finden?““ 
Neinl· — „„So bereun sie alte Sünden?““ — 
„Das ist es alles nicht.“ — „So sind sie gar verwirrt; 
wenn sie nicht hören, reden, fühlen, 
noch seh'n, was thun sie denn?““ — „Sie spielen.“ 
M. 6G. Cichtwer. 
94 Wenn du noch eine HEHeimat hast. 
1. Wenn du noeh eine Heimat hast, 
0 nimm den Ranzen und den Stecken, 
und wandro, Wandro ohne Rast, 
bis du erreieht den teuren Nockeon. 
3. ob du ein Bottlor, du bist roieh, 
ob Krank dein Herz, dein Nut beklommen, 
gesunden wirst du allsogleieh, 
hörst du das süße Wort: Villkommen! 
2. Und streckon nur z2wei Arme sieh 
in freud'ger Sehnsueht dir entgegen, 
fließt eine DThräne nur um dieh, 
spricht dir ein eina'ger Nund den Segen — 
4. Und ist verweht aueh jedeo Spur, 
zeigt niohts sioh deinem Bliek, dom nassoen, 
als grün berast ein Hügel nur 
von allem. was du einst verlassen — 
5. 0, nirgend weint es sieh so gut, 
wie woeit dieh deine Vüße tragen, 
As da, wo still ein Rerzo runt, 
dlas elnstens warm für dieh gesehlagen. 
Alb. Trugoer. 
Lesebuch für Fortbildungsschulen. Enil Nolh in Gielen) 2 Aunl. 
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