Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Siehe, da erhob sich am Himmel ein Gewitter. Dunkel 
und schweigend zog Gewölk herauf. Blitze leuchteten, und die 
Stimme des Donners tönte immer lauter und lauter. Plötzlich 
brauste der Wind in den Asten der Bäume; Regen stürzte her¬ 
nieder, und der Knabe erwachte. Das Gewitter wandelte seine 
frühere Freude in Schrecken; er blieb weinend unter der Eiche 
sitzen. Da fiel ihm ein, dass sein Lehrer gesagt habe, man dürfe 
bei Gewittern nie unter Bäume treten. Rasch sprang daher 
Gustav auf, nahm sein Körbchen und eilte fort. Da leuchtete 
ein heftiger Blitz; laut krachte der Donner gleich darauf, und 
erschreckt sah der Knabe sich um. Die Eiche, unter der er 
eben gesessen, hatte der Blitz zerschmettert. Durchnässt kam 
Gustav zu Hause an. Die Eltern hatten ängstlich auf ihn ge¬ 
wartet und freuten sich sehr, als sie ihn unverletzt sahen. Die 
kranke Mutter erquickte sich jetzt und dankte ihrem Gustav. 
L. Kellner. 
82. Der Teich. 
Nicht weit von der Mühle ist ein Teich, dessen Wasser so breit 
ist, daß man keinen Steg darüber legen, nicht einmal mit einem Steine 
darüber werfen kann. In diesem Teiche sind Fische, große und kleine, 
bräunliche und gräuliche, die schwimmen hin und her und sind bald 
oben auf der Fläche, bald unten auf dem Grunde. Wirft man ihnen 
ein Bröckchen Brot ins Wasser, so schwimmt ein ganzer Trupp herbei 
und schnappt danach. Anfangs sind es nur kleine Fische, welche sich 
sammeln, hernach kommen aber auch größere: Karpfen, so breit wie 
meine Hand, und Hechte, so lang wie mein Arm. Vor den Hechten 
fürchten sich die andern, denn sie sind Raubfische; sie haben scharfe 
Zähne und beißen die kleinen Fische tot und fressen sie. Der Müller 
will die kleinen Fische nicht alle gefressen haben und läßt deshalb 
nicht viele Hechte in dem Teiche. 
Wollt ihr wissen, wie er sie fängt? Ich habe ihm einmal zugesehen. 
Da nahm er einen Angelhaken von Stahl, der war sehr spitz, band eine 
lange Schnur daran und befestigte sie an einen langen Stock; das Ganze 
nannte er seine Angel. Nun nahm er einen Regenwurm unter einem 
Steine heraus, steckte diesen so an den Haken, daß man die Spitze nicht 
sah, und daß man meinte, der Wurm schwimme im Wasser. Hierauf setzte 
er sich ganz ruhig an das Ufer und ließ die Angel in das Wasser hängen. 
Uber eine Weile kam ein großer Hecht, betrachtete den Wurm und dachte: 
Ei, der soll mir gut schmecken. Geschwind fuhr er darauf los, sperrte
	        
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