Full text: [Band 5 = Ober-Tertia und Unter-Sekunda, [Schülerband]] (Band 5 = Ober-Tertia und Unter-Sekunda, [Schülerband])

aber erhob das heer zu einer dauernden Einrichtung und schwächte die 
Macht der Landstände, indem er in allen seinen Gebieten allgemeine 
Steuern einführte. Im Keiche war nur eine Stimme der Verwünschung 
wider diese ersten Anfänge des modernen heer-⸗ und Finanzwesens. Preußen 
blieb von Beginn seiner selbständigen Geschichte der bestgehaßte der deut— 
schen Staaten. Die deutschen Lande, welche diesem Fürstenhause zufielen, 
sind fast alle unter lauten Klagen und heftigem Widerstande in die 
neue Staatsgemeinschaft eingetreten, um sämtlich bald nachher ihr Schick⸗ 
sal zu segnen. 
Das ungeheuere, hoffnungslose Wirrsal der deutschen Zustände, die 
erbliche Ehrfurcht der hohenzollern vor dem Kaiserhause und die Be— 
drängnis ihres zwischen übermächtigen Feinden eingepreßten Staates ver— 
hinderten noch durch viele Jahrzehnte, daß das alte und das neue Deutsch⸗ 
land in offenem Kampfe aufeinander stießen. Doch der Weg war ge— 
wiesen, jede neue größere Erschütterung des deutschen Lebens hat den 
preußischen Staat wieder zurückgeführt zu dem zweifachen Gedanken: 
der Gebietserweiterung und der Gewinnung der Führerschaft in Deutschland. 
21. Der Raub Straßburgs (1681). 
B. v. Moltke, Gesammelte Schriften, II. 
Die große Schwäche, die das Deutsche Reich durch die Abtretung von 
Freiburg im Breisgau offenbart hatte, reizte den König von Frank— 
reich zu immer unverschämteren Forderungen. Er gründete die berüch— 
tigten Reunionskammern, die alles, was je einmal mit den von ihm 
eroberten deutschen Landschaften und Städten verbunden gewesen war, 
verzeichnen mußten; und alles das nahm er frischweg als französisches 
Eigentum in Anspruch. Der Kaiser, damals schwer bedrängt durch: die 
Türken, konnte sich der neuen französischen Raubgriffe nicht erwehren. 
Deutsche Verräter halfen den Franzosen, und so fiel Straßburg, das 
bisher das unantastbare Bollwerk Deutschlands am Oberrhein gewesen war. 
Sschon seit längerer Zeit hatten die Straßburger Bürger nichts so sehr 
gehaßt und gefürchtet, als unter Frankreich zu kommen. Die größten 
Opfer hatten sie gebracht, um ihre Stadt hinreichend zu befestigen. Oft 
hatten sie beim Deutschen Reich und bei den Schweizern, ihren alten 
Herbündeten, hilfe gesucht und sich nie durch Ludwigs Rabalen berücken 
noch bestechen lassen. Dem Advokaten Obrecht, der die Stadt einst an 
Frankreich verraten wollte, war der Kopf vor die Füße gelegt worden. 
Aber schließlich bedrängten die Franzosen Straßburg von allen Seiten, 
hemmten seinen Verkehr, machten es nach und nach arm und brachten es 
zur Verzweiflung. Zugleich brütete der jüngere Obrecht, des hingerichteten
	        
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