Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Bald darauf kam das Kloster durch Krieg und andere Unfälle in große Armut 
und Schulden, pflegte aber trotzdem nach wie vor eifrig die Wissenschaften. Der 
Abt Stephan (1610 1634) ließ die erwähnten Wandgemälde auf Holz über— 
tragen und bis auf Kurfürst Maximilian J. (1598--1651) fortsetzen; auch gab 
er der Fürstenkapelle die jetzige ansehnliche Gestalt. Im Jahre 1632 wurde 
das Kloster von den Schweden geplündert, sah sich aber gleichwohl unter dem 
Abte Korbinian (1634—1658) schon wieder mit dem Titel „die Schule der 
Gelehrten“ ausgezeichnet. In den ersten Jahren des spanischen Erbfolgekrieges 
7021704), sowie während des französischen Revolutionskrieges 1796 und 
1800 litt Scheiern viel unter dem Ungemache der Zeit. 
Bei der allgemeinen Klosteraufhebung von 1803 teilte am Benediktstage 
21. März) auch Scheiern dieses Los, nachdem es kurz vorher, unter Einrechnung 
seines Entstehens zu Fischbachau, die siebenhundertjährige Gründungsfeier be— 
gangen hatte. Die weitläufigen Gebäude, Gärten, Mlagen und sonstigen 
Realitäten wurden verkauft, vielen Umgestaltungen, Veränderungen und auch 
teilweise Zerstörungen unterworfen, wobei selbst die wittelsbachische Begräbnis— 
stätte zu Schaden kam. Bis Ende 1835 wechselten die Privatbesitzer rasch, 
dann aber gelangte der ehrwürdige Bau unter die Administration des Damen— 
stiftes zu St. Anna in Müuchen. Am 5. August 1837 erschien König Ludwig 1. 
welcher bereits vorher die Reparatur der Fürstenkapelle auf Kosten des Staats— 
ärars veranlaßt hatte, persönlich in Scheiern, um Einsicht von den Ueberresten 
des ehemaligen Klosters zu nehmen, wonach er sofort deren Ankauf aus eigenen 
Mitteln beschloß. Gemäß Urkunden vom 29. Dezember 1837 und 20. September 
1838 stellte König Ludwig das Kloster Scheiern als Priorat des Benediktiner— 
klosters Metten wieder her. Der 1. Oktober letztgenannten Jahres war der 
feierliche Tag, an welchem die Uebergabe der Stiftungs- und Schenkungsurkunde 
erfolgte, in welcher sich Ludwig J. vorbehielt, auf dem vom Kloster nordwestlich 
liegenden Hügel jederzeit eine königliche Begräbnisstätte erbauen zu können. 
Auch den bis auf die Glockenräume abgebrochenen Turm ließ der kunstliebende 
Fürst auf seine Kosten höher und in anderem Stile wieder aufführen. Im 
Jahre 1843 ward Scheiern neu begabt und zu einer selbständigen Abtei erhoben. 
Im Vorhof der Kirche ist rechts eine Kreuzigung in Relief von 1514. 
Am Kreuzgang des Klosters, dessen Bauart sonst durchweg auf neuere Zeit 
weist, besteht noch eine Kapelle in weit älterem Stil, die sogenannte Otto— 
kapelle, unter deren Fußboden die Gebeine von mehreren des so groß und zahl— 
reich gewordenen Geschlechts ruhen sollen. Erfüllt von Schauer und Ehrfurcht 
steigt jeder die Geschichte seines Regentenhauses kennende Bayer die Stufen zur 
Ottokapelle hinan, zu diesem altertümlichen Gewölbe, dessen Unterhaltung 
während der Periode vorübergehenden Privatbesitzes allen Eigentümern der 
lostergebäude im Interesse kommender Geschlechter zur strengsten Pflicht gemacht 
war. Unter Abt Stephan hat man 1623 nach jener Gruft gegraben, aber nur 
ein Behältnis mit Gebeinen entdeckt, die man nun in der Fürstenkapelle be— 
stattete. Neben letzterer liegt die alte Burgkapelle, in welcher nach einer aller— 
dings weniger glaubwürdigen Sage im Jahre 996 der Ungarnkönig Stephan 
mit des deutschen Kaisers Heinrich II. Tochter Gisela getraut worden sein soll. 
Wenden wir unseren Blick nochmals nach dem Dorfe Oberwittelsbach, wo 
die Gräben und teilweise auch die Grundmauern der Ruine den Besuchern 
— und unter diesen zählte 1857 am 9. September König Maximilian II. — 
deutlich vor Augen liegen. Die um 1418 zur Kirche erweiterte, daher von 
den Landleuten Burgkirche genannte Burgkapelle liegt am nordwestlichen Ende
	        
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