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19. Der treue Hund.
Ein Kaufmann machte einst eine Reise zu Pferde, und sein
treuer Pudel begleitete ihn. Der Zweck dieser Reise war, von
einem etwas entfernten Orte eine Summe Geldes abzuholen, die
dort jemand ihm schuldig war. Er empfing das Geld und ritt
vergnügt nach Hause.
Unterwegs fiel der Mantelsack, worin der Geldbeutel steckte,
von dem Pferde herab zur Erde, weil er nicht fest genug ange¬
schnallt gewesen war. Der Kaufmann, der in Gedanken safs,
merkte nichts davon; wohl aber merkte es sein treuer Pudel. Er
versuchte, oh er den Mantelsack mit den Zähnen aufheben und
seinem Herrn nachtragen könne; aber er war ihm zu schwer.
Er lief also hin zu seinem Herrn, sprang an dem Pferde
auf und bellte so laut und unaufhörlich, dass der Kaufmann nicht
wusste, was er davon denken solle. Er gebot ihm zu schweigen:
aber umsonst. Er gab ihm einen Schlag mit der Peitsche: aber
vergebens. Das treue Tier fuhr fort zu bellen und zu heulen
und an dem Pferde aufzuspringen, als wenn es seinen Herrn
mit Gewalt herunterziehen wollte, und da ihn dieser durch meh¬
rere Peitschenschläge abwehrte, fiel er das Pferd an, um ihm
durch Bellen und Beissen zu verstehen zu geben, dass es um¬
kehren solle.
Der Kaufmann erschrak und glaubte, dass er toll geworden
sei. Er liebte den Hund, und es schmerzte ihn, sich in die Not¬
wendigkeit versetzt zu sehen, ihn tot schiessen zu müssen. Lange
bemühte er sich, ihn durch Zurufe zu besänftigen; aber da alles
nichts helfen wollte, ergriff er endlich die Pistole, zielte und
drückte mit weggewandten Augen los. Der gute Pudel stürzte,
erholte sich aber wieder und kroch ängstlich winselnd näher zu
seinem Herrn. Dieser konnte den Anblick nicht ertragen, gab
dem Pferde die Sporen und ritt davon.
Nach einer kleinen Weile konnte er sich gleichwohl nicht
enthalten zurückzusehen, ob das arme Tier wohl schon tot sei.
Aber indem er sich auf dem Pferde umdrehte, bemerkte er den
Verlust seines Mantelsackes. Wie ein Stein fiel es ihm da plötz¬
lich aufs Herz, dass das wohl die Ursache sein möchte, warum
der Hund so gebellt habe. „Ich Grausamer!“ rief er aus und
jagte spornstreichs zurück, mehr wegen des armen Pudels als
wegen des Geldes besorgt. Er fand ihn an der Stelle, wo er ihn
geschossen hatte, nicht mehr, sondern sahe aus der blutigen Spur,
dass er weiter zurück müsse gekrochen sein. Voll Bekümmernis
folgte er dieser Spur: und — o wer vermag seine Betrübnis