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seine Fluten sich stemmen und einen kleinen, aber tiefen See bilden.
Bäche, welche aus den östlichen Gebirgen kommen, verstärken ihn, und
er bildet weiter abwärts einen zweiten, größeren See. den Merom,
in einsamer Landschaft. Aus diesem schlängelt er sich durch ein
3 Meilen langes Thal dem See VLN Liberias (Genezareth) zu.
Dieses herrliche Wasserbecken, in Galiläa das größte, von 16stündigem
Umfange, an dessen Ufern Jesus mit seinen Jüngern so oft verweilte
und lehrte, erinnert durch die Reize seiner landschaftlichen Umgebung
an die schönsten Seeen der Schweiz. Es wird in seiner ganzen Länge
vom Jordan durchströmt, welcher bei seinem Austritte am südlichen
Ende, ähnlich dem Rhein, wenn er den Bodensee verläßt, an Mächtig¬
keit das Doppelte gewonnen hat. Als ein nun ansehnlicher Strom,
der eine Breite von 140 bis 200 Fuß und eine Tiefe von 3 bis
10 Fuß hat, wälzt er sich zwischen meistens hohem Boden durch eine
felsige, abwechselnd kahle und bewaldete Landschaft. Rach dreißig-
stündigem Lause von Nord nach Süd findet er im sogenannten toten
Meere sein Ziel.
Die Gestade des Jordans, einst prangend mit volkreichen
Städten und reichen Fluren, sind seit achtzehn Jahrhunderten schon,
seit der schrecklichen Vernichtung des jüdischen Volkes und Staates
unter Titus und Vespasian, fast ohne Anbau. Sie haben keine
blühenden Gärten, keine Ernten, keine Reben mehr. Einige schmutzige
Dörfer und verfallene Flecken, des Elends und der Armut Aufent¬
haltsorte, und einzelne Zelte streifender Beduinen mildern den Ein¬
druck des Öden und Einsamen nicht, und häufige Trümmer mächtiger
Konstruktion aus und vor der Römerzeit, von Tempeln und Kastellen
blicken traurig auf die klaren, schnell dahin rauschenden Fluten des
heiligen Flusses hernieder. Roch vor einem Jahrhunderte war die
Gegend am Jordan besser kultiviert und nicht so ganz menschenleer.
Aber der Druck habsüchtiger Paschas, der den armen Bewohnern das
nahm, was sie mit ihrer Arbeit der Erde abgewannen, tilgte die
Lust an der Kultur eines dankbaren Bodens aus. und die Furcht vor
den räuberischen Arabern aus der östlichen Wüste, denen bei der Zer¬
rüttung des Reiches die geringe, wehrlose Bevölkerung sich ganz preis¬
gegeben sah, hat den bessern Teil derselben vollends verscheucht. Nur
solche sind geblieben, denen nichts zu nehmen ist, und so sehen wir
letzt das Land, welches ein fleißiges Volk vor 2 Jahrtausenden zu
einem irdischen Paradiese umzuschassen verstand und geschickt machte,