16 § 6. Der Islam.
§ 6.
D e r Islam.
Inhalt: Muhammed 571 — 632 gründet 622 den Islam. Seine
Nachfolger, die Chalifen Abnbekr, Omar und Othman, werden nur von den
Sunniten, nicht von den Schiiten, den Anhängern des Chalifen Ali, anerkannt.
Nach Ali's Ermordung folgen die Ommejaden in Damaskus 661 — 750, nach
deren Sturz die Abassiden in Bagdad 750—1258.
571-032 1. Muhammed, der Stifter des Islam, 571—632. Muhammed,
geboren 571 in Mekka, aus dem edlen Stamme Koreisch, trat, 25 Jare alt,
in die Dienste einer Kaufmannswitwe und verheiratete sich mit ihr. Phantasie¬
reich, tiefdenkend, beherzt, schön im Aeußern — war er ganz das Ideal eines
Morgenländers. Seine Familie fürte die Aufsicht über das Grab Jsmael's.
Die Kaaba, ein schwarzer Stein, deckte es. Bald widmete sich Muhammed
vornehmlich religiöser Betrachtung. Es trieb ihn in die Wüste, und hier
wurde ihm sein Beruf zum politischen und religiösen Reformator seines
Volkes klar. „Es ist nur Ein Gott, und Muhammed ist sein Prophet!
Gebet fürt aus halbem Wege dem Herrn entgegen, Fasten bis an die Türe
seines Hauses! Almosen öffnet seine Pforten!" das waren die Hauptlehren
des Islam (d. i. Hingebung), die im Koran niedergelegt sind. Im
622 Jare 622 sah sich Muhammed zur Flucht (Hedfchra) vo u Mekka nach
Medina genötigt, wo er die Einwoner für sich gewann. Bald fand er
immer größeren Anhang und unterwarf sich Mekka und ganz Arabien.
Durch den Hinweis auf ein Paradies voll sinnlicher Freuden und Genüsse
sowol, wie durch den Glauben an ein unabänderliches Verhängnis (Fatalis¬
mus) wusste seine Religion a) die Tatkraft ihrer Bekenner zu steigern;
b) ihre durch Feuer und Schwert gestattete Ausbreitung in staunenerregender
Weise zu fördern. Seine letzte Wallfart um die Kaaba hielt Muhammed
an der Spitze von 140000 Anhängern und starb 632.
2. Die Chalifen. a) Abubekr gab durch die Zusammenstellung
der Lehren Muhammed's im Koran dem neuen Glauben einen festen Halt,
b) Oma r, der Gründer des Chalifenstats, eroberte: i) Syrien mit Phönikien
uud Palästina 636; 2) Aegypten, wo 641 die letzten Reste der Alexan-
drinischen Bibliothek verbrannt wurden, c) Othman machte 651 dem
Perserreiche der Sassaniden ein Ende, d) Unter Äli erhob sich Moawijah,
Ommeja's Son, in Syrien. Der durch Ali's Ermordung 661 beendete
Streit fürte die Trennung der Moslemin in zwei große Parteien herbei, in:
1) die Schiiten, welche als Anhänger Ali's und seiner Nachfolger die
drei ersten Chalisen nicht anerkennen und die Sunna, die von jenen neben
dem Koran gebildete Tradition verwerfen (in Persien, Marokko): 2) die
S u u u i t e u, welche der Sunna folgen und die große Mehrzal der Muhammeda¬
ner bilden (in Afrika, der Türkei, Kleinasien, Syrien, Arabien, Indien:
30000000).
661-750 _ 3. Die Ommejaden 661—750. Die Ommejaden verlegten ihre
Residenz nach Damaskus und gründeten das Chalisat von Damaskus. Sie
setzten zwar die Eroberungen mit Erfolg fort (bis Turan, Indien und
Spanien 711), den iuneren Verfall aber vermochten sie nicht aufzuhalten.